Der Krebs ist da. Seine Scheren erfassen den Körper der Betroffenen und zerfressen ihn von innen heraus. Den aggressiven Killerzellen und bösartigen Tumoren, die sich heimtückischen Monstern gleich in uns breitmachen, stehen, ganz in Weiß, Heerscharen von Spezialisten gegenüber. In geschlossenen Reihen kämpfen sie mit allen Mitteln gegen die Invasion des Feindes. Sie vergiften und bestrahlen den hinterhältigen Angreifer und schneiden das Entartete heraus.
So erinnern die heute gegen Krebs eingesetzten Kampfmittel auf makabre Weise an ihre Ursprünge im kriegserschütterten 20. Jahrhundert: Die Chemotherapie ist ein Derivat des Senfgases, das in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs zum Einsatz kam, und die Zerstörungskraft radioaktiver Strahlung wurde am Ende des Zweiten Weltkriegs in Japan zur Genüge bewiesen.
Damals kam der Feind von außen. Heute, so wird gesagt, sitzt das Entartete in uns. Bei der Behandlung wird der gesamte Körper in Mitleidenschaft gezogen. Alles wird zerstört. Nicht nur den „bösen“, sondern auch den „guten“ Zellen wird der Garaus gemacht. Man hofft, dass nur die guten die Schlacht überleben werden. Viele Patienten bleiben dabei auf der Strecke. Am Ende weiß man nicht mehr, woran die Behandelten eigentlich gestorben sind: an der Krankheit selbst oder an den Nebenwirkungen der Behandlungen.
Von Heilung wird selten gesprochen. Diejenigen, die stark genug sind zu überleben, sind in Remission. Viele von ihnen leiden ein Leben lang an den Langzeitwirkungen und an der Angst vor einem Rückfall. Mit gutem Grund: Die Behandlungen selbst sind hoch krebserregend. Denn bei der Chemotherapie werden nicht im eigentlichen Sinne Medikamente verabreicht, sondern Zellgifte, die unser Erbgut und unser Immunsystem dauerhaft schädigen können.
Als ich mich für das klassische Krebsprotokoll entschied, waren mir die möglichen langfristigen Auswirkungen der Behandlungen nicht klar. Ich wurde nicht darüber informiert. Statistisch gesehen, so sagte man mir, lagen meine Überlebenschancen bei 90 Prozent. Das stimmte mich zuversichtlich. Die Information, dass es sich um die Chancen für die nächsten fünf Jahre handelte, wurde nicht mitgeliefert. Niemand klärte mich über mögliche Folgeerscheinungen wie zum Beispiel Herzerkrankungen, Rheumatismen, Gedächtnisstörungen oder das wachsende Risiko für Osteoporose auf. In einem kurzen Gespräch wurde entschieden, wie es mit mir weitergehen sollte. „Jeder Mensch ist anders“, wurde mir erklärt, als man mir ein für Millionen Menschen konzipiertes Protokoll verschrieb. Man weiß nicht, wie der Organismus reagieren wird. Es gibt keine Garantie, dass der scharfe Beschuss auch Erfolg haben wird.
Die Behandlung hat mir Zeit gegeben. Meine Zeit habe ich dazu genutzt, mich zu informieren und eine eigene Sicht auf die Dinge zu entwickeln.
Ich begann, mich darüber zu wundern, dass die gleiche Medizin, die bereits Anfang der 1970er-Jahre prophezeit hatte, den Krebs in Kürze besiegt zu haben, ein halbes Jahrhundert später immer noch nicht entscheidend weiter ist.
Die Zahl der Erkrankten ist seitdem geradezu explodiert. Ist der Feind so viel mächtiger, als man damals annahm? Sind die Waffen noch nicht scharf genug? Wird wirklich alles getan, um uns zu helfen, diese Krankheit dauerhaft und endgültig zu überwinden?
Obwohl in den vergangenen Jahren die Zutaten für die Chemotherapie verträglicher geworden sind und vorsichtiger verabreicht werden und obwohl sich mit der Immuntherapie eine neue Art der Behandlung abzeichnet, bleibt auch heute noch das Rezept weitestgehend dasselbe: Chemotherapie, Radiotherapie, chirurgischer Eingriff.
