Zum Inhalt:
Psychologen als Erfüllungsgehilfen

Psychologen als Erfüllungsgehilfen

Statt sich der durch die Corona-Maßnahmen traumatisierten Menschen anzunehmen, biederten sich zahlreiche Psychologen der Doktrin der Mächtigen an.

Erfreulich in diesem Jahr war auch ein „Offener Brief“ von einer Gruppe von Psychotherapeuten (unterzeichnet von Dr. Valeria Petkova) an die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) und Bundesärztekammer (BÄK) als Protest gegen die Nudging-Politik. Mit der Ausrufung der Pandemie wurde ein Ausnahmezustand hergestellt, eine ganze Reihe von Eingriffen und Maßnahmen in Szene gesetzt, die in mächtige Impfkampagnen gipfelte und zumindest für viele Berufstätige den Zwang zum Impfen bedeutete.

Für die Herrschenden nötig wurde die Zustimmung und aktive Mithilfe der Bevölkerung, damit die Bereitschaft zur Konformität gegenüber der Bezugsgruppe, die Autoritätshörigkeit gegenüber dem Staat funktionierte. Das geht nicht ohne den Einsatz psychologischer Mittel zur Massenmanipulation großen Stils, und damit des Einsatzes der Emotionalität, Verführung, Falschmeldungen, Belohnung und Bestrafung bis hin zur Spaltung der Gesellschaft in Gut und Böse.

Mit Hilfe von Psychologen wurden auf unterschiedlichen Ebenen alle Instrumente der Meinungsbildung und Massenbeeinflussung eingesetzt. Von besonderer Bedeutung waren die emotionalen Botschaften, nämlich Angst einjagen, Moralpredigten zur Gemeinschaft — „Solidarität“ —, Aggression gegen Kritiker und damit Feinderklärung und Spaltung der Gesellschaft. Alle drei Ausprägungen bedingen und ergänzen sich, Angst steigert den Druck zur „Gemeinschaft“, und diese bedingt die Ausgrenzung.

Diese Herrschaftsmethode wird heute als „Nudging“ bezeichnet, als eine subliminal wirkende emotionale Beeinflussung, die zum Handeln bewegt. So wirklich neu ist diese Propaganda oder Werbepsychologie eigentlich nicht, aber wohl zugespitzter und verhaltenswissenschaftlich abgesichert. Die Stoßrichtung und Absicht war schon den Pionieren der modernen Massenkommunikation der 1920er Jahre vollkommen bewusst.

So heißt es bei dem amerikanischen Publizisten Walter Lippmann: Die Elite benutzt ihre Macht, „um die Öffentlichkeit (...) die Dinge so sehen zu lassen, wie sie es wünschten“ (Lippmann 1922, S. 84). Und Sigmund Freuds Neffe Edward Bernays sagt: „Wir werden von einer verborgenen Regierung regiert, der Volkswille wird geformt und kanalisiert“ (Bernays 1928, S. 99). Und dies kann natürlich nur hinter unserem Rücken, ohne unser Bewusstsein geschehen.

Von den Rollen, die Psychologen und Psychotherapeuten als Wissenschaftler oder als Praktiker in der Corona-Pandemie zur Unterstützung der Regierung eingenommen haben, sollten wir verschiedene Bereiche im Blick haben:

