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Selten so gelacht!

Selten so gelacht!

Gedanken über die Lebensfreude in Zeiten von Corona.

Nach dem Willen unserer Herrschenden wird es in diesem Lande noch länger kein fröhliches Lachen mehr geben. Bars und Diskos sind und bleiben geschlossen; Volksfeste sind allesamt abgesagt. Sogar das legendäre Oktoberfest muss ausfallen. Private Feiern im größeren Rahmen sind ebenfalls verboten. Genauso wie Aufführungen im Zirkus und Vorstellungen in Theatern. Der Clown weint. Statt Komödie jetzt Tragödie.

Wie immer ist das alles natürlich nichts Neues. Die katholische Kirche hat das Lachen verdammt, die Freude und Fröhlichkeit aus den Gottesdiensten verbannt, ebenso wie Singen und Tanzen, die vor der Christianisierung durchaus zu den kultischen Handlungen zählten. Stattdessen wurden getragene Messen hinter dem Paravent des Lettners in der Fremdsprache Latein durchgesetzt. Eine Veranstaltung von geringem Unterhaltungswert, zumal das zuvor übliche gemeinsame Mahl der Gemeinde, das zu hohen Feiertagen durchaus zu einem Gelage ausartete, durch eine karge Hostie ersetzt wurde; der Wein blieb lange dem Priester vorbehalten.

Diese Erfahrungen sollten uns geprägt haben. Widerstand ist in unseren Genen. Unsere Vorfahren haben etwa tausend Jahre lang Widerstand geleistet und mehr oder minder offen an den immer wieder verbotenen wüsten Winterfeiern zu Ehren der Götter festgehalten. Die uns so typisch erscheinende besinnliche Weihnachtszeit ist erst durch Druck von oben ab etwa 1800 entstanden. Unsere Vorfahren bewältigten seit Urzeiten die traurig-düstere Winterzeit, in der Gedanken an Tod und Sterblichkeit sich aufdrängen, in einer stetigen Folge von lärmenden Umzügen von Haus zu Haus mit gemeinschaftlichem Essen, Trinken und Tanzen, um Ängste zu vertreiben und sich Mut zu machen.

Die Kirche verfügte zur Ausmerzung der fröhlichen Gemeinschaftsfeiern vierwöchiges Fasten vor Ostern und Weihnachten, inklusive Tanzverbot. Natürlich waren auch von Anfang an Verkleiden und Vermummung verboten. Karneval/Fasching/Fasnacht erinnern als letzter Rest an die überbordende Ausgelassenheit und Feierfreude bei diesen althergebrachten Winterritualen. Schon damals kam von oben die Devise: Wir bleiben zuhause.

Überhaupt scheinen Glaubensgemeinschaften Spaß und Frohsinn eher zu fürchten. Der triste Lebensstil der Puritaner, der bis heute in den USA in gewissen Kreisen nachwirkt, hat anscheinend die jetzige Verbotsorgie jenseits jeder vernünftigen Ansteckungsvermeidung mitbestimmt. Ebenso von Verboten geprägt ist die wahabitische Glaubensrichtung unter den Muslimen, die ein nüchternes Leben ohne sinnliche Genüsse verordnet. Das soll nun wieder modern werden. Mönchische Ideale für alle sind angesagt. Wir verzichten gerne: aufs Einkaufen, auf die wöchentliche Chorprobe, auf den Vereinssport. Wir unterwerfen uns der Verbotskultur der schlanken Linie. Unser Essen ist (laktose-, gluten-) frei, während wir uns alles verbieten.

Darf es noch etwas mehr sein? Wegen einer drohenden Klimakatastrophe werden uns Reisen und unser geliebtes Auto madig gemacht – wohl die Vorstufe zu baldigen Verboten. Die Familie, die lachend mit vollgepacktem Auto nach Italien in den Urlaub fährt, ist genauso ein Bild aus der Vergangenheit wie die strahlende Fahrerin mit wehendem Chiffon-Schal im Cabrio. Wir bleiben zuhause!

