20. April 2020 — Gedanken über Deutschland und „mein“ Bundesland
Bereits am 3. April verfasste ich einen offenen Brief an die Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommerns und die Abgeordneten des Landtags. Außer von der Fraktionsgeschäftsführung der SPD erhielt ich darauf von niemandem irgendeine Reaktion, was mich einerseits wenig wunderte, andererseits aber auch diesen Umstand als bezeichnend erscheinend lässt für den desolaten Zustand unserer so gepriesenen Demokratie. Wozu auch meine Beobachtung einer weitgehend gleichgeschalteten Presse gehört, die sich gerade in Schwerin bis Ostern zum Sprachrohr der Regierung aufblähte beziehungsweise dazu gezwungen wurde, und das sehr offensichtlich. Ich habe glücklicherweise auch ohne deren Hilfe mit meinen Gedanken (siehe oben genannten Brief) eine große Anzahl von Menschen erreicht, die mir nahezu ausnahmslos mit ihren Reaktionen bestätigten, wie wichtig und richtig es war, sie zu äußern und an die Politik heranzutragen.
Vom legislativen Wirken des Schweriner Landtages ist im medialen Außenraum seit etlichen Wochen so gut wie nichts zu vernehmen, und es wird der Eindruck vermittelt, sie stünden alle in Geschlossenheit vereint hinter dem exekutiven Handeln der Manuela Schwesig und ihres Kabinetts. Genauso wie sich derzeit auch der Bundestag darstellt, auch dort scheint vor allem von einer wirklichen Opposition kaum noch die Rede sein zu können. Mir stellt sich das Handeln vor diesem Hintergrund der Regierungen sowohl in Berlin (Bund) als auch gerade besonders in Schwerin als gleichermaßen chaotisch und vor allem willkürlich dar. Kein Virus kann das meines Erachtens rechtfertigen!
Das Land steht vor dem sozialen und wirtschaftlichen Chaos, und die Politik wiederholt gebetsmühlenartig die immer wieder selben Floskeln und Phrasen. Die beiden Grokos übertreffen sich dabei auch noch an Selbstlob und beschwören mit durch nichts bewiesenen Behauptungen den Eindruck, dass sie alles richtig gemacht hätten im Kampf gegen den fast unsichtbaren Feind — wie immer „alternativlos“.
Aus den großen Koalitionen scheint eine Willkürherrschaft emporgestiegen — die unzähligen Verbote, die drastischen Einschränkungen beziehungsweise die komplette Wegnahme der meisten unserer Grundrechte zeigen sich wie die Vorboten einer Diktatur!
Und dann noch die unselige Kleinstaaterei, in der sich besonders Mecklenburg-Vorpommern mit seiner um Profil bemühten Ministerpräsidentin auf beschämende Weise hervortut. Als ob wir dies ausgerechnet hier nötig hätten, in dem Bundesland, welches derzeit weniger als 150 „coronakranke“ Menschen zu verkraften hat; viel mehr waren es nie.
Vor zwei Jahren raffte die seinerzeit grassierende Grippeepidemie in Deutschland mehr als 25.000 — rechnerisch ermittelte Übersterblichkeit — dahin, und 4 Millionen Menschen galten hier zeitweise als krank. Damals stand das Land unter einer erheblichen Belastungsprobe, natürlich insbesondere die betroffenen Menschen, aber sehr merkbar auch die medizinischen Einrichtungen längst am Rande ihrer Möglichkeiten. Diese Warnung indes hatte nicht gereicht, mit politisch ebenfalls längst überfälligen Entscheidungen und Investitionen unser Gesundheitssystem und alle damit verbundenen Berufe der Fürsorge in den Status wirklicher Solidität zu setzen!
Stattdessen feilte man weiter an der „schwarzen Null“. Darauf auch noch stolz zu sein, wich nun ganz offensichtlich im März diesen Jahres dem schlechten Gewissen: Getrieben von den Medien und der verständlichen Angst vor der eigenen Verantwortung wurde einerseits durch die Regierung quasi per Dekret die Stilllegung nahezu des gesamten gesellschaftlichen Lebens verfügt und andererseits nahezu gleichzeitig mit der Gießkanne gewedelt und Hunderte von Millionen Euro versprochen und aus dem Hut gezaubert, um das Volk und die Wirtschaft zu besänftigen, ehe das Entsetzen ausbricht.
