Ich gebe zu, ich habe ein persönliches Problem mit den Grünen. Denn als ich mich letztes Jahr als Rubikon-Autor an dem noPAG-Bündnis gegen das bayerische Polizeiaufgabengesetz beteiligen wollte, wurde ich auf Initiative des jungen Grünen-Politikers Dominik Krause rausgeworfen. Der Vorwurf: Querfront! Ich würde für ein „rechtsoffenes, antisemitisches“ Magazin schreiben. Dabei demonstrierten wir eigentlich für dieselbe Sache.
„Querfront“ beschreibt, grob ausgedrückt, das Zusammenkommen von ideologisch eigentlich nicht vereinbaren Kräften, oft zur Erreichung eines gemeinsamen (politischen) Ziels. Und ja, die Sorge vor einer Renaissance einer solchen Konstellation ist aus historischer Sicht berechtigt, führte eine solche doch in der Weimarer Republik in eines der größten Verderben der menschlichen Geschichte. Allerdings verleitet das wahnhafte — oder interessengeleitete? — Erblicken dieses Gespenstes an jeder Straßenecke dazu, den Blick für das Wesentliche zu verlieren.
Denn während der Rubikon trotz eines immensen Meinungspluralismus am Ende des Tages so „rechts“ wie der Straßenverkehr in London ist und selbst mit einem Großaufgebot an Kreativität nicht als Teil irgendeiner Querfront bezeichnet werden kann, halten sich die Grünen nun schon seit Jahren an solchen Querfronten auf.
Das geht bis zum völkerrechtswidrigen Jugoslawienkrieg zurück, bei dessen deutscher Beteiligung die Grünen in der Person des damaligen Außenministers eine treibende Kraft waren. Schließlich dürften detonierende Bomben alles andere als klimaneutral und CO2-effizient sein — davon abgesehen, dass die ausgelösten menschlichen Tragödien ebenfalls nicht so recht zum Portfolio einer „Friedenspartei“ passen dürften.
Und auch die aufgeheizte Debatte um die Rodung des Hambacher Forstes warf ein schlechtes Licht auf die Grünen, die 2014, als sie der Regierung NRWs angehörten, in einer Abmachung mit den sozialdemokratischen Koalitionspartnern grünes Licht für die Rodung gaