„Wo ist unsere Wut? Wo ist unsere Ehre? Wo steht geschrieben, man solle sich nicht wehren? Ist da noch Leidenschaft in unserem Herzen? Was ist unsere Heimat uns noch wert?“ Dies sang der als „Corona-Protestsänger“ bekannt gewordene Alex Olivari in seinem Musikvideo „Dieb in unserem Garten“. Als ich dieses Lied zum ersten Mal hörte, war ich gleichzeitig irritiert und „geflasht“. Waren diese Sätze nicht viel zu altbacken? Ich spürte aber, dass Olivari damit einen Nerv getroffen hatte. Wut und Leidenschaft — die haben in der Zeit der Corona-Unterdrückung zweifellos gefehlt. Dem könnten politisch Denkende verschiedenster Richtungen sicher zustimmen.
Bei der „Heimat“ werden viele aber bereits die Schotten dichtmachen. Dieser Begriff wird meist „rechts“ verortet. Dabei können wir ihn durchaus differenziert betrachten und eine Heimatverbundenheit fühlen, die nichts mit patriotisch-chauvinistischen Exzessen zu tun hat. Ein „liebevolles und aufgeklärtes Festhalten an Dingen, Orten und Menschen, denen wir — gewollt oder ungewollt — zugehören“ hatte ich es in einem älteren Artikel formuliert. Gerade den Begriff Ehre empfand ich in dem Lied aber als besonders anregend, denn ich hatte lange nichts mehr von ihr gehört, der Ehre — eher von smarten Bemühungen, sich dem jeweils Angesagten anzupassen.
Warum sollte man Aussagen wie denen Olivaris nicht mit Offenheit begegnen? Es geht nicht darum, sich mit Haut und Haaren dem „rechten Lager“ zu verschreiben — etwa den Unionsparteien oder der AfD —, sondern darum, jene Seelenanteile, die man vereinfachend als konservativ bezeichnen könnte, liebevoll zu integrieren. Und das betrifft sowohl Kräfte, die in uns selbst wirksam sind, als auch solche, die von außen, durch andere Menschen, auf uns zukommen. Wir müssen dabei nicht zu einer Karikatur des Reaktionärs werden, irgendetwas zwischen Björn Höcke, US-amerikanischen Evangelikalen und den Gästen einer Volksmusiksendung mit Florian Silbereisen. Wobei der ja neuerdings auch „woke“ ist und für seine Coverversion des Klassikers „1000 und eine Nacht“ das angeblich rassistische Wort „Indianer“ rauszensierte. Bei solchen „Progressiven“ wird Konservativismus wieder zu einer Verlockung.
Der Konservative im Schatten
Sollten wir Bewährtes bewahren oder kühn zu Neuem voranschreiten? Die Antwort ist: Es kommt darauf an. Um das zu entscheiden, braucht es wirkliche Wahlfreiheit, bei der bestimmte Entscheidungen nicht mit gesellschaftlicher Ächtung sanktioniert werden. Sodann braucht es Freiraum, das Gewählte leben zu können, ohne äußeren und profitgetriebenen Zwang, sich andauernd wieder „selbst erfinden“ zu müssen. Der Liedermacher Hannes Wader verweigert sich in einer Passage seiner Autobiografie dem Ansinnen, er müsse sich andauernd weiterentwickeln: „Nun bin ich aber kein Anhänger des Axioms, dass der Mensch bis zu seinem Ende nicht nur lernen und sich weiterentwickeln kann, sondern muss. Ich möchte im Alter eher meine Ruhe haben. Die Vorstellung, mich noch auf dem Sterbebett, in meinen letzten Zügen, röchelnd weiterentwickeln zu sollen, betrachte ich als Zumutung.“
In einer Zeit des andauernden Veränderungs- und Selbstoptimierungsdrucks ist der Entschluss, man selbst bleiben zu wollen, gewissermaßen schon revolutionär.
In den letzten Jahren hatte ich Gelegenheit, den konservativen Anteil in mir zu entdecken und ihn mir endlich auch einzugestehen. Verdeckt wurde diese heimliche Neigung durch eine jahrelange einseitige Verortung im links-grünen Lager. Diese war letztlich eine Nachwirkung der geschichtlichen Erfahrung des Dritten Reiches. Natürlich, wenn die Nazis rechts waren, welche politische Richtung blieb da für einen geschichtsbewussten Menschen noch übrig? Problematisch wird dieser Linksdrall nur, wenn zusätzlich zu wirklich schlimmen rechten Ideologien wie Rassismus und Militarismus auch noch Trachtenjanker und Volkslied dämonisiert werden, gemäßigte Heimatliebe oder das Prinzip unternehmerischer Freiheit — alles Dinge, die normalerweise eher „rechts“ als „links“ verortet werden.
Was sich korrekt anfühlt, ist nicht unbedingt weise. Zu sagen: „Ich bin dies, das bin ich nicht“ kommt einer Selbstbeschneidung gleich, einer Halbierung des eigenen Wesens.
Nach dem Gesetz des Schattens kehrt das Ungelebte, also das, was wir nicht als uns zugehörig anerkennen wollen, auf Umwegen zu uns zurück. Vor allem begegnet es uns in Gestalt der „anderen“, also jener Menschen, die wir nicht mögen und ablehnen. C. G. Jung, der Entdecker des Schatten-Archetyps, sagte: „Wer zugleich seinen Schatten und sein Licht wahrnimmt, sieht sich von zwei Seiten, und damit kommt er in die Mitte.“ Mit Bezug auf unser Thema „Links“ und „Konservativ“ ist zu sagen: „Schatten“ meint hier nicht das Böse, das ein Guter an sich nicht wahrhaben will. Vielmehr geht es generell um das Nichtgesehene, das sich außerhalb des Lichtkegels unserer Aufmerksamkeit bewegt. Das kann für manche ein für sie selbst verstörender Hang zum Sozialen sein, für andere ist es ein verleugneter, nur verstohlen gepflegter Hang zum Konservativismus.
Corona und das Ende linker Glaubwürdigkeit
Das drastische Versagen des links-grünen Lagers während der Corona-Epoche war für mich ein Weckruf. Dieser konfrontierte mich schmerzlich mit der Frage: Will ich das Etikett „links“ oder „grün“ opfern oder jene Persönlichkeitsanteile, die mich in den Augen meiner alten Peergroup offenbar zwingend in Nazi-Nähe rückte? Angesichts der haarsträubenden, freiheitsfeindlichen Äußerungen aus den Lagern von SPD, Grünen, Linken, Attac, Gewerkschaften und zahlreicher sich „links“ positionierender Prominenter ertappte ich mich dabei, bei Videos von Bild TV, Boris Reitschuster oder Henryk M. Broder Trost und Erholung zu suchen. Diese mochten nicht in jeder Hinsicht meine Richtung vertreten, aber sie waren Oasen in der Bewusstseinswüste der großen Corona-Kampagne.
Natürlich bleibe ich ein sozial denkender Mensch, dem an Arbeitnehmer- und Angestelltenrechten gelegen ist und der auch die Menschen am unteren Rand der Gesellschaft nicht vergessen will. Ich werfe also nicht das „Linkssein“ an sich von mir, sondern nur die linke Fassade, wie sie mir im Verhalten von Vertretern des linken Spektrums entgegentritt. Diese verhielten sich zwar oft linkisch und gegenüber Gegnern in der Coronafrage absolut link — an sozialem Gewissen ließen sie es jedoch schmerzlich fehlen, gerade wenn man an die wirtschaftlichen Folgen der Lockdowns für Geringverdiener denkt.
Natürlich bleibe ich auch am Schutz meiner Mitwelt interessiert, der Tiere und Pflanzen vor allem, denen ich in meiner eher ländlichen Heimat immer wieder gern begegne und ohne die ich nicht leben möchte. Und ich bleibe weltoffen, auch integrativ gegenüber Menschen, die „anders“ sind — sei es wegen ihrer Herkunft, sexuellen Orientierung, ihres Behinderungsgrads oder anderer Eigenschaften. Dennoch hatte sich seit Corona etwas in mir verschoben: die Grenzen zwischen „meinem“ Lager und dem „der anderen“. Gut und Böse waren nicht mehr so klar zu verorten, jedenfalls nicht pauschal, aufgrund von Parteienzugehörigkeiten oder der Verwendung eines linken Phrasenrepertoires.
Zentral war für mich die Erfahrung des Bürgerverrats durch die linken und grünen Parteien und ähnlich gesinnter „Prominenter“, die im Kern auch Selbstverrat war. Wo früher einmal Freiheitsliebe war, wurden jetzt Impfdruck und Maskenzwang bejaht. Wo Pazifismus war, wurde jetzt über Waffensysteme und ihre dringend notwendige Lieferung in Kriegsgebiete schwadroniert und so weiter.
In dieser Epoche des Umbruchs stellen sich mir also zwei Aufgaben: erstens den „konservativen“ Anteil in mir selbst vorurteilsfrei anzuschauen, ihn, wo er vor einer kritischen Selbstprüfung Bestand hat, zu bejahen als einen legitimen Teil des eigenen Wesens; zweitens den authentischen Kern der links-grünen Weltanschauung herauszulösen aus der Verzerrung und Entstellung, den ihm real existierende Linke oder Grüne beschert haben, und das Wertvolle daran zu bewahren.
Diese beiden Aufgaben stellen sich für viele der heute politisch wachen — nicht zu verwechseln mit „woken“ — Menschen.
Aufgezwungene Disruption
Der zweite Schock für mich war und ist die übereilte, die Seele überfordernde Zwangsbeglückung durch jeweils neue Technologien und deren „Updates“, die einer fortwährenden Vertreibung aus vertrauen Zonen des Denkens und Handelns gleichkommt. Nicht Entwicklung beziehungsweise Veränderung an sich ist das Problem — die ist unvermeidlich und bereichernd, wo sie zum richtigen Zeitpunkt kommt und im eigenen Rhythmus gestaltet werden kann —, es ist dieses Gefühl des gewaltsamen vorwärts Getriebenwerdens mit der Peitsche vermeintlicher Sachzwänge.
Ein besonders abstoßendes Beispiel für diese Mentalität der Technologie-Antreiber gibt Klaus Schwab, der Gründer des World Economic Forum, in seinem Buch „Die Vierte Industrielle Revolution“. Immer scheint bei Schwab irgendetwas anderes wichtiger und mächtiger zu sein als der Wille oder die Bedürfnisse der Menschen. Die neuen Zwingherren sind bei ihm meist abstrakte Begriffe wie „die Veränderungen“: „Die Veränderungen werden tiefgreifend sein. Daher ist es unabdingbar, schonungslos zu prüfen, ob Organisationen in der Lage sind, auf diese veränderten Bedingungen schnell und agil zu reagieren.“ Oder die „Kräfte, die die Vierte Industrielle Revolution antreiben, üben auf alle einen starken Anpassungsdruck aus“. Unternehmen oder auch ganze Wirtschaftszweige würden „einem permanenten darwinistischen Anpassungsdruck unterworfen sein, und daher wird sich die Philosophie des ‚unermüdlichen Besserwerdens‘ (der ständigen Weiterentwicklung) zunehmend durchsetzen.“ Regierungen und Parlamente werden „oftmals von den Ereignissen überholt, weil sie nicht mit der Schnelligkeit des technologischen Wandels Schritt halten und seine Tragweite nicht richtig einschätzen können“ (1).i Und so weiter.
Aufgezwungene Disruption, also die Zerstörung des Vertrauten, um das Neue als Kopfgeburt einer selbst ernannten Avantgarde überfallartig zu installieren, ist stets ein Machtinstrument gewesen.
Intendiert ist eine „Kulturrevolution“, um ein Beispiel aus der chinesischen Geschichte zu verwenden. Eine Politik der Abrissbirne, um Gefühle der Desorientierung und Entwurzelung bei den ihr unterworfenen Menschen zu erzielen. Wo das Vertraute und Liebgewonnene mutwillig zerstört wird, ist Konservativismus Selbstschutz. Hier sollte der Notwehrparagraf greifen, um in einem aufgezwungenen Kampf —wenn dieser schon unvermeidlich ist — wenigstens nicht von Anfang an die Waffen zu strecken.
Karikaturen des Konservativismus
Wer heute „konservativ“ sagt, sollte dabei also nicht in erster Linie an Politiker wie Friedrich Merz, George W. Bush, Recep Tayyip Erdigan oder Silvio Berlusconi denken. Diese gleichen eher Karikaturen des Konservativismus. Politiker der Rechten bedienen aus purer Berechnung einen militaristisch-autoritären Randbereich des Spektrums. Sie fordern harte Strafen für Verlierer der Systeme, die sie selbst geschaffen haben. Sie marschieren in Länder ein, die ihnen nichts getan haben, und grüßen mit gespielter Ergriffenheit den Fetisch der Nationalflagge. Nein, danke! Der Konservative bewahrt zunächst sich selbst, und das ist unvereinbar mit einem Bild des Menschen als Ware. Konservativ zu sein heißt also vor allem, die Macht des Kommerziellen zu brechen. Es ist die Lebenslüge der sogenannten christlichen und bürgerlichen Parteien, dass sie dem Ökonomismus ihre Seele verkauft haben. Ihr Dogma, der Neoliberalismus, zerstört Heimat und Familie, Ehre und Vertrauen — keine Begriffe, die für mich heilige Kühe sind, aber Begriffe, mit denen die politische Rechte gern arbeitet.
Wer sein Herz am Eingangstor zur politischen oder journalistischen Karriere abgegeben hat, stänkert gern gegen die „Irrationalität“ traditioneller Konzepte. Er versteckt sich hinter einer gleichmütigen Fassade und professionellem Zynismus. Selbstverständlich hat Konservativsein auch etwas mit Emotionalität zu tun, die noch nicht unter Sachzwängen vergraben ist. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert wurden viele Menschen entwurzelt. Sie mussten ihre ländlichen Regionen verlassen und fanden sich in einer Stadtlandschaft von unfassbarer Hässlichkeit wieder. Das hat Millionen von Menschen das Rückgrat gebrochen. Sie verloren das Gefühl dafür, was ihnen guttut und was nicht. Im Kommunikationszeitalter kommen ein massiver Verfügbarkeitsdruck dazu und der Zwang zu unbegrenzter Flexibilität. Für die Karriere muss man jederzeit bereit sein, Frau, Kinder, Freunde und gewohnte Umgebung zu verlassen. Nichts gegen Reisen, aber die meisten von uns brauchen einen Ort, zu dem sie zurückkehren können.
Auch der Berufsalltag ist politisch. George Orwell erzählte in „1984“ von einem System, in dem es keine Solidarität mehr gab außer zum Großen Bruder. Der Große Bruder von heute —das sind die Machtkartelle des Turbokapitalismus: Großkonzerne, Banken, IT-Giganten und willfährige Medien. Entwurzelte Menschen sind leichter manipulierbar, deshalb versuchen die technokratischen Eliten alles vermeintlich Konservative zu ironisieren. Selbst die Behauptung, es gebe in der Regel zwei Geschlechter, Männer und Frauen, kann einen heute dem Verdacht aussetzen, ein reaktionäres Familienbild zu repräsentieren. Zu den Gräueln des „Progressiven“ gehört aber vor allem der Wachstumszwang. Dahinter steckt die Dynamik des zinsbasierten Geldes. Wachstumszwang bedeutet Veränderungszwang, und heute wächst das Tempo der Veränderung mit der Dynamik einer Exponentialkurve.
Allgemeiner Ehrverlust
Nun aber zurück zum Begriff „Ehre“. Man hört ihn heute kaum mehr — außer im Zusammenhang mit Ehrenmorden. Genau daran krankt ja unsere Gesellschaft. Ehre ist, was unser Leben lebenswert macht, weil das geschriebene Gesetz immer nur eine Annäherung an wünschenswertes Verhalten erzwingen kann.
Du kannst im Gefängnis sitzen, weil du höchst ehrenhaft gehandelt hast. Du kannst aber auch in Freiheit sein, reich und hoch angesehen, und ein Lump.
Ein Manager, der für höhere Renditen jene Mitarbeiter entlässt, denen die Aktionäre ihren Reichtum verdanken, hat seine Ehre verloren. Er müsste gesellschaftlich geächtet werden, bis er den Schaden wiedergutgemacht hat. Heute darf so ein Mensch nicht nur auf Schonung hoffen, er wird auch noch als besonders smart hofiert, und man lobt seinen Mut zu unpopulären Entscheidungen.
Ehre bedeutet, aufgrund von Weisheit, Güte und Gemeinschaftsgeist freiwillig auf Vorteile zu verzichten. Es bedeutet, Menschen auch dann gut zu behandeln, wenn sie nicht die Macht haben, uns andernfalls zu schaden.
Wir haben im Landkreis einen kleinen Bio-Hühnerhof mit Tieren, die auf einem großen Geländer frei herumlaufen. Die Bäuerin lässt die Tür zum Eierlager immer offen und legt ihren Kunden vertrauensvoll ein Portemonnaie hin, um zu bezahlen. Es wäre leicht möglich, Eier und Geld zu stehlen. Aber es wäre unehrenhaft. Deshalb bezahle nicht nur ich die entnommenen Eier — so handeln auch die meisten anderen Kunden, sodass sich das freizügige Angebot für die Bauernfamilie offenbar lohnt.
Im Film „Zeiten des Aufruhrs“ von Sam Mendes gibt es einen schönen Satz: „Im Grunde wissen wir immer, was die Wahrheit ist, egal wie lange wir ohne sie gelebt haben.“ Das gilt auch für die Ehre. Ihre Grundregeln kennt jeder in einem vergessenen Winkel seiner Seele. Wir treten nicht auf einen Schwachen ein, der am Boden liegt, wir helfen ihm auf. Wir veruntreuen kein Geld, das uns anvertraut ist, selbst wenn wir vor dem Gesetz damit durchkommen würden. Wir suchen einen Ausgleich zwischen unterschiedlichen Interessen, anstatt wie ein kleines Kind andauernd „Ich!“ zu schreien. Wir stehlen die Ernte nicht von dem, der für sie hart gearbeitet hat. Wir verkaufen die Menschen, die uns vertrauensvoll zu ihren Vertretern bestellt haben, nicht für Geld an Dritte. Sie ahnen, worauf ich hinauswill? Unser politisches und ökonomisches System hat längst seine Ehre verloren.
Verrat in den Zeiten von Corona
Tausende von Menschen haben in den letzten drei Jahren ihre Freunde, Kollegen und Verwandten verraten, weil diese vielleicht ungeimpft waren oder zum Thema „Corona“ eine abweichende Meinung vertraten. Wirte und Geschäftsinhaber haben ihre Stammkunden ausgesperrt, Klinikchefs ihre fleißigsten Pfleger, Arbeitgeber ihre Mitarbeiter, die sich über viele Jahre für die Firma eingesetzt hatten. Für die Profite von Pharmafirmen wurden Menschen von „ihren“ Politikern wie eine Viehherde mit Stromstößen medialen Drucks zu den Impfzentren getrieben, wo sie einem erheblichen Gesundheitsrisiko ausgesetzt waren. Für die Profite von Rüstungsfirmen und den Ausbau der globalen Dominanz der USA sollen Bürger dazu bewegt werden, freiwillig zu frieren, zu verzichten und zu riskieren, bei einem großen Krieg ums Leben zu kommen. Es gibt schon einen guten Grund dafür, dass man den Begriff „Ehre“ in letzter Zeit selten hört. Er könnte viele Menschen schmerzhaft daran erinnern, dass sie ebendiese längst verloren haben.
Richtig verstandene Ehre ist etwas, wonach sich viele Menschen verzweifelt sehnen. Es bedeutet, vertrauen zu können und sich selbst als vertrauenswürdig zu erleben. Als Erwachsene haben wir durch bittere Erfahrung gelernt, dass wir misstrauisch sein müssen, weil Ehre unserem Gegenüber nichts bedeutet. Wenn wir in eine Geschäftsbeziehung eintreten, erwarten wir vom anderen nichts anderes, als dass er uns übervorteilt, wo er kann. Fast jeder agiert nach dem Motto: „Ich nehme von dir, was ich kriegen kann, solange ich glaube, dass du dich nicht dagegen wehren kannst.“ Firmen und Staat scheinen Tag und Nacht damit beschäftigt, Tricks zu ersinnen, wie sie uns immer weniger geben und dafür immer mehr nehmen können. Jeder kennt Beispiele dafür: Mogelpackungen, geplante Obsoleszenz von Waren, gepanschtes Essen, Abzocker-Hotlines mit Endlos-Warteschleife, erzwungene Selbstbedienung statt Service, schikanöser Steuerterror des Finanzamts, die Schließung der Stadtbücherei bei gleichzeitiger Erhöhung der Parkgebühren in Städten und so weiter, vor allem aber das endlose Geplapper der Werbe- und Manipulationsindustrie.
Es ist eine Welt, in der die Menschen einander belauern, ohne einander zu achten, weil fast jeder insgeheim weiß, dass er selbst nicht achtenswert ist.
Moral oder Gesellschaftsveränderung?
Viele werden jetzt sagen, ich argumentierte zu „moralisch“. Individuelle Moral müsste jedoch durch einen Systemwechsel ersetzt werden. Für eine Gesellschaft, in der Ehre wieder zählt, wäre es von Vorteil, wenn der Wachstumszwang in der Wirtschaft entfiele. Wir brauchen ein am Gemeinwohl orientiertes Wirtschaftssystem, basierend auf einem Geld, das anders konstruiert ist als das derzeitige. Um die Gier als psychologischen Motor der Zerstörung zu stoppen, ist es wichtig, neben den Mindestlöhnen auch Höchstlöhne festzulegen. Wenn es nicht mehr so viel zu gewinnen und zu verlieren gibt, lässt der seelische Druck nach, der uns zerreißt. Wenn wir wollen, dass Firmen ehrlich arbeiten und uns Kunden nicht mit Wegwerfprodukten und Serviceabbau quälen, müssen wir ihnen den Existenzdruck nehmen. Das bedeutet weniger globale Konkurrenz, günstige Kredite, notfalls finanzielle Förderung durch die Gemeinschaft. Den öffentlichen Kassen und gemeinwohlorientierten Unternehmen muss also mehr Geld zur Verfügung stehen, was ausschließt, dass der Reichtum fortwährend weiter von unten nach oben wandert. Auch eine Geldverschwendung in Milliardenhöhe für wahnwitzige Kriegsvorbereitung oder Strompreisbremsen — also das Stopfen von Löchern, die es ohne eine falsche Politik gar nicht gäbe — wäre damit obsolet.
Ehrenhaftes Verhalten ist das Ergebnis individueller Persönlichkeitsentwicklung — aber es wird durch kollektive Entscheidungen erleichtert. Und es kann sich ähnlich einem Schneeballsystem ausbreiten — der Anstoß kann jederzeit von jedem Einzelnen kommen. „Wo ist unsere Ehre?“, fragte Alex Olivari. Ja, wo? Die Lösung eines Problems beginnt damit, dass man sich eingesteht, dass es eines gibt.
Am 27. März erscheint der neue Rubikon-Bestseller von Roland Rottenfußer. Hier können Sie das Buch vorbestellen: als Taschenbuch oder E-Book.
Klappentext:
Wenn jetzt nicht etwas Grundlegendes geschieht, dann war’s das mit der Freiheit. Und nicht die Angriffe ihrer Gegner werden ihr den Garaus machen — die Gleichgültigkeit derer, die sie so lange genossen, wird es tun.
Pandemien, Weltkrieg, Klimanotstand: Die Freiheit schwebt in höchster Gefahr. „Freiheitsgesäusel“? „Mehr Diktatur wagen“? Was ist kaputt in den Herzen und Köpfen der vielen, dass sie sich selbst und ihre Freiheit so geringschätzen, ja regelrecht verachten? Warum stimmen sie ihrer eigenen Entrechtung zu und scheinen in ihre Ketten geradezu verliebt?
Roland Rottenfußer zeigt: Wir sind Gefangene unserer Illusionen, Gefangene der Lügen und Strategien der Macht. Doch der Kaiser ist längst nackt, der Zauberer von Oz nur ein größenwahnsinniger Zwerg, der an Hebeln zieht. Erkennen wir, dass unsere Angst grundlos ist, fällt der Bann von uns ab und finden wir zurück in unsere Wahrheit und Kraft:
„Wäre die Freiheit eine Person, eine schöne Göttin — was würde ich ihr sagen? Vor allem eines: Verzeih uns! Verzeih uns diesen erbärmlichen, unwürdigen Verrat. Es wird nie wieder vorkommen. Von nun an werden wir besser für dich kämpfen.“
Rottenfußers Buch ist eine Liebeserklärung an die Freiheit und individuell-kollektive Revolutionsanleitung zugleich. Der Weg liegt vor uns, wir müssen ihn nur noch gehen. Ganz nach der Devise von Bertolt Brecht: „Wenn die Wahrheit zu schwach ist, sich zu verteidigen, muss sie zum Angriff übergehen.“
Pressestimmen zum Buch:
„Von einem, der auszog, die Mächtigen das Fürchten zu lehren.“
Jens Wernicke, Spiegel-Bestsellerautor
„Die Mächtigen sind und bleiben die Feinde der Freiheit. Zur Verteidigung unserer heiligen Rechte müssen wir ihre Strategien kennen, die Lügen entlarven und uns entschlossen selbst ermächtigen.“
Flo Osrainik, Spiegel-Bestsellerautor
„Roland Rottenfußer beleuchtet aus unterschiedlichen Blickwinkeln das komplexe Spannungsverhältnis von Macht und Freiheit, Gehorsam und Ungehorsam. Sein Wissen und seine Gedanken können dabei helfen, die ‚Strategien der Macht‘ zu erkennen und zu durchschauen — und sich jener Ketten, die die Macht uns gerne anlegt, zu entledigen. Möge dieses Buch von möglichst vielen gelesen werden, die die gewonnenen Erkenntnisse auch an andere weitergeben. Denn Wissen ist selbst eine Macht. Und die Macht des Wissens fürchten jene Eliten, die in ihrer Arroganz, Überheblichkeit und Selbstgefälligkeit glauben, sie könnten der Bevölkerung ins Gesicht lügen und sie dauerhaft für dumm verkaufen.“
Marcus Klöckner, Spiegel-Bestsellerautor
„Roland Rottenfußer betreibt Aufklärung im besten Sinne. Ganz im Geiste der Kritischen Theorie erklärt er die Strategien der Machteliten: Wie sie die Menschen zu unmündigen Marionetten konditionieren, wie die Mikrostruktur der Macht in den Alltag eindringt, wie die Erzeugung von Angst vorauseilenden Gehorsam erzwingt. Nebenbei lässt uns der Autor teilhaben an wunderbaren Lektüre-Erlebnissen und gibt viele Anregungen zum Weiterlesen. Allen, die ihre Freiheit gegen die Mächtigen verteidigen wollen, sei dieses Buch wärmstens empfohlen.“