Der 13. März wird mir als Schwarzer Freitag im Gedächtnis bleiben: nicht nur, weil wir an diesem Tage nicht, wie geplant, nach Breslau und anschließend für zwei Wochen ins tschechische Riesengebirge fahren konnten — wir erfuhren telefonisch gerade noch rechtzeitig, dass unsere beiden Nachbarländer die Grenzen schließen —, sondern auch, weil sich an diesem Tage erstmals in den Medien der Virus des kommenden Desasters eines verordneten gesellschaftlichen Stillstands abbildete, was prompt am folgenden Tage bereits passierte.
Auch war an diesem Tage erstmals im Stern — viele Zeitungen sollten folgen — in einem Interview mit Herrn Drosten in Sachen Corona zu lesen: „Wenn ich in eine Kneipe gehe, bestelle ich immer Bier aus der Flasche, seit vielen Jahren.“ Mit dieser Botschaft einer typischen Virologen-Paranoia sich als Chefberater der Bundesregierung — zumindest galt er als solcher — an das Volk zu wenden, war nicht nur ausgesprochen dumm — wenn es denn keine Absicht war—, sondern sozial verantwortungslos und gefährlich; Drosten schien mir nicht bei Trost! Und ich ahnte, nein, ich wusste ab diesem Tage, dass nicht irgendein Coronavirus, sondern der Virus der Angst das ganze Volk und vorweg eben die Politik heimsuchen würde, hervorbringend daher zwanghaft die heutigen chaotischen Zustände. Angst ist eben tatsächlich nie ein guter Ratgeber.
Ich will aber auch nicht das Fünkchen Hoffnung vom selben Tage verschweigen, dass sich maßvolle Stimmen der Vernunft, die sich schon zahlreich gerade auch aus dem Lager der Fachwissenschaftler erhoben, durchsetzen würden, wie zum Beispiel die des Präsidenten des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Thomas Fischbach in einem Interview mit der Schweriner Volkszeitung (SVZ) vom 13. März 2020, der es wagte, die Maßgaben des Robert Koch-Instituts kritisch zu hinterfragen, und vor panischen Handlungen warnte.
Dies Fünkchen zerstob aber blitzartig, da zu erleben war, wie rigide mit jeder ähnlich anderen geäußerten Haltung umgegangen wurde; nahezu jedes Mittel der Diskreditierung und des Abwürgens anderer Meinungen wurde benutzt, um die Regierung auf ihrem getriebenen Kurs zu halten, den sie schlingernd einmal eingeschlagen hatte. Als eines der ersten Grundrechte starb in diesen Tagen die Freiheit der Meinung, Kunst und Wissenschaft (Artikel 5 des Grundgesetzes), welche folgten, ist bekannt und auch die Tatsache, dass bis heute nahezu keines davon ausgenommen ist.
3. Mai 2020
Inzwischen sind wir wieder im „vormundschaftlichen Staat“ angekommen. Mit diesem Begriff aus den Philosophischen Schriften von Eduard Gans (von 1797 bis 1839) fasste 1989 Rolf Henrich in seinem gleichnamigen Buch seine Kritik am zeitgenössischen Sozialismus zusammen — es wurde die geistige Grundlage für die Bürgerbewegung des NEUEN FORUM in der DDR.
In Erinnerung an jene Zeit und die eigene aktive Teilhabe daran steigen in mir natürlich alle Dämonen der Vergangenheit auf, aber es steigert sich in mir vor allem von Tag zu Tag das Gefühl der Unfassbarkeit über die Zustände in Staat und Volk der Gegenwart.
Ich sehe mich in meinem dritten Deutschland angekommen, für die noch älteren ist es das vierte. Mein erstes war jene Deutsche Demokratische Republik, die wir nach mühevollem Weg erst nach 40 Jahren in die Demokratie zwingen konnten, nur um gleich darauf erleben zu müssen, wie sie scheinbar „alternativlos“ — pardon, das Wort wurde damals noch nicht verwendet — von der BRD aufgefressen wurde; die Mehrheit des Volkes sah dem mit freudiger Erwartung entgegen. Mein zweites wurde also diese bunte Republik — so habe ich sie lange durchaus positiv empfunden —, in der ich mich neuerlich und wie auf Anfang gestellt als Individuum zu behaupten hatte.
