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Nebelkerzen zu Fackeln!

Nebelkerzen zu Fackeln!

Der Kampf für einen geschlechtersensiblen Sprachgebrauch lenkt von wichtigeren Fragen ab – und ist dennoch notwendig.

Der sprachliche Gender-Star-War wurde mir erst so richtig bewusst, als ich vor zwei Jahren in das Universum des Universitätslebens eintauchte. Zwar bot mir der kurz vor dem Wintersemester 2017/18 erschienene und vorzügliche Beitrag „Diversity statt University“ der beiden Mathematiker Hans-Jürgen Bandelt und Thomas Sonar eine grobe Vorstellung dessen, was mich als „Erstie“ erwarten würde. Entsprechend waren meine Sinne geschärft, als dann in der Einführungswoche das Thema „Gender und Diversity“ auf der Agenda stand. Es folgten tatsächlich große Bestandteile des Programms, welches Bandelt und Sonar in ihrem Beitrag skizzierten:

Die Unterteilung der Geschlechter in das soziale und das biologische Geschlecht. Die Frage, wie denn damit umzugehen sei, wenn sich Studenten – pardon, Studierende – ihres Geschlechtes nicht sicher seien. Wie viele Geschlechter gibt es überhaupt? Wo finde ich den Diversity Scout? Wie vielfältig ist unsere Universität? Wie kann Chancengleichheit gewährleistet werden? Wie formuliere ich E-Mails und Texte geschlechtsneutral? Einzig der militante Aufstand gegen die Köpfe, die mit dieser Ideologie – pardon, Entwicklung – nicht einverstanden waren, blieb aus. Dies lag aber vor allem daran, dass es während meiner Einführungszeit niemanden gab, der diesem Treiben widersprach. Aus Angst?

Vielfalt und sprachliche Geschlechtergerechtigkeit – wo liegt das Problem?

In den vergangen zwei Jahren seit meiner Immatrikulation hat sich die geschlechtsneutrale Sprache wie ein Lauffeuer in der Alltagskommunikation verbreitet. Man konnte dieser Entwicklung mit bloßem Auge beim Wachsen zusehen. Hinter allen Personenbeschreibungen folgt nun ein mal weniger, mal stärker eindringlich betontes „Innen“. LeserInnen, AnsprechpartnerInnen und so weiter. Das Wort „Student“ ist nahezu verschwunden. Gesprochen wird ausschließlich von „Studierenden“.

Auch die Vielfalt hat sich, dem äußeren Erscheinungsbild der „Studierenden“ nach zu urteilen, massiv multipliziert. Die Kleiderwahl, die unterschiedlichen Looks sind heute vielfältiger denn je. Körperschmuck an allen erdenklichen Körperstellen – ja, wirklich allen! Windbreaker in den unvorstellbarsten Farben, Jutebeutel, beschriftet mit Perlen aus dem unerschöpflichen Pool hipper, kecker Sprüche. Selbst die weit über die Knöchel hochgezogenen Socken in den verschiedenartigsten Sneakers scheinen in der Varianz ihrer farblichen Ausgestaltung unendlich zu sein. Kleidungstechnisch sind die Campus mit den buntesten Vögeln bevölkert. Billigtextilindustrie regelt!

Aber ist das wirklich divers, wenn die menschliche Karosserie – also die Bekleidung – in den verschiedensten Lackierungen daherkommt, der Motor aber der immer gleiche, alte Verbrennungsmotor ist und bleibt? Kleider machen schließlich keine Menschen, sondern werfen nur andere Schatten! Und langsam schält sich hier die Problematik heraus, die sich einem beim Betrachten dieser Thematik nicht auf den ersten Blick aufdrängt.

Auch wenn der Bekleidungsstil noch so verschiedenartig ist, so prangt auf all diesen Outfits doch ein unsichtbares Wappen auf der Brust, eine unsichtbare Armbinde, ein unsichtbarer Stern auf dem Schulterhalfter – was diese diversen Kleider wieder zu Uniformen macht. Es ist das einheitliche Zeichen der Unterschiedlichkeit, mehr noch, der Abgrenzung von dem, was sich eigentlich ziemlich ähnlich ist. Oder, um es frei mit den Worten von Prinz Pi zu sagen: Sie sind so individuell, dass sie wieder alle gleich sind in diesem Duell.

Wenn nach Diversität gerufen wird und der Diversity Scout ein eigenes Büro besitzt, dann ist das ein Kampf für die Freiheit eines jeden Einzelnen, sich aus dem Identitätswarenkorb (Mausfeld) eine Identität aussuchen zu dürfen.

Jeder darf sich seinen eigenen Avatar aus Leder, Stoff und Polyester erstellen. Jeder ist mit seinem sozialen, ethnischen, religiösen und sexuellen Background individuell und einzigartig. Wasser auf den Mühlen der narzisstischen Gesellschaft. Dies ist die gedankliche Richtung, in der alle auf ihre individuelle Art und Weise pogen, raven und tanzen dürfen. Dort spielt die Musik.

Was zunächst gut klingt, bekommt dort Dissonanzen, wo es um die wirkliche, freie Entfaltung des Selbst geht.

Des Selbst! Nicht des Ichs! Ein Ausdruck der eigenen Persönlichkeit, die sich mit keinem Kleidungsstück zur Sprache bringen lässt. Ein Durst nach einer Ausdrucksform, der sich nicht mit den Inhalten des Identitätswarenkorbs stillen lässt. Ein Ausdruck, der in der sozio-ökonomischen Realität unserer Zeit unter Druck gerät. Denn dieses Selbst ist in seinem Streben nach Freiheit – nach echter, unbelasteter Freiheit – nicht gewillt, sich in Ermangelung eigenen Kapitals fremdbestimmt und für die Kapitalinteressen eines Unternehmers seiner Energie und Lebenszeit berauben zu lassen. Auch nicht auf individuelle Weise.

Bandelt und Sonar beschreiben das Ganze so:

„Diversity Management ist ein Gesamtkonzept zur Schaffung eines diskriminierungsfreien Arbeitsumfeldes inmitten einer diskriminierenden Gesellschaft, die sich zunehmend polarisiert. Assimilation und Eingliederung benachteiligter Gruppen war gestern. Heute bedeutet die Anerkennung von Vielfalt: Jeder werde in seiner Bedürftigkeit belassen und werde trainiert, sein Anderssein zum Wohle der Firma reibungsfrei einzubringen. Nicht mehr das Verbindende zwischen einigen Mitarbeitern, sondern das Trennende aller steht im Vordergrund: Kulturelle Bande sind Hindernisse und gesonderte Gruppenbildung wird als störend und diskriminierend angesehen. All das kann weg.“

Das Echo von Margaret Thatcher hallt bis heute nach: „There is no such thing as society. There are individual men and women.“ Das Trennende wird betont, das Verbindende totgeschwiegen, verbuddelt und begraben. Solidarität braucht es nicht. Wozu auch? Es herrscht doch Chancengleichheit? Jeder ist seines Glückes Schmied! Eigenverantwortung!

Früher erkannte die Arbeiterklasse noch, dass sie sich in einem immer schneller rotierenden Hamsterrad der Megamaschine befand. Heute ist dieses Klassenbewusstsein zersprengt worden und die Individuen wurden nicht nur separiert – Diversity! –, sondern auch mit einer optischen Täuschung des Hamsterrads in die Irre geführt.

Das Hamsterrad sieht nicht mehr wie ein kreisrundes, gebogenes Rad aus, sondern so, als hätte man die zuvor um 360 Grad gebogenen Eisenstäbe zu einem kerzengeraden Konstrukt zurechtgebogen, das in den Himmel führt. Wir nennen dieses Konstrukt auch: Karriereleiter. Je weiter man diese hinaufsteigt – und den Konkurrenten unterhalb auf die Finger an der Sprosse tritt –, desto höher das Schmerzensgeld – der Lohn – und das gesellschaftliche Ansehen. Eitelkeit zieht immer! Der besitzenden Klasse ist es gelungen, ihre eigenen Interessen der lohnabhängigen Bevölkerung als die ihrigen zu verkaufen.

Und jetzt kommt hier noch die Sache mit der Sprache dazu. Es heißt ja: „Gender und Diversity“. Neue Schriftsätze, Postings und jedwede Textarten bilden mittlerweile ein Firmament aus Gendersternen. Nicht immer zum Glück. Häufig wird auch die simple, dem Lesefluss dienliche Schreibweise verwendet, bei der schlicht ein „Innen“ angehängt wird.

Dies hat sich mittlerweile äußerst flächendeckend in Wort und Schrift verbreitet. Für diese Sprachinvasion gab es schließlich auch eine breite Lobby, vornehmlich die zahlreichen Universitäten hierzulande und anderorts. Bei der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg klingt der Aufruf zur Sprachanpassung wie folgt:

„Sprache beeinflusst unser Denken, Bewusstsein, und unsere Wahrnehmung, steuert unsere Bewertung von Sachverhalten, spiegelt und transportiert Werthaltungen und schafft damit Wirklichkeit. Durch einen geschlechtersensiblen, inklusiven Sprachgebrauch können wir als Universität dazu beitragen, alle Menschen gleichermaßen zu berücksichtigen und zu adressieren und dadurch erfolgreiche Kommunikation zu unterstützen.

Studierende und Mitarbeitende dieser Universität haben einen besonderen Anteil daran, wie Sprache in unserer Gesellschaft benutzt, gepflegt und reflektiert wird. Deshalb hat die FAU die Aufgabe, bewusst mit Sprache umzugehen und Sprache so einzusetzen, dass sie zu einem fairen Umgang miteinander beiträgt. Alle Mitglieder der Universität werden daher aufgefordert, den eigenen Sprachgebrauch und den ihrer Unterrichtsmaterialien kritisch daraufhin zu reflektieren, ob durchgängig eine geschlechtersensible Sprache verwendet wird.

Die Empfehlungen der FAU verstehen sich als Grundlage für die Bewältigung der vielfältigen kommunikativen Anforderungen im Sprachalltag. Die Umsetzung der Empfehlungen in die Sprachpraxis ist ein wertvoller Lernprozess, der respektvolle Sprachroutinen fördert und darüber hinaus zu einem zeitgemäßen, einheitlichen sprachlichen Erscheinungsbild der FAU beiträgt.“

Unabhängig von der Bewertung dieses Aufrufs muss man konstatieren, dass er geglückt ist. In Studierendenkreisen wird durchweg, vielleicht abgesehen von konservativen Studentenverbindungen – oder heißt das jetzt auch Studierendenverbindungen? – gendergerecht gesprochen und teilweise auch geschrieben.

Wie lässt sich dies bewerten? Zum einen steht es natürlich außer Zweifel, dass diese heftig erfochtene Sprachinvasion – oder nennen wir es „Sprachreform“, um das Ganze nicht schon im Vorfeld negativ zu framen – ein Ablenkthema ist, um von den wahren, großen Problemen abzulenken, die in der Verteilungs-, der Eigentums- und letztlich der Systemfrage liegen.

Der Kampf für einen geschlechtersensiblen Sprachgebrauch wird als Kampf für die Gleichberechtigung aller Geschlechter und aller wie auch immer gearteten Minderheiten dargestellt. Ja, ein Kampf für Gerechtigkeit! Aber eben nur auf dem Papier und/oder mündlich.

Zwar heißt es bei der Empfehlung der FAU – und natürlich auch bei anderen Universitäten –, dass Sprache Wirklichkeit konstruiere und sich früher oder später in realen Taten niederschlage. Das mag bis zu einem gewissen Grad auch richtig sein, nicht aber dann, wenn die Ränder des zulässigen Diskursraums von ideologischen, undurchlässigen „Du-kumst-hier-net-raus“-Türstehern bewacht wird. Und dies ist nun mal der Fall. Sinngemäß sagte einst Noam Chomsky, dass die Illusion der Meinungs- und Debattenfreiheit dadurch erzeugt werde, indem dafür gesorgt werde, dass über belanglose Themen breit, ausführlich und lebhaft diskutiert werden kann. Möchte man diesen Debattenraum jedoch verlassen und gedankliche (Irr)Wege beschreiten, für die es noch keinen Trampelpfad gibt, wird man von den eben erwähnten Türstehern aufgehalten. Beispielhaft für solche „Diskurswächter“ stehen etwa Personen wie der Amerikanist Michael Butter oder Jutta Dithfurth.

