Zum Inhalt:
Digitale Selbstbestimmung

Digitale Selbstbestimmung

Damit wir nicht vom technischen „Fortschritt“ übermannt werden, müssen wir ihm gegenüber souverän bleiben — dabei helfen konkrete Maßnahmen.

„Der Computer arbeitet deshalb so schnell, weil er nicht denkt“ (Gabriel Laub).

Der Griff zum Smartphone. Für die meisten Menschen ist es ein Morgenritual. Oder das Erste, was sie tun, wenn sie aus einem Flugzeug steigen. Hunderte Male am Tag aktiviert jeder von uns sein Smartphone, um Anrufe, Mails, Termine, Chats, Fotos, Musik, Dokumente oder QR-Codes zu managen.

Sehnenscheidenentzündungen sind ebenso wie Nackenprobleme oder ADHS ein mittlerweile weit verbreitetes Resultat übermäßiger Nutzung des elektronischen Alleskönners. Wir haben uns daran gewöhnt. Das Smartphone ist aus unserem Alltag kaum noch wegzudenken. Es ist zu einer Erweiterung des physischen Menschen avanciert. Elon Musk hält die Menschheit daher schon heute für eine Art Cyborg. Und viele Menschen leiden tatsächlich an schweren körperlichen Entzugserscheinungen, wenn sie eine Weile keinen Zugriff auf ihren digitalen Begleiter haben.

Diese Tatsachen sind vielen Smartphone-Nutzern bewusst. Ebenso wie Raucher wissen, dass Nikotin ihrer Lunge schadet. Trotzdem hören sie nicht auf. Denn der Mensch ist ein Gewohnheitstier und äußerst anpassungsfähig. So hat sich der Homo sapiens spätestens seit der Einführung des iPhones im Jahr 2007 damit arrangiert, einen großen Teil seines Wissens sowie seiner täglichen Denkaufgaben an den Minicomputer zu delegieren. Und damit tut sich die selbsternannte Krone der Schöpfung nicht gerade einen Gefallen, wie Martin Korte, Professor für Zelluläre Neurobiologie an der TU Braunschweig, in einem Interview vom 11. Juli 2019 gegenüber Chip.de ausführt.

So sei die Kapazität des menschlichen Arbeitsgedächtnisses bereits von fünfzehn auf elf Sekunden abgefallen. Es ist in diesem Kontext bezeichnend und entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass bereits im Jahr 2015, also nur acht Jahre nach Markteinführung des iPhones, das Wort „Smombie“, eine Fusion aus Smartphone und Zombie, zum Jugendwort des Jahres auserkoren wurde, siehe SZ, Artikel vom 13. November 2015.

Wenn der Mensch also schon gegenüber dem Smartphone evolutionär kapituliert und sich der Maschine unbewusst untergeordnet hat, anstatt diese gezielt als Werkzeug einzusetzen, wie soll er dann erst auf ein realistisch anmutendes Metaverse, Wearables, eine Super-AI (Artificial Intelligence) und ausgereifte Augmented Reality reagieren? Ohne proaktive Auseinandersetzung mit diesen Themen steht der Homo sapiens dem technologischen Wandel unbewaffnet gegenüber und wird von den anstehenden Paradigmenwechseln überrollt. Unfähig, konstruktiv mit den neuen Möglichkeiten und zur Verfügung stehenden Informationen umzugehen. Daher gilt:

Wer nicht zum formbaren, willenlosen Objekt einer totalitären Technokratie und Sklave seiner vernetzten Umgebung werden will, muss heute beginnen, informierte Entscheidungen in Bezug auf den Umgang mit der Digitalisierung zu treffen.

Und dazu muss man weder Programmierer noch IT-Nerd sein.

Der erste Schritt zu digitaler Kontrolle ist die bewusste Auswahl der richtigen Anbieter und Dienste. Kriterien für diese Selektion sollten unter anderem der Umgang mit den Nutzerdaten, der Schutz der Privatsphäre sowie das Ausbleiben von Zensur sein. Und das ist bei den Big-Tech-Plattformen schon lange nicht mehr der Fall — wenn es denn je so war.

Allein im zweiten Quartal 2020 löschte YouTube zum Beispiel 1.998.635 Kanäle, wie die FAZ am 9. September 2020 berichtet. Facebook und Twitter zensieren derweil alles, was in Sachen Corona nicht den WHO-Richtlinien oder Direktiven des Mainstreams entspricht. Während Demagogen und Terroristen auf den Plattformen unbehelligt Hass verbreiten dürfen. Apple zensiert über seine App-Store-Versionen verschiedenste Anwendungen, sodass unerwünschte Inhalte auf dem iPhone nicht mehr angezeigt werden können. So zum Beispiel beim Messenger-Dienst Telegram, von dem viele User annehmen, er sei ein Garant für Privatsphäre. Dem ist leider nicht so. Und wer Google oder Bing als Suchmaschine nutzt, liest primär Propaganda.

Auch Wikipedia, das von vielen als neutrale Wissensplattform betrachtet wird, ist nicht vertrauenswürdig. Einträge von Personen, die nicht die gewünschte Ideologie vertreten, werden auf der Plattform kurzerhand geändert, um diese Menschen in ein schlechtes Licht zu rücken. Digitaler Rufmord sozusagen. Selbst historische Begebenheiten und unstrittige Sachverhalte werden durch perfide Formulierungen so dargestellt, dass sie dem übergeordneten Zwecke dienen — Social Engineering durch Verschmälerung des Debattenraums. Entsprechende Einblicke in die organisierte Manipulation seitens Wikipedia eröffnen zwei Dokumentationen von Markus Fiedler, der sich im Rahmen seiner Webseite „Wikihausen“ seit Langem intensiv mit dem Thema beschäftigt.

Zusammenfassend kann man also feststellen, dass man keinem der ach so bequemen, vermeintlich kostenfreien und geradezu wohltätig anmutenden Plattform-Monopolisten vertrauen sollte. Denn schlussendlich fordern sie alle ihren Preis: unsere Daten, Gedanken und Gefühle.

„Wir werden im Denken und Handeln die Diener der Maschine, die wir entwickelt haben, um uns zu dienen“ (John Kenneth Galbraith).

Daher folgend ein paar grundlegende Hinweise zu digitalen Alternativen, die ich aufgrund eigener Erfahrungswerte und Recherche für unabhängig, vertrauensvoll, zuverlässig, anwenderfreundlich und zukunftsfähig halte. Das Einmaleins der digitalen Selbstbestimmung sozusagen. Und so wie man dem feudalistischen Finanzsystem am ehesten ein Schnippchen schlägt, indem man möglichst häufig bar bezahlt, so entzieht man dem digital-finanziellen Komplex am ehesten Macht, indem man seine Dienste nicht mehr nutzt. Denn Nutzerdaten sind nun einmal das Gold der Neuzeit. Und diese sollte jeder konsequent vor dem Zugriff Dritter schützen.

E-Mail

Die klassische E-Mail ist und bleibt der wichtigste digitale Kommunikationsweg. Auch wenn sie vielen Menschen angesichts des Überangebotes von schicken Messenger-Apps antiquiert erscheint. Wer einen zuverlässigen Anbieter nutzt, kann sicher sein, dass seine E-Mails nicht abgefangen, gelesen oder gespeichert werden — wie zum Beispiel bei Gmail, wo jeder Mailtext oder Anhang automatisch auf verwertbare Informationen gescannt wird. Dass Google schon lange eine ungesunde Nähe zum CIA angelastet wird, macht die Sache nicht besser — vergleiche Wikileaks, Google is not what it seems. Und auch Anbietern wie Microsoft, T-Online, GMX, Hotmail oder Web.de würde ich meinen Mailverkehr mittlerweile nicht mehr guten Gewissens anvertrauen.

Zu empfehlen ist dagegen ProtonMail. Der 2013 in der Schweiz gegründete Anbieter von verschlüsselten E-Mails hat bereits knapp 25 Millionen Nutzer und setzt sich regelmäßig öffentlichkeitswirksam für Meinungsfreiheit ein. Dafür legte sich das kleine Unternehmen aus der Alpenrepublik auch schon mit Konzernen wie Apple an. Im September 2021 wurde gar Sir Tim Berners-Lee, der Erfinder des World Wide Web, Teil des ProtonMail Advisory-Board. Eine Adelung. Das Basis-Postfach von ProtonMail ist kostenlos und bietet neben Sicherheit, Datenschutz und einem ansprechenden Design, alle Funktionen, die man für reguläre private Kommunikation benötigt.

Mails von bestehenden Konten können mit einer einfach zu handhabenden Software importiert werden. Die kostenpflichtigen, fair bepreisten Service-Pakete beinhalten zusätzlich verschlüsselten Cloud-Speicher, eigene Domains sowie umfangreiche Kalender-und VPN-Funktionen (Virtual Private Network). Eine übersichtliche und funktionale App wird sowohl für iOS- als auch für Android-Endgeräte angeboten. Weitere Informationen sowie ein lesenswerter Blog finden sich auf der Homepage des Anbieters.

Ein Mail-Postfach lässt sich zudem mit wenig Aufwand zum persönlichen Zeitungskiosk umfunktionieren. Denn anstatt morgens manuell auf diversen Webseiten nach der Nachricht des Tages zu suchen, kann man über Follow.it mit wenigen Klicks eine maßgeschneiderte Übersicht relevanter Beiträge aus selbst definierten Quellen erstellen. Dazu tippt man lediglich die eigene Mail-Adresse ein und gibt anschließend die URL der Webseiten an, deren Artikel man gerne regelmäßig lesen möchte. Danach definiert man in wenigen Schritten, in welchem Format und zu welchem Zeitpunkt man seine digitale Zeitung erhalten möchte. Das war´s.

Von diesem Moment an, erhält man täglich im gewählten Zeitraum eine E-Mail mit einer Übersicht aller relevanten Beiträge der vergangenen 24 Stunden und kann diese entweder direkt in der E-Mail oder über einen Link auf der betreffenden Webseite lesen. Der Service basiert auf RSS (Really Simple Syndication), einer betagten, aber nützlichen Funktion, die Veränderungen auf Webseiten automatisch erfasst und anzeigt. Das Angebot ist nützlich, kostenlos und reduziert den eigenen Internet-Verkehr.

Messenger

Dass Big-Tech-Messenger keine Option für Menschen sind, denen etwas an Datenschutz, Privatsphäre und digitaler Selbstbestimmung gelegen ist, haben wir bereits erörtert. Leider ist aber zum Beispiel auch Telegram keine unabhängige oder sichere Alternative, wie ich in einem Artikel vom 3. November 2021 ausführlich beschrieben habe.

Dienste, die einen hohen Grad an Datenschutz bieten, sind zum Beispiel Signal, Element und Threema. Signal ist von den drei genannten sicher am bekanntesten. Elon Musk hatte dem Dienst am 7. Januar 2021 mit einem Tweet — „Use Signal“ — Millionen von Nutzern und einen regelrechten Boom beschert. Zudem ist die App sicher, kostenlos und einfach zu handhaben. Daher ist sie durchaus zu empfehlen. Speziell wenn Kontakte im eigenen Umfeld diese bereits nutzen.

Element ist vermutlich noch sicherer, basiert das Angebot doch auf dem Matrix-Protokoll. Für den durchschnittlichen Nutzer aber vielleicht ein wenig umständlich.

Meine Präferenz ist daher Threema. Wiederum ein Unternehmen aus der Schweiz, wo auch die eigenen Server betrieben werden. Die Mitarbeiter von Threema sitzen ebenfalls allesamt in der Alpenrepublik. Das ist in Anbetracht gängiger Off- und Nearshore-Praktiken zur Kostenreduktion in der IT-Branche beachtlich. Obwohl der Dienst mit derzeit knapp zehn Millionen Nutzern — Stand Juni 2021 — noch nicht so weit verbreitet ist wie Signal oder WhatsApp, ist das Konzept überzeugender als bei der Konkurrenz. Nicht nur, weil die Schweizer App die ansprechendste Benutzeroberfläche hat, sondern vor allem aufgrund der Code- und Server-Struktur sowie der absoluten Priorisierung des Datenschutzes.

Dieser wurde in mehreren unabhängigen Audits überprüft und verifiziert. Im Ergebnis wurde das Projekt als „außergewöhnlich solide“ bezeichnet. So speichert Threema alle Daten lokal auf dem Gerät, anstatt auf einem Server. Und zur Anmeldung benötigt man im Gegensatz zu den Konkurrenzprodukten weder eine Telefonnummer noch anderweitige persönliche Daten. Alle Nachrichten sind konstant Ende-zu-Ende verschlüsselt.

Zwei Wehrmutstropfen gibt es allerdings. Erstens: Threema berechnet eine einmalige Lizenzgebühr von 3,99 CHF beziehungsweise 3,68 EUR. Das ist allerdings ein angemessener Preis für lebenslanges Nutzungsrecht und ein hochwertiges, höchst vertrauensvolles Produkt. Zweitens: Die Anzahl der Threema-Nutzer im eigenen Umfeld ist meist noch eher gering. Das bedeutet, man kann nur mit einer kleinen Auswahl seines privaten Netzwerkes über den Dienst kommunizieren — oder muss im Freundeskreis missionieren, um mehr eigene Kontakte auf die Plattform zu holen. In diesem Fall aber eine durchaus vertretbare Kundenwerbung, denn schöner und sicherer kommunizieren kann man derzeit wohl kaum.

Browser und Suchmaschine

Google und der hauseigene Chrome-Browser verbieten sich. Schon heute weiß der Tech-Konzern mehr über jeden Menschen mit einem Internetzugang als jeder Geheimdienst. Ähnlich verhält es sich mit dem Internet Explorer oder Edge von Microsoft. Finger weg davon. Eine einfache Lösung, um den Datenschutz zu verbessern, ist DuckDuckGo.

Das Browser-Plugin mit dem spaßigen Namen ist kinderleicht zu installieren, selbsterklärend und sorgt umgehend für mehr Privatsphäre auf bestehenden Browsern, wenn man diese nicht wechseln kann oder möchte. Es schützt vor Tracking und sammelt keinerlei Benutzerdaten. Auch die Suchanfragen werden nicht gespeichert. Zudem liefert die DuckDuckGo-Suchmaschine erfrischende Pluralität hinsichtlich der Suchergebnisse. Ebenso wie Quant, ein Projekt aus Frankreich, dessen Suchmaschine ebenfalls mehr Privatsphäre und bessere Suchergebnisse gewährleistet als die Big-Tech-Produkte.

Wer halbwegs anonym im Internet unterwegs sein möchte, sollte sich, statt ein Browser-Plugin, den Brave-Browser zulegen, der zusätzlich ein integriertes Wallet für Kryptowährungen sowie Chat- und Meeting-Funktionen anbietet — und der für die Verwendung des Browsers BAT-Coins gutschreibt (Basic Attention Token), die vor Kurzem eine beachtliche Wertsteigerung erfahren haben und weiterhin über der Marke von einem US-Dollar rangieren.

Wer auf Nummer sicher gehen will, manövriert mit dem Tor-Browser durch die Weiten des Netzes. Da der Tor-Browser die Daten über mindestens drei Server schickt, wird das Surf-Verhalten vollständig anonymisiert. Dies allerdings zeitweise zu Lasten der Performance. Grundlegende Informationen zur technischen Funktionsweise des Tor-Projektes hat Peter Schmitz in einem informativen Beitrag für Security Insider vom 28. Februar 2017 zusammengefasst.

Video-Streaming

Video-Streaming-Plattformen gibt es wie Sand am Meer. Wer auf YouTube verzichten möchte, was aufgrund der grassierenden Zensur absolut zu empfehlen ist, sollte sich Odysee anschauen. Das Portal ist Markführer in seiner Nische, basiert auf Blockchain-Technologie und ist Teil des LBRY-Projekts, einem offenen Netzwerk für digitale Inhalte. Zudem existiert für Odysee bereits eine sehr gute Smartphone-App, sodass sich Videos auch bequem unterwegs anschauen lassen.

Für Publizisten, die Videos, Podcasts und Live-Streams monetarisieren möchten, empfiehlt es sich, einen Blick auf Rokfin zu werfen. Und auch die in Österreich gegründete Plattform Veezee.tube ist speziell im deutschsprachigen Raum eine gute Alternative zum Monopol. Natürlich findet man bisher auf keinem der genannten Portale eine vergleichbare Menge an Inhalten wie beim Big-Tech-Marktführer. Das dürfte sich aber zeitnah ändern, da immer mehr Menschen nach alternativen Medienoutlets suchen und die genannten Projekte allesamt schnell wachsen.

Social Media

Facebook lebt von den Daten seiner Nutzer.

Das gesamte App-Ökosystem des Zuckerberg-Imperiums ist darauf ausgelegt, möglichst viele Informationen über seine Mitglieder zu sammeln, um diese dann gewinnbringend zu verwerten und die Nutzer mit zielgerichtetem Marketing zu manipulieren.

Die entsprechenden Apps sind darauf ausgelegt, den Anwender möglichst lange am Bildschirm zu halten. Jede Sekunde Aufmerksamkeit zählt. So ist man denn auch meist länger online, als man geplant hatte. Zudem bombardieren die Big-Tech-Anbieter ihre Mitglieder in schwer erträglichem Ausmaß mit Propaganda von Regierungen und supranationalen Institutionen wie der WHO, die Millionen in das seit März 2020 rotierende Corona-Marketing investiert haben. Daher lohnt es sich auch in Bezug auf Social Media neue Wege zu gehen. Denn Sinn und Zweck einer solchen Plattform sollte es sein, sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen und neue Kontakte zu finden, die idealerweise in der realen Welt zu Freunden werden.

Das geht zum Beispiel über thenatwork. Das Projekt ging am 1. November 2021 online und bietet neben klassischen Social-Media-Funktionen wie Timeline, Chats, Audio- und Video-Funktionen auch einen Markplatz, Blogs, eine Job-Börse und vieles mehr. Die Plattform versteht sich als unabhängiger und zensurfreier, kostenloser Knotenpunkt einer wachsenden Peer-2-Peer-Ökonomie. Sie soll Menschen über den digitalen Treffpunkt lokal zusammenführen. Weitere Informationen zum natwork-Projekt finden sich in meinem Rubikon-Artikel „Die Widerstandszelle“ vom 30. Oktober 2021.

Ein weiteres interessantes Portal ist Flote, eine Blockchain-Plattform aus den USA. Die Inhalte sind dementsprechend vorwiegend auf Englisch und beziehen sich primär auf Amerika, Kanada und Südamerika. Auch bei Flote gibt es keinerlei Zensur oder kommerzielle Verwertung der Nutzerdaten. Dafür hat jedes Profil ein integriertes Wallet. Die Benutzeroberfläche erinnert etwas an Facebook, ist aber weniger überladen. Eine Smartphone-App ist ebenfalls geplant. Beide Portale lassen sich jedoch bereits jetzt bequem über den Smartphone-Browser nutzen. Und über thenatwork lassen sich nach der Anmeldung sogar kostenfreie, anonyme Audio- und Video-Calls abwickeln.

Zwei abschließende Empfehlungen

Wer Musik abseits des Mainstreams sucht und Künstler gerne direkt unterstützen möchte, anstatt den Großteil seines Geldes beim Kauf eines Musikstücks raffgierigen Plattenlabels in den Rachen zu werfen, sollte die Seite von Bandcamp besuchen.

Dort veröffentlichen Künstler ihre Werke direkt und bieten diese sowohl digital als auch physisch zum Kauf an. Der Käufer kann über den Mindestpreis hinaus selbst bestimmen, was ihm die „Ware“ wert ist und den Endpreis definieren. Bandcamp verrechnet lediglich bei der Auszahlung an den Künstler eine minimale Aufwandsentschädigung. Anhören kann man die Musik bei Bandcamp übrigens auch, ohne diese zu kaufen. Das Streaming der Inhalte ist kostenlos. Und mittels einer recht gelungenen App, die man in den bekannten Online-Stores findet, lässt sich Musik sogar offline verfügbar machen. Die App ist ebenfalls kostenfrei erhältlich.

Wer hin und wieder große Dateien verschickt, kennt Webseiten wie Sendspace, FileTransfer oder WeTransfer. Und er weiß, dass man sich bei Verwendung des falschen Anbieters gerne mal einen Computervirus oder Trojaner einfängt. Daher möchte ich eine dritte IT-Lösung aus Schweizer Gefilden empfehlen: Swisstransfer. Bis zu 50 Gigabyte lassen sich kostenlos versenden. Per E-Mail, Slack oder Link. Das Ablaufdatum der Downloads ist frei wählbar — und die Server, auf denen die Daten zwischengespeichert werden, stehen gut geschützt in den Schweizer Bergen.

Während man bei den anderen Anbietern oft keine Informationen darüber hat, wo die Daten abgelegt sind und wer darauf Zugriff hat. Swisstransfer gehört zum IT-Unternehmen infomaniak, das auch Webhosting, Mail- und Streaming-Dienste anbietet.

Wer sich informiert und bewusst entscheidet, welche digitalen Dienste er nutzt, wird nicht so leicht zum Spielball der Plattform-Ökonomie, die um jede Sekunde unserer Aufmerksamkeit buhlt, um Profit daraus zu schlagen.

Digitale Selbstbestimmung beginnt damit, zu verstehen, wer von den derzeitigen Strukturen profitiert und wohin diese sich entwickeln, wenn die Menschen sich nicht aktiv in den Prozess des Wandels einbringen.

Die Digitalisierung kann zum Wohl aller gereichen und das Leben des Homo sapiens bereichern — oder sich zur totalitären Technokratie auswachsen, in der der Einzelne keine Rolle mehr spielt.

Creative Commons Lizenzvertrag
Dieses Werk ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen dürfen Sie es verbreiten und vervielfältigen.