Seither sind 30 Jahre vergangen, die ersten 20 davon waren anstrengend, die letzten 10 ruhiger. Alles in allem kann ich persönlich auf eine gute Zeit zurückblicken, und insbesondere bin ich stolz, es in meinem Beruf als Geisteswissenschaftler auch in dieser geschafft zu haben, mich nicht korrumpieren zu lassen. Und nun ist dieses für mich dritte Deutschland in die Dunkelheit zurückgefallen oder mutiert zum Überwachungskapitalismus mit Apps und Zwangsimpfungen oder noch ganz anderen Unvorstellbarkeiten. Wenn wir uns nicht wehren.
Freitag, 12. März 2021
Inzwischen ist genau ein Jahr vergangen und mir für lange Zeit die Lust am Schreiben. Dafür hatte ich um meine psychische Stabilität gerungen, gegen Pessimismus und Schlaflosigkeit zu kämpfen, wie wohl so viele andere Menschen auch. Dem anfänglichen Protest-Aktionismus und einem selbstbewussten Willen zum Widerstand war schnell ein Gefühl von Ohnmacht und Trauer gefolgt — angesichts des perfekt inszenierten Kriegszustandes nahezu der gesamten Welt gegen eine vorgeblich unsere gesamte Existenz bedrohende Naturkatastrophe an sich kein Wunder.
Nach dem weihnachtlichen Ausbleiben aller meiner vier Kinder als dem Höhepunkt dieses Negativgefühls erwachte in mir jedoch zu Jahresbeginn als eine Art Metamorphose neuer Tatendrang: „Jetzt erst recht“, wollte ich weiter denken und sagen, was ich denke, auch schreiben natürlich. Trotz meiner gebliebenen Skepsis gegenüber einer noch möglichen Heilung der gesellschaftlichen Zustände und Überwindung ihrer Abgründe will ich also alles tun, was ich kann — die Hoffnung stirbt zuletzt. So ist als Zeichen meiner selbst zum Beispiel meine Website entstanden.
Um an das oben Gesagte vom Mai des vergangenen Jahres anzuknüpfen: Überwachungsstaat und Gesundheitsdiktatur sind längst und wie befürchtet Tatsachen geworden. Gewehrt haben sich viele beziehungsweise haben dies versucht — aber es waren nicht genug, um die Entwürdigung ganzer Gesellschaften aufzuhalten. Dass die deutsche maßgeblich daran mitwirkte, schmerzt besonders — ihre Bevölkerung hat sich selbst in unseliger Tradition erneut zu Gehorsamkeit verpflichtet, die sie mit großer Wahrscheinlichkeit ein drittes Mal in wenig mehr als hundert Jahren in den Untergang reißt.
Staatliche Exekutive und mehrheitlich deutlich unfähige Legislative haben sich, allerdings nicht erst in jüngster Zeit, unübersehbar von ihrer Aufgabe entfernt, dem Volk zu dienen, dem eigentlichen Souverän unserer freiheitlichen Grundordnung. Die Kanzlerin und die gesamte Regierung in Berlin wie die in den Ländern benehmen sich seit Monaten wie gottgesandte absolutistische Monarchen, denen die Menschen wie im 19. Jahrhundert noch als treue Untertanen vertrauensvoll folgen sollen und müssen.
Leider scheint das eine Mehrheit der Deutschen tatsächlich zu tun oder, schlimmer noch, auch zu wollen. Warum? Weil es für sie einfacher ist in Zeiten der allgemeinen Verunsicherung, etwas blindlings zu glauben und Geboten scheinbarer Führungseliten zu folgen, als für sich selbst in eigenem Bedenken — Denken — eine Haltung als Individuum zu gewinnen und dadurch Entscheidungen für sich in eigener Verantwortung zu treffen und nur so sich mitverantwortlich im Sinne des politischen Ganzen zu erweisen. Aber wer will schon gern Verantwortung übernehmen? Eben! „Die da oben werden schon alles richten.“ Nicht einmal für das eigene körperliche Wohlbefinden glauben heute unsäglich viele Menschen selbst verantwortlich zu sein — dafür gebe es schließlich Ärzte, von denen man nach ungesunder Lebensweise Reparaturleistungen einfordern kann, um ihnen bei Bedarf auch noch die Schuld zuzuweisen. Immer wenn etwas schief geht, gilt die Devise: „Schuld sind die da oben.“ Auf jeden Fall immer die anderen.