Ich begann, mich dafür zu interessieren, ob es wirklich keine wirksamen Alternativen gibt. Es gibt sie. Der Nobelpreisträger Otto Warburg zum Beispiel erkannte bereits in den 1930er-Jahren des vorigen Jahrhunderts, dass Krebserkrankungen immer eine Übersäuerung des Körpers zugrunde liegt. Der deutsche Arzt Max Gerson entwickelte etwa zur selben Zeit eine auf Ernährung basierende Therapie, mit der er bedeutende Heilungserfolge verzeichnen konnte.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erarbeitete der französische Arzt André Gernez ein effizientes, auf Fastenkuren basierendes Heilprogramm. Und Johanna Budwig wurde mit ihrer Öl-Eiweiß-Kost bekannt, die seitdem erfolgreich auch bei Krebs eingesetzt wird. Die auf Homöopathie basierenden und in Indien entwickelten Banerji-Protokolle bewähren sich seit mehr als hundert Jahren vor allem bei Menschen, die sich eine andere Behandlung nicht leisten können.
Wer ein wenig nachforscht, wird schnell fündig. Der deutsche Arzt Josef Issels etwa erkannte in Krebs eine systemische Krankheit und arbeitete mit Fiebertherapie und der Injektion bestimmter Bakterienarten. Zur Genesung empfahl er vor allem Stressfreiheit, Ruhe, frische Luft und eine roh-vegane Intensivkost. Er ließ sich vom amerikanischen Arzt William Coley inspirieren, dem Erfinder der Krebsimmuntherapie, die sich bereits seit hundert Jahren bewährt und trotz ihrer Wirksamkeit nur sehr langsam in die Protokolle der konventionellen Medizin aufgenommen wird.
In der traditionellen chinesischen Medizin und der indischen Heilkunde Ayurveda — dem ältesten medizinischen Wissen der Welt — gibt es seit jeher natürliche Behandlungsmethoden bei Krebs. Es existiert heute ein breites Angebot alternativer Therapien, über die sich jeder, der sich dafür interessiert, informieren kann. Doch einen Heilweg jenseits des Mainstreams einzuschlagen, erfordert viel Eigeninitiative, Mut und vor allem die Bereitschaft, die Kosten für die Behandlungen selbst zu tragen.
Die Diagnose Krebs ist jedoch in den meisten Fällen ein solcher Schock und macht uns schlagartig so verletzlich, dass nur wenige die Energie aufbringen, über Möglichkeiten nachzudenken, für die es keine Krankschreibung gibt und die nicht von den Krankenkassen unterstützt werden.
Unser Gesundheitssystem zahlt nur für das offizielle aggressive Protokoll, obwohl dieses um ein Vielfaches teurer ist als alle natürlichen Behandlungsmethoden. 100.000 Euro kostet eine konventionelle Krebsbehandlung heute im Schnitt. In den Neunziger Jahren waren es noch umgerechnet ein paar Tausend Euro. Allein seit 2011 sind die Ausgaben für Krebsarzneimittel um 41 Prozent gestiegen.
Diejenigen, die eigene Wege gehen wollen, werden immer wieder angegriffen. Leichtsinnig seien sie, verantwortungslos. Scharlatanen und esoterischem Geschwätz würden sie zum Opfer fallen. Krebs, so glauben die meisten, könne eben nicht mit grünen Säften und Meditation geheilt werden. Dazu braucht es stärkere Waffen. Jeder kennt jemanden, der jemanden kennt, der es auf alternative Weise nicht geschafft hat. Als Paradebeispiel dient oft der Tod des Apple-Gründers Steve Jobs. Er hat auf eine schulmedizinische Behandlung verzichtet und sich nur mit sanften Mitteln behandeln lassen. Dass er viele Jahre eine Form des Bauchspeicheldrüsenkrebses überlebte, bei der die meisten schon nach kurzer Zeit sterben, wird dabei oft vergessen.
Natürlich besteht immer die Gefahr, an Krebs zu sterben, ob konventionell oder alternativ oder gar nicht behandelt. Sicher gibt es auch Scharlatane und manche, die sich für alternative Wege entscheiden, nehmen ihre Krankheit nicht ernst genug. Doch jedem sei es überlassen, welchen Weg er für sich wählt. Diese Freiheit haben wir.
