Kaum öffne ich meine Augen, schon spüre ich eine dunkle Last in meinem Kopf. Wieder ein Morgen, an dem ich keine Energie habe, aufzustehen, Grübeleien mich wie Blei nach unten ziehen. Wie oft hatte ich schon den Eindruck, diese Momente hinter mir gelassen zu haben, doch sie holen mich ein. Immer wieder verzweifle ich an dem Gefühl der Sinnlosigkeit des Lebens und an der Machtlosigkeit gegenüber dem Weltgeschehen, wie es ist. So bleibe ich eine Weile liegen.
Meine Hand greift zum Smartphone, um nach der Uhrzeit zu schauen. Schon viel zu spät. Ich müsste endlich mal in die Gänge kommen und arbeiten, doch ich bleibe erschöpft und wie gelähmt liegen. „Es hat ja eh alles keinen Sinn“, klugscheißen meine Gedanken.
Ich beschließe, Musik zu hören und entdecke auf YouTube ein Lied, das ich auf einem Konzert beim Pax Terra Musica Friedensfestival gehört hatte. Ich spiele es ab und lausche auf dem Rücken liegend aufmerksam dem Text.
Wir könnten Häuser bauen, die autark und nachhaltig sind
Wir könnten dankbar mit der Erde umgehen als ein Menschenkind
Wir könnten aufhören, jemand zu werden aus Fernsehfilmen
Uns nicht verbiegen und einfach sein, wer wir selber sind
Wir könnten kooperieren, anstatt zu konkurrieren
Wieder zurück zum Wir, im Frieden leben mit Tieren
Massenviehhaltung verbraucht ein Drittel des ganzen Getreides der Welt
Wir fressen und fressen, woanders hungern Menschen
Wir könnten Hanf anpflanzen, anstatt den Regenwald zu roden
Wir könnten Mehrwerte schaffen, anstatt mit Schneeballmethode
Immer noch mehr und mehr ins Portemonnaie reinzuholen
Bis man dann merkt, der Wert von Geld ist Illusion
Wir könnten mehr als fünf Sinne nutzen, um andere kennenzulernen
Und ihnen begegnen, als ob man‘s selber wär
Wir könnten dieses und jenes, wir könnten dies und das
Ich könnte stundenlang drüber reden, aber ich mach‘ lieber was
Wir könnten so leicht die Welt ein bisschen besser machen
Wer Frieden will, verkauft keine Waffen
Wir könnten uns alle die Hände reichen
Wir setzen ein Zeichen
Wir könnten so leicht die Welt ein bisschen besser machen
Wer Frieden will, verkauft keine Waffen
Wir könnten uns alle die Hände reichen
Wir setzen ein Zeichen
Wir könnten alles verändern
Wenn wir nur aufhören, zu glauben, wir könnten gar nichts verändern
Alles ist änderbar, ja, nicht nur in einem Wahljahr
Nutz deine Stimme, auch wenn man nicht danach gefragt hat
Wir könnten aufhören, so zu tun, als hätte Geld einen Wert
Und so handeln, als ob wir wirklich alle Menschen wären
Ganz ohne Messenger miteinander sprechen lernen
Lächeln verbindet, in uns drinnen schlägt dasselbe Herz
Wir könnten uns verändern, dadurch alles um uns herum verändern
Dadurch wirklich alles von Grund auf ändern
Es gibt keinen Grund, noch länger darauf zu warten
Und einfach starten, statt zu fragen, warum‘s andere nicht taten
Wir könnten das T streichen, denn wir können — Punkt!
Oder warum glaubst du wählte unser Schöpfer uns
Wir könnten anfangen und endlich in uns selbst vertrauen
Kommt, wir beginnen jetzt an einer neuen Welt zu bauen
Wir könnten so leicht die Welt ein bisschen besser machen
Wer Frieden will, verkauft keine Waffen
Wir könnten uns alle die Hände reichen
Wir setzen ein Zeichen
Wir könnten so leicht die Welt ein bisschen besser machen
Wer Frieden will, verkauft keine Waffen
Wir könnten uns alle die Hände reichen
Wir setzen ein Zeichen
Wir könnten uns erinnern
Wie wir uns fühlten, als wir mal Kind waren
Offene Herzen, befreit von Angst
Weil man niemals scheitern kann
Ich könnte alles verändern, du glaubst an mich
Du könntest alles verändern, ich glaube an dich
Wir könnten alles verändern, ohne Zweifel
(Wir sind Veränderung, wir sind das Zeichen!)
Die letzten Töne liegen noch im Raum, als ich mich aufsetze. Die Last ist wie verflogen. Ich fühle mich besser und hoffnungsvoller. In mir pulsiert plötzlich wieder ein innerer Antrieb, diesen Tag dankbar anzunehmen und meinen kleinen Beitrag in meinem kleinen Umfeld zu leisten.
Auf dem Weg in die Küche kreuzt meine Katze meinen Weg. Ich drücke ihr einen Kuss auf und mache mir Kaffee. Ich fühle mich dankbar, dass dieses Tier mit mir zusammenlebt, dankbar für unsere Erde, während ich meinen Kaffee auf der Terrasse trinke, und dankbar für Musiker wie Morgaine, Äon und Kilez More, die ihre Liebe und ihren Friedensaktivismus in Musik übersetzen und mich damit berühren. Die wie bei ihrem Konzert auf dem Pax Terra Musica Menschen miteinander und mit ihren Gefühlen verbinden.
Wir können die Welt verändern! Mit einem offenen Herzen durch die Welt gehen, unsere eigene Verletzlichkeit und andere Menschen in ihrer Verletzlichkeit erkennen, empathischer mit anderen und uns selbst sein. Musik entfaltet eine heilsame Kraft, die mir in den schweren Momenten hilft, aus der lähmenden Gedankenwelt zu entkommen, und mich mit einer sanften Lebenslust und Liebe erfüllt. Veränderung geschieht nach und nach, in kleinen Schritten, die wir selbst jeden Tag gehen können.