Tod und Auferstehung gingen am 1. August 2020 Hand in Hand. Auferstanden waren ein neues Bewusstsein und ein Streben nach echter Freiheit, welche hunderttausende Menschen auf die Straße trieben. Die Mainstream-Medien schaufelten sich indes ihr eigenes Grab, indem sie Hunderttausende auf die absurd niedrige Zahl von 17.000 reduzierten. Viel zu weit weg von der Realität, aber doch zahlenmäßig ausreichend, um daraus eine zweite Welle abzuleiten.
Doch nun, zwei Wochen später, ist in aller Deutlichkeit erkennbar, was sich bereits Mitte Juni, zwei Wochen nach den Black-Lives-Matter-Demos (BLM), in Deutschland zeigte. Diese Demonstrationen gegen rassistisch motivierte Polizeigewalt in den USA wurden auch in Deutschland bundesweit abgehalten. Die mediale Berichterstattung fiel durchweg wohlwollend aus, wenngleich auch dort die Abstandsregelungen und die Maskenpflicht vielfach missachtet wurden. Dagegen wurden die Teilnehmer der Großdemonstration am 1. August in Berlin politisch als „Covidioten“ beschimpft und medial als Gesellschaftsgefährder verurteilt. Von ihnen ginge die Gefahr der zweiten Welle aus, hieß es.
Dazu lohnt es sich, die Zahlen genauer in den Blick zu nehmen. Wie hoch war die Zahl der positiv Getesteten zur Zeit der BLM-Demonstrationen im Vergleich zum 1. August? Wie umfangreich fiel die jeweilige Gesamtzahl der Tests aus? Und haben diese Demonstrationen, die jeweils die staatlichen Corona-Verordnungen missachteten, statistisch betrachtet überhaupt einen Einfluss auf das Infektionsgeschehen? Das soll im Folgenden untersucht werden.
Die Inkubationszeiten vor und nach BLM und dem 1. August
Betrachten wir also die Faktenlage zur Inkubationszeit. Im Folgenden werden die Covid-19-Inkubationszeiten — jeweils 14 Tage — vor, während und nach BLM respektive vor, während und nach dem 1. August verglichen. Gemessen werden hierbei die akkumulierten Covid-19-Fälle in Deutschland anhand der Daten des Robert Koch-Instituts sowie die Anzahl der durchgeführten — mitunter sehr ungenauen — PCR-Tests je Kalenderwochen anhand der Daten von Statista.
In der ersten Zeile der Tabelle ist zunächst die Zahl der Positiv-Getesteten vor, während und nach den BLM-Demonstrationen aufgeführt. In der Zeile darunter findet sich die Gesamtzahl der jeweils durchgeführten Tests. Hierunter werden die Differenz der Testpositiven und die Differenz im jeweiligen Testumfang der PCR-Tests aufgelistet. Die prozentualen Anstiege bzw. Abstiege sind in den beiden rechten Spalten beschrieben.
Wir vergleichen nun also die Daten zwei Wochen vor und zwei Wochen nach den BLM-Demos am 6. Juni 2020, um zu sehen, wie sich diese Veranstaltungen auf das „Infektionsgeschehen“ ausgewirkt haben könnten — eine monokausale Zurückführung nur auf solche Demonstrationen wäre ohnehin unwissenschaftlich. Wie in der Tabelle zu sehen ist, erhöhte sich die Zahl der positiven PCR-Tests von KW 14 bis zu den BLM-Demos um 3,13 Prozent. In den zwei Wochen nach den BLM-Demos erhöhte sich diese Zahl auf 3,43 Prozent, was einen Anstieg von 0,3 Prozent bedeutet.
Gleichzeitig verringerte sich die Zahl der durchgeführten Tests am 6.6.2020 im Vergleich zu KW 14 leicht um 3,53 Prozent. Hingegen stieg die Testzahl in den zwei Folgewochen dramatisch um 13,64 Prozent an. Wir — und auch Herr Spahn wissen ja: Wer mehr testet, findet mehr Infizierte. Dieses „Mehr“ beläuft sich jedoch auf schlappe 0,3 Prozent. Und selbst von diesen kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, dass sie auf die BLM-Demos zurückzuführen wären.
Sehen wir uns nun die Daten zum „Tag der Freiheit“ am 1. August an.
In den Wochen vor dem historischen 1. August war die Presse schon fleißig dabei, die zweite Welle herbeizuschreiben. Vor allem wurden die Tests massiv hochgefahren. Vom 17. Juli bis zum 1. August stieg die Zahl der positiv Getesteten um 4,47 Prozent. In den zwei Wochen nach der Mega-Demo stieg sie um 5,8 Prozent. Die Differenz zwischen diesen beiden Anstiegen beträgt 1,33 Prozent.
Und da mag sich nun die parlamentarische Querfront die Hände reiben und sagen: „Da seht her! Da seht ihr es! Bei BLM sind die Zahlen nur um 0,3 Prozent gestiegen, bei den Covidioten — weil sie sich eben nicht an die Maskenpflicht und Abstandsgebote gehalten haben — um 1,03 Prozent mehr.“
Doch so einfach ist das nicht. Denn zugleich sind die Tests dramatisch erhöht worden. Und zwar um knapp 300.000, also um 51,50 Prozent. Was wir hier sehen, ist also eine Steigerung der Positiv-Getesteten um 1,33 Prozent, während im Vergleich zur Inkubationszeit vor dem 1. August die Testmenge um 44,10 Prozent erhöht wurde.
Es wurden in den beiden Folgewochen nach dem 1. August also mehr Menschen positiv auf Corona getestet als in den Folgewochen nach BLM. Aber im Vergleich zur Inkubationszeit nach BLM wurde in der Inkubationszeit nach dem 1. August sechsmal so viel getestet.
Dass bei diesem Test-Exzess nach dem 1. August in Berlin nur 1,03 Prozent mehr Menschen im Vergleich zu den BLM-Teilnehmern positiv getestet wurden — obwohl zugleich um 26,93 Prozent mehr getestet wurde — ist nun wirklich kein Hinweis auf eine wie auch immer geartete zweite Welle.
Es mag außerdem hilfreich sein, diese Zahl in eine konkrete Menschenmenge zu überführen. Nach dem „Tag der Freiheit“ in Berlin wurden in den zwei folgenden Wochen in Deutschland 5.883 mehr Menschen positiv auf Covid-19 getestet, als das in den zwei Wochen nach BLM der Fall war. Aber es wurden auch 251.110 mehr Tests — das ist in etwa die Einwohnerzahl von Braunschweig — durchgeführt als nach den BLM-Demonstrationen.
Schaut man auf die Positiv-Fälle pro Tausend Tests — hier auf Seite 5 — zeigt sich, dass die Zahlen seit Juni stabil sind und sich derlei Veranstaltungen selbst mit großen Teilnehmerzahlen nicht auf das Infektionsgeschehen auswirken.
Quod erat demonstrandum! Nun wurde zum wiederholten Male — nach Stuttgart am 9. Mai, BLM am 6. Juni und nun zum dritten Mal am 1. August — bewiesen, dass das massenhafte Versammeln unter freiem Himmel, ohne Mundschutz und ohne Abstand, keine Infektionswelle mit sich bringt und das Coronavirus ohne die aktuellen Testorgien gänzlich von der Bildfläche und aus dem Fokus der Menschen verschwinden würde.
Mit Blick auf die nahe Zukunft bedeutet dies: Der Mega-Veranstaltung für Demokratie und Freiheit am 29. August in Berlin steht — aus Gründen des Infektionsschutzes — nichts mehr im Wege.