Mich macht es stutzig, wenn — wie der Fall einer Klinik in Brüggen-Bracht im Jahr 2016 — ein aufgeregtes Lauffeuer durch sämtliche Medien geht, dass Menschen an einer alternativen Behandlung gestorben sind. Immer wieder wurde derselbe Text verwendet, um die Bevölkerung zu warnen. Dem behandelnden Heilpraktiker wurde vorgeworfen, kein Medikament, sondern eine nicht zugelassene „chemische Substanz“ benutzt zu haben.
Wo wird erklärt, dass es sich auch bei der Chemotherapie um kein Medikament handelt, sondern um eine giftige chemische Substanz? Welches Medium echauffiert sich darüber, dass Millionen Menschen Gefahr laufen, an den Folgen der konventionellen Krebsbehandlung zu sterben? Welche große Zeitung und welcher Fernsehsender informieren objektiv über die Existenz und die Wirkung alternativer Methoden? Wer vergleicht die Kosten und die Wirkungsweise zwischen konventionellen und alternativen Behandlungen? Wer verfolgt den Fluss des Geldes? Ganz offensichtlich gibt es in Bezug auf Krebs keine objektive Berichterstattung.
Die Selbstheilungskräfte des Körpers
Im Jahre 1874 machte der amerikanische Arzt Isaac Jennings eine überraschende Entdeckung: Nach 20-jähriger Berufserfahrung befand er sich in der misslichen Lage, keine Medikamente zur Verfügung zu haben. Ihm blieb nichts anderes übrig, als seinen Patienten zu empfehlen, nach Hause zu gehen und Tee zu trinken. Die Resultate, die er erhielt, waren so spektakulär, dass er beschloss, außer in bestimmten Notfällen möglichst nichts mehr zu tun, damit seine Patienten heilen. Er verschrieb lediglich kleine Placebos und empfahl ansonsten gesunden Menschenverstand: eine ausgeglichene Ernährung, ausreichend Bewegung, ein möglichst harmonisches Familienleben, emotionales und seelisches Gleichgewicht. Für den Rest seiner Karriere blieb Jennings bei dieser Methode und wurde für seinen Leitsatz von der Universität Yale ausgezeichnet: Es gibt keine heilende Kraft außerhalb des Körpers.
Isaac Jennings war nicht der einzige Arzt, der sich dafür entschieden hat, möglichst nicht die Selbstheilungskräfte des Körpers zu stören. Seit der Antike wissen wir von diesen uns angeborenen Kräften, die unseren Organismus immer wieder in die Homöostase, das natürliche Gleichgewicht, zurückbringen. Der bekannte deutsch-französische Arzt Albert Schweitzer sprach von unserem „inneren Arzt“, den wir nicht bei seiner Arbeit unterbrechen sollten. Heute geht der deutsche Hirnforscher Gerald Hüther so weit zu sagen, dass kein Arzt und kein Medikament einen Menschen heilen können. Keine Maßnahme kann greifen, wenn sie nicht das natürliche Potenzial des Körpers zur Selbstheilung respektiert und nutzt.
Der Chirurg kann einen Tumor herausschneiden, der Onkologe ihn vergiften und der Radiologe ihn bestrahlen — doch die Vorgänge, die ihn dauerhaft verschwinden lassen, macht der Körper mit sich allein ab.
Die Wunde verschließt sich, der Bruch verheilt ohne unser Zutun. Alles was wir tun können ist, möglichst gute Bedingungen für die Heilung zu schaffen: Stabilisierung des Immunsystems, ausgeglichene Ernährung, möglichst viel Bewegung in freier Natur, eine regelmäßige Entgiftung des Körpers, sinnstiftende Beschäftigungen, lebendige und ehrliche Beziehungen zu anderen und ein gutes Verhältnis zu uns selbst.
So verstehen immer mehr Ärzte und Forscher heute den Heilprozess und bilden damit eine wachsende Minderheit innerhalb des vorherrschenden Denkens, dass Krankheiten nur durch eine Intervention von außen besiegt werden können. Ärzte wie der belgische Chirurg Thierry Janssen etwa sprechen sich heute deutlich dafür aus, dass Heilung nur von innen kommen kann. Der amerikanische Arzt Andrew Weil behauptet, dass die konventionelle Medizin überhaupt nur in zehn bis zwanzig Prozent aller Krankheitsfälle sinnvoll sei, und dass wir unsere Körper ansonsten in Ruhe lassen sollten.