Dieses neu aufgebrochene Dilemma des — nicht nur deutschen — Untertanengeistes, in dem ich „die da oben“ genauso eingeschlossen sehe wie „die da unten“, beklagte jüngst selbst der Staatsrechtler und ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichtes Hans-Jürgen Papier in einem Welt-Interview vom 7. März am Ende wie folgt:
„In der Bewusstseinslage der politischen Akteure und von Teilen der Bevölkerung scheint gelegentlich in Vergessenheit zu geraten, dass die Menschen dieses Landes freie Bürger sind. Sie verfügen über unveräußerliche und unentziehbare Freiheitsrechte, sie sind keine Untertanen!
Es wäre zu begrüßen, wenn jeder Bürger sich des Wertes der Freiheit, immer verbunden mit Verantwortung gegenüber dem Gemeinwesen, dem anderen und auch gegenüber sich selbst, bewusst wäre. Seit der Zeit der Aufklärung wurde die Verfassungsstaatlichkeit in Europa mühsam erkämpft. Wir sollten sie nicht zugunsten eines paternalistischen Fürsorgestaates aufgeben.“
Und bereits am Anfang seine klaren Sätze einer ebenso klaren Kritik am Zustand unserer Werteordnung sowie am Selbstverständnis und der Politik der Regierung:
„Diese Werteordnung unserer Verfassung war schon vor der Pandemie einer jedenfalls partiellen, schleichenden Erosion ausgesetzt, es waren Diskrepanzen zwischen Verfassung und politischer wie gesellschaftlicher Wirklichkeit zu verzeichnen. Aber seit einem Jahr müssen wir infolge der Pandemie Abweichungen von dieser Werteordnung feststellen, die sich niemand zuvor hat vorstellen können. Das gilt sowohl im Hinblick auf die Geltung der Grund- und Menschenrechte als auch im Hinblick auf die Strukturen der parlamentarischen Demokratie.“(…)
„Ich habe den Eindruck, dass Wert und Bedeutung der Freiheitsrechte in weiten Teilen der Bevölkerung, aber auch in der Politik unterschätzt werden — heute mehr denn je. Ich habe neulich eine Formulierung gehört, die etwa lautete: Wenn die epidemische Lage so bleibt, wie sie jetzt ist, dann kann es keine neuen Freiheiten geben.
Welt: Eine Formulierung der Kanzlerin …
Von wem auch immer: Darin kommt die irrige Vorstellung zum Ausdruck, dass Freiheiten den Menschen gewissermaßen vom Staat gewährt werden, wenn und solange es mit den Zielen der Politik vereinbar ist. Nein, es ist umgekehrt!
Die Grundrechte sind als unverletzliche und unveräußerliche Menschenrechte des Einzelnen verbürgt. Sie können zwar eingeschränkt werden, aus Gründen des Gemeinwohls durch Gesetz oder aufgrund eines Gesetzes. Aber es handelt sich nicht um eine einseitige Gewährung des Staates, die man mehr oder weniger beliebig entziehen und neu vergeben kann.“
Zu diesen Sätzen ist kaum etwas Nennenswertes hinzuzufügen. Ich werde sie deshalb als vorübergehenden Abschluss meiner eigenen Meinungsäußerungen an dieser Stelle einfach stehen lassen — stellvertretend im Übrigen für die vielen klugen Menschen und deren Leistungen, die außerhalb des „Mainstreams“ dafür sorgten und hoffentlich weiter sorgen können, dass informationswillige und orientierungssuchende Zeitgenossen nicht im Sumpf einer mit Phrasen, Lügen und überdies unseren Steuergeldern inszenierten Schreckensherrschaft der Angst stecken bleiben müssen. Unter „Empfehlungen“ auf meiner Website sind etliche von mir genannt und zugänglich gemacht.