Die politische Ebene
Wir sollten uns auch noch einmal ins Gedächtnis rufen, wie unterschiedlich Politik und Medien die jeweiligen Demonstrationen kommentierten. Teilnehmer der zahlreichen Hygiene-Grundgesetzdemonstrationen — unter ihnen Frauen und ältere Menschen — wurden von der Polizei in der Manier repressiver Despotenstaaten wiederrechtlich abgeführt, geschlagen und erniedrigt sowie von der Mainstream-Presse und dem politischen Twitter-Hühnerstall auf das Übelste beschimpft.
Im Gegensatz dazu berichtete man über die Teilnehmer der BLM-Demos mit schizophren anmutendem Wohlwollen, obwohl auch dort die Abstandsregelungen und die Maskenpflicht missachtet wurden. Waren die einen Demonstranten Verschwörungstheoretiker, Antisemiten, Schwurbler oder unmenschlich ignorante Infektions-Gefährder, so wurden die BLM-Demonstranten mit offenen Armen begrüßt. Damit die kognitive Dissonanz nicht bis an den Anschlag des Pegels stieß, verlautbarte man noch den einen oder anderen sanften Feigenblatt-Tadel, dass die Teilnehmer auch bei diesem so wichtigen Thema die Mindestabstände einhalten müssten.
Die Freiheitsberaubung hier in Deutschland hatte die jungen Menschen zuvor zwar nicht von ihren Sesseln bewegt, schon aber rohe Polizeigewalt in den USA tausende Kilometer entfernt. Von den in den Wochen zuvor proklamierten Hygiene-Regeln war auf den BLM-Demos nichts zu sehen. Etwa die Hälfte der Teilnehmer trug eine Maske, der Mindestabstand betrug zuweilen null, so dicht gedrängt brachten die Menschen dort ihren Unmut über Polizeigewalt und Rassismus in den Vereinigten Staaten zum Ausdruck.
Paradebeispiel kognitiver Dissonanz
Diese Veranstaltung, die unter der Annahme, dass hier tatsächlich ein Killervirus sein Unwesen treibt, nur als fahrlässig bezeichnet werden kann, wurde im Salon der Political Correctness wohlwollend goutiert. Tausende Menschen eng beieinander, nur sporadisch mit Maske bestückt, waren für dieselben Politiker kein Problem, die wenige Wochen später jene Demoteilnehmer rhetorisch in die Mangel nahmen, die effektiv dasselbe taten — nur vor einem anderen politischen Hintergrund. Zu erwähnen sei hier Saskia Esken (SPD), die in einem Paradebeispiel kognitiver Dissonanz BLM in den Himmel lobte, die Teilnehmer des 1. August jedoch als Covidioten verunglimpfte. Völlig zu Recht laufen mittlerweile zahlreiche Verfahren wegen Beleidigung gegen sie.
Medial und politisch angegriffen wurden die Teilnehmer, weil sie durch ihr vermeintlich fahrlässiges Handeln die zweite Welle verursachen würden. Die seit Wochen herbeifabulierte zweite Welle hat jedoch selbst nach den bundesweiten BLM-Demonstrationen auf sich warten lassen. Warum sollte sie nun plötzlich nach dem 1. August auftreten, wenn die örtlichen, zwischenmenschlichen und hygienischen Gegebenheiten nahezu die gleichen waren?
Denken die als „Politiker“ bezeichneten Fachkräfte für Redundanz-Kommentare, das Virus sei wählerisch und würde nur die befallen, die für oder gegen „die falsche Sache“ auf die Straße gehen?
Oder operiert man hier einfach nur mit zweierlei Maßstäben?
BLM — Belarus Lives Matter
Die wirkliche Welle, die aktuell zu verzeichnen ist, ist die Welle der kognitiven Dissonanz, die — wie bei Wellen so üblich — immer hoch und runter schwankt. Die Schwankungen verlaufen zwischen „Gute Demo“ und „Schlechte Demo“. War BLM — also Black Lives Matter — eine gute Demo, quasi ohne Infektionsgefahr, war der „Tag der Freiheit“ in Berlin eine schlechte Demo mit Infektionsgefahr.
