Nun positioniert sich auch Liverpool-Trainer Jürgen Klopp für den „Pieks“. Die Stuttgarter Nachrichten titelten am 4. Oktober 2021: „Klopp: Impfverweigerung wie Alkohol am Steuer“ (1). Neben Klopp und etlichen weiteren Figuren aus der Welt der sogenannten A-bis-Z-Prominenz offenbaren immer mehr Publikumslieblinge ihre zweifelhafte Sachkenntnis in Bezug auf mRNA-Impfstoffe und das generelle Pandemiegeschehen. Klopp, dessen Gesamtvermögen laut dem Portal Statistika bei 35 Millionen Euro liegen soll, dürfte zumindest weder die gesundheitlichen Auswirkungen von Alkohol auf dem Schirm haben, noch mit evidenzbasierten Fakten rund um Corona vertraut sein.
So schreibt die Kinderärztin Dr. Veronika Himmelbauer auf der Website der Initiative für evidenzbasierte Corona-Informationen:
„Verzweifelte Eltern am Rande der Belastbarkeit aufgrund der Lockdown-Maßnahmen, Zunahme von Ess-Störungen und Übergewicht wegen des fehlenden sozialen Netzes und wegen der Schließung aller Sportstätten, Ekzeme aufgrund ständiger Handdesinfektion, gestörtes Sozialverhalten von Kindern und Jugendlichen, die sich gegenseitig als gefährlich wahrnehmen. Es ist ein völliger Irrsinn, Kindern und Jugendlichen diese Impfung zu empfehlen, da sie nicht gefährdet sind. Aus den Gesprächen, die ich in meiner Ordination führe, weiß ich, dass sich Jugendliche impfen lassen, um wieder normal leben zu können. Ich impfe als Ärztin gegen Krankheiten, aber nicht, gegen Repressionen“ (2).
In Bezug auf die Impfbereitschaft seitens der Profi-Fußballwelt gehen die Meinungen anscheinend auch auseinander. Boris Reitschuster stellte am 7. Oktober 2021 in einem Artikel die Frage „Zwei Drittel der englischen Profi-Fußballer ungeimpft?“ und schrieb, dass von 22 Fußballern auf dem Platz in England mutmaßlich 14 bis 15 ungeimpft beziehungsweise nur sieben mit einer Corona-Schutzimpfung im Spiel seien, wobei er sich auf einen Artikel aus der britischen Daily Mail bezieht (3).
Vielleicht wissen sie nicht, was sie tun?
Prominente aus der Fashion-, Musik- und Filmbranche sowie aus der Fußballwelt werden schon lange gern als Trendsetter einsetzt. Deren Nachwuchs, der meist nicht zufällig wieder in genau diesen Business-Sparten landet, wird meistens — sozusagen als Geburtsrecht — ebenfalls wieder gern als mediales Vorbild herangezogen. So zieren die Seiten in der Regenbogenpresse meist dieselben Gesichter.
Von Goethe stammt das Zitat: „Sage mir, mit wem du umgehst, so sage ich dir, wer du bist; weiß ich, womit du dich beschäftigst, so weiß ich, was aus dir werden kann.“ Was die Promiwelt angeht, ob hierzulande oder in anderen Nationen: „Sage mir, wer dein Werbepartner ist, und ich sage dir, wie es um deine Integrität bestellt ist.“
Diese Werbepartner der Promiwelt sind in der Regel genau die Konzerne, deren Lobbyisten massiven Einfluss auf die Politik nehmen, und auch die, welche sich weder um Kindeswohl, gesunde Ernährung, gemeinwohlorientierte Projekte noch um konkreten Naturschutz kümmern.
Klimasanktionen für Fußballgroßveranstaltungen, Formel I-Rennen oder gar Fashionshows haben die „Grünen“, die seit mehr als 30 Jahren im Bundestag präsent sind, bislang offenbar auch irgendwie vergessen.
Dabei sucht gerade die Prominenz für ihre privaten Domizile keine Trabantenstädte oder sonstigen Wohnghettos aus, sondern gern die wenigen noch wirklich naturbelassenen Orte dieser Welt. Jürgen Klopp ist beispielsweise stolzer Besitzer eines schicken Hauses in Kampen auf Sylt. Über die Immobilienpreise dort kann sich, wer möchte, selbst informieren. Der ordinäre Fußballfan, der sein oft sauer verdientes Geld für Bundesligakarten im dreistelligen Euro-Bereich ausgibt, sollte vielleicht auch einmal über den Sinn und Unsinn derartiger Investitionen nachdenken. Immerhin leben in Deutschland etwa 16 Millionen Menschen an der Armutsgrenze (4).
Ist die kritische Masse noch im Fan-Modus?
Sachdienliche Informationen, sei es in Blogs, alternativen Medien, YouTube-Kanälen sowie Sachbüchern gibt es in Bezug auf Corona jede Menge. Prominente haben daher grundsätzlich auch die Möglichkeit, sich jenseits des Mainstreams zu informieren. Dass manche das auch machen, beweisen Aktionen wie #allesdichtmachen und einige weitere. Es mag nicht nur eine Frage der Integrität sein, sondern auch eine der Verantwortung, auf welche Weise man sich öffentlich pro oder contra Impfung äußert — oder aber zumindest neutral bleibt, wenn man sich schon nicht positionieren will. Immerhin wissen Promis, wie stark ihr Einfluss gerade auf junge Menschen ist. Genau deshalb werden sie schließlich gerne als Werbeikonen für Produkte, die die „Welt nicht braucht“, eingesetzt.
Wo sind sie nur alle, diejenigen, die seit Jahren die alternativen Medien konsumieren? Die Millionenleserschaft von entsprechenden Blogs? Die Hunderttausenden, die sich auf YouTube informieren oder Bücher mit Hintergrundinformationen lesen? Dass es viele sind, oder sein müssten, bekunden die Aufrufzahlen entsprechender Internet-Seiten. Doch gesamtgesellschaftlich spiegelt sich das alles nicht wirklich wider, außer vielleicht bei der Großdemo in Berlin im August 2020. Aber auch hierzu sei die Frage berechtigt: Welche Vision haben die Demonstrierenden eigentlich von einer „lockdownfreien“ Welt und inwiefern sind sie bereit, Veränderungen selbst zu vollziehen?
Aufmerksamkeit entziehen
Wer über ein neues Bewusstsein in der Gesellschaft spricht, einen Wandel auf der Erde herbeiwünscht, sollte sich vielleicht auch Gedanken über das eigene Konsumverhalten machen — und dazu gehört ganz besonders auch die Frage, inwieweit man sich von Prominenten beeinflussen lässt und ob man dazu bereit ist, diesen Leuten möglichst überhaupt keine Aufmerksamkeit mehr zu schenken. Blieben die Fußballstadien leer, gäbe es einen massiven Publikumsschwund bei den Prominenten, ob im Rahmen von Fashion-Events oder anderen wenig klimaneutralen Zusammenkünften, deutlich weniger Einschaltquoten bei TV und Hörfunk, würde der Wind sich womöglich schnell drehen … — ganz ohne Proteste, Polizeiaufgebot und Konflikte auf der Straße.
Wer das System kritisiert, entzieht ihm zuerst die Aufmerksamkeit — und auch jenen, die systemtreue Parolen von sich geben.
Es darf angenommen werden, dass es diesen Leuten nicht um das Wohlergeben ihrer „Fans“ geht, sondern um das eigene Konto. Die gewonnene Zeit und das gesparte Geld könnte der „gemeine Fan“ beispielsweise für wirklich konstruktive Projekte nutzen, Projekte, die dem eigenen Leben, der eigenen Familie oder sogar dem Gemeinwohl dienlich sind.