Meine Skepsis bleibt allerdings, ob wir noch eine Chance haben, diesen Sumpf wieder trockenzulegen. Mir ist bewusst, dass möglicherweise die Masse der wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger, die demnächst wirklich wieder einmal gefordert sind, noch nicht einmal wissen, dass es beispielsweise zwei neue Parteien gibt (siehe auch hier meine Empfehlungen), die erstmals „dabei“ sind und genau mit dieser Absicht antreten. Denn eines ist klar: Wir brauchen schnellstmöglich neue Parlamente und Regierungen — mit den gegenwärtigen Regierungsparteien und deren Beifall klatschenden Scheinopponenten weiterhin am Ruder dürften wir keine Chancen haben, den Untergang unserer freiheitlichen Kultur und Lebensweise in diesem Land noch aufzuhalten und Spaltungen und Deformierungen wieder rückgängig zu machen. Im Grunde haben wir dafür kaum noch Zeit!
Übermorgen schon wird sich zeigen, welche Regierung das Volk in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz verdient. Aufgrund der üblichen manipulativen Vorhersagen durch Umfragen der „Leitmedien“ und des weitestgehenden Verschweigens der Existenz tatsächlicher Alternativen dürfte jedoch kaum Gutes zu erwarten sein. Hoffentlich werde ich eines Besseren belehrt …
23. März 2021
Mehr als eine Woche später gibt es aus meiner Sicht erwartungsgemäß leider nichts Gutes hinzuzufügen: Die Regierungen in den beiden Ländern haben sich bestätigen lassen, und deren Wähler dürfen sich weiter auf Jahre in stiller Einfalt freuen und irgendwann in naher Zukunft einfach vergessen haben, wie sich die Sinnlichkeit eines menschlichen Lebens anfühlt — mit Sich Bewegen, wohin und wann man will, mit Sport und Spiel, Tanzen, Singen, Musizieren und begeistert in der Menge Applaudieren oder einfach Feste Feiern groß und klein, auch Küssen, Umarmen und lauthals Lachen mit offenem Gesicht … Wer sich ein ganzes Jahr stehlen lässt und seine Würde, wird wohl auch das Fehlen eigener Lebendigkeit in der Zukunft nicht bemerken oder das erst dann, wenn es zu spät und hinter der Maske das eigene Fleisch vertrocknet oder verfault ist. Gute Nacht, Deutschland!?
Inzwischen hat eine neue Emigrationswelle dieses Land erfasst — in Erwägung und in der Tat. Menschen verlassen das deutsche Staatsgebiet bis nach Lateinamerika oder auch nach Afrika — nicht etwa vor der „dritten Virenwelle“, mit der die Kanzlerin und Berufsdemagogen wie ein Karl Lauterbach mithilfe des Staatsfernsehens und seiner unsäglichen Talkshows schon länger dem Volke drohen — nein, sie kehren ihrer Heimat den Rücken, weil sie sich hier tatsächlich bedroht fühlen oder auch bereits bedroht worden sind — durch Hetze und Diffamierungen, Einschränkung oder Verlust der Berufsausübung oder wirtschaftlichen Existenz, bis hin zum Polizeieinsatz in eigenen Wohnungen und Arbeitsräumen. Weil sie anders denken, anders reden, anders schreiben — anders handeln, als ihnen quasi vorgeschrieben wird durch die nicht nachlassende Erzählung vom „alternativlos notwendigen Krieg“ gegen die unsichtbare Bedrohung, der viele von Lockdown zu Lockdown ihre Menschlichkeit opfern, ohne es selbst zu merken und ohne dass dies wirklich notwendig ist.
Aber es gibt sie eben noch, die anderen, die sich bei anhaltend klarem Verstand zur Wehr setzen und andere Wege aufzeigen und gehen als die, welche von der sich an Zahlenspielen berauschenden, längst totalitären Bürokratie des Staates quasi im Selbstlauf erzwungen werden sollen, was ein hierzulande allzeit latent verbreiteter und nun wieder sehr sichtbarer „vorauseilender Gehorsam“ nur verdeckt: Schließlich winkt Frau von der Leyen aus Brüssel schon mit dem Impfpass für alle Willigen — damit der geordnete Wahnsinn wieder grenzenlos wird — aber bitte mit Maske, versteht sich, für alle Zukunft.