Patrik Baab, Autor und Journalist
Zitate aus dem Buch:
„Die Unfreiheit hat sich so tief in unsere Seelen gefressen, dass manche sie zwar noch als solche wahrnehmen, aber nicht wissen, wie sie sich gegen die Übermacht und Brutalität der Herrschenden zur Wehr setzen können. In Zeiten, in denen das Gleichgewicht derart zu Ungunsten der Freiheit verschoben ist, halte ich es für dringend geboten, ein Buch über die Freiheit zu schreiben. Wie oft muss die Freiheit eigentlich noch in den Staub getreten werden, bevor wir nicht nur defensiv und halbherzig, sondern leidenschaftlich ihre Partei ergreifen? Wie viele Färbungen ideologischer Art, wie viele Gesichter und Masken muss Unfreiheit noch annehmen, bevor wir begreifen, dass Despotismus verachtenswert ist und dass Staatlichkeit — ja jegliche Art von Macht und Autorität — unserer wachsamen Kontrolle bedarf?“
„Wir bewohnen einen Planeten der Unterwerfer und der Unterworfenen, der Brechenden und der Gebrochenen, der Versklavenden und der Versklavten. Kollektives Charaktermerkmal unserer Spezies scheint ein fundamentaler Mangel an Respekt vor dem freien Willen des Einzelnen zu sein, eine Neigung, die Herrschaft einer Minderheit über die Mehrheit mit äußerster Brutalität wieder und wieder zu erzwingen und diese den Unterworfenen mittels Propaganda als die einzig mögliche und wünschenswerte Gesellschaftsform zu verkaufen.“
„Die Tyrannei, die wir lange wie ein fernes Märchen aus sicherem Abstand bestaunt haben, die wir zu ‚bekämpfen‘ meinten, als dies noch völlig gefahrlos war — viele von uns erkennen sie nicht mehr, jetzt, da sie direkt vor uns steht. Die Menschen unserer Generation sind ihren Ahnen nie näher gewesen als in ihrer derzeitigen Verblendung, in diesem wie gelähmten und lähmenden Akt der Unterwerfung. Der sicherste Weg, eine Bewährungsprobe nicht zu bestehen, ist, zu leugnen, dass es sie gibt.“
„Wenn fast jeder sich von der Freiheit abwendet, müssen eben wir ihr Halt und Zuflucht sein. Denn fast alle treten auf in ihrem Namen, doch fast niemand tritt wirklich für sie ein.“
„Der einzige Weg, um sich in einem autoritären Staat wohlzufühlen, ist nun mal, sich dem Regime anzuschließen, zu seinem Mitläufer oder Büttel zu werden, den Zwingherrn anzuhimmeln und dessen Weltsicht mit Copy & Paste in den eigenen Kopf zu verpflanzen.“
„Die Mächtigen, quasi von Amts wegen Freiheitsskeptiker, kreieren zusammen mit den Freiheitsflüchtlingen eine neue Realität. Eine Gesellschaft, in der der Mensch nur noch als Schrumpfform seiner früheren Größe vorkommt. Als der homo obediens, der gehorsame Mensch.“
„Macht hat in der Vergangenheit unglaubliche Verwüstung angerichtet und wird doch nur sehr selten grundlegend infrage gestellt. Angegriffen wird stets nur dieser oder jener Mächtige, niemals aber die Macht selbst.“
„Machtausübung in ihrer ungesunden Erscheinungsform beruht auf der Befriedigung, die der Mächtige dabei verspürt, über Unterworfene zu verfügen. Wo sich diese Freude abnutzt, wie es beim Umgang mit anderen Suchtstoffen zu beobachten ist, braucht es mehr Macht. Am Ende hält jemand nur deshalb noch an der Macht fest, weil ihr Entzug schmerzt, und nicht mehr, weil ihr Besitz große Freude bereiten würde.“
„Destruktive Macht ist stets bestrebt, den Bewegungsspielraum anderer einzuengen, und fordert symbolische Unterwerfungsgesten ein. Macht will sich stets ihrer selbst gewiss sein. Es verunsichert sie, dass die Gedanken der Unterworfenen eine ›Blackbox‹ sind, für sie also nicht in vollem Umfang einsehbar. Die volle Kontrolle ist auf diese Weise schwer zu erlangen, daher inszenieren Machthaber dauernd ‚Machtproben‘. Diese dienen ihnen als Gradmesser dafür, ob sie ‚es‘ noch im Griff haben. Zugleich besteht die Machtstrategie darin, die Menschen im Sinne eines automatisierten Regelgehorsams zu erziehen.“
„Wo Macht ist, richtet sich das Denken der Mehrheit nach ihr aus wie Eisenspäne nach einem Magneten. Sobald Regierende etwas öffentlich als Wahrheit hinstellen, beginnt es in den Gehirnen von Millionen ihrer Untertanen zu arbeiten, mit dem einzigen Ziel, den eigenen Willen mit dem des Herrschers in Übereinstimmung zu bringen, seine große Erzählung zu der ihren zu machen. Einzig eine wirkungsvolle, fast gleichstarke Oppositionsbewegung kann den Prozess vielleicht aufhalten. Fehlt diese, wie sie beispielsweise in der Corona-Situation fehlte, nehmen die veröffentlichte Meinung, nehmen Philosophie und Literatur, nimmt auch das Denken der meisten Einzelmenschen die Färbung der Macht an.“