Wegfahren, umziehen, auswandern — all das war hierzulande fast tausend Jahre lang verboten oder nur in streng geregelten Ausnahmefällen möglich. Die Zuwendung zum Individuum in Renaissance und Reformation führten zu weiteren Forderungen nach Lockerungen. Danach drängten Aufklärung, und Revolutionen die alten Obrigkeiten in die Defensive. Singen im Gottesdienst war wieder erlaubt, Theater wurden für die Allgemeinheit geöffnet und die Bürger zelebrierten Freizeitkultur: tägliche Opernaufführungen, rauschende Maskenbälle, Reisen und Sport. Die fürstlichen Gärten wurden zu Volksparks. In den Biergärten bekamen die Arbeiter Licht, Luft und Sonne, die ihnen sonst versagt waren. Es entwickelte sich eine Spaßgesellschaft, in der Urlaub und Events mehr zählten als fleißige Arbeit. Damit ist nun Schluss. Wir bleiben zuhause.

Anscheinend muss man die Bevölkerung wieder einmal nach Jahrzehnten des Verwöhnens durch Sozialstaat und Bildungsoffensive vor Leichtsinn und kindischem Anspruchsdenken bewahren. Die Obrigkeit ist zum Schluss gekommen, dass es der Bevölkerung zu gut geht.

Billionen auf den Sparkonten und in den Versicherungen, Flüge zu Strandurlauben und aufsässiges Beharren auf Arbeitnehmer-, Bürger- und Menschen-Rechten. Da braucht es eine Wende. Die Vernichtung der heimischen Wirtschaft inklusive Verarmung der besitzenden Mittelschicht, bringt auch diejenigen zum Schweigen, die sich in Politik und Tagesgeschehen einmischen, ja sogar glauben mitreden zu dürfen. Demokratie war gestern. Wir bleiben zu Hause.

Falls wir das nicht freiwillig tun, dann helfen uns Bewegungsmelder im Handy, Zwangsbehandlungen und hohe Strafen beim Umlernen.

Die Corona-Tyrannei bestimmt nun alle Lebensregungen. Die Bürger werden zu unmündigen Kindern erklärt, man muss ihnen einen Mundschutz umhängen und jeden Spaß verbieten. Sie sollen sich des Lebens nicht mehr freuen dürfen. Deshalb wird wie bei Gefängnisinsassen alles kleinlich vorgeschrieben.

Dauernde Angst, ob vor einem Virus oder vor dem Ordnungsamt, macht die Menschen kleinmütig, antriebslos, abweisend. Zum Lächeln und Lachen bleibt keine Gelegenheit. Hinter dem Mundschutz wäre ein Lächeln sowieso eine vergeudete Geste. Lieber dem Gegenüber ausweichen, auf ein freundliches Wort verzichten, weiterhasten. Eine Spirale der Tristesse setzt sich in Gang. Besonders gefährdet sind natürlich diejenigen in der Gesellschaft, die schon jetzt keinen Grund zum Lachen fanden, die Alleinstehenden, die Depressiven, die Arbeitslosen.

Umberto Eco hat in seinem Roman „Der Name der Rose“ deutlich gemacht, warum Tyrannen das Lachen so fürchten müssen. Lachen ist zersetzend. Lachen untergräbt die Autorität. Darum passt das Märchen von des Kaisers neuen Kleidern so gut in die jetzige Situation. Lachen setzt alle Hierarchien außer Kraft. Dafür steht der Narr.

Wer lächerlich ist, kann keine Befehle erteilen. Deshalb lässt Kanzlerin Merkel alle Bilder einziehen, in denen sie unvorteilhaft wirkt. Ihre hängenden Mundwinkel als fleischgewordenes Zeichen ewiger Unzufriedenheit ließen sich anscheinend nicht wegretuschieren. Besonders sauer wirkte sie immer auf Urlaubsfotos. Wir bleiben zuhause!

Lachen ist subversiv, Lachen befreit. Wir lachen ihnen frech ins Gesicht! Ja, Lachen ist frech, das heißt, ein Akt des Widerstands. Es darf gelacht werden — vor allem außer Haus.

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