Nur: Hingekriegt hat es lange keiner, dieses Magazin zu gründen. Mit dem Rubikon ist das gelungen und schon die Zusammenstellung des Beirats drückte aus, welche Brücke der Rubikon schlagen wollte. Daniela Dahn und Daniele Ganser, Konstantin Wecker und Rainer Mausfeld — es war ein ziemliches Dreamteam, das sich da zusammengefunden hatte.
150.000 echte Menschen
Ein Jahr später ziehen wir Bilanz - und es ist die Bilanz eines unerhörten Erfolges. Das betrifft einmal die Reichweiten. Rubikon hat pro Monat bis zu 150.000 originäre Leserinnen und Leser. Nicht 150.000 „Klicks“ — sondern in der Tat 150.000 echte Menschen.
Diese Leserschaft entspringt nicht einer klar definierten Filterblase. Sie ist in ihren Interessen und ihrem Sozialisierungshintergrund ausgesprochen divers. Die Brücke über den Rubikon überspannt alle Generationen und gesellschaftlichen Schichten.
Und während wir wachsende Anhaltspunkte dafür haben, dass Facebook die Verbreitung unserer Inhalte gelinde gesagt nicht immer befördert, haben wir dort dennoch bereits 22.000 Likes.
Nun ist Facebook berühmt für seine oftmals unterirdische „Kultur“ der Auseinandersetzung, was natürlich sehr viel mit der Struktur der dortigen Kommentarfunktion zu tun hat. Die Diskussionskultur der Rubikon-User auf Facebook hebt sich da in aller Regel sehr positiv ab.
Dies ist auch das Ergebnis der Blattlinie, keine enge Blattlinie zu haben. Natürlich gibt es Positionen, die wir nicht im Magazin dulden. Wir sind ein Magazin der Friedensbewegung, wir stehen für Umweltschutz, für Solidarität, für ein besseres Leben und Zusammenleben, für solide Medienkritik, für die Vision einer Welt ohne Rassismus und Krieg.
Aber wenn es Konflikte gibt, tragen wir sie offen vor der Leserschaft aus. So begonnen mit der Debatte über die Schulpflicht. So weitergeführt mit der Debatte über die medizinischen Ursachen von AIDS.
Artikel, die sich kritisch aufeinander beziehen, sind bei uns erlaubt.
Der Rubikon zeigt damit, was es überhaupt bedeutet, zu debattieren, während der Mainstream glaubt, eine „Debatte“ zu führen, wenn sich etwa wochenlang über eine gezielte Provokation Horst Seehofers ausgelassen wird.
Über den Tellerrand
Rubikon ist nicht angetreten, um eine klar umrissene Agenda von Positionen mit allen miesen Tricks in die Gehirne zu pushen. Unser Ziel ist die Belebung eines massenhaften demokratischen Diskurses.
Folglich war uns der Blick über den eigenen Tellerrand von Anfang an wichtig. Das führte zu unserem großartigen Übersetzerteam. Der Rubikon ist damit ein Transmissionsriemen wichtiger Autoren aus anderen Sprachräumen in den deutschen Diskurs.
Zu diesen Autoren, die über uns ihren Weg in die hiesige Debatte finden, gehören Noam Chomsky, Chris Hegdes, Paul Craig Roberts, Nafeez Ahmed, Pepe Escobar und viele andere mehr.
Die Namenswahl des Magazins war ebenfalls programmatisch. „Über den Rubikon gehen“ bedeutet: entschlossen in die Auseinandersetzung gehen, es Ernst meinen, nicht nur antäuschen und so tun als ob, sondern in die Vollen gehen für Frieden, Demokratie und Solidarität.
Das heißt auch: nicht naiv sein, kein wohlmeinendes Dummerchen sein, sondern praktische Antworten finden auf reale Bedrohungen. Konkret reden wir hier über eine angriffssichere digitale Infrastruktur, über eine selbst programmierte Seite und eben nicht über schlechten Tools von der Stange, wie Wordpress & Co.
Wir reden auch über das wohl modernste Crowdfunding im deutschsprachigen Raum: uns kann man auch per Kurznachricht und Bitcoins unterstützen. Denn die finanzielle Basis des Rubikon sind ausschließlich die Leserinnen und Leser, die beschließen, dass ihnen dieses Magazin aktive Unterstützung wert ist.