„Destruktive Macht maskiert sich selbst durch Scheinbegründungen — eine dringend zu übernehmende Verantwortung, objektive sachliche Notwendigkeit, Geringwertigkeit der Unterworfenen und Höherwertigkeit der eigenen Person. So erschafft sie ihre eigenen Rechtfertigungsnarrative. Im Grunde ist Arroganz, ja Verachtung für den Bürger Grundvoraussetzung für die rigideren Formen der Herrschaft.“
„Zwinge ein ganzes Land dazu, etwas eigentlich Lächerliches und Entwürdigendes zu tun, und du wirst zweierlei erreichen: ungläubiges Staunen darüber, dass niemand von ›den anderen‹ sich dieser Zumutung verweigert und eine Art Willenslähmung, die bewirkt, dass fast jeder mitspielt. Jeder Einzelne wird somit selbst zum Teil einer Konformitätskulisse, von der sich alle anderen entmutigt fühlen. Die schiere Masse der Mitläufer lässt den Dissidenten mit der Zeit an seinem Verstand zweifeln.“
„Wir nehmen normalerweise an, dass mit eskalierender Brutalität staatlicher Repressionsmaßnahmen auch der Widerstand wachsen würde, so dass Tat und Reaktion einander immer ungefähr entsprechen und eine Gegenwehr provoziert wird, die dem schädlichen Verhalten der Staatsmacht dann ein Ende setzt. In Wahrheit ist es wohl eher so, dass mit wachsender Härte des Angreifers die Neigung des Opfers wächst, sich aus Angst anzupassen. Es schwingt seinen Geist dann auf die Vorgaben des Täters ein und ersinnt selbst Narrative, die dessen Taten einen positiven Sinn anzudichten.“
„Niemanden hasst der Unterdrückte und im Prozess der Anpassung sich selbst Unterdrückende mehr als diejenigen, die sein Verhalten einem Vergleich aussetzen, dem er nicht standhalten kann. Feigheit wird erst dann in vollem Umfang als solche erkennbar, wenn sie mit dem Mut als Gegenbild konfrontiert ist.“
„Wir merken dann erst, wie Mächte und Medien fast unaufhörlich damit beschäftigt sind, uns aufzuscheuchen, zu zerstreuen, zu ängstigen und anzutreiben — uns im schlimmsten Fall sogar von einem Trauma ins nächste zu jagen. Von der Pandemie in den Krieg. Vom Krieg in den Energienotstand — und von diesem vielleicht in eine erneute Flüchtlingskrise. Dies geschieht auch deshalb, weil sich derart aus ihrer Mitte gebrachte Menschen offenbar als leichter beherrschbar erwiesen haben. Wann immer man uns also die Freiheit schlechtreden will, sollten wir fragen: Wer ist es, der das versucht? Und welche Motive könnten ihn antreiben? Es kann ganz einfach sein, dass der Betreffende uns sein Eigeninteresse als unseres verkaufen will.“
„Ist Freiheit also überhaupt etwas anderes als ein schön klingender Deckname des Todes in Zeiten, in denen jede Lockerung, die der fürsorgliche Staat seinen Mündeln ‚gewährt‘, für etliche den Tod bedeuten kann? Auf den Punkt gebracht: Wenn Freiheit tötet und Diktatur Leben rettet, müssten sich nicht alle Menschen, die nur einen Funken Mitgefühl in sich tragen, der Diktatur willig hingeben wie eine zur Hochzeit geschmückte Braut ihrem Bräutigam? Und selbst wenn einige unverbesserliche Freiheitsschwurbler noch dagegenreden: Wenn die Mehrheit sich für die Diktatur entschieden hat, ist dann ein aufrechter Demokrat nicht verpflichtet, sich diesem Mehrheitsvotum zu beugen?“
„Gewiss ist Freiheit nicht ‚alles‘ — wenn wir uns aber nicht schleunigst auf ihre schönen Seiten besinnen und ihre Verächter nicht in ihre Schranken weisen, dann wird es so kommen, dass wir ohne sie leben müssen — nicht für immer vielleicht, aber für sehr lange. Es gilt also, in allen Zweifelsfällen die Interessen der Freiheit zu berücksichtigen und zu überlegen, wie diese auch unter schwierigen Bedingungen so weit wie irgend möglich bewahrt und ausgeweitet werden können.“
„Bei Corona will uns die Politik den Genuss der Grundrechte — früher eine pure Selbstverständlichkeit — als wohl dosierte Prämie für Wohlverhalten auszahlen. Erst raubt man dem Menschen ihre Freiheiten, dann werden sie den Fügsameren unter ihnen hingeworfen wie ein Hundekuchen, als Belohnung nach einem erfolgreich absolvierten Dressurakt.“
„Freiheit und Herrschaft stehen stets in einem Spannungsfeld. Kein despotisches System war jemals für immer am Ruder. Keine Gedankenkontrolle war je so perfekt und flächendeckend, dass sich nicht hie und da Widerstand geregt hätte. Wird die Macht zu bedrängend, kann es sein, dass das Pendel in die Gegenrichtung ausschlägt. Darauf können wir in der derzeitigen Stimmungslage hoffen. Jedoch wäre auch eine frisch errungene Freiheit nie sicher — auch nicht jene, die wir in unserer Vorstellung mit der vollständigen Aufhebung aller ‚Corona-Maßnahmen‘ verbinden.“
„Der Wind dreht sich als Ergebnis vieler kleiner ‚Drehungen‘, die im Inneren unserer Mitmenschen stattfinden, wenn Ihnen plötzlich bewusst wird, was ‚die‘ die ganze Zeit mit uns gemacht haben. Wenn sich plötzlich der große Zorn aus dem Gefängnis wägender Vernunft und antrainierter Konformität befreit und wir ungläubig vor unserer eigenen bisherigen Duldsamkeit dastehen.“
