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Sozial in die Zukunft

Sozial in die Zukunft

Wie die Macht der neuen Medien für eine lebenswerte Zukunft nutzbar gemacht werden kann.

Redaktionelle Vorbemerkung: Wie fern, wie uneinnehmbar wirken die Festungen der Mainstream-Medienlandschaft aus junger Perspektive, wie durchgetaktet ihr redaktioneller Duktus. Gastbeitrag? Vielleicht nach drei Praktika! Doch in einer Demokratie sollten auch wir Jugendlichen ein Mitspracherecht haben. Der Rubikon setzt hierfür einen Grundstein. Unsere Jugendredaktion veröffentlicht daher in ihrer Kolumne „Junge Federn“ beständig Beiträge junger Autorinnen und Autoren, denen thematisch kaum Grenzen gesetzt sind. Wenn dich das anspricht, schreib uns gerne an: jugend@rubikon.news.


Wenn man an soziale Netzwerke denkt, kommen einem nicht gerade Aktivismus und Weltverbesserung in den Sinn. Zwischen Katzenvideos und Bildern von Lebensmitteln fällt es schwer, noch Zeit zu finden und sich für ein besseres Leben einzusetzen. Da erschöpft sich die Anteilnahme höchstens im Betätigen des „Gefällt mir“ Buttons, sobald einer dieser doch eher nervigen, kritischen Freunde einen interessanten, an den Grundsätzen unserer bräsigen Konsumgesellschaft rüttelnden Beitrag teilt. Doch auch der kritische Freund steht dem Bienensterben, Klimawandel, Krieg, Armut, Hunger und anderem Elend dieser Welt zumeist ratlos gegenüber. Also hofft er, mit dem bloßen Teilen des Beitrages ein Stück zur Veränderung beizutragen, eine illusorische Hoffnung, die sich in den seltensten Fällen erfüllt. Doch wie sonst soll man sich einbringen, in die öffentliche Diskussion, wie sonst zu Veränderungen beitragen? Der übliche Nutzer sozialer Netzwerke hat vielleicht viel Anteilnahme zu bieten und auch den abstrakten Willen, sich einzubringen, weiß aber zumeist nicht, wie er das anstellen soll.

Abhilfe schaffen will nun ein soziales Netzwerk neuer Art. Human Connection wurde von Dennis Hack gegründet, dem Inhaber einer Firma, die Trampoline für den internationalen Wettbewerbssport produziert. Dort, so sagt er in seinem Vorstellungsvideo, hat er gesehen, wie friedlicher und fairer Wettbewerb aussieht. Das brachte ihn auf die Idee für ein soziales, gemeinnütziges Netzwerk, das nicht vom Verkauf der Nutzerdaten lebt, aber dennoch kostenlos und ohne Werbung nutzbar ist. Auf diesem Netzwerk sollen sich interessierte Menschen und Organisationen mit Gleichgesinnten treffen, um Gutes zu tun.

Geteilte Beiträge behandeln dann nicht Katzenvideos, Urlaubsfotos oder sonstige Belanglosigkeiten, sondern beschäftigen sich mit politischen, gesellschaftlichen, ökologischen und ökonomischen Themen und werden dabei von den Nutzern selbst moderiert. Auf Wunsch können die Nutzer Themen verfolgen und weitere Informationen darüber erhalten, übersichtlich zusammengestellt, wie in einem Nachrichtennetzwerk. Doch da Human Connection die Menschen dem Namen nach verbinden soll, steht man am Ende nicht allein und erschlagen vor einem Berg niederschmetternder Informationen. Es gibt Tipps und Vorschläge, wie jeder Mensch, angefangen bei sich selbst, aktiv werden kann, um an den angezeigten Problematiken etwas zu ändern. Der Nutzer kann sich mit anderen zusammenschließen oder Organisationen unterstützen, um gemeinsam aktiv zu werden. Dabei ist das Netzwerk allein auf Gemeinnützigkeit ausgerichtet und auch selbst als gemeinnützig eingetragen, nennt als Basis des Handelns die allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen.

Damit man sich aber in den Themen nicht verliert, gibt es die Möglichkeit, Informationen nach Interessen, Ursprung oder sogar Stimmung zu filtern. Schaltflächen soll man sich selbst zusammenstellen können, sodass das „Cockpit“ ganz persönlich und individuell auf den Nutzer zugeschnitten wird.

Neben den normalen Posts gibt es Wissens- und Aktionstools, mit denen man andere Beiträge bewerten, Wahlen und Abstimmungen initiieren und Bestenlisten erstellen kann.