Aktive Unterstützung ist keine Einbahnstraße
Im Gegenzug ist der Rubikon eines der wenigen Webmagazine im deutschsprachigen Raum, das seine Leser in keiner Weise „überwacht“ und keine personenbezogenen Daten erhebt.
Zur Information: Bei den großen Zeitungen laufen bis zu 100 verfolgende Cookies und Java-Skripte an, sobald Sie deren Seiten digital betreten.
Wir nutzen einzig den Analysedienst Piwik, um anonymisiert die Zugriffe auf unsere Seite mitverfolgen zu können, und auch diesen Dienst kann man „abschalten“.
Aber natürlich ist auch und gerade für ein crowdfinanziertes Medienprojekt die Bindung einer engeren Leserschaft und Unterstützerszene besonders wichtig. Auf diese Bindung können wir zählen. So hat unser erst kürzlich gestarteter Newsletter bereits rund 10.000 Abonnenten.
Die Bedeutung des Rubikon als Informationsquelle hat Gründe:
Wir sind oftmals unter den wenigen Medien im deutschen Sprachraum, die gewisse Themen überhaupt ansprechen. Wir haben immer wieder einmal Texte, die einzigartig und sonst gar nirgends zu lesen sind, zuletzt etwa einen Enthüllungsbericht aus der libanesischen Zeitung Al Akba zu Völkerrechtsverbrechen des Westens in Syrien.
Das hat natürlich Konsequenzen. Wir werden inzwischen immer wieder einmal geshadowbant von Twitter, Google und Facebook, mehr dazu im Artikel „Orwell 2.0“ von Marcus Fiedler.
Viel Feind, viel Ehr, viele Autoren
Viel Feind, viel Ehr, sagen wir da - und: viele Autoren! Konkret reden wir über bisher 200 einzelne Autoren, denen Rubikon als Plattform gedient hat. Wir haben knapp 40 Kolumnen. Fast 1.000 Texte sind bisher veröffentlicht worden.
Eine stolze Bilanz für das erste Jahr!
Viele unserer Autorinnen und Autoren sind dabei nicht einfach nur Lieferanten von Texten. Sie sind aktive Unterstützer. Deutlichster Ausdruck dessen ist die Entwicklung mehrerer Teilredaktionen.
Das fing an mit der Jugendredaktion. Sie ist unser ganzer Stolz. So etwas hat außer uns niemand. Wir sind fasziniert zu erleben, auf welchem Niveau sich 15jährige Schülerinnen oder Erstsemesterstudenten hier einbringen. Der Enthusiasmus der Jugendredaktion war außerdem ungeheuer ansteckend.
Dieses Modell der autonomen Teilredaktionen hat inzwischen Schule gemacht: Wir haben eine Literaturredaktion, eine IT-Redaktion, unsere neue „Mutmach-Redaktion“ sowie unsere Welt-Redaktion, deren Arbeit ab April von Karin Leukefeld unterstützt wird, die exklusive Texte aus dem arabischen Raum einwerben und ins Deutsche übersetzen wird.
Diese Bilanz ist nach einem Jahr ziemlich sensationell. Der Rubikon ist der „Shooting Star“ unter den digitalen Medien — und wir denken, das hängt nicht zuletzt damit zusammen, das wir einen bei aller Kritik und allen nötigen Enthüllungen optimistischen, ermutigenden Ton an den Tag legen.
Rubikon nörgelt nicht einfach herum. Rubikon ist eine Plattform, die kräftigt, heilt und aktiviert.
Wir sind gespannt auf Jahr Nummer 2 und bester Dinge. Ja, es gibt zahllose Schrecklichkeiten in dieser Welt. Aber es gibt auch immer mehr Menschen, die in eine gute Richtung gehen, die sich öffnen, die aktiv werden. Denen wollen und werden wir weiterhin eine Plattform sein.
Deswegen setzen wir auch weiterhin zuversichtlich auf Ihre Unterstützung.
Bleiben Sie uns gewogen, machen Sie uns bekannt und bekannter, helfen Sie uns, das Angebot weiter auszubauen. Die Zeit des Jammerns ist vorbei. Es geht was.
Eine Wende zum Besseren ist möglich. Wenn wir zusammenhelfen und uns selbst ermächtigen, wird sie gelingen.