  1. Psychologen, die in oder für Institutionen und Behörden des Gesundheitsbereichs quasi als politische Strategen und Werbemanager mehr oder weniger im Verborgenen arbeiten. Dazu zählen auch die vielen Psychologen in Umfrage- und Marktforschungsinstitutionen, die Meinungen, Verhaltensweisen Motive erfragen — teils mit tiefenpsychologischen Interviews — und damit für politische Strategien das Material sammeln und aufbereiten. Das sind die Psychologen an den Schaltstellen der Propaganda, des Nudging, um die Gehorsamsbereitschaft und die Polarisierungen herzustellen.
  2. Psychologen und Psychotherapeuten in psychologischen Fachverbänden, Psychotherapeutenkammer, Vereinen, die in der Pandemie zu den Maßnahmen Stellung genommen und die Regeln auf die Psychologentätigkeit konkretisiert und durchgesetzt haben.
  3. Psychotherapeuten — und hier besonders Psychoanalytiker — als Praktiker oder Theoretiker, die sich individuell zur Pandemie verhalten oder geäußert haben. Deren Schwerpunkt lag darin, die Kritiker des Coronaregimes zu „analysieren“ und damit zu diffamieren und auszugrenzen.
  4. Psychologen, die die negativen psychologischen Auswirkungen der Maßnahmen zwar sehen und bedauern, ohne aber im Geringsten die Maßnahmen selbst grundlegend in Frage zu stellen.

In allen möglichen Institutionen und Behörden im Gesundheitsbereich sitzen — mehr oder weniger im Verborgenen — Sozialwissenschaftler und Psychologen und arbeiten an der psychologischen Kriegsführung, an der Überzeugungsarbeit und den psychologisch abgesicherten politischen Strategien. Die beteiligten Institute stehen jeweils mit anderen in Kooperation, so dass sich daraus ein ganzes Netz von Akteuren ergibt.

So hat zum Beispiel das Robert-Koch-Institut (RKI) für seine Werbearbeit, so berichtete der Journalist Norbert Häring, eine „Projektgruppe Wissenschaftskommunikation“ — WiKo, später „Risikokommunikation“ — eingerichtet, die 2020 bis 2022 unter Leitung einer promovierten Psychologin, Mirjam Jenny, stand. Mirjam Jenny ist inzwischen Leiterin von Science2Society an der Professur für Gesundheitskommunikation, Uni Erfurt, jetzt unter Leitung von Christina Leuker, Dr. rer. Nat., verbunden auch mit dem Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Es geht darum, „Fakten, Risiken und Unsicherheiten wirksam und transparent zu kommunizieren, um Verunsicherungen zu vermeiden“.

Diese Gruppe kooperiert wiederum mit Instituten, in denen ebenso Psychologen arbeiten, so unter anderem mit dem Harding-Zentrum, Uni Potsdam, Leitung Dr. Felix Rebitschek, Uni Potsdam, dem Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, mit der Uni Erfurt, Gesundheitskommunikation (COSMO-Projekt), sowie mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und dem Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS).

Eine davon, das Erhebungsprojekt „COSMO“ (COVID-19 Snapshot Monitoring), gegründet von der WHO 2020, ermittelt, wie es in ihrer Website heißt, über Bevölkerungsumfragen das Wissen zum Virus, die Risikowahrnehmung, das Schutzverhalten und das Vertrauen in politische Entscheidungen. Es soll damit Einblick über die psychologische Lage in der Bevölkerung geben. Dies soll es erleichtern, der Bevölkerung „korrektes“ Wissen anzubieten und „Falschinformationen“ vorzubeugen.

COSMO ist ein Gemeinschaftsprojekt unter anderem der Universität Erfurt, des Robert-Koch-Instituts, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, und des Leibniz-Instituts für Psychologie, Trier, unter Mitwirkung der Leitung in der Leopoldina und im COVID-Expertenrat des Bundeskanzleramtes. COSMO wird geleitet von der Psychologin Cornelia Betsch, die seit 2017 Professorin für Gesundheitskommunikation an der Uni Erfurt ist, wo sie über Gesundheitsentscheidungen, speziell zum Impfen und Impfgegnerschaft, forscht. Bereits ihre Habilitation 2013 behandelte die Risikowahrnehmung bei Entscheidungen am Beispiel Impfentscheidung. 2021 wurde sie Preisträgerin des „Deutschen Psychologie Preises“.

Dieser Preis wird seit 1992 vergeben für „wissenschaftliche Leistungen von hoher Qualität und Originalität, die relevant sind für die Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen“, so die Website. Die Jury dafür besteht aus den Präsidenten der vier auslobenden Organisationen, nämlich Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), Berufsverband Deutscher Psychologen (BDP), Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs) und Leibniz-Zentrum für psychologische Information und Dokumentation (ZPID) beziehungsweise Leibniz-Institut für Psychologie, Trier.

Die Preisverleihung wurde wegen Corona verschoben, dafür aber gleich zweimal gefeiert: einmal online am 1. April 2022 und einmal in Präsenz am 13. September 2022 auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie in Hildesheim. Ansprachen auf dem Online-Kolloquium hielten Professor Klaus Lieb, Uni Mainz, Professor Robert Böhm, Uni Wien, und Professor Tobias Rothmund, Uni Jena.

Die vier für den Preis zuständigen Psychologenverbände haben bereits im Juni 2020 in einer „Stellungnahme“ ihre Loyalität, ihre Dienste als Berater im „Management der Krise“ angeboten. Sie bieten sich an, „durch geeignete Kommunikation und Aufklärung und durch Bereitstellung von Datengrundlagen über repräsentative Umfragen die Akzeptanz der Bevölkerung, die Bereitschaft zur Verhaltensänderung zu verstärken und der Verbreitung von Verschwörungsmythen durch Korrektur von Falschinformationen zu begegnen“. Ziel sei es, „positive Elemente wie Solidarität, Empathie und Gemeinsamkeiten zu betonen“ (S. 5ff).

So hat zum Beispiel die sonst sehr akademisch ausgerichtete Deutsche Gesellschaft für Psychologie via Internet „Coronahilfen“ angeboten, schlichte Ratschläge, wie man gesund durch die Lockdown-Zeit kommt oder wie man mit Verschwörungstheorien umgehen soll. Ähnliche Tipps zum Umgang mit „Coronaleugnern“ gibt es für Ärzte in dem Arztblog „Coliquio“, nach einem Muster der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Ein anderes Institut beziehungsweise ein Thinktank, das Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS), verfasst interdisziplinäre Expertisen zum Thema Verschwörungsideologie, Rechtsextremismus, Antisemitismus, dies unter der Geschäftsführung der Diplom-Psychologin Pia Lamberty und des Politikwissenschaftlers Josef Holnburger.

Lamberty ist verbunden mit der Uni Mainz. Lamberty gilt als die Expertin für Beschreibung und Definition von Verschwörungstheorien der sogenannten Coronaleugner. Das Institut ist gemeinnützig, wurde 2021 gegründet, und wird von 2021 bis 2024 mit 2,8 Millionen von der Alfred Landecker Foundation, einem Zentrum für Antisemitismusforschung, gefördert. Lamberty und Co. übernahmen also die Aufgabe der ausschließenden Feinderklärung, und damit die Spaltung der Gesellschaft.

Auch psychotherapeutische Vereinigungen, Fachverbände und Ausbildungsinstitute haben sich willig gezeigt, alle möglichen Maßnahmen korrekt bis überkorrekt zu erfüllen und in Ausbildungsinstituten quasi die Polizei zu spielen.

So handelt es sich bei der — nie in Frage gestellten — Übernahme der einrichtungsbezogenen Impfpflicht auf psychotherapeutische Praxen, auch der Einhaltung der Maskenpflicht, bereits um einen vorauseilenden Gehorsam. Sieht man sich die gesetzliche Lage der Impfpflicht an, dann trifft keines der aufgeführten Kriterien auf psychotherapeutische Praxen zu.

Wir sind keine Arztpraxis mit vielen Menschen gleichzeitig in ihren Räumen, keine heilmedizinische Einrichtung mit körperlich kranken Menschen, wir behandeln nicht im Altersheim und wir sind keine Klinik. Vor allem aber fassen wir unsere Patienten nicht an, kommen ihnen körperlich nicht nahe.

In den Ausbildungsinstituten ist Maskenpflicht für alle das Mindeste, ebenso wie Testpflicht, Desinfektion, Lüftung, Luftfilter, später auch die Impfpflicht für alle Kandidaten und Dozenten. Nichtgeimpften Kandidaten wurde das Behandeln verwehrt, und damit ihre weitere Ausbildung und ihre berufliche Zukunft, was einem Berufsverbot gleichkommt. Lehre oder Gremiensitzungen in den Instituten sowie Kongresse finden vorwiegend per Video statt, inzwischen eventuell wieder in Präsenz bei Einhaltung der 2G- und 3G-Regeln und unter Registrierung des Impfstatus der Anwesenden.

Genauso verhielt sich die Mehrheit der Therapeutinnen und Therapeuten. Weitverbreitet und beliebt sind Therapien über Video — was bisher jeder seriösen Vorstellung von Psychotherapie — als Beziehungserfahrung — widerspricht.

Auf dem Ärzteblog Coliquio vom 2. Januar 2021 sehen wir dazu erschreckende, lächerliche Beispiele: Auf einen entsprechenden „Impuls“ folgen circa 50 „Kommentare“, die wortreich und willig ihre Coronatreue vorführen. Von ein bis zwei Ausnahmen abgesehen, berichten alle von ihren Luftfiltern, Plastikwänden, der Größe ihres Praxisraumes, wie lang und wie oft sie das Fenster öffnen, Maske selbstverständlich. Hier ein paar Ausschnitte:

Psychologische Psychotherapie:

„Ich habe einen sehr großen Behandlungsraum, Stühle sind etwa 3 Meter auseinander. Neben dem Patienten steht ein Icovir Filter. Der Sitz und die Türklinken werden nach jeder Sitzung desinfiziert und der Raum 10 Minuten quergelüftet. Wenn es geht, wechsle ich Live- mit Videositzungen ab. Nur Video finde ich zu anstrengend. Bei EMDR ziehe ich eine FFP2-Maske an, sonst reicht eine normale OP-Maske. Alles eine Frage der Gewöhnung. Ich freue mich schon auf das Ende der Pandemie.“

Psychologische Psychotherapie, Verhaltenstherapeut (Ausschnitt):

„So sehen die Hygienemaßnahmen in meiner Berliner Psychotherapiepraxis aus: Mundschutz Therapeut: seit ca. 3 Monaten FFP3 (3M Aura 1863), vorher OP-Maske (Coldex). Inzwischen habe ich mich an 8 bis 9 Therapiestunden/d mit Mundschutz gewöhnt. Mundschutz Patient/in: seit Frühjahr 2020 immer MNS, seit Herbst in Form einer gut abschließenden und sitzenden OP-, oder FFP2-Maske im gesamten Praxisbereich und auch während des Therapiegespräches. Keinerlei Ausnahmen oder Diskussionen.

Auch die Kritiker der Corona-Maßnahmen haben einen ernst zu nehmenden MNS zu tragen. Abstand zwischen Patient und Therapeut: ca. 2,5 bis 3 Meter (darum kein EMDR, Brainspotting, Hypnose, Biofeedback, kein Händeschütteln usw.) Im Sommer: weit geöffnetes Doppelfenster im Therapiezimmer mit leichtem Durchzug. Jetzt Luftfilter auf dem Tisch zwischen Therapeut und Patient: Philips AC2889/10 (Stufe 2). Querlüftung: 10 Minuten vor/nach jeder Sitzung und 5 Minuten nach ca. 25 Minuten Therapiegespräch. Der Luftaustausch wird mit CO2-Messer kontrolliert. Zielwert: CO2 < 500ppm.

Patienten werden im telefonischen Erstkontakt auf Querlüften hingewiesen und sollen sich eine leichte Jacke mitbringen. Mehrere Aushänge betr. Abstands- und Mundschutzpflicht Händedesinfektion über Wandspender im Wartezimmer und im Patienten-WC (Softa Man acute) und Tischspender im Therapiezimmer (Sterillium Virugard) Oberflächendesinfektion (Klinken, Tisch, WC usw.) alle 2h mit Meliseptol rapid/Meliseptol HBV-Tücher. Therapeut gurgelt nach jeder Sitzung mit „Listerine Cool Mint“ Unser familiäres Privatleben geht in Richtung: ‚extrem introvertiert‘.

Jeder Patient wird kurz exploriert: bezüglich COVID-19-Symptomatik oder unspezifischer Erkältungssymptome (selbst und Kontaktpersonen), Risikokontakte, Risikoverhalten usw.. Die Hygieneregeln werden unter Beachtung der Risikofaktoren einmalig erläutert (45% Aerosol, 45% Tröpfchen, 10% Kontaktübertragung usw. Blabla).

Meine Hygieneregeln werden klar und deutlich kommuniziert und stehen nicht zur Diskussion — auch nicht bei den Kritikern der Corona-Maßnahmen. Die Vertreter aus der ‚Ist-ja-nur-ne-Grippe‘-Fraktion dürfen in eine andere Praxis gehen. Formal gilt: ‚Meine Praxis, meine Regeln.‘ Regeln gibt es auch beim Betreten einer katholischen Kirche in Italien, oder einer Moschee. Wer dort hineingeht, muss die Regeln nicht hundertprozentig gut finden, sondern nur Respekt vor diesen haben und sie befolgen. Mein vorwiegend Ostberliner Klientel kann mit meinen (autoritativen) Hygienemaßnahmen prima umgehen.“

Diese völlig unkritische, sich unterwerfende Haltung scheint im Widerspruch dazu zu stehen, dass Psychologen gleichzeitig, zum Beispiel im „Ärzteblatt pp“, über die negativen psychosozialen Auswirkungen der Pandemiepolitik berichten — so insbesondere über die Zunahme von Depressionen und Isolationsgefühlen, Gewalterfahrungen, Phobien, vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Der Widerspruch wird aber damit aufgehoben, dass „Schuld“ daran ja nur das Virus hat. Es ist absurd: Die Psychologen beklagen die negativen Folgen und begrüßen und praktizieren gleichzeitig die Hygiene-Maßnahmen. Allein das Festhalten an der Fiktion eines extrem gefährlichen Virus und einer nützlichen und ungefährlichen Impfung scheint es zu erlauben, die negativen Folgen in Kauf zu nehmen.

Psychologen sollen vor allem bei zwei wichtigen emotionalen Herrschaftstechniken mitwirken: bei Angsterzeugung und Feinderklärung:

Erzeugung von Angst: Als frühe und herausragende Inszenierung der Angstkampagne erinnere ich an das berüchtigte Papier des Bundesinnenministeriums vom April 2020, in dem umfassend das Maßnahmenpaket für den Worst Case vorgestellt wird. Als Berater haben hier Wissenschaftler von verschiedenen — immer wieder im Papier Erwähnung findenden — Instituten und Universitäten gewirkt, so unter anderem das RKI, die Wirtschaftsforschungsinstitute RWI, Essen, das IW, Köln, und das Politikberaterinstitut SWP, Berlin, zusammengerufen vom Staatssekretär Markus Kerber. Als Einzelner gehörte auch der renommierte Soziologie Professor Heinz Bude, Uni Kassel, dazu, der einst einmal Mitarbeiter am linksorientierten Psychologischen Institut der FU war, und sich heute höchst aggressiv zu den „Impfgegnern“ äußert.

Für die Angstkampagne sollte rabiat eine ins Sadistische gehende „Schockwirkung“ erzeugt werden, durch Appell an die „Urangst“, durch Bilder von „qualvoll um Luft ringenden“ sterbenden Angehörigen, und Kinder, die „ihre Eltern anstecken: ‚Ich habe meine Oma angesteckt, ich bin schuldig an ihrem grausamen Tod, das werde ich nicht mehr los mein ganzes Leben‘“.

Angst herzustellen und aufrechtzuerhalten unterstützt auch der Psychoanalytiker und „Psychosozial“-Verleger Professor Hans-Jürgen Wirth: Die „Aufrechterhaltung eines gewissen Angstpegels ist realitätsgerecht und damit lebensrettend“. Das Angstlevel sollte man hochhalten, damit das Kontaktverbot eingehalten wird (Spiegel vom 1. Mai 2020).

Feinderklärung: Ein weiteres, unverzichtbares, ergänzendes Herrschaftsmittel neben der Angst wurde von Anbeginn eingesetzt: Spaltung der Gesellschaft durch Aggression gegen Kritiker, was auf der anderen Seite zugleich ein ausschließendes „Wir“-Gefühl erzeugt und zu einer „Volksgemeinschaft“ zusammenschweißt. Coronakritiker werden generell pathologisiert und diffamiert, als verblendet, fanatisiert, tiefgreifend „epistemisch“ misstrauisch, paranoid, depressiv dargestellt. Eine Studie will sogar eine Nähe zu Schizophrenie mit ähnlichen Merkmalen gefunden haben (FAZ Net vom 31. März 2021).

Dagegen kenne ich keinen einzigen Beitrag aus diesem Umkreis, der sich in (Selbst-)Analyse über die eigene Vertrauensseligkeit, autoritäre Gehorsamsbereitschaft und den autoritativen und wertenden Umgang mit Patienten — der jeder therapeutischen Haltung entgegensteht — Gedanken macht.

So schreibt eine praktizierende Psychoanalytikerin, die sich selbst, „uns alle“, als die „Vorsichtigen und Bedächtigen“ kennzeichnet: „Scheinbar harmlose BürgerInnen“ haben sich „PopulistInnen und extremen Gruppierungen“ angeschlossen, „um Corona zu bekämpfen und um (...) mit diesem Verhalten das Virus durch Ansteckung weiter in der Bevölkerung zu verbreiten“(Dittrich 2022, S. 186). Sie räumt dann für sich selbst „Panikerleben und paranoide Ängste“ ein: „Was passiert, wenn ein kleiner Teil unserer MitbürgerInnen uns alle in den Abgrund treibt (...)“ (ebd. S. 196). Es bleibt natürlich nicht aus, dass sich diese Haltung in ihren Therapien auswirkt, soweit sie es mit diesen „Coronaleugnern“ zu tun hat: Besserwisserisch wird es, konfrontativ, man spürt die Abscheu und Distanz.

Die Psychoanalytiker sind hier ganz vorne dran, sie fühlen sich berufen zur „Analyse“ der Querdenker, Verschwörungstheoretiker, et cetera. In nahezu allen Beiträgen aus dem psychoanalytischen Umkreis — unter anderem in der Zeitschrift “Psychosozial“, dem Forum der Psychoanalyse, dem Mitteilungsblatt der Deutschen Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie — zeigen sich zwei Schwerpunkte:

Erstens: Sie bieten Kollektiv-Fern-Persönlichkeitsdiagnosen der Coronakritiker an, die mehr oder weniger mit Rechtspopulisten gleichgesetzt werden, und zweitens: Zentraler Bestandteil ist der Vorwurf der Verschwörungstheorie, konformgehend mit allen regierungsnahen Äußerungen.

Zur (Psycho-)„Analyse“ der Coronakritiker werden die Ergebnisse der sogenannten Leipziger Mitte-Studien über Rechtspopulisten (Brähler, Decker) herangezogen und der Coronabewegung übergestülpt. Ihnen werden gleiche Persönlichkeitsmerkmale und Denkweisen wie den Rechten unterstellt — damit werden sie von vornherein als rechtspopulistisch etikettiert.

Der Psychoanalytiker Hans-Jürgen Wirth äußert sich besonders gern zu den „Diagnosen“ über die Kritiker, die natürlich niemals einer empirischen Prüfung unterzogen wurden. Kritiker, auch Linke, die mit den Rechten „zusammengeschlossen“ seien, stünden in „Frontstellung gegen den Staat“ und stützten sich mit Foucault und Agamben auf ein „monolithisches Bild der sozialen Wirklichkeit“.