Dass Bürger in diesem Land, darunter gerade auch viele Wissenschaftler, Ärzte und unabhängige Journalisten, auch Künstler, Unternehmer und die ganze Initiative Querdenken, die sich seit einem Jahr gegen die Regierungspolitik stellen oder diese kritisch hinterfragen, von Anfang an für die öffentliche Wahrnehmung in den etablierten Massenmedien ausgegrenzt und mit bewusster Lüge verunglimpft wurden und werden, ist eine Schande für unsere Gesellschaft. Und es darf von dieser einfach nicht hingenommen werden, dass Menschen aufgrund eines so aufgebauten Drucks sich zunehmend aus dem öffentlichen Leben zurückziehen, sich gar das Leben nehmen oder entmutigt werden und das Land verlassen! Einen solchen Zustand erlebe ich nun zum zweiten Mal …
Was trotzdem Mut macht:
Dass am letzten Samstag zigtausende Menschen aller Altersgruppen und mit vielen Kindern aus ganz Deutschland in Kassel friedlich mit Musik, auch lachend und mit offenen Gesichtern durch die Stadt defilierten — das hatte Volksfestcharakter! Es wäre auch eines geworden, wenn nicht wieder, wie schon kürzlich in Berlin, irregeleitete und offensichtlich angestiftete Jugendliche — vermummt und meist in Schwarz, versteht sich — als vermeintliche Antifa-Gruppierung „gegendemonstrierend“ auftraten, Gewalt provozierend und anwendend.
Was dann gestern in den Zeitungen stand, war allerdings wieder zum Heulen: Die Polizei war nicht hart genug, hat die „bösen Querdenker“ nicht mit Gummiknüppeln zum Maskentragen ermuntert, und auch der Aufruf einzelner verantwortungsloser Politiker und Journalisten — die natürlich gar nicht da waren — zu mehr Polizeigewalt war zu lesen! Es wird Zeit, dass dieses gefährliche Spiel mit Lügen und Demagogie und die unerträgliche Phrasendrescherei ein Ende haben, sonst enden wir in einer psychopathischen und möglicherweise nur noch gewalttätigen Gesellschaft. Es ist ernst, wirklich ernst. Auf jeden Fall mir.
24. März 2021
Den Beweis für den wirklichen Ernstfall musste der aufrechte Journalist Boris Reitschuster gestern konstatieren und machte das, wie eben gelesen, dankenswerterweise öffentlich, und da seine Gedanken meine eigenen Ansichten mehr als bestätigen, gebe ich sie hiermit im Auszug einfach weiter:
Boris Reitschuster nach der Bundespressekonferenz am 23. März 2021:
„Merkel hat den Kontakt zur Lebensrealität der Bürger verloren. Die Physikerin behandelt die Menschen wie Untertanen, wie kleine Kinder, wie Variablen in einem großen Experiment. Dass sie massive Einschnitte in die Grundrechte und Freiheitsbeschränkungen als ‚Ruhetage‘ bezeichnet, ist ein Zynismus, der an DDR-Zeiten erinnert. ‚Wir haben eine neue Pandemie‘, sagte die Kanzlerin. Die Mutation habe dazu geführt, dass ‚der bisherige Erfolg‘ aufgefressen sei. Von was für Erfolgen redet sie? ‚Wir haben das Virus noch nicht besiegen können, es lässt nicht locker.‘ Wähnt sie sich im Krieg? Glaubt sie daran, dass Menschen ein Virus besiegen können? Hört man Merkel genau zu, zwischen den Zeilen, ist vieles sehr befremdend (…)
Deutschland dagegen ist im Stockholm-Syndrom gefangen. So nennt man das Phänomen, dass Geiseln nach einer bestimmten Zeit anfangen, sich mit ihren Geiselnehmern zu solidarisieren. Sie denken sich diese schön, reden sich ein, dass diese doch nur das Beste für sie wollen. Das ist ein Schutzmechanismus der Psyche, weil ansonsten Verzweiflung drohen würde. Die gleichen Mechanismen wirken heute bei sehr vielen Menschen in unserem Land: Sie denken sich Merkels Lockdown-Versessenheit schön, weil alles andere viel zu schmerzlich wäre. Und sie reagieren aggressiv auf jeden, der mit Kritik oder Hinweis auf Alternativen in anderen Ländern die sorgsam verdrängte Realität bei ihnen wieder etwas zum Vorschein bringt.
