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Die schlimmste Zeit

Die schlimmste Zeit

Der Arzt Bodo Schiffmann erzählt, wie er zum politischen Aktivisten und Hassobjekt aller Corona-Passiven wurde. Exklusivabdruck aus „Die schlimmste und die beste Zeit meines Lebens“.

Wir hatten es gerade, wie man so schön sagt, geschafft. Wir hatten lange auf dieses Ziel hingearbeitet und waren endlich so weit, dass wir mehr als drei Monate im Vorhinein mit Terminen ausgebucht waren. Das war sehr wichtig, weil man sich keine Sorgen mehr machen musste, ob man die auflaufenden Kosten auch bedienen kann, insbesondere da wir laufend viele neue Geräte anschafften, um die erforderlichen Schwindeluntersuchungen auch auf dem absolut besten Level durchführen zu können.

Eigentlich war alles sehr entspannt. Es gab sehr viele Zeitungsartikel, ich war ein gefragter Experte und schaffte es als Experte für Schwindel-Erkrankungen sogar bis in die Apotheken Umschau. Das klingt erst mal relativ banal, aber die Apotheken Umschau ist das auflagenstärkste Printmedium und man hat hier natürlich auch einen direkten Zugang zu seiner Zielgruppe, also ich zu den Schwindelpatienten.

Unser Team optimierte sich in den Jahren, seit wir die Praxis aufgebaut hatten, und man kann mit Fug und Recht sagen, dass wir eine große Familie waren und sich im Grunde genommen jeder blind auf den anderen verlassen konnte. Sehr viel perfekter hätte es nicht sein können, als diese Ruhe durch die ersten Bilder aus Wuhan gestört wurde. Ich weiß es noch genau, wie uns unsere Mitarbeiter über die WhatsApp-Gruppe der Praxis kleine Filme zeigten, wo Menschen wie vom Blitz getroffen umfielen und angeblich starben. Über dieses Thema verfasse ich gesondert ein Kapitel und möchte jetzt nur erwähnen, was weiter passierte.

Ich entschloss mich, meinen Einfluss zu benutzen, um die Menschen nicht nur in der Praxis und in meiner näheren Umgebung, sondern auch über YouTube aus ihrer Angst zu holen.

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Arzt Bodo Schiffmann in einem YouTube-Video über seine Schwindelambulanz

Ich war davon überzeugt, dass der größte Fehler, der zwangsläufig zu einer Überlastung des Gesundheitssystems geführt hätte, darin bestanden hätte, die Angst weiter zu forcieren. Ich war mir sicher, dass meine Auswertungen richtig waren, denn ich hatte sie mehrfach überprüft, bevor ich an die Öffentlichkeit ging. Aber selbst wenn meine Auswertungen fehlerhaft gewesen wären – mir war nicht klar, dass ich damit ein Risiko eingehen würde.

Denn wir leben ja in einer Demokratie, die Meinungsfreiheit ist garantiert und es findet keine Zensur statt. So lernte ich das und ich glaubte es auch.

Direkt nach dem ersten Video bekam ich sehr viele Zuschriften und Anrufe von Menschen, die mich dazu beglückwünschten und die mir ihre Hochachtung aussprachen für meinen Mut, meine Meinung offen zu vertreten. Das verstand ich nicht. Denn wozu gehört Mut, wenn man sachlich argumentiert und wissenschaftlich arbeitet? Ich wusste nichts von Framing und war mir sicher, dass mir mein guter Ruf helfen würde, als Experte für Erkältungskrankheiten Gehör zu finden. So wollte ich verhindern, dass die Politik die gleichen Fehler wiederholte, die sie zum Beispiel bei der Schweinegrippe bereits gemacht hatte.

Das Ganze ging weiter, meine Familie und ich mussten erleben, wie schnell man über Lügen einen Ruf zerstören kann und Menschen diskreditiert. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Presse gerne mit mir unterhalten und ich wurde in Interviews nach meiner Meinung zu Schwindelerkrankungen gefragt. Auf einmal war kein Reporter mehr an meiner Meinung interessiert. Die einzigen Reporter, die sich meldeten, kamen von Formaten wie Rubikon und KenFM. Ich kannte diese Medien nicht und googelte, was über sie geschrieben wurde. In der Folge lehnte ich die Interviews ab, weil man diesen freien Medien unterstellte, sie wären rechtsradikal oder würden sogenannten Verschwörungstheorien anhängen.

Schon in der frühen Phase mussten wir feststellen, dass auch aggressive Stimmen laut wurden und Menschen uns beschimpften, weil wir die Gefährlichkeit einer Erkrankung leugnen würden. Eine Erkrankung, die zu diesem Zeitpunkt noch keine beunruhigenden Zahlen lieferte. Wenn wir ehrlich sind, tat sie es bis zum heutigen Tag nicht. Es war für mich schockierend zu erleben, dass Videos, die ich produziert hatte, auf YouTube auf einmal gelöscht wurden. Ich legte sofort Widerspruch ein, und dieser Widerspruch wurde noch nicht einmal bearbeitet.

Ich hatte Angst, weil ich glaubte, der Staat würde jetzt auf mich Jagd machen, weil ich eine andere Meinung vertrete.