Es herrsche ein „epistemisches Misstrauen“ vor, das ist die „ständige Bereitschaft, alles, was von etablierten Institutionen (...)“ komme, zu hinterfragen, es zeige sich in einer „übertriebenen Wachsamkeit“, es werde paranoisch Böses unterstellt (S. 21f). Auf einen offenen Brief meinerseits, der sich mit dieser Haltung auseinandersetzt, bekam ich weder von Wirth noch von der DGPT eine Antwort. Im „Spiegel“ schreibt Wirth in einem seiner vielen Beiträge — allein für das Jahr 2020 habe ich acht gezählt: „Die Querdenker beziehen ihr Selbstvertrauen auch aus einem zur fanatischen Ideologie übersteigerten Misstrauen“.

Epistemisches Misstrauen könne sich in der Kindheit ausbilden, werde aber auch begünstigt im Alter, aus der narzisstischen Kränkung heraus, altern zu müssen und an sozialer Bedeutung zu verlieren. Das begünstige auch den Altersstarrsinn, und das erkläre, dass es viele Ältere, auch Mediziner, unter den Kritikern gebe, die ihre Reputation aufs Spiel setzen, in dem sie sich mit Verschwörungstheoretikern gemein machen (Wirth 2020a, S. 22). „Altersstarrsinn“ — eine besonders tiefsinnige Analyse, um davon abzulenken, wer denn eigentlich die Reputation in den Dreck zieht.

Und zugleich lenkt es davon ab, dass jüngere, noch im Beruf stehende Kollegen, durch die Sanktionsandrohungen mit ihrem Protest auch ihre Existenz aufs Spiel setzen würden. Hier wird von der Warte des gutsituierten, staats- und wissenschaftsgläubigen Bürgers aus verurteilt und unterstellt — nicht wenige von ihnen standen einst selbst mal auf der anderen Seite.

Zu den Denunziationsmethoden von Anfang an gehört der Vorwurf der „Verschwörungstheorie“, womit stets die Frage nach Hintergründen, nach Zusammenhängen und dahinterstehenden, weiterführenden Interessen gemeint ist.

Sie selbst sind Leugner von „Verschwörungen“, Absprachen, der „verborgenen Regierung“, wie dies Edward Bernays bereits vor über 100 Jahren erklärte.

Pia Lamberty, auf die sich viele beziehen, überzieht die „Verschwörungsgläubigen“ mit einer Mixtur aus weitverbreiteten Merkmalen wie Narzissmus, Bedürfnis nach Einzigartigkeit, geringe Ambiguitätstoleranz, Dichotomie Gut-Böse, Ablehnung von (medizinischer) Wissenschaft und offen für alternative Medizin, und natürlich rechts und rassistisch. „Verschwörungstheorie“ ist auch bei den Psychoanalytikern der gängige Dolchstoß, so bei Professor Hans Jürgen Wirth, Professor Jürgen Körner, Dr. Bernd Heimerl und Professor Joachim Küchenhoff, Dr. Bruno Heidlberger.

Heidlberger tut sich besonders stark in übler Nachrede hervor, die aus völlig empiriefreien Vorurteilen besteht und die Kritiker in eine „spinnerte“ rechte Ecke drängt: Verschwörungsideologen seien Brandstifter, getarnt als Bürgerrechtler, lehnten Aufklärung und Moderne ab, seien Antisemiten (2020, S.105), sie träumten im Größenwahn vom harmonischen, widerspruchsfreien, völkischen Selbst. Spirituelle Heilslehren wie Anthroposophie und Waldorfpädagogik hätten hier ihre Hochburg (S. 108). Alarmistischer Höhepunkt: „Sie rufen zum Umsturz auf.“ Belege: Fehlanzeige.

