Moin! Hereinspaziert. Was liegt an? Öha, das Drecksblatt unter deinem Arm? In unserm Klo hängt doch normal weiches Papier für den hinterrücksen Zweck ... hast du dir tatsächlich 'ne BILD gekauft?
Aber komm, oller Sozn, rein mit dir, nimm erst mal Platz!
Ob wir das gelesen haben? Du meinst die Räuberpistole, der Juso-Bundesvorsitzende Kevin Kühnert habe finanzielle Unterstützung aus Moskau akzeptiert für seine SPD-interne Kampagne gegen die Neuauflage der „Großen“ Koalition?
Nee. Das kannst du dir doch denken. Springers Schmierenstück hat uns nicht interessiert. Was du da – i-gitt-i-gitt – mitgebracht hast, verwenden wir nicht mal, um darin den Abfall unserer Seehechte vom Hamburger Fischmarkt einzuwickeln.
Wir fanden allerdings bemerkenswert, dass es die ARD-aktuell vor gar nix graust und sie diesen Schund äußerte:
„Die Jusos wehren sich gegen Vorwürfe, ihr Vorsitzender Kevin Kühnert habe russische Hilfe für eine Social-Media-Kampagne gegen eine neue Große Koalition angenommen. Die in einem Bericht der „Bild“-Zeitung zitierten E-Mails von Kühnert seien gefälscht, sagte Juso-Sprecher Benjamin Köster. Die Sozialdemokraten prüfen, ob sie eine Anzeige gegen Unbekannt erstatten. „Solche Methoden machen wir nicht, brauchen wir auch nicht“, sagt der Juso-Sprecher. Der SPD-Nachwuchs verwies zudem darauf, dass es technisch nicht möglich sei, von dem genannten Account mit der Endung „jusos.de“ E-Mails zu verschicken. (...)
„Bild“ hatte von angeblichen E-Mails berichtet, die dem Blatt zugespielt worden seien, deren Echtheit sich aber nicht belegen ließe. Demnach soll ein Russe namens „Juri“ aus St. Petersburg Kühnert Unterstützung bei der Kampagne gegen die Neuauflage der Großen Koalition angeboten haben. Kühnert habe diese Hilfe gerne angenommen, so der angebliche Informant“ (1).
Das ist mieser Gossenjournalismus. Einer politisch missliebigen Zielperson wird eine abträgliche Äußerung/Verhaltensweise nachgesagt unter Berufung auf Quellen, die nicht fassbar sind. Hübsch in den Konjunktiv gesetzt und als Behauptung Dritter gekennzeichnet. Der Autor macht sogar auf vornehm distanziert und betont, dass die Aussage nicht von ihm selbst stamme. Die angegriffene Zielperson ist meist zu einem Dementi genötigt. Das wiederum zitiert der Autor mit Freuden, es rundet ihm die ganze Story ab – fertig ist die Skandalgeschichte. Der politische Zweck ist überdies erfüllt: Am Beschuldigten bleibt immer was hängen, er mag dementieren, soviel er will.
Schon einen Tag später hatte sich herausgestellt, dass die Knallchargen bei BILD einem Ulk der Satire-Zeitschrift Titanic aufgesessen waren. Von dort stammten ja die ominösen Mails (2).
Dass die Springer-Schmierfinken Reflexe haben wie Pawlows Köter und zu speicheln anfangen, sobald jemand „Putin“ oder „Kontakte zu Russland“ raunt, ist wirklich nichts Neues. Die bringen halt zuverlässig den Nachweis, dass Journalistenköpfe aus Massivknochen bestehen können. Hygienefragen stellen sie sich sowieso nicht, die Fieslinge wühlen hemmungslos im Schiet. Da kann selbst der Sanitätsgefreite Neumann nicht mehr weiterhelfen...
Kennst du den Unterschied zwischen Depp und Volltrottel? Nein? Dann pass auf, ganz nach Pawlow: Der P-Köter speichelt. Eine andere Töle kriegt es mit – und fängt ebenfalls an zu sabbern.
Nur aus Lust am Sabbern? Obwohl sie selbst gar nichts von Putin oder Russland hat raunen hören?
Aha. Du hast's geschnallt. So, komm, jetzt machen wir trotzdem erst mal ein kleines Pro-Seminar. Obwohl Politsatire eigentlich keine mehr ist, wenn man sie erklären muss. Aber in unseren finsteren Zeiten macht schon das Pfeifen Spaß, gelle?
Schön, immer nur ein paar melodische Takte...
Änschii hat sich bei den Verhandlungen über die Neubildung der „GroKo“ so weit aus dem Fenster gelehnt, dass ihr Schwerpunkt deutlich außerhalb der Kante liegt.
Kommt die GroKo nicht zustande, dann hat Änschii nichts mehr zum Festhalten und macht sich aus dem Staub. Als Kanzlerin einer Minderheitsregierung könnte sie die Abweichler in der Union nicht mehr kontrollieren.
GroKo ist übrigens ein albernes Kürzel, geboren aus dem politischen Unverstand einer Journaille, die den Kopf nur zum Haare kämmen und Maulaufreißen verwendet. Leider ist das Kürzel in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen.
Die Sozn wissen am 4. März, ob sie sofort oder später vom Wähler abgewatscht werden wollen. Nach neueren Umfragen sind sie mit 15,5 Prozent nur noch drittstärkste Kraft hinter Union und AfD (3). Entscheiden sie sich für „später abgewatscht werden“ und für Fortsetzung der Koalition mit den Unionsparteien, dann hat Änschii es nochmal geschafft.
Die Jusos und ihr Vorturner Kühnert sind natürlich entschieden dagegen.
Änschii hat zwei stinkreiche Duzfreundinnen: Liz Mohn, Bertelsmann-Milliardärin, und Friede Springer, Haupteigentümerin des gleichnamigen Medienkonzerns samt BILD, ebenfalls Milliardärin. Die drei treffen sich regelmäßig zur Jause.
Dass Liz und Friede großes Eigen- und nicht nur freundschaftliches Interesse daran haben, dass Änschii was zum Festhalten kriegt und das Fenster wieder zumachen kann, bedarf keiner Erläuterung. Geld regiert die Welt – auch in Berlin.
Dass die BILD-Tölen speicheln, wenn sie meinen, Giftpfeile gegen den Juso-Vorturner und Merkel-Gegner Kühnert verschießen zu können, bedarf ebenfalls keiner weiteren Erklärung.
Was das jetzt mit ARD-aktuell zu tun hat? Na hör mal. Diese Redaktion speichelt doch nicht nur, die überschlägt sich geradezu vor Wonne, wenn sie in der Wunderlampe den Segen der GroKo verstrahlen und das stillose, pubertäre Geschrei der Pippi Nahles dazu übertragen kann. Die Tagesschau rapportiert ja mittlerweile schon, wenn die „designierte Parteivorsitzende“ im SPD-Ortsverein Hinterschnackelsbergen vor den sieben Zwergen behauptet, die GroKo sei alternativlos, die Union kriege „ab morgen in die Fresse“.
Wenn du zur Abwechslung mal ´nen Blick auf unsere Tapete werfen willst: Wir haben jede Menge Schreiben des Chefredakteurs Dr. Gniffke verklebt. Sätze wie „ARD-aktuell ist neutral und von Parteien unabhängig“ stehen da. Oder: „Aus einer Fülle von Informationen hat die Redaktion eine Auswahl zu treffen und wählt für den begrenzten Sendeplatz nur das Wichtigste aus.“ Oder „Die Redaktion beachtet selbstverständlich die anerkannten journalistischen Grundsätze. Sie stützt ihre Nachrichten auf mehrere Quellen. Wo es nicht möglich ist, den Wahrheitsgehalt von unabhängiger Seite her zu überprüfen, teilt sie das ausdrücklich mit.“ Oder „Die von den Beschwerdeführern genannten anderen Quellen verwendet unsere Redaktion nicht, weil sie staatsfinanziert sind.“ „Die Quelle xyz ist nicht seriös. Für eine Verwertung in der Tagesschau ist sie nicht geeignet.“
Wir haben das Geseire hier in Anführungsstriche gesetzt, obwohl es sich nur um eine sinngemäße Wiedergabe handelt. Dem Inhalt nach aber korrekt. Im Original ist das alles im Internet nachlesbar, bei der „Ständigen Publikumskonferenz öffentlich-rechtlicher Medien“.
Erinnerst du dich, dass der Gniffke in Stellungnahmen gegenüber dem NDR-Rundfunkrat zur Verteidigung der einseitigen Berichte seiner Redaktion ARD-aktuell erklärt hatte, das Magazin „Telepolis“ sei keine seriöse Quelle? Und dass er diese rotzfreche Behauptung zwar gegenüber dem Verlag kleinlaut zurücknahm, sie aber nicht im Rundfunkrat widerrief? Und dass er die gleiche billige Nummer mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten abzog? Obwohl er und seine Redaktion, was Seriosität anbelangt, sich bei beiden Verlagen ´ne dicke Scheibe abschneiden können?
Jetzt also hat die ARD-aktuell zwar immer noch keinen Platz (und nicht genug Mumm), um beispielsweise mitzuteilen, was die US-Regierung endlich zugab: Es gibt keine Beweise dafür, dass Präsident Assad und die syrische Armee die Giftgase Sarin und Chlor eingesetzt haben. Verteidigungsminister Mattis furztrocken: „fake news“ (4).