Es wurde immer schwieriger, den Praxisbetrieb aufrechtzuerhalten, und irgendwann bekamen wir dann sogar Besuch von der Polizei. Dazu muss man wissen, dass es insgesamt noch nicht mal ein Dutzend Strafzettel von mir gibt, weil ich ein derartig übervorschriftsmäßiger Mensch bin, dass man mich fast als langweilig bezeichnen müsste. Ich selbst nahm Recht und Gesetz immer sehr genau. Es war für mich schockierend zu sehen, dass ein Richter mir unterstellte, ich hätte Gesundheitszeugnisse ausgestellt, die nicht berechtigt wären.

Es war für mich auch neu zu erfahren, dass dies ein Straftatbestand wäre, wenn man das gemacht hätte. Aber diese Ermittlungen wurden wieder eingestellt. Dennoch rief mich am selben Tag der ersten Hausdurchsuchung die örtliche und die überregionale Presse an und wollte sofort ein Interview haben, weil bei mir ja eine Hausdurchsuchung durchgeführt worden wäre. Auch das war schockierend, denn ich war der Meinung, es gelte so lange eine Unschuldsvermutung, bis das Gegenteil bewiesen sei. Ich frage mich bis zum heutigen Tage, ob es normal ist, dass die Presse direkt darüber informiert wird, wenn eine Hausdurchsuchung erfolgt.

Es war schwer für mich mitzuerleben, welche Veränderung in der Polizei vor sich ging. Seit 1988 war ich regelmäßig im Rettungsdienst tätig, als Zivildienstleistender, als Rettungsassistent und auch als Notarzt. Ich begleitete die Polizei in gefährlichen Situationen und die Polizei war für mich mein Freund und Helfer. Sie waren Kollegen, denen ich auf Augenhöhe begegnete. Am 1. August und am 29. August 2020 musste ich in Berlin erleben, dass die Polizei jedes Maß für Gerechtigkeit verloren hatte. Das ist etwas, was ich auch heute noch sehe, wenn Querdenken-Demonstrationen mit Gewalt aufgelöst werden und Demonstrationen des Christopher-Street-Day oder der „Black Lives Matter“-Bewegung hingegen im Grunde genommen machen können, was sie wollen, ohne Abstände, ohne Schutzmaßnahmen.

Für Menschen, die demokratisch für die Einhaltung der Grundrechte demonstrieren, scheint das Recht in Deutschland nicht mehr zu gelten. Es wird mit zweierlei Maß gemessen und Gewalt angewendet gegen friedliche Menschen aus der Mitte der Gesellschaft. Mehr als einmal drängte sich einem bei den Demos in Berlin der Begriff Polizeistaat auf. Friedliche Demonstranten wurden als Verfassungsfeinde beschimpft und es wurde von Tag zu Tag gefährlicher, seine Meinung zu sagen, und schwieriger, eine Kundgebung durchzusetzen. Ich musste jeden Tag aufs Neue erleben, in der Presse und auch in der Umgebung, wie man Kinder dazu nötigte, Masken zu tragen, und wie man anfing, Menschen mit experimentellen Substanzen zu behandeln. Leider gab es von Tag zu Tag mehr Gemeinsamkeiten mit totalitären Regimen in der Vergangenheit. Wenn man darauf mahnend hinwies, wurde man nach Paragraf 130 wegen Volksverhetzung angezeigt.

Ich musste beobachten und erleben, dass das deutsche Volk zum wiederholten Mal in der Geschichte schwieg, wenn man es unterdrückte und ihm seine Freiheitsrechte nahm.

Das Ganze in einem unvorstellbaren Tempo. Wenn man sich überlegt, wie lange es in den Dreißigerjahren dauerte, bis man in eine vergleichbare Situation kam wie 2020/21 in Deutschland (damals brauchte man von 1933 bis 38), um die Propaganda so weit zu treiben, dass die Menschen bereit waren, ihre Mitbürger zu verraten. Um einen Überwachungsstaat zu implementieren und einen Schuldigen im Volk zu finden, auf den man seine Aggressionen richten konnte. All das passierte hier viel schneller und das Erschreckende ist, dass alle Kontrollorgane, die nach dem Zweiten Weltkrieg implementiert wurden, vollständig versagten: Die Polizei, die Gerichte, die Länderparlamente.

Hier stellt sich immer die Frage, ob man die Geschichte vergleichen darf, weil man sich sonst immer wieder dem Vorwurf der Volksverhetzung ausgesetzt sieht. Aber darf man sich aus Angst vor diesem Vorwurf überhaupt nicht über diese Zeitepoche äußern, wenn man weiß, dass in dieser Zeit unvorstellbare Gräuel an Menschen verübt wurden? Ich denke, gerade um eine Wiederholung zu vermeiden, ist es Personen, deren Familie im Dritten Reich Widerstand geleistet haben, sogar anzuraten.

Die Angst vor einer tödlichen Seuche ist in den Köpfen der Menschen so groß, dass sie bereit sind, ihr Leben aufzugeben. Die wirkliche Pandemie, die wirkliche Seuche findet in den Köpfen statt, wird über die Medien transportiert und durch die Bilder im Kopf verankert. Die Menschen vergessen, aus Angst vor dem Tod zu leben.


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