Paranoide Verschwörungstheorie sei, so Dr. Bernd Heimerl und Professor Joachim Küchenhoff, mit dem „Unheimlichen“ des Virus verbunden: Der unheimliche Eindringling führe zu archaischen Ängsten, die wiederum frühe Abwehrmechanismen wie Introjektion, Projektion und Paranoia auslösten. Das führe zu paranoischer Verschwörungstheorie — aber natürlich nicht bei der Mehrheit, die in hysterische Panik versetzt ist, sondern ausgerechnet bei denen, die sich von der medialen Panikmache eben gerade nicht haben beeindrucken lassen. Das „Unheimliche“ wird dem Virus „angelastet“ — so als würden wir nicht immer schon Viren kennen, ohne das unheimlich zu finden. Aber natürlich, das Corona-Virus wurde uns als „unheimlich“ angeboten: neuartig, unbekannt, unsichtbar, Fledermaus, Killervirus, und mit entsprechenden Bildern bestätigt — die stachelige bunte Kugel, die Särge von Bergamo et cetera.

Als Gesamtergebnis dieser Recherche hat sich auf jeden Fall bald herausgeschält, dass Psychologen und Psychotherapeuten zu denjenigen gehören, die sich ganz besonders dem Coronaregime unterworfen haben, und dies auch von ihren Patienten verlangen. Indem sie damit die Position der gesellschaftlichen Macht übernehmen, verkehren sie ihren therapeutischen Auftrag, Patienten von den gesellschaftlichen Einschränkungen zu befreien, ins Gegenteil. In dieser Grundhaltung weichen Psychologen allerdings nicht von anderen akademischen Berufsgruppen ab.


Quellen und Anmerkungen:

Bernays, Edward (1928/2011). Propaganda. Die Kunst der Public Relations. Berlin: Orange Press.
Bruder, Klaus-Jürgen, Bruder Bezzel, Almuth, Günther, Jürgen (Hg.) (2022). Corona. Inszenierung einer Krise. Berlin, Sodenkamp & Lenz
Bruder-Bezzel, Almuth, Bruder, Klaus-Jürgen (2021). Macht. Wie die Meinung der Herrschenden zur herrschenden Meinung wird. Frankfurt: Westend
Dittrich, Karin (2022). Klinische Arbeit in Zeiten von Corona und Populismus -Zur „Unerträglichkeit“ von Selbstzweifel, Versagensangst, Schuld und Scheitern. In: Schäfer, G., Martin, R., Moeslein-Teising, I. (Hg.). Zeitdiagnosen!?. Gießen, Psychosozial Verlag S. 186-203
Heidlberger, Bruno (2021). Das Unbehagen in der Kultur. Alte Ressentiments - neue Radikalität: Flüchten ins Autoritäre. psychosozial, 44.Jg., Nr. 164, H II, S. 103-110
Heimerl, Bernd (2020). Das Coronavirus. Überlegungen zu einem bedrohlichen Fremdkörper. Forum der Psychoanalyse, vol. 36, H.3, September, S. 319-331
Körner, Jürgen (2020). Über Verschwörungstheorien und ihre Anhänger. Forum der Psychoanalyse, vol. 36, H.4 Dezember, S. 383-401
Küchenhoff, Joachim (2020). Die Arbeit im und am Unheimlichen: Die Coronakrise und die psychoanalytische Kur. Forum der Psychoanalyse, vol. 36, H.4 Dezember, S. 361-373
Lippmann, Walter (1922/2018). Die öffentliche Meinung. Wie sie entsteht und manipuliert wird. Frankfurt: Westend.
Wirth, Hans-Jürgen (2020) die Corona-Pandemie als Herausforderung für Psyche und Gesellschaft. Überlegungen aus Sicht der psychoanalytischen Sozialpsychologie. DGPT-Mitglieder Rundschreiben 03, S. 15-25

Creative Commons Lizenzvertrag
Dieses Werk ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen dürfen Sie es verbreiten und vervielfältigen.