„Hören wir doch spätestens jetzt auf mit diesem furchtbaren und sinnlosen Drang, uns ‚beliebt machen‘ zu wollen. So großartig sind die meisten unserer Zeitgenossen nicht, dass wir uns für ein halbherziges Mitschwimmen in ihrer warmen Konsenssuppe selbst aufgeben müssten.“
„Wir erkennen anhand der Corona-Hysterie deutlich, wie schädlich es ist, den Tod mehr zu fürchten, als dies für ein lebendes und sein Leben liebendes Wesen normal und gesund ist. Den Tod ganz unbedingt ausklammern, ihn um buchstäblich jeden Preis — etwa um den Preis der Würde und Freiheit aller — ausklammern zu wollen, führt zu jener angstgetriebenen Verleugnung des Lebens, deren Zeuge wir derzeit sind.“
„Die jetzige Menschheit muss sich entscheiden zwischen einer Epoche des verschärften Despotismus und einer neuen Ära der Freiheit. Wenn ein bestimmtes Prinzip — in diesem Fall Sicherheits-Autoritarismus — überreizt wird, kann sich im historischen Prozess eine Gegenkraft formieren. Die jetzt gemachten leidvollen Erfahrungen könnten wieder ein gesteigertes Bedürfnis nach Selbstbestimmung wachrufen. Ich sehe sogar ein ‚Gelegenheitsfenster‘ für eine starke Freiheitsbewegung, sofern wir uns nicht einreden lassen, dies sei im Angesicht des Kriegsgeschehens hinfällig geworden.“
„An der Schwelle zu einem neuen globalen Zeitalter des Despotismus müssen wir uns jetzt entscheiden: Wollen wir eine weitestgehende Absicherung gegen das Sterberisiko um den Preis, ein eigentlich lebloses Leben zu führen? Wie wir wählen, ist auch eine Frage des Mutes. Denn Freiheit und Lebendigkeit gibt es nie ganz ohne Risiko — wie alles, was wirklich von Wert ist.“
„Leben heißt, mit verschiedenartigen Bedrohungen zu leben. Es heißt, sich dennoch das Glück und die Leichtigkeit, die als Potenzial ebenfalls in unserem Wesen angelegt sind, immer neu voll Tapferkeit und Zuversicht zu erobern.“
„Womit wir es im 21. Jahrhundert zu tun haben, ist das säkularisierte Gottesgnadentum einer kleinen globalen Machtelite aus Großkonzernen, Großbanken und Finanzgesellschaften — in jüngster Zeit vor allem IT- und Pharma-Giganten: Der Gott des Mammonismus schwingt das Zepter. Wenige Menschen ohne jede demokratische Legitimation bestimmen über die Schicksale von Milliarden Menschen — letztlich nur deshalb, weil sie es so wollen und weil sie die institutionelle Gewalt in ihren Händen halten, uns zur Annahme des eigentlich Unannehmbaren zu zwingen.“
„Die Macht nimmt der Bürger des frühen 21. Jahrhunderts als gegeben hin — die Freiheit muss man ihm erst erklären. Durch die Herrschaftsdiskurse, die fast den gesamten öffentlichen Raum besetzen, konnte die Freiheit als Wert in die Defensive gedrängt werden. Zwar wissen die Menschen noch ungefähr, was darunter zu verstehen ist und wie sie sich anfühlt — doch zeugt der mangelnde Nachdruck, mit dem zunehmend entrechtete Staatsbürger für ihre Freiheiten eintreten, von einem verbreiteten Freiheits-Analphabetismus.“
„Der Unterschied zwischen Demokratie und Tyrannei ist: In der Demokratie geht es immer darum, was der Bürger will; in der Tyrannei dreht sich alles darum, was er ‚noch darf‘.“
„Ich bin skeptisch gegenüber jeder Art von Machtausübung — diese muss ihre Notwendigkeit und die Mittel, die sie anwendet, gut begründen können. Und ich verabscheue Machtmissbrauch — jede Art von Diktatur und Despotismus im Kleinen und im Großen. Ein Verrat allerdings, der weniger dem Einzelnen anzulasten ist als jenen Mächten, die ihn verführt und manipuliert oder gar gezwungen haben, das Freiheitsfeuer in sich zu ersticken. Es ist wichtig, dass in möglichst vielen Menschen die Sehnsucht nach Freiheit wiederauflebt. Denn wenn sie fehlt, sind wohl noch so viele Worte und ausgeklügelte Argumente gegen den Machtmissbrauch vergebens. Wenn wir uns auf einen weiten und anstrengenden Weg machen wollen, können zweierlei Motive uns den Mut dazu verleihen: Entweder ist der Ort, von dem wir aufbrechen, so fürchterlich, dass es uns wegtreibt, oder unser Ziel ist so verlockend, dass wir alles tun, um es zu erreichen, selbst wenn wir es zu Hause nicht einmal besonders schlecht haben.“
„Legitime Freiheit kann nicht die Freiheit der Mächtigen beinhalten, Schwächeren ihren Willen aufzuzwingen, ihnen somit ihre Freiheit zu nehmen. Das gilt nicht nur für politische, sondern auch für wirtschaftliche Macht.“
„Bürger anständig zu behandeln, die ohnehin tun, was die Mächtigen von ihnen verlangen, ist keine Kunst. Die Nagelprobe für eine Demokratie — will sie sich von einer Diktatur unterscheiden — ist jedoch stets die Art und Weise, wie sie mit Widerspruch umgeht, mit Ungehorsam.“