Der Preis, den unser Land und unsere Gesellschaft für Merkels Politik zu entrichten haben, wird gigantisch sein. Viel spricht dafür, dass wir nie mehr in das Land zurückkehren können, das uns vertraut und teuer war. Im schlimmsten Fall kann es zu eruptionsartigen Veränderungen kommen. Und selbst im besten Fall ist nur noch Schadensbegrenzung möglich. Bald wird die Zeit kommen, wo sich viele fragen müssen: Warum haben sie mitgemacht? Oder warum haben sie geschwiegen? Und wieder einmal wird es keiner gewesen sein.“
25. März 2021
Die Dinge überschlagen sich, manchmal scheinbar sogar rückwärts: Man wird doch wohl nicht glauben, dass die selbstbewusst vorgetragene Entschuldigung unserer Kanzlerin vom gestrigen Tage für „ihren Fehler“ tatsächlich eine große Tat ist, die es auch noch mit jubelndem Respekt zu beklatschen gilt! Mit dem kleinen Eingeständnis wird doch aus meiner Sicht nur darüber hinwegzutäuschen versucht, endlich zugeben zu müssen, dass die gesamte Politik dieser Regierung ein einziger Fehler war und eine unbezahlbare Katastrophe. Wenn sie das endlich zugeben könnte und würde, sich dafür beim ganzen Volke zu entschuldigen — dann wäre vielleicht solcher Respekt noch angebracht.
Auch wenn ich glaube, dass diese ganze Regierung, auch die der Länder, mit ihren medialen Scharfmachern und beratenden „Experten“ ihren Rubikon längst überschritten hat. Sie alle, auch die meisten der Parteien und Abgeordneten in den Parlamenten, tragen für dieses Staatsversagen die Verantwortung. Mit einem absehbaren Rücktritt Angela Merkels allein — das Gedränge dazu hat schon begonnen — dürfte nichts gewonnen sein. Die Ratten verlassen bereits das sinkende Schiff, um wie immer auf seinen Trümmern wieder Land zu erreichen.
Ostermontag, 5. April 2021
Dass es zu Ostern und im April schneit und gar hagelt, ist nichts Ungewöhnliches. Dass wir aber diese Feiertage nun das zweite Mal hintereinander in einer geschlossenen Gesellschaft verbringen, in der selbst die Familie als ihre „kleinste Zelle“ im Verdacht steht, ein Hort der unheilvollen Begegnungen zu sein, sollte aber nun langsam auch dem Dümmsten auffallen — das folgt keinem Naturgesetz! Und trotzdem scheint es so, als ob eine Mehrheit unserer Zeitgenossen diesen Zustand und die anderen dazugehörigen Ungeheuerlichkeiten mit geradezu selbstmörderischer Demut bereits wie ein neues dieser Art akzeptiert.
Einen weiteren trostlosen Beleg erfuhr ich gerade während meines täglichen Morgenspaziergangs über die Felder und Wiesen ringsum, der wie üblich vor der Rückkehr zum Haus über ein Stück Landstraße führt: In einem entgegenkommenden Auto — und darin allein — sitzt am Steuer ein weißmaskiertes, nicht näher zu identifizierendes Wesen. Falls das ein Mensch ist, dachte ich, was hat diesen derart verängstigen können, dass er sein Bewusstsein verliert?
6. April 2021
Auch dieses Ostern ist vorbei; wir haben wie üblich ausgeblasene Eier bemalt und zu den in Jahren vorher gestalteten an unseren Frühlingsstrauß gehängt. Eine Freundin hatte uns besucht, ihre überaus freundliche Tochter mitgebracht und stolz ihre gerade erworbene Mitgliedsbescheinigung in der neuen Partei dieBasis präsentiert. Außerdem waren in Stuttgart wieder zahllose mutige Menschen ohne Masken unterwegs, ohne von der Polizei mit Knüppeln oder Wasserwerfern behandelt zu werden. Es war also ganz und gar nicht trostlos. Wir können also noch anders.