Doch gibt es auch die Möglichkeit, Projekte zu erstellen, Unterstützer zu finden und sogar Jobs zu vergeben. Diese Möglichkeiten des Selbst-aktiv-werdens sind mit Artikeln zu den jeweiligen Problematiken direkt verbunden, sodass man nach dem Lesen eines Artikels nicht ratlos zurück bleibt, sondern gleich Möglichkeiten zum Tätigwerden wahrnehmen kann.

Im Gegensatz zu anderen Netzwerken, wo die Kommentarspalten meist ungefiltert und chaotisch sind, finden sich bei Human Connection unter den jeweiligen Artikeln und Aktionen drei verschiedene Kommentarspalten. So kann man dort einzelne Nutzer auffordern, persönliche Unterhaltungen, auch über Video/Audio Konferenzen zu führen, wo man sich mit dem jeweiligen Thema auseinandersetzen oder sich persönlich kennen lernen kann. In der Kategorie „Versus“ kann man argumentieren und sich mit Fakten und Wissen auseinandersetzen und auch Gegenargumente zu den im Artikel genannten Ansichten bringen. Daneben gibt es auch eine allgemeine Kommentarspalte. Ziel ist eine faire, sachliche Diskussion, die zur Meinungsbildung beitragen soll.

Human Connection ist also auf Gemeinschaft und Kommunikation ausgerichtet. Doch im Gegensatz zu anderen Netzwerken, geht es hier um gemeinnützige Themen, über die nicht nur informiert, sondern auch zum Handeln angeregt werden soll. Das betäubende Gefühl der Machtlosigkeit soll einem zielgerichteten Aktionismus weichen. Dabei wird einem oftmals auch gezeigt, dass man selbst gar nicht so machtlos ist, wie man glaubt, sondern jeder bei sich selbst anfangen kann, indem er seine eigene Lebensweise, sein Kauf- und Konsumverhalten hinterfragt und gegebenenfalls ändert.

Bienensterben, Klimawandel, Krieg, Armut, Hunger und anderes Elend dieser Welt werden dadurch zwar nicht gleich abgeschafft, aber jeder findet für sich einen Weg, wie er den Problemen dieser Welt durch bewusstes Handeln begegnen kann.

Wird Human Connection die Welt retten?

Zu bedenken ist, dass das Netzwerk sich vermutlich auf Symptombehandlung konzentriert. Die zugrunde liegende Ursache, die alle Probleme verbindet, nämlich ein entfesseltes und hemmungsloses, auf grenzenloses Wachstum ausgerichtetes kapitalistisches System wird dabei voraussichtlich wenig Beachtung finden. Doch, wie der Schöpfer des Netzwerks in einem Interview sagte, kann man die Ursachen nicht mit der Brechstange herauslösen, sondern nur schrittweise an die Probleme herangehen und so langsame Veränderungen bewirken.

Human Connection könnte dafür genau das richtige Werkzeug sein, verbindet es doch Menschen miteinander, die sich mit denselben Themen befassen, zeigt ihnen Handlungsmöglichkeiten auf, gibt ihnen die Möglichkeit, sich zusammenzuschließen, anstatt sie in Hilflosigkeit vor dem Bildschirm zurück zu lassen. Dabei vertraut Dennis Hack auf den Willen der Menschen, Gutes zu tun, ist überzeugt, dass es die Menschen glücklicher macht. Auf diese Weise führt das Netzwerk dem Nutzer auch vor Augen, dass eine Änderung der gegenwärtigen Verhältnisse nur über den Umweg des Einzelnen möglich ist.

Nur, wenn die Menschen innerhalb einer Gesellschaft sich ändern, ist die Grundlage für einen Wandel der Gesellschaft an sich gelegt. Zu diesem persönlichen Wandel regt Human Connection an, vereinfacht und organisiert ihn, macht aber dort nicht Halt.

Human Connection alleine wird die Welt nicht retten, doch wenn sich eine große Zahl interessierter und aktiver Menschen zusammenschließt, kann es ein wichtiges Werkzeug sein, um die Ohnmacht des Einzelnen zu überwinden und zusammen die zahlreichen Probleme dieser Welt anzugehen. Daher ist es wichtig, das Netzwerk möglichst bekannt zu machen.

Da es sich bei Human Connection um einen gemeinnützigen Verein handelt, ist das Netzwerk auf Spenden angewiesen. Man kann zwischen einmaligen Spenden oder einer längerfristigen Partnerschaft wählen, bei der man 5-, 10- oder mehr Euro im Monat überweisen kann. Jeder, der Potenzial in dieser Idee sieht, ist hiermit aufgefordert, nicht bloß Sympathie für diese zu bekunden, sondern sich aktiv an ihrer Verwirklichung zu beteiligen.

Weitere Informationen und Spenden unter: https://humanconnection.org/#schwarmfinanzierung.

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