Liebe Leserinnen und Leser,
ein bewegtes Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Für mich persönlich war es wohl das bewegteste meines bisherigen Lebens.
Vielen Widerständen und Wehen zum Trotz haben wir gemeinsam den Rubikon „auf die Welt gebracht“. Ein Medium, das sich inzwischen 100.000 Lesern pro Monat erfreut, sich der Wahrheit und Klarheit verpflichtet fühlt und der eigenen Menschlichkeit willen konsequent jeder Eingemeindung in „politische Lager“ widersetzt und weiterhin widersetzen wird.
Wir streiten für den Frieden und eine bessere Welt. Aber wir tun dies nicht mit Rechthaberei, mit Kampf oder Siegesgeschrei: Knapp 600 Artikel von rund 150 Autorinnen und Autoren sind bisher im Rubikon erschienen. Mal laut, mal leise – und doch stets wider die Orthodoxie jener, die schon alles zu wissen glauben.
Wenn wir mit Holocaustleugnern nichts zu tun haben wollen, nennen „die Rechten“ uns Israeliten und Zionisten. Sich selbst als „links“ Verstehende halten uns vor, wir wären „strukturell antisemitisch“, wenn wir das Apartheid-Regime Israels im besetzten Westjordanland auch als solches benennen.
Die Oberen bezeichnen uns als „Verschwörungstheoretiker“, weil wir ihnen auf die Finger schauen. Und gar viele Medien überhäufen uns regelrecht mit Bekundungen ihrer Sympathie.
Wie habe ich es als „Pilot“ dieses, unseres Flugzeuges vor einigen Tagen in unser großes und wunderbares Team kommuniziert:
„Liebe Fluggäste, soeben haben wir unsere Flughöhe erreicht. Ab jetzt kann es zu Turbulenzen und gelegentlichen Güllewürfen in unsere Richtung kommen. Bitte schnallen Sie sich an und genießen die Sicht.“
Zwei „Richtschnüre“ haben den Rubikon bisher begleitet und werden dies weiterhin tun.
Die eine hat mir als Jugendlicher einmal Erich Fried, der „Dichter der 68er“, ins Stammbuch geschrieben – und zwar als Gedicht:
Angst und Zweifel
Zweifle nicht
an dem
der dir sagt
er hat Angst
aber hab Angst
vor dem
der dir sagt
er kennt keinen Zweifel
Die andere stammt von Sokrates und ist auch nach Jahrtausenden noch aktuell. Er sagte:
„Wer glaubt etwas zu sein, hat aufgehört etwas zu werden.“
In diesem Sinne werden wir — nach einer wohlverdienten Weihnachtspause bis zum 8. Januar — auch im neuen Jahr das Wachsen und Werden bei uns und, wie wir hoffen, anderen erlauben und ermutigen.
Wir werden das Richtige tun, dann wieder irren, lernen und weitergehen. Leben eben.
Wie heißt es so schön?
„Der Mensch wird am Du zum Ich“ (Martin Buber).
„Er wird zu dem Ich, dessen Du wir ihm sind“ (Georg Feuser).
In diesem Sinne: Leben Sie mit!
Ihnen und Ihren Lieben ein frohes Weihnachtsfest; herzlich:
Ihr
Jens Wernicke
Konstantin Wecker: „Was keiner wagt“