Nach dem morgendlich üblichen Studium unserer angeblich „unabhängigen Tageszeitung für das Land“ verschiebt sich die Betonung sogleich auf das „noch“: Spahn verspricht „Freiheiten für Geimpfte“, und der Fliegen-Experte von der SPD unterstützt seinen Vorstoß mit dem sprachlich wie inhaltlich bemerkenswerten Satz, es habe sich gezeigt, dass Geimpfte sich nur selten ansteckten und sie wahrscheinlich bei Ansteckung nicht mehr ansteckend seien. Ach ja: „Laschet fordert Brücken-Lockdown im April“, stand auch zu lesen — der hat jetzt offensichtlich Angst vor Söder, es geht schließlich nicht nur um den C-Kampf, sondern längst auch um die K-Frage.
Also nimmt der Wahnsinn weiter seinen Lauf — man könnte den Zustand dieser Gesellschaft grotesk nennen, wenn er nicht längst totalitären Charakter angenommen hätte und das Menschsein zur baldigen Unkenntlichkeit deformiert: unentwegt Getestete und Geimpfte als Gutmenschen, weil sie daran glauben wollen und letztlich müssen — weil sie das Denken verlernt haben —, dass irgendeine Spritze „wahrscheinlich“ schützt und „vielleicht“ hilft, auch wieder ein freies Individuum in einer freien Gesellschaft zu sein. Wehe den anderen wie mir, die nicht schreiend nach solcher „Hilfe“ rufen, die sind dann nicht sehr unwahrscheinlich auch noch die Schuldigen dafür, dass diese Freiheit für niemanden zurückkehren wird, wenn nicht endlich diesen Handlangern einer geschlossenen, also totalitären Gesellschaft das Handwerk gelegt wird. Michael Esfeld, Philosophieprofessor in Lausanne, schrieb kürzlich in der Neuen Zürcher Zeitung:
„Wie die alten, so kommen auch die neuen Feinde der offenen Gesellschaft aus ihrem Inneren. Für Wissenschaftler und Intellektuelle ist es offenbar schwer einzugestehen, kein normatives Wissen zu haben, das die Steuerung der Gesellschaft ermöglicht. Für Politiker ist es wenig attraktiv, am besten nichts zu tun und das Leben der Menschen seinen Gang gehen zu lassen. Da kommt die Gelegenheit recht, altbekannte, aber in neuer Form auftretende Herausforderungen zu existenziellen Krisen hochzureden und Angst zu schüren mit pseudowissenschaftlichen Modellrechnungen, die in Katastrophen-Prognosen münden. Dann können Wissenschaftler sich mit politischen Forderungen, denen durch den angeblichen Notstand keine rechtsstaatlichen Grenzen gesetzt sind, ins Rampenlicht stellen. Politiker können durch wissenschaftliche Legitimation die Macht erhalten, in das Leben der Menschen einzugreifen, die sie auf demokratischem, rechtsstaatlichem Wege nie erlangen könnten. Bereitwillig hinzugesellen sich diejenigen wirtschaftlichen Akteure, die von dieser Politik profitieren und die Risiken ihrer Unternehmungen auf den Steuerzahler abwälzen können.
Der neue Kontrollstaat
Das Problem, das hier zutage tritt, ist ein altes. Es wohnt auch dem rein auf Schutz beschränkten Staat inne: Um jeden wirkungsvoll vor Gewalt zu schützen, müsste von jedem zu jeder Zeit der Aufenthaltsort nachweisbar sein; um die Gesundheit von jedem wirkungsvoll vor Ansteckung durch Viren zu schützen, müssten von jedem zu jeder Zeit die physischen Kontakte kontrollierbar sein. Die Kontrolle kann durch staatliche oder private Stellen erfolgen; das ist letztlich irrelevant. Der Punkt ist der Totalitarismus der allumfassenden Kontrolle, in den auch liberal angelegte Staats- und Gesellschaftsordnungen abgleiten können, wenn man es zulässt, Externalitäten so willkürlich zu definieren, dass am Ende jeder mit all seinem Handeln unter dem Generalverdacht steht, andere zu schädigen.“
Den Hinweis auf diesen meines Erachtens insgesamt sehr wichtigen Beitrag verdanke ich meinem Schweizer Freund P., er findet sich vollständig auf meiner Website unter „Empfehlungen“ und sollte in ganzer Länge gelesen werden.
Redaktionelle Anmerkung: Dieses „sporadische Tagebuch“ hat der Autor auf seiner im Januar neu aufgebauten eigenen Website veröffentlicht und führt es dort weiter.
Hier können Sie das Buch bestellen: als Taschenbuch oder E-Book.