Die Pseudo-Journalisten
Eines Tages werden die Schreiberlinge der selbsternannten „Qualitätsmedien“ bestenfalls noch Auftragsarbeiten mit Pseudonym unter die Leute bringen können.
Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit hat sich eine neue Spezies von Journalisten etabliert. Sie lehnen es ab, Zusammenhänge herzustellen und Schlussfolgerungen zu ziehen, auch wenn diese naheliegend oder gar zwingend sind. Selbst Beweise für Kausalitäten zählen nicht. Denn es gilt nun einmal: Wir leben in der besten aller Welten und böse Absichten gibt es nur im Fantasy-Genre. Lobbyisten vertreten bestenfalls ihre Interessen, schmieden aber niemals ein Komplott.
Zusammenhänge sind nicht jedermanns Sache. Zu leicht stößt man bei Nachforschungen und bei Fragen nach dem Nutzen von Vorgängen auf Beziehungen, die nicht bekannt werden sollen.
Investigative Journalisten haben ihre Arbeit immer wieder mit ihrem Leben bezahlt. Der Spezies des Beschwichtungsjournalisten kann dies nicht passieren. Diese bewegt sich immer im Koordinatensystem der offiziellen Sprachregelungen. Dabei kann man niemandem mit Macht und Einfluss auf die Füße treten.
Wozu auch? Verschwörungen und Intrigen gibt es doch nur in Märchen, Romanen und den Köpfen phantasiebegabter Zeitgenossen, oder? Eine Verschwörung muss schon auf offener Bühne wie der Mord an Julius Cäsar mit 60 Personen stattfinden, damit sie ihnen glaubhaft erscheinen.
John F. Kennedy und sein Bruder Robert seien dagegen jeweils von Einzeltätern ermordet worden, die nur das Kunststück fertig bringen mussten, von einer Position aus Schüsse aus mehreren Richtungen auf ihre Opfer abzugeben. So einfach ist die Welt der Beschwichtigungsjournalisten. Oder so abstrus. Kein Wunder, dass niemand aus der Zunft bei den Geschichten von Claas Relotius Verdacht schöpfte.
Wenn es überhaupt eine Ursache für einen Vorgang gibt, dann entstammt diese am besten der Natur. Nicht industrielle Kohlenwasserstoffe sind eine Gefahr für das Weltklima; es ist das Kohlendioxid, ohne das Pflanzen nicht existieren können. Die aktuelle Pandemie ist durch ein Virus bedingt, das wie ein Floh von einer Fledermaus auf den Menschen übergesprungen ist.
Heuschnupfen und Asthma werden durch Pollen, Hausstaub und Milben hervorgerufen, haben auf jeden Fall nichts mit Stickoxiden aus Pkw-Motoren oder Feinstaub aus Verbrennungsvorgängen und Verkehr zu tun. Und wenn jetzt Kinder immer wieder rätselhafte Gefäßentzündungen bekommen, dann kann das auch nur das SARS-CV2-Virus sein. Tatsächlich ist das aber eine unerwünschte Wirkung vieler Impfungen, die sogar in den Beipackzetteln steht oder bis vor kurzem noch stand (1).
Überhaupt sind die Beschwichtiger sehr zurückhaltend, wenn sich Probleme auftürmen.
Schulschließungen? Kein Problem, das geht alles digital. Weggesperrte Alte? Besser überlebt als von den Angehörigen besucht. 150 Milliarden neue Schulden? Zahlen wir mit links ab. Ein erneuter Lockdown im Herbst? Sitzen wir auf einer Backe ab. Einschränkungen der Grundrechte? Eine Pandemie ist eben kein Kindergeburtstag! Löschungen auf YouTube, Twitter und Facebook? Fake News von durchgeknallten Spinnern fallen nun einmal nicht unter die Meinungsfreiheit.
Sollte es doch Verantwortliche und Schuldige geben, nur weil Milliarden von Dollar den Besitzer wechseln, der Gewinn einer Firma plötzlich durch die Decke geht oder Menschen vorzeitig sterben? Solche Vermutungen entstehen nur, wenn immer mehr Laien ohne anständige Ausbildung Beiträge verfassen. Mit dem nötigen Feinschliff in den Kaderschmieden von Kirche und Klüngel wäre das nicht passiert. Schließlich erkundigt sich ein verantwortungsbewusster Journalist erst einmal bei seinem Auftraggeber nach der Quintessenz, die am Ende seines Artikels stehen soll, bevor er loslegt.
Recherchieren, nachdenken und sagen, was ist. Das war gestern. Heute geht es um das korrekte Narrativ, für das die Fakten passgenau gemacht werden müssen.
Beschwichtigungsjournalisten verdienen ihr Geld leichter, schlafen aber unruhiger. Im Unterbewusstsein kann es des nachts schon rumoren, wenn das rudimentäre Gewissen fragt, ob es nicht etwas kühn war, Bill Gates als Philantropen zu bezeichnen oder den Lesern zu verkaufen, dass bei Tausenden von asiatischen Wildtiermärkten nur rein zufällig gerade in Wuhan ein chinesisches Hochsicherheitslabor für Viren steht. Kreativer Journalismus hat seinen Preis.
Aber Vorsicht, irgendwann werden die Schreiberlinge der selbsternannten „Qualitätsmedien“ bestenfalls noch Auftragsarbeiten mit Pseudonym unter die Leute bringen können.
Quellen und Anmerkungen: