Mitte Februar waren wir mit unserer Tochter auf einer Faschingsfeier eines uns noch unbekannten Sportvereins. Netterweise hatte man uns eingeladen, uns bei dieser Gelegenheit die Turnhalle und den Verein einmal anzusehen. Kaum hatten wir den Raum betreten, wurden wir ins Kameravisier der Übungsleiterin genommen; alle Anwesenden sollten der Reihe nach abgelichtet werden — zu persönlichen Erinnerungszwecken, wie sie sagte, was mir bei einem Menschen, den ich bis dahin noch nie gesehen hatte, absolut nicht recht war.
In den folgenden zwei Stunden wurden wir Zeugen einer surrealen Atmosphäre. Animateuren gleich, heizten einige Vereinsvertreter den Kindern per Mikrofon ein, beschallten uns mit Musik in diskothekenwürdiger Lautstärke und wummernden Bässen, luden zu Spieletänzen auf der Tanzfläche ein und beschossen uns Gäste fast pausenlos mit einem fotografischen Blitzlichtgewitter.
Unsere Tochter war fasziniert und eingeschüchtert zugleich, wir Erwachsenen gestresst. Mir kam diese angestrengte, hektische Atmosphäre seltsam leer vor — so als sollten schon die Kleinsten konditioniert werden auf eine Animations-Glitzer-Zucker-Party-Welt. Und ich dachte gleichzeitig an das Fest auf einem Bauernhof zurück, bei dem wir Gäste unter einem zu Erntedank geschmückten Scheunendach gesessen hatten, entspannt und miteinander plaudernd, während wir den Kindern zusahen, wie sie durch den Matsch rannten, lautstark auf zwei Strohballen spielten und sich am Feuer Stockbrot brieten.
An Ohren und Seele betäubt, verließen wir nach gut zwei Stunden schließlich das Faschingsfest. Auf der Rückfahrt im Auto fiel mir auf, dass ich zum ersten Mal wieder auf einer Feier gewesen war, ohne beim Anblick größerer Menschenmengen permanent daran zu denken, wie ungesund ein Großteil der Menschen seit den Corona-Krisenjahren inzwischen aussah, mich fragend, ob es womöglich auch die mRNA-Injektionsstoffe sein könnten, die vielen Menschen zusetzten, und ob diese Injektionsstoffe womöglich sogar die Verursacher der ungeklärten, „mysteriösen“ Übersterblichkeit sein könnten.
Scheinbar ist es überall so ruhig. Scheinbar ist Corona ja vorbei. Scheinbar soll das normale Leben jetzt wieder da sein. Für mich fühlt sich das unecht und ganz anders an.
Es ist, als säßen wir gerade im Zentrum eines immensen Sturms, und dort ist es bekanntlich gespenstisch ruhig. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Sturm vorbei ist.
Als Freiberuflerin habe ich vergleichsweise wenige Zwangsmaßnahmen unter dem Cononaregime mitmachen müssen, und doch haben mich die vergangenen drei Jahre vollkommen verstört zurückgelassen. Fast jeden Winter habe ich halbherzig nach einem Psychotherapieplatz gesucht und es dann doch jedesmal wieder verworfen. Was, so fragte ich mich, sollte ich bei einer Therapeutin, die sich ganz offensichtlich unwohl damit fühlte, dass ich frei vom Corona-Impfstoff war?
Was sollte ich bei einer Therapeutin, die mir beim Besuch ihrer Praxis keine Maskenfreiheit im Wartezimmer zugestand? Was würde sie mir zur Linderung meiner Ängste bezüglich eines übergriffigen, zunehmend autoritären Staatsapparats sagen können, der im Umgang mit seinen Bürgern auf einmal nicht mehr wiederzuerkennen war? Hätte sie mir womöglich Empfehlungen gegeben, wie ich die Coronamaßnahmen besser ertragen könnte, anstatt mir dabei zu helfen, in meinen Mut hineinzuwachsen und zu meinem Widerstand und meiner Kritik am politischen Geschehen zu stehen?
Nun ist Corona also vorbei, aber die Trümmer, welche die Maßnahmenpolitik hinterlassen hat, sind noch da. Die Spuren sind da, welche das Verhalten unser Regierenden und mancher mitlaufenden Mitmenschen hinterlassen hat — Spuren in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen, unseren Körpern, unseren Seelen. Mein einstiges, kritikloses Vertrauen in unseren Staat ist mir vollkommen abhanden gekommen. Misstrauen, Wachsamkeit und Angst sind gesät. Und die permanente Sorge:
Was kommt als Nächstes?
Während der Coronazeit fanden mein Partner und ich besonders schlimm, wie mit den jungen Menschen in Kitas und Schulen umgegangen wurde. Ich nenne es psychische Misshandlung — denn nichts anderes ist es in meinen Augen, wenn man jungen Menschen Angst vor einem Virus macht, sie als „Spreader“ bezeichnet, zu dauerhaftem Testen und Maskentragen nötigt und schließlich einen unsäglichen Impfdruck aufbaut, der sich gegen die wenigen mutigen, aufrechten Neinsager allzuoft in sozialer Isolierung und Mobbing entlud. Statt Wut auf die eigentlichen Täter zu entwickeln, schlugen die Gequälten auf jene Mitmenschen ein, die in dieser Situation Widerstand leisteten — denn diese schienen schließlich schuld zu sein, wenn sich die Täter immer nur noch unterdrückender aufführten.