Ein erstaunliches Ereignis in israelischen Krankenhäusern unterlegt diese Haltung. Bei einem Generalstreik in Israel im Jahr 1999 stellte man überrascht fest, dass während dieser Zeit die Sterblichkeit im Land erheblich zurückgegangen war! In diesem Sinne befürwortet auch der bekannte indische Arzt Deepak Chopra einen verhaltenen Umgang mit Medikamenten. Für ihn gilt der alte Leitsatz, dass der Körper die beste Apotheke ist. So verstand es auch Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie. Im Sinne der alten Lehren von Hippokrates und Paracelus wusste er, dass Krankheit beginnt, wenn wir ein inneres Problem mit einer äußeren Ursache erklären wollen.
Mir wurde klar, dass nach allen ganzheitlichen und natürlichen Heilansätzen — also nach allen Heilansätzen mit Ausnahme unserer Medizin — Heilung von innen kommt. Sie kann nicht von außen irgendwie „übergestülpt“ werden. Wir sind Individuen — also unteilbare Wesen. Wir bilden eine Einheit, in der die körperliche, die psychisch-emotionale und die geistige Dimension zusammengehören. Sie können nicht getrennt voneinander behandelt werden. Schließlich wusste man schon in der Antike, was die konventionelle Medizin heute zu vergessen haben scheint: In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist.
Demnach drückt der Körper mit Krankheit etwas aus, das auf psychisch-emotionaler Ebene nicht in Ordnung ist. Wenn der Organismus heilen soll, dann muss bei den subtilen, nicht-physischen Ebenen angesetzt werden.
Die neuen Forschungsgebiete der Neurowissenschaften bestätigen diesen Ansatz: Es ist das Geistige, das dem Materiellen Form gibt, und nicht umgekehrt. Unser Denken, Fühlen, Glauben und Sehnen gibt den Prozessen, die sich in unserem Körper abspielen, die Impulse und entscheidet darüber, in welche Richtung unser Organismus ausschlägt: Gleichgewicht oder Ungleichgewicht, Krankheit oder Gesundheit.
Basierend auf diesem jahrtausendealten Wissen entwickelte Carl Gustav Jung im vorigen Jahrhundert die Theorie, dass letztlich nicht wir es sind, die unsere Krankheiten heilen, sondern unsere Krankheiten sind es, die uns heilen. Sie rufen uns ein bisher im Verborgenen wirkendes Übel ins Bewusstsein und geben uns damit die Möglichkeit, uns von ihm zu befreien. Denn nur was wir einmal erfassen, können wir schließlich auch loslassen. Es muss erst hingesehen werden, der Schmerz muss anerkannt werden, bevor er verschwinden kann. Wenn wir etwas nicht sehen können oder wollen, dann macht uns unser Körper so lange darauf aufmerksam, wo auf psychisch-emotionaler Ebene etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist, bis wir uns darum kümmern. Sich darauf zu beschränken, eine Krankheit ausschließlich auf materieller Ebene zu behandeln, lenkt nur davon ab, worum es eigentlich geht.
So stehen sich heute zwei grundsätzlich verschiedene und schwer miteinander zu vereinende Heilansätze gegenüber: Der eine trennt das Körperliche und das Geistige und kümmert sich nur um die materielle Dimension des Lebendigen. Er zerlegt den Organismus in seine Einzelteile und begreift ihn als eine Art mechanisches Räderwerk, dessen einzelne Bestandteile sich mehr oder weniger zufällig bewegen. Der andere Ansatz sucht den Weg der Heilung im Zusammenwirken von Körper und Geist, zwischen Denken und Fühlen, zwischen Verstand und Herz. Der eine geht mit invasiven und aggressiven Methoden gegen Krankheiten vor, während der andere versucht, so wenig wie möglich einzugreifen und die Natur machen zu lassen. Der eine gibt dem Arzt die Macht, der andere dem Patienten.
Gefährliche Medizin
Auch wenn in den Industrieländern das, was wir die Schulmedizin nennen, die Übermacht hat, so erfährt diese doch zunehmend auch Kritik. Diese Gerätemedizin erscheint vielen mittlerweile zu kalt und zu unpersönlich und führt dazu, dass das Interesse an schonenden, natürlichen und menschlicheren Ansätzen wächst. Vor allem an der modernen Krebsbehandlung schockiert, dass wir hier vergeblich den Grundsatz des hippokratischen Eides suchen: „Primum non nocere, secundum cavere, tertium sanare – Erstens nicht schaden, zweitens vorsichtig sein, drittens heilen“. Immer offensichtlicher wird, dass die Medizin, die unser Leben schützen soll, es auch immer massiver gefährdet.
