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Es geht um Afrika - auch auf dem G20-Gipfel in Hamburg?

Es geht um Afrika - auch auf dem G20-Gipfel in Hamburg?

,,Fokus Afrika“ ist einer der acht Themenkomplexe, über die 20 Staats- und Regierungschefs diese Woche in Hamburg verhandeln.

Es geht um Afrika

,,Fokus Afrika“! ist einer der acht Themenkomplexe, über die 20 Staats- und Regierungschefs diese Woche in Hamburg zu verhandeln gedenken.
Es soll über viel geredet werden, mit einer erschreckenden Ausnahme: Landwirtschaft und Ernährung.
Während in einer Zusammenfassung der offiziellen G20 Seite, in Zusammenarbeit mit dem statistischen Bundesamt, die genauste prozentuale Geschlechter- und Altersverteilung der afrikanischen Einwohner im Bezug auf Internetnutzung sowie eine historische Bevölkerungsanalyse zu lesen ist, taucht in dem Artikel zum Themenbereich Landwirtschaft und Ernährung das Wort ,,Afrika“ lediglich einmal auf. Das Wort ,,Jemen“ hingegen, wo aktuell 17 Millionen Menschen vom Hungertod bedroht sind, war kein einziges Mal zu finden. Unter Migration und Arbeitsmarkt findet man jedoch weitaus ausführlichere Statistiken und tatsächlich sogar situationsangemessene Beschreibungen:

,,Die vergleichsweise moderate Quote von acht Prozent [Arbeitslosigkeit] verdeckt, dass ein sehr hoher Anteil der Erwerbstätigen selbständig tätig ist und zu sehr niedrigen Löhnen arbeitet.“

Dies würde der Bundesregierung in manch anderem innenpolitischen Zusammenhang allerdings nicht über die Lippen kommen. Des weiteren kann man sich unter der Rubrik ,,Digitalisierung“ über die Anzahl der afrikanischen Haushalte, welche über einen Internet Anschluss verfügen, und den sogenannten Gender Gap bei Internetnutzung informieren. Woher kommt dieses anscheinend plötzlich geweckte Interesse der Industriestaaten an doch eher nur sekundär wichtigen Themen der Afrikapolitik?
Könnte es daran liegen, dass die Menschen, welche in Afrika akut vom Hungertod bedroht sind, nicht die Möglichkeiten haben, als Migranten oder Flüchtlinge nach Europa zu kommen?
Könnte es daran liegen, dass die Menschen die akut vom Hungertod bedroht sind, sich so oder so nicht darum kümmern werden, ob in ihrem Dorf ein Glasfaserkabel verlegt werden könnte, weil sie nämlich ganz andere Probleme haben?
Könnte es daran liegen, dass westliche Investoren in Anbetracht des immer weiter zerfallenden Nahen und Mittleren Ostens neue Absatzmärkte benötigen?
Oder warum haben die führenden Industrie- und Schwellenländer plötzlich ein so großes Herz für die untere Mittelschicht Afrikas? Und natürlich sind auch die Probleme dieser unteren afrikanischen Mittelschicht sehr groß. Mit 3.1 US-Dollar pro Tag zählt man in Nordafrika schon zur Oberschicht, woran westliche Konzerne wie Nestle, die trotz Dürreperiode pro Stunde 50.000 Liter Wasser aus dem Boden pumpen, nicht ganz unbeteiligt sind.
Viele Probleme des afrikanischen Kontinents könnte man relativ schnell und dauerhaft lösen. Nötig wäre in erster Linie ein wirkliches (Frei)handelsabkommen, was im Gegensatz zu den bereits mit Afrika abgeschlossenen Abkommen, deren grundlegendes Ziel Ausbeutung war, den afrikanischen Staaten erlauben müsste, auf alle europäischen Produkte jegliche Zölle zu erheben, die sie für richtig halten und gleichzeitig festschreiben, dass die europäischen Staaten kein Recht darauf haben, Zölle auf afrikanische Produkte zu erheben und so Afrika die Möglichkeit geben, ihren Markt von billigen westlichen Produkten zu reinigen.
Aber wollen wir das denn? Sind wir denn überhaupt bereit dazu, etwas von unserem Lebensstandard, den wir auch der Ausbeutung der Dritten Welt verdanken, aufzugeben? Oder wollen wir doch lieber die bequeme Variante und lassen auf unseren G20-Gipfeln über bessere Internetverbindung in der Subsahara diskutieren.
Der US-amerikanische Politikwissenschaftler Andrew B. Denison verriet sich im Deutschen Fernsehen als er von ,,Denen da unten“ sprach. Aber denken wir nicht in gewisser Weise alle so? Eigentlich sind Afrikaner für uns eben doch nur ,,die da unten“. Auch wenn bei ,,denen da unten“ aller fünf Sekunden ein Kind verhungert. Und wenn ,,die da unten“ ganz dringend Hilfe brauchen. Tief in uns verankert ist: es bleiben ,,die da Unten“.

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