Mein Partner und ich können es uns immer weniger vorstellen, unsere Tochter in ein Schulsystem zu geben, das diese Auswüchse zugelassen und sogar gefördert hat. Wir möchten, wenn es mit dem Schulalter so weit ist, unserer Tochter die persönliche Freiheit geben zu entscheiden, ob das Lernen in einer herkömmlichen Schulklasse oder aber eine andere Form wie Homeschooling, Freilernen oder das gemeinsame Lernen in einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter das Richtige für sie ist.
Diese Entscheidungsfreiheit mag wie ein unnötiger Luxus klingen — und doch ist sie der nächste, folgerichtige Schritt. Denn nachdem es einer Revolution gleichkam, Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts durch die damalige Einführung der Schulpflicht erstmals allen Kindern den gleichen Zugang zu Bildung zu ermöglichen, wird die nächste Revolution sein, diesen erfolgreich etablierten Zugang nun in Richtung Freiheit zu öffnen und einem Bildungssystem konsequent den Rücken zuzukehren, welches längst zu einem Träger des Leistungs- und Normierungsgedankens geworden ist und in welchem schon Grundschüler Stress und Lernabneigung entwickeln. Im gegenwärtigen Bildungssystem kommen nur jene Menschen mit gutem Selbstwertgefühl durch, die sich anzupassen wissen und nahe genug an die von außen gesetzten Normen kommen.
Den Andersartigen, den Abweichlern, den Hochsensiblen und grundsätzlich all jenen, die hier auf der Erde sind, um sich in die Gemeinschaft vielleicht mit ganz anderen Potenzialen und Qualitäten als einem guten Schulzeugnis einzubringen, wird gespiegelt, sie seien „nicht richtig“, nicht klug und nicht strebsam genug. So wird Vielfalt und geistiger Reichtum unterdrückt, mit einer Umerziehung, die unserem Menschsein nicht entspricht.
Noch jeder, der versucht hat, jemand anderer als er selbst zu sein, ist gescheitert.
Unsere persönlichen Erfahrungen aus der Vernetzung mit Gleichgesinnten sind: Unzählige Menschen im ganzen Land wollen so, wie es jetzt ist, nicht weitermachen. Ich vermute, dies betrifft nicht nur das Bildungswesen, sondern auch den öffentlichen Dienst, den medizinischen Bereich und die Wirtschaft. Wir sind unzählige Menschen, die etwas anderes, Liebevolleres, Menschlicheres, Freieres, Verantwortungsvolleres, Vertrauensvolleres verwirklichen wollen, als es in diesem System vorgesehen ist.
„Es hat sich nichts geändert. In der Politik ist immer noch alles gleich,“ sagte mein Partner letztens enttäuscht. Ich entgegnete sinngemäß: „Doch, es hat sich etwas geändert — WIR!“ Wir alle, die so nicht mehr weitermachen können, stehen jetzt auf, kommen ins Suchen, Finden, Handeln, entwerfen Lösungen und setzen sie um, Lösungen für all das, was uns das alte System nicht nicht bieten kann und uns sogar wegzunehmen droht: Menschlichkeit und Herzenswärme, geistige Unabhängigkeit, Zusammenhalt, Naturnähe, Freiheit, Geschwisterlichkeit.
Um diese Qualitäten zu erreichen, brauchen wir wieder Zugang zu unserer inneren Führung, die sich sofort meldet, wenn wir den Weg der Liebe verlassen, einen Weg, der für mich gleichbedeutend mit dem Weg zu Gott ist. Und so ist für mich das Allerwichtigste mein Gottvertrauen geworden, das Hineinwachsen in eine stabile und vertrauensvolle Beziehung zu Gott. Ich arbeite jeden Tag daran, hoffend, dass ich mich seiner Führung wirklich öffne und Gott mich dadurch immer öfter herausleitet aus der Enge, Begrenztheit und den dunklen Momenten meines Denkens, vertrauend darauf, dass er mir zur Seite steht.
Wenn wir auf dem Weg Gottes bleiben, wird es nicht einfacher für uns, aber stetig besser und besser, heller, lichter, sicherer und stabiler auch im Sturm, lebensbejahender und vertrauensvoller.
Dann werden wir dank unser stetigen Mühe in jene Menschen hineinwachsen, als die Gott sich jeden Einzelnen von uns gedacht hat. Und dann endlich werden wir diese Erde in Frieden, Freiheit, Verantwortung und Liebe bewohnen. Das sehe ich vor mir, und daran arbeite ich, an dem einzigen Ort, an dem ich die Welt wirklich verändern kann: in mir selbst.
Lassen wir uns von dieser scheinbaren Ruhe also nicht täuschen. Der Sturm macht allenfalls eine Pause. Lasst uns alles daransetzen, auf unseren vielfältigen, mutigen, individuellen Wegen in eine neue Zeit weiter voranzugehen. Der Wandel vollzieht sich direkt in uns selbst, in unseren Herzen. Lasst uns mit all unserer Aufmerksamkeit aktiv mitwirken und mit unserem Denken, Leben und Handeln all das mitgestalten, was sich nun als Neues, Helles, Liebevolles zeigen will. Das alte System verblasst. Wir, die den gegenwärtigen Zustand einfach nicht mehr aushalten, sind keine träumerischen Spinner. Wir sind Wegbereiter für die Zukunft — packen wir’s an!
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