Mehrfach hat der Haus- und Hof-Virologe Christian Drosten in seinen Podcasts und Interviews betont, dass er nicht in der Haut der Politiker stecken wolle. Er sei nur die Stimme der Wissenschaft. Was die Politik aus dieser „Wissenschaft“ mache, sei nicht seine Entscheidung, sondern eben Sache politischer Verantwortung. Gleichzeitig wird die Politik nicht müde zu betonen, dass „die Wissenschaft“ dies oder jenes gebietet. Es gebe einen wissenschaftlichen Konsens, der die auf ihm beruhenden Entscheidungen legitimiere und als Sache der Vernunft geradezu erzwinge.
Dieser angebliche wissenschaftliche Konsens, auf den sich Politiker gerne berufen, ist gleichzeitig „die Wissenschaft“, die in den Medien rezipiert wird. Dabei sind es bei genauerer Betrachtung Annahmen und Dogmen, die sich auf „die Wissenschaft“ berufen, also als wissenschaftlich dargestellt werden. Echte Wissenschaft im Sinne einer Debatte über Thesen, Theorien, Zahlen, Daten und Fakten wird seit nahezu zwei Jahren nicht veranstaltet.
Alles, was dem einmal zum Konsens Erklärten widerspricht, wird einfach mit Verweis auf die gegenteiligen Behauptungen der „Wissenschaft“ ins Reich der Spinnerei verbannt. Dass hinter den Kulissen ständig neue Erkenntnisse ans Licht kommen, Studie um Studie zu den momentanen Vorgängen durchgeführt und veröffentlicht wird, und dass all das den in den Medien ausgerufenen „Konsens“ eher in das Reich der Religion rückt, wird dabei nicht rezipiert.
Dreifaltigkeit der Verantwortungslosigkeit
Wir haben es also mit einem Dreigespann zu tun: Politik, „Wissenschaft“, Medien. Unter „Wissenschaft“ ist dabei nur eine kleine Auswahl vorgeblicher Wissenschaftler zu verstehen und zwar genauer diejenigen, die das Dogma verteidigen, sich einfach auf ihren Doktortitel berufen und sagen: „Ist so!“
Diese Dreifaltigkeit der Verantwortungslosigkeit ist für alle Beteiligten sehr praktisch. Denn die entsprechenden Wissenschaftler können ihre Hände in Unschuld waschen und jede Verantwortung von sich weisen, indem sie behaupten: „Wir haben die Entscheidungen nicht getroffen.“ Gleichzeitig werden aber immer extremere Forderungen aus genau diesen Kreisen laut, die sich bis zur Volksverhetzung steigern, indem beispielsweise von der „Tyrannei der Ungeimpften“ gegeifert wird. Am Ende war es aber dann nicht diese „Wissenschaft“, welche die Entscheidungen fällte, sondern eben die Politik.
Diese kann jedoch ebenso ihre Hände in Unschuld waschen. Die politischen Akteure behaupten schlicht: „Wir haben nur umgesetzt, was wissenschaftlich geboten erschien. Wir sind keine Fachleute und müssen uns deswegen auf diese verlassen.“ Gleichzeitig bemäntelt eine Berufung auf „die Wissenschaft“ jede Entscheidung mit der fadenscheinigen Ausrede der „Alternativlosigkeit“.
In einer solch technokratischen Gesellschaft, in der wir derzeit leben, wird auch der Politiker, zumindest vordergründig, nur zu einem Opfer der Umstände, der als rein reagierende, nicht agierende Figur in der Masse der anderen technokratischen Exekutoren untergeht.
Gleichzeitig gibt sich die Politik als Getriebene der Medien, der „Stimme des Volkes“. Hier wird keine Kritik an der Technokratie, an den herrschenden Dogmen oder eine ausgewogene Debatte ermöglicht. Vielmehr richtet sich das letzte bisschen Kritik, das in den Medien noch erlaubt ist, in eine Richtung: „Zu wenig, zu langsam.“
Statt die immer drastischeren Einschnitte und Umgestaltungsprozesse der Gesellschaft hart zu kritisieren, zu hinterfragen und anzuprangern, machen sich die Journalisten zu Einpeitschern einer immer härteren Gangart. Nichts kann streng genug, nichts zu drastisch sein, um die unersättliche Blutgier der medialen Bestie zu befriedigen. Dabei führt sie stets den angeblichen wissenschaftlichen Konsens wie eine Monstranz vor sich her, um damit auf jeden Kritiker einzuschlagen. Ein Konsens wohlgemerkt, den sie selbst ausgerufen haben und gegen jede echte Wissenschaft verteidigen.
Organisierte Verantwortungslosigkeit
Auf diese Weise findet eine Arbeitsteilung statt, in der sich die Politik auf die Wissenschaft beruft und von den Medien zu immer härteren Maßnahmen drängen lässt. Dabei können alle Beteiligten aufeinander verweisen und sich entschuldigen: „Aber die Wissenschaft hat gesagt …“, oder: „Aber wir haben doch nichts entschieden.“ Es ist ein System organisierter Verantwortungslosigkeit.
Dieses findet sich zudem auch innerhalb staatlicher Institutionen. So gelten die Erklärungen, Daten und Vorgaben des RKI für die Richter kraft Infektionsschutzgesetz sozusagen als Gesetz. Was das RKI sagt, darauf haben Gerichte sich zu stützen, damit haben sie auch ihre Entscheidungen zu begründen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Richter die Erzählung von einer Pandemie in ihren Entscheidungen nicht hinterfragen, andere wissenschaftliche Erkenntnisse gar nicht zulassen und dementsprechend auch stets im Sinne der herrschenden Politik entscheiden. Einer dem Staat untergeordneten, wissenschaftlichen Instanz kommt somit faktisch eine Art gesetzgebende Funktion zu.
Auch auf den verschiedenen Ebenen wird Verantwortung beständig verschoben, und zwar nach unten. So beschließt der Bund in der Regel viele Möglichkeiten zu handeln, bürdet die Durchsetzung aber im Großen und Ganzen den Ländern auf. Diese wälzen die Verantwortung wiederum oftmals auf die Landkreise oder Kommunen ab. In den Universitäten wird die Verantwortung von den Ländern auf die Universitätsleitungen, von diesen auf die Dozenten, und von diesen oftmals auf die Studenten verschoben. Könnte man jetzt hier feiern und sagen: „Endlich einmal echte Basisdemokratie!“, so sollte man das nicht zu vorschnell tun.
Denn die „Wahl“, welche die Studenten dabei haben, ist die zwischen 3G-Präsenzunterricht oder Distanzunterricht, wobei der schwarze Peter dabei natürlich den impffreien Studenten zufällt. Ebenso verhält es sich mit der Strenge der „Schutzmaßnahmen“, die im Präsenzunterricht eingehalten werden müssen. Sind alle Anwesenden geimpft, so kann die Maske abgenommen werden. Ist auch nur einer der Anwesenden nicht geimpft, müssen alle die Maske tragen. Was die Geimpften davon halten, kann man sich wohl denken. Wissenschaftliche Grundlage? Nicht vorhanden. Und das in Institutionen, die sich hauptberuflich mit „Wissenschaft“ beschäftigen.
Es wurde also ein System organisierter Verantwortungslosigkeit geschaffen, in dem niemand mehr wirklich das Ruder in die Hand nimmt.
Schuldzuweisungen werden in alle Richtungen getätigt, die Verantwortung hin und her verschoben. Alle geben sich als Getriebene einer angeblichen Pandemie aus, für die sich keine Belege finden lassen. In letzter Konsequenz wird die Schuld dann „dem Virus“ zugeschrieben, als handele es sich dabei um ein bewusst agierendes, übernatürliches Wesen. Ebenso kann man in den „Ungeimpften“ den Sündenbock sehen und seinen Hass auf diese kanalisieren. Dass weder Virus noch Impffreie irgendwelche Maßnahmen beschlossen oder Einschränkungen auferlegt haben, und dass es den meisten Impffreien wahrscheinlich auch vollkommen egal ist, ob man sich an unwirksame Maßnahmen hält, sich die Spritze geben lässt, oder eben auch nicht, spielt dann keine Rolle mehr.
Hauptsache ist, man hat einen Sündenbock gefunden und von den wahren Schuldigen abgelenkt. Diese sind, es muss noch einmal betont werden: Die Politiker, welche den Maßnahmen zugestimmt haben und sie beständig verschärfen; die Medienschaffenden, deren „Kritik“ sich darin erschöpft, immer extremere Forderungen zu stellen; und der Teil der „Wissenschaftler“, der sich als Legitimationsgrundlage für beides benutzen lässt.
Man sollte sich ihre Namen merken. Denn eines Tages wird das Ganze aufgearbeitet. Wenn dann die neuen „Nürnberger Prozesse“ stattfinden, kann niemand dieser Menschen sich herausreden. Niemand soll dann behaupten können: „Ich habe doch nur meinen Job gemacht“, niemand soll die Verantwortung auf andere abwälzen können. Denn, so kann man mit einem abgewandelten Zitat enden, dessen Original dem einen oder anderen Christen geläufig sein dürfte: Vergib ihnen nicht, denn sie wissen, was sie tun.