Jetzt kommt wieder eine gute Demo, ohne Infektionsgefahr. Und zwar in Weißrussland, genau genommen in Minsk. Die Menschen — so das offizielle Narrativ — gehen gegen ihren diktatorischen Präsidenten Lukaschenko auf die Straße.
Wer 2014 politisiert wurde und nun hört, aus welcher Richtung der Applaus tönt, bekommt hier unmittelbar ein Maidan-DejaVu. Doch darum soll es hier nicht explizit gehen. Zum Verständnis, woher diese plötzlichen Proteste herrühren könnten, sei auf die Meldungen hier und hier verwiesen, laut denen Lukaschenko von der Weltbank und dem IWF Kredite im Umfang von rund 90 Millionen Dollar geboten bekommen hätte, würde er Lockdown-Maßnahmen — vergleichbar mit denen in Italien — in Weißrussland durchführen. Eine Ablehnung dieses Angebots hätte zu einer Verzehnfachung des Kreditumfangs auf rund 900 Millionen Dollar geführt. Ohne Ergebnis.
Und nun, nur wenige Tage und Wochen später, befindet sich die Bevölkerung Weißrusslands auf der Straße. Jetzt erreicht die kognitive Dissonanz vieler Politiker — die dies gutheißen — eine ganze neue Ebene. Denn glaubt man an das offizielle Corona-Narrativ, müsste man sich doch verwundert die Augen reiben, wo denn nun in Weißrussland auf einmal die ganzen Menschen herkommen, die die Straßen besetzen? Da Weißrussland keine nennenswerten Corona-Maßnahmen ergriff, also gewissermaßen den „schwedischen Weg“ ging, müssten Weißrussen doch eigentlich mittlerweile so gut wie ausgestorben sein, oder? Doch dem ist nicht so. Putzmunter wie ein Turnschuh stehen die Weißrussen auf der Straße und protestieren lauthals gegen ihren Präsidenten.
Wenn man nun wieder den Aluhut auspackt und die verschwurbelte, krude Verschwörungstheorie aufstellt, diese Proteste könnten etwas damit zu tun haben, dass Lukaschenko den 90-Millionen-Dollar-Kredit abgelehnt haben könnte, dann würde das ja Folgendes bedeuten: IWF und Weltbank möchten — das glauben wir jetzt einfach mal gutgläubig — Lockdown-Maßnahmen in Weißrussland, damit die Menschen vor Corona geschützt werden.
Um dieses Ziel zu erreichen, soll die Bevölkerung Weißrusslands sich nun der Infektionsgefahr durch Massenproteste aussetzen. Wenn der Präsident erst abgesetzt ist, kann ja endlich der Lockdown verhängt werden. Aber bringen denn dann die Ausgangsbeschränkungen und Social-Distancing-Maßnahmen überhaupt noch etwas, wenn durch die Superspreader-Events in Minsk-Downtown ohnehin schon die ganze Bevölkerung durchseucht ist?
Aber machen wir uns nichts vor! Hier geht es nicht um Corona oder auch nur in irgendeiner Weise um Gesundheit! Superspreader-Events sind Demonstrationen nur dann, wenn politisch und medial behauptet wird, man demonstriere für oder gegen das Falsche.
Sind es für Politiker und Medienschaffende hingegen unterstützenswerte Ziele, dann macht das Virus ihrem Dafürhalten nach einfach Urlaub.
Als Abschluss dieses Artikels präsentiere ich Ihnen noch eine „schöne“ Galerie der zweiten Welle kognitiver Dissonanz in Bezug auf Minsk und den „Tag der Freiheit“. Zuerst sehen Sie Eskens doppelten Maßstab bezüglich BLM, weiter geht es mit Tweets von Personen des öffentlichen Lebens, die sich einerseits am ersten August über den Tag der Freiheit in Berlin echauffierten, nun aber die Massenproteste in Minsk bei gleichen Hygiene-Bedingungen in den Himmel loben.
Fazit — Wer in Belarus in Massen für Freiheit demonstrieren darf, der darf das auch in Berlin. Wir sehen uns am 29. August!