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„Vergesst Assange nicht, sonst werdet ihr ihn verlieren!“

„Vergesst Assange nicht, sonst werdet ihr ihn verlieren!“

Am Mittwoch warnte der international bekannte investigative Journalist John Pilger öffentlich, die Menschen dürften „Julian Assange nicht vergessen“, andernfalls würden sie ihn verlieren.

von Oscar Grenfell

In einem Tweet, der mehr als 10.000-mal geteilt wurde, schrieb Pilger:

„Vergesst Julian #Assange nicht, sonst werdet ihr ihn verlieren. Ich habe ihn im Gefängnis Belmarsh gesehen, sein Gesundheitszustand hat sich verschlechtert. Er wird schlimmer behandelt als ein Mörder: Er ist isoliert, wird unter Medikamente gesetzt, und alles, was er braucht, um sich gegen die fingierten Vorwürfe zur Auslieferung an die USA zu wehren, wird ihm vorenthalten. Ich habe jetzt Angst um ihn. Vergesst ihn nicht.“

Julians Mutter, Christine Assange, reagierte auf Pilgers Update mit einer Reihe von Tweets. Sie erklärte, sie empfinde „tiefen Schmerz und Angst“ und fügte hinzu:

„Mein Sohn, der Journalist, wurde angeschwärzt, verleumdet und neun Jahre ohne Anklage festgehalten. Man verweigert ihm ein faires Verfahren, grundlegende Gesundheitsversorgung, angemessene medizinische und zahnmedizinische Versorgung. Seit Jahren lebt er in Einzelhaft und wird gefoltert.“

Sie prangerte den „langsamen Mord“ an Assange an und machte die Regierungen der USA, Großbritanniens, Schwedens und Ecuadors, sowie die Mainstream-Medien dafür verantwortlich. Daneben verurteilte sie auch die australische Regierung, die sich weigert, ihren Sohn zu verteidigen.

Pilgers Nachricht ist der aktuellste öffentliche Hinweis auf den immensen körperlichen und psychologischen Schaden, den Assange durch seine zehnjährige politische Verfolgung erlitten hat.

Wie Jennifer Robinson, eine von Assanges Anwälte-Team, letzte Woche bestätigte, befindet sich ihr Klient weiterhin im Krankenflügel von Belmarsh, in den er Ende Mai verlegt wurde. Sie erklärte, sie sei „sehr besorgt“ um Assanges Gesundheitszustand. Vermutlich habe er aufgrund seiner siebenjährigen Arrestzeit in der ecuadorianischen Botschaft in London „bleibende Schäden“ erlitten.

Als Assange erstmals in den Krankenflügel des Gefängnisses verlegt wurde, erklärte WikiLeaks in einer öffentlichen Stellungnahme, sein Gesundheitszustand habe sich in den ersten sieben Wochen seiner Inhaftierung in Belmarsh „deutlich verschlechtert“, und er habe „dramatisch an Gewicht verloren“.

Die britischen Behörden weigern sich trotz Assanges gesundheitlicher Probleme, seine Haftbedingungen zu erleichtern. Das steht in Einklang mit dem Versuch der britischen Regierung, die Auslieferung des WikiLeaks-Gründers an die USA voranzutreiben, wo ihm wegen seiner Rolle bei der Aufdeckung amerikanischer Kriegsverbrechen, Massenüberwachungsoperationen und weltweiter diplomatischer Verschwörungen eine lebenslange Freiheitsstrafe oder Schlimmeres droht.

Im Mai wies die britische Regierung einen Bericht des UN-Sonderberichterstatters für Folter, Nils Melzer, kurzerhand zurück. Dieser war zu dem Ergebnis gekommen, dass Assange „psychologischer Folter“ ausgesetzt wurde. Melzer wies auf die Mitverantwortung der britischen Behörden hin, die Assanges Gefangenschaft in der ecuadorianischen Botschaft erzwungen hatten, weil sie drohten, ihn sofort zu verhaften, sobald er das Gebäude verlassen würde.

Im Mai hatte Melzer einen Brief an die britische Regierung geschrieben, den er Anfang August veröffentlichte. Darin beschreibt er die zentrale Rolle des britischen Staats als Unterstützer von Assanges willkürlichem Arrest und das „öffentliche Mobbing“ von Assange durch hochrangige Politiker und die Presse.

Melzer schrieb, dass Assanges schneller Gewichtsverlust während seiner Inhaftierung im Belmarsh-Gefängnis und seine Verlegung in den medizinischen Flügel bestätigten, dass der „WikiLeaks-Gründer systematisch zunehmend schwerem psychologischem Leid ausgesetzt wird, und dass sich sein bereits bestehendes Trauma verschlimmert“.

Melzer forderte, Assanges 50-wöchige Haftstrafe wegen erfundener Kautionsvergehen müsse aufgehoben werden. Er sagte, zumindest sei es notwendig, dass die britischen Behörden Assange „dringend Zugang zu einem Psychiater seiner Wahl und seines Vertrauens gewähren und ihn dringend von der ständigen Belastung durch traumatisierenden psychischen Stress, Angst und Depressionen befreien“.

Der Brief des UN-Sonderermittlers blieb unbeantwortet.

John Pilger spielt in seinem Tweet auch auf die Rolle der britischen Behörden an: Sie hindern Assange daran, seine juristische Verteidigung gegen die drohende US-Auslieferung vorzubereiten. Assange wird der Zugang zu einer Bibliothek und einem Computer verweigert, und alle Besuche, einschließlich der seiner Anwälte, werden eingeschränkt.

Pilgers Aussage unterstreicht die kriminelle Rolle, die die bürgerlichen Medien bei der staatlichen Verfolgung von Assange spielen. Er hat seinen Tweet eine Woche nach dem Urteil eines amerikanischen Bundesgerichts veröffentlicht. Der Richter hat die Zivilklage des US Democratic National Committee (DNC) gegen Assange als „von Vorurteilen behaftet“ abgewiesen.

Der Vorsitzende Richter hatte festgestellt, dass es keine Beweise für eine Absprache zwischen Assange und Russland gebe. Die WikiLeaks-Publikationen, welche die Manipulation der Vorwahl 2016 durch die DNC enthüllten, wie auch die Veröffentlichung von Hillary Clintons geheimen Wall-Street-Reden, hätten den „Anspruch auf den stärksten Schutz der Verfassung“.

Medientrust wie die New York Times und die Washington Post, aber auch jede große Zeitung in Australien und Deutschland, hatten drei Jahre lang die Lüge verbreitet, dass Assange ein „russischer Agent“ sei. Jetzt unterdrücken sie jegliche Nachricht über das vernichtende Urteil. Diese Reaktion unterstreicht nur ihre Funktion als Sprachrohr der Geheimdienste und der Regierungen, die Assange verfolgen.

Pilgers Erklärung macht deutlich, wie dringend es ist, die breite Unterstützung, die Julian Assange in der Bevölkerung genießt, in eine massenhafte politische Bewegung in Australien und weltweit zu verwandeln, um seine Auslieferung an die USA zu verhindern und seine völlige Befreiung zu erreichen.

Meldet euch hier an, um am Kampf für die Verteidigung von Julian Assange teilzunehmen!


Redaktionelle Anmerkung: Dieser Artikel erschien zuerst auf der World Socialist Web Site.

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