Obwohl sich auch die Propaganda der ARD-aktuell seit Jahr und Tag auf entsprechende Gruselgeschichten stützt. Aber Platz genug hatte dieser Saftladen für einen strunzdummen Skandalbericht über den Juso-Kühnert. Für einen russophoben Artikel, der aus der BILD nachplappert und für den das Drecksblatt sich lediglich auf E-Mails berief, deren Herkunft und Echtheit zu überprüfen die Schmierfinken so unwillig wie unfähig waren?
Journalistischer Anstand würde gebieten – also, jetzt wird’s ansatzweise satirisch, Vorsicht, schräge Metapher! – die Hosen runterzulassen. Und zuzugeben, was ohnehin nicht zu leugnen ist:
Wir sind dem bösen Scherz eines Satire-Magazins aufgesessen. Wir haben uns mangels Masse nicht des eigenen Verstandes bedient, sondern nur gespeichelt.
Die BILD versucht kläglich, zu erklären, wie es dazu kommen konnte, dass sie ihrer Leserschaft Bockmist vorgesetzt hat. Sie bleibt natürlich damit ihrer Absicht treu, und am Kühnert bleibt was hängen (5).
Und ARD-aktuell? Schämt sich für nichts.
Kein Widerruf. Und erst recht keine Entschuldigung. Weder beim so oder so angeschmierten Juso-Kühnert, noch bei seinen Sozn-Freunden, noch, was unbedingt fällig gewesen wäre, beim Gebühren zahlenden Publikum. Es wird sich schon irgendwie ´ne politische Note dazu finden oder der Schmarren sich im Rahmen eines Börsenberichts als Marktlücke ausgeben lassen.
BILD ist offenkundig in Dr. Gniffkes Augen eine seriöse Quelle. In der Tagesschau zitierfähig selbst dann, wenn der Kuhfladen exklusiv im Springer-Blatt verschmiert wurde. Falls sich mal gar nicht mehr leugnen lässt, dass der Fladen aus purem Schiet besteht, wie im Fall der Kühnert-Verleumdung, dann hat der feine Herr Chefredakteur ein probates Mittel. Er lässt den „ARD-Faktenfinder“ ´nen kritischen Bericht veröffentlichen: „Wie ein Titanic-Schiet in die BILD gelangte“ (6).
Einfach so? Obwohl die Tagesschau den gleichen Dreck aus der BILD abgeschrieben hatte?
Ja. Dr. Gniffke macht auf Kindergarten-Niveau: „Guckt mal alle, die BILD hat sich in die Hose gemacht!“ Das soll davon ablenken, dass die Tagesschau es genauso verkackt hat.
Die Intelligenz-Allergiker in der Hauptschaltstelle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sind halt zu allem fähig. Besonders dann, wenn der Gestank aus der eigenen vollen Hose strömt.
Chefredakteur einer solchen Truppe kann anscheinend nur werden, wer sein Rückgrat gegen eine weich gekochte Makkaroni austauscht. Dazu am besten noch ein gut geöltes Scharnier in den Bauch einbauen lässt, damit das Einklappen nach vorn beim „Jawoll“-Sagen flutscht vorm nächsten Interview mit Änschii oder beim Auftritt im Rundfunkrat...
Ach, lieber Nachbar, bitte vergiss nicht, dein I-gitt-i-gitt wieder mitzunehmen, wenn du gehst!
Und wir, Bürger der besten Demokratie, die man für Geld kaufen kann?
Wir hören und lesen diese Schmutzgeschichten, bilden uns keine oder 'ne irrige Meinung über das Gesindel in Politik und Medien, fühlen uns aber informiert und halten das Maul? Weil es für uns längst Normalität ist, dass wir das eine wählen und das andere kriegen?
Sag mal, lieber Nachbar: Hindert dich dein Parteibuch dran, dich wenigstens lautstark beim Rundfunkrat zu beschweren, wenn dich die Tagesschau verarscht? Du bist doch sonst nicht von gestern?
Quellen und Anmerkungen:
(1) http://www.tagesschau.de/inland/jusos-russland-101.html
(2) https://deutsch.rt.com/inland/65530-fake-news-statt-fakten-bild/
(3) http://www.haz.de/Nachrichten/Politik/Deutschland-Welt/AfD-zieht-erstmals-an-der-SPD-vorbei
(4) https://www.defense.gov/News/Transcripts/Transcript-View/Article/1431844/media-availability-by-secretary-mattis-at-the-pentagon/
(5) https://www.gmx.net/magazine/panorama/miomiogate-bild-verteidigt-berichte-schmutzkampagne-spd-32815642
(6) http://faktenfinder.tagesschau.de/inland/juso-kampagne-101.html