Einer Studie aus 2020 zufolge verursacht übrigens allein der Alkoholkonsum in Deutschland direkte und indirekte Kosten von rund 57 Milliarden Euro. „Davon entfallen 16,59 Milliarden Euro auf direkte Kosten für das Gesundheitssystem wie Behandlungskosten beim Arzt, Krankenhausaufenthalte und Medikamente, und 40,44 Milliarden Euro auf indirekte Kosten, zum Beispiel Produktionsausfall durch krankheitsbedingte Arbeitsunfähigkeit, Arbeitslosigkeit, Frühverrentung und vorzeitiger Tod“, wie auf der Website der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) zu lesen ist (5).
Wie stark die Verbindung zwischen Fußball- und Alkoholkonsum ist, wird in einem Artikel mit dem Titel„Fußball, häusliche Gewalt und die große Rolle von Alkohol“ deutlich, der am 12. Juli 2021 in Der Standard erschienen ist. Darin steht, Frauenhass entlade sich nicht nur wegen überschießender Emotionen nach Fußballmatches. Oft bestehe ein Zusammenhang mit Alkohol, wie eine aktuelle Studie zeige. Die Forscherinnen und Forscher eruierten auch, wann die Anrufe bei der Polizei wegen häuslicher Gewalt stiegen: Begann etwa ein Spiel um 15 Uhr, gab es einen Anstieg der Anrufe bei der Polizei und Notrufnummern gegen 19 Uhr.
Doch die höchste Anzahl der Meldungen gab es noch um einiges später, nämlich zwischen ein und drei Uhr morgens. Das konnten die Forscher mit einem anhaltenden Alkoholkonsum in diesen Stunden in Zusammenhang bringen.
„Spiele, die für mittags oder Nachmittag geplant sind, ermöglichen den Tätern, früh mit dem Trinken zu beginnen und es den ganzen Tag fortzusetzen“, sagt Ria Ivandic, Dozentin für Politische Ökonomie an der University of Oxford und dem Centre for Economic Performance. Das führe am späten Abend zu einem Höhepunkt der häuslichen Gewalt (6).
Das, was unter günstigen Umständen an Positivem mit dem Fußballsport verbunden sei, werde heute im organisierten Sport allzu leicht mit Elementen verknüpft, die dafür sorgen, dass jugendliche Lebendigkeit und das in den Jugendlichen vorhandene kreative Potential eingefroren würden, wodurch der Sport zu einer Schule der Unmündigkeit werde, schreibt Professor Dr. Gerhard Vinnai in seinem Essay „Fußballkult als Lebensersatz“ (Erstauflage 1970), und er schlussfolgert: „Die Tore auf dem Fußballfeld sind die Eigentore der Beherrschten“ (7). Wohl wahr.
Jürgen Klopp und etlichen anderen Promis ist anzuraten, sich mit ihren öffentlichen Aussagen künftig verantwortungsbewusster zu verhalten und die Vorbildfunktion, die sie unberechtigterweise immer noch in weiten Teilen der Gesellschaft genießen, nicht zu missbrauchen. Was die eingangs erwähnte Frage angeht, für wen diese Leute eigentlich sprechen — das sollte man sie einfach selbst mal fragen!
Quellen und Anmerkungen:
(1) https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.liverpool-trainier-zur-corona-impfung-klopp-impfverweigerung-wie-alkohol-am-steuer.dd56f2b4-56d5-47b0-99e9-2732e87ae14a.html
(2) https://www.initiative-corona.info/
(3) https://reitschuster.de/post/zwei-drittel-der-englischen-profi-fussballer-ungeimpft/
(4) https://bonexo.com/de-de/geld-verdienen/offline/armutsgrenze/
(5) https://www.dhs.de/suechte/alkohol/zahlen-daten-fakten
(6) https://www.derstandard.de/story/2000128137765/fussball-und-gewalt-gegen-frauen-die-grosse-rolle-von-alkohol
(7) http://psydok.psycharchives.de/jspui/handle/20.500.11780/355