Die iatrogenen Krankheiten — also Krankheiten, die die Medizin selbst verursacht — nehmen heute stark zu, wie auch die nosokomialen Infektionen — oft tödlich endende Infektionen —, die wir uns in unseren Krankenhäusern zuziehen. In seinem Buch „Rette sich, wer kann“ analysiert Sven Böttcher die von Ärzten und Medikamenten verursachten Todesfälle, die heute nach Krebs und Herzinfarkten die häufigste Todesursache in den Industrienationen sind.
Doch die Gefahr kommt nicht nur von medizinischen Irrtümern und mangelnder Hygiene. Offensichtlich wird alles getan, dass Ärzte, die versuchen, ihre Krebspatienten abweichend vom Protokoll möglichst schonend zu behandeln, ihre Stellung riskieren. Das musste die französische Kinderärztin Nicole Délépine erfahren. Obwohl sie außerordentliche Heilerfolge verzeichnen konnte und die Eltern der von ihr behandelten Kinder sich stark für sie engagierten, wurde ihre Abteilung im angesehenen Pariser Krankenhaus Raimond-Poincaré geschlossen. Es gefiel den Behörden nicht, dass sie im Sinne ihrer kleinen Patienten von den offiziellen Vorgaben abwich.
Immer wieder kommt es vor, dass Ärzte, die sich von der vorherrschenden Meinung abwenden, verspottet, bedroht und von der medizinischen Gemeinschaft ausgeschlossen werden. Wer nicht in der Spur bleibt, riskiert seinen Job und seine Approbation.
Einer der bekanntesten und spektakulärsten Fälle ist der kürzlich verstorbene deutsche Arzt Ryke Geerd Hamer. Nachdem sein Sohn auf gewaltsame Weise verstarb, bekam er Hodenkrebs. Was er am eigenen Leib erfuhr, führte ihn zu der Annahme, dass ein emotionaler Schock Krebs auslösen kann. Anhand Tausender Gehirnscans von Krebspatienten konnte er seine Annahme nachweisen: Offensichtlich gibt es eine Verbindung zwischen dem betroffenen Organ und einer bestimmten Stelle im Gehirn.
Seine Beobachtungen versuchte er in einer Dissertation zu veröffentlichen. Die Schrift wurde ungelesen abgelehnt. Hamer rief Justiz und Presse zu Hilfe — und verlor. 1986 wurde ihm trotz zahlreicher Behandlungserfolge die Approbation als Arzt entzogen. Trotzdem beschlossen die Eltern der kleinen Olivia Pilhar, ihre krebskranke Tochter von Hamer behandeln zu lassen. Es folgte eine stark mediatisierte Odyssee durch Europa, die damit endete, dass Olivia zwangsoperiert wurde, man den Eltern das Sorgerecht entzog und Hamer verurteilte.
Hamers Vergehen hatte darin bestanden, sich von den invasiven und aggressiven Behandlungsmethoden bei Krebs abzuwenden und die Natur machen zu lassen. Bis zu seinen Entdeckungen war er kein Außenseiter gewesen, kein Alternativmediziner, kein esoterischer Spinner, sondern ein brillanter und hochgeschätzter Internist. Mit seinen Entdeckungen stellte er nicht nur die konventionelle Krebsbehandlung infrage, sondern auch die Grundsätze der industriellen Medizin. Das konnte so nicht stehen bleiben. Zeit seines Lebens wurde Hamer diffamiert und verfolgt und zog sich schließlich verbittert in sein norwegisches Exil zurück.
Seine Erkenntnisse jedoch leben weiter. Sie bilden die Grundlage einer vor allem im französischen Sprachraum bekannten Diagnose- und Behandlungsmethode, die unter dem Namen „décodage biologique“ bekannt ist: biologisches Dekodieren. Sie versteht Krankheit als Ausdruck eines emotionalen oder seelischen Problems, das der Körper auf seine Weise zu lösen versucht. Der Grundsatz dieser Sichtweise wird heute von dem renommiertesten Krebsspezialisten Frankreichs bestätigt. Vor ungläubigen Journalisten bestätigte David Khayat in einer im September 2018 ausgestrahlten Fernsehsendung, dass nach seiner Erfahrung Krebs ein ungelöster emotionaler Konflikt zugrunde liegt.
Obwohl heute offensichtlich ist, dass es Zusammenhänge zwischen Psyche und Krebsentwicklung gibt, belächelte mein Onkologe jeden meiner Versuche, eine Verbindung zwischen dem Tumor in meiner Brust und meinem emotionalen und seelischen Erleben zu sehen. Die Psyche scheint auch bei freundlichen Spezialisten nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Auch das Thema Ernährung — nachweislich eine der wichtigsten Säulen der Gesundheit — war bei meiner Behandlung kein Thema.
Die Ernährungslehre gehört heute nicht einmal mehr in das Ausbildungsprogramm angehender Ärzte. Meine Chemotherapie wurde mir sogar mit allerlei Industriekeksen versüßt, obwohl inzwischen auch Laien bekannt ist, dass Zucker Krebszellen zum Wachsen bringt und unbedingt vermieden werden sollte. Umso erstaunlicher ist, dass die Zytostatika, die Wirkstoffe der Chemotherapie, über Glukose-, also Zuckerlösungen injiziert werden.
Wussten es diese Ärzte nicht besser? Hatten die Spezialisten, die mich behandelten, so wenig Zeit, sich zu informieren? Standen sie so sehr unter Druck? Ich spürte, dass sie wirklich ihr Bestes gaben, obwohl sie in Massenabfertigungsmaschinerien feststeckten. Sie wollten helfen. Doch alles musste schnell gehen und effizient sein. Es gab keine Zeit für ausführliche Gespräche und keine wirkliche Beratung. Sie führten aus, was ihnen verordnet wurde, und die Patienten ließen mit sich machen, im Vertrauen darauf, dass die Dinge in ihrem Sinne entschieden werden.
Während meiner gesamten Behandlung im Krankenhaus bekam ich keine Anregung, was ich selbst zu meiner Heilung beitragen konnte. Die Dinge wurden für mich in die Hand genommen. Das war einerseits bequem. Das Versicherungssystem griff und die teuren Behandlungen wurden bis auf die Zusatzkosten bei der Operation fast alle bezahlt. Wer sollte sich da beklagen? Einem geschenkten Gaul schaut man schließlich nicht ins Maul. Die Gemeinschaft trägt die Kosten, und der Einzelne muss das Geld nicht aus der eigenen Tasche ziehen.
Was als Privileg erscheint, stellt ruhig. Was es vermeintlich umsonst gibt, kann ja nicht von Nachteil sein. Doch dieser Umgang mit Krankheit — so vorteilhaft er auf der einen Seite auch scheinen mag — schürt auf der anderen Seite die Ohnmacht und das Gefühl, selbst gar nichts tun zu können, außer die Ohren steifhalten. Hilflos sind wir dem Wissen, dem Können und dem Gutdünken anderer ausgesetzt, die von uns nicht mehr kennen, als ein paar anonyme Laboranalysen.
Der Treibstoff dafür, dass wir uns das gefallen lassen, heißt Angst. Sie rechtfertigt alle Mittel, sogar die Kriegserklärung gegen den eigenen Körper.
Der Feind ist so übermächtig, dass wir ihn alleine nicht bewältigen können. Das können nur Spezialisten, deren Vokabular die meisten von uns nicht verstehen. Hoffnungsvoll klammern wir uns an ihre Prognosen und Berechnungen und beten, dass es noch einmal gut geht. Mit uns hoffen die uns behandelnden Spezialisten. Denn eine Garantie für den Erfolg ihrer Methoden gibt es nicht. Dadurch erscheint der Krebs noch bedrohlicher.
Die Vorstellungen, die wir mit dieser Krankheit verbinden, haben sich inzwischen in alle Köpfe eingegraben: eingefallene Gesichter, kahle Schädel, ausgemergelte Körper. Doch diese Schreckensbilder sind in der Regel nicht das, was die Krankheit mit den Menschen macht. Es sind die Auswirkungen und Folgeerscheinungen der Behandlungen! Sie sind es, die die Angst vor dem Krebs aufrechterhalten und schüren.