Doch man muss nicht mal die Systemfrage stellen, um den Debattenraum zu verlassen. Dies geschieht bereits bei der Infragestellung wesentlich banalerer Normen, die bereits fest in der modernen Gesellschaft verankert sind. Dazu müssen wir die Gruppe der am meisten Diskriminierten betrachten, um die es in dieser Debatte vornehmlich geht: Frauen. Mit der flächendeckenden Etablierung geschlechtersensibler Sprache soll das „Generische Maskulinum“ – die ausschließliche Verwendung von männlichen Nomen und Pronomen – aus dem alltäglichen sowie privaten Sprachgebrauch nahezu vollständig zurückgedrängt werden. Damit soll der Frau und all jenen, die sich ihrer Geschlechterzugehörigkeit nicht sicher sind, Gerechtigkeit zuteilwerden.

Aber ist dem so? Kommt der Frau im realen Leben und im Alltag nun mehr Gerechtigkeit zu, weil sie in der Sprache nicht mehr diskriminiert wird? Die Frage ist natürlich rhetorisch! Die Antwort lautet natürlich ganz klar nein! Eine Frau kann sich nach wie vor nicht für eine Woche krankmelden, weil sie ihre Tage hat, sondern ist genötigt, sich eine Schmerztablette einzuwerfen und pünktlich auf der Matte des Betriebseingangs zu stehen. Eine Frau kann nach der Schwangerschaft nicht jahrelang zuhause bleiben und eine echte, gesunde Mutter-Kind-Beziehung aufbauen, sondern muss ihr Kind in ein Erziehungscenter – Kita – werfen, damit sie wieder zeitnah in ihrem Job aktiv – beachten Sie das Framing! – sein „darf“.

Das Emotionale, das Wilde, das Lebendige, welches der Weiblichkeit zugrunde liegt, wird so zurechtgestutzt oder allenfalls kanalisiert zugelassen, sodass es sich ökonomisch im Interesse des Kapitals verwerten lässt.

Das „Weibliche“ in seiner Ganzheit wird in der Welt nach wie vor zurückgedrängt, auch wenn es dem Anschein nach nun Gerechtigkeit erfährt. Der Frau wird nun gestattet, sich wie das Männliche zu gebärden, und das wird dann als Emanzipation verkauft.

Aber! Es gibt ein großes „Aber“! Auch wenn es sich bei der geschlechtsneutralen Sprache um eine Nebelkerze handelt, ändert das nichts an der Tatsache, dass am Docht dieser Nebelkerze Funken der Wahrheit glühen. Obgleich dem Kampf für eine gendergerechte Sprache eine viel zu große Aufmerksamkeit zuteilwird, war und ist er doch notwendig. Notwendig für eine bessere Welt, in der das Weibliche wieder Einzug hält, die monopolistische Dominanz des Männlichen endet und einer friedlichen Koexistenz beider Kräfte weicht. Eine solche Welt ist nicht denkbar, wenn in deren Sprachen die Bevorzugung eines Geschlechts inhärent ist.

In den zurückliegenden zwei Jahren scheute und wehrte ich mich immer vehement, von einer geschlechtersensiblen Sprache Gebrauch zu machen, da der falsche Applaus für die richtige Sache ein steter Begleiter war. Die Etablierung dieses Sprachgebrauchs wurde zum absoluten Mittelpunkt der zu erkämpfenden Errungenschaften erklärt.

Die „Zeiten gendern sich“, wollte mir ein Aufkleber der Linken am Eingang der Uni-Bibliothek weismachen. „Aber der Rest bleibt gleich“, fügte ich in Gedanken zynisch hinzu.

So entwickelte ich eine Abneigung gegen eine richtige Sache, nur weil diese Sache dazu missbraucht wurde, um von anderen, wesentlich eklatanteren Ungerechtigkeiten abzulenken.

Die Politikwissenschaftlerin und Feministin Nancy Fraser betonte in einem taz-Interview, das Problem beim „Einstehen für Emanzipation und Vielfalt“ sei der „Bund mit dem Neoliberalismus: In dieser Zeit herrschte ein Dauerdiskurs über Vielfalt und Empowerment. An die Stelle einer antihierarchischen, klassenbewussten und egalitären Auffassung von Emanzipation trat eine linksliberal-individualistische. Eine ‚Winner-takes-it-all‘-Hierarchie wurde befördert, um einigen ‚besonders talentierten‘ Frauen oder Lesben und Schwulen ihren Aufstieg zu ermöglichen. Gleichzeitig muss die Mehrheit ihr Leben im Keller verbringen.“

Merken wir uns: Eine richtige Sache wird nicht falsch, weil sie für falsche Zwecke missbraucht wird.

In den letzten zwei Jahren habe ich in zahlreichen studentischen sowie politischen Gruppierungen mitgearbeitet, bei denen es mittlerweile schlicht zur Norm wurde, gendergerecht zu sprechen und hinten immer ein „Innen“ dranzuhängen. Natürlich gibt es noch die eine oder andere militant-feministisch angehauchte Frau, die meint, sie müsse das „Innen“ besonders betonen – gerade so, dass sie beim lauten Aussprechen nicht noch zusätzlich mit beiden Händen ihre Brüste hochdrückt – um die Benachteiligung und Unterdrückung der Frau der vergangen Jahrtausende besonders stark zum Ausdruck zu bringen.

Aber an und für sich geht das „Innen“ auch ganz locker über die Lippen und irgendwann wird es zur Routine, ohne dass man länger darüber nachdenkt. Nun mag man mir vielleicht Gedankenlosigkeit im Umgang mit meiner Sprache vorwerfen. Dem möchte ich allerdings erwidern, dass indes Denkenergie für die wirklich wichtigen Fragen freigesetzt wird, wenn man nicht mehr lange, wie wild geworden, nur noch auf die Einhaltung der Gendersprache pochend seinen Hirnschmalz aufwendet.

Zurück zum Hauptthema!

Ich plädiere dafür, die Nebelkerze aus der Halterung zu nehmen und mit dieser nun endlich in das Machtzentrum vorzudringen. Was bedeutet das konkret? Es bedeutet, dass wir mit allen verfügbaren Mitteln den Fokus des Diskursraumes wieder auf die Macht- und Systemfrage richten müssen. Und das mit einer Sprache, die geschlechtsneutral ist.

Natürlich soll hier nicht gleich das Blaulicht einer Sprachpolizei aufleuchten, wenn sich jemand „erdreistet“, dies nicht zu tun. Ob man geschlechtersensibles Sprechen nun gut oder schlecht findet, ist zunächst einerlei. Aber wenn wir uns alle diesen Sprachgebrauch aneignen, sind Spindoktoren gezwungen, eine neue Nebelkerze zu installieren. Wenn das Licht der Nebelkerze zum Rücklicht einer Debatte wird, weil es hierzu nichts mehr zu debattieren gibt, da ja nun alle gendergerecht sprechen, müssen neue Ablenkthemen erst erdacht werden, und falls sie das schon sind, dann müssen sie auch erst in den Diskursraum gespeist werden. Dieses Zeitfenster kann genutzt werden, um das thematische Ruder wieder herumzureißen und auf den an sich unübersehbaren Elefanten im Raum zu deuten: Die Tatsache, dass 8 Personen auf der Welt so viel besitzen wie 3,4 Milliarden.

Eines ist nämlich klar: Gendersternchen haben noch nie den Hunger knurrender Mägen von Kindern gestillt, die alle paar Sekunden an Unterernährung sterben. Unabhängig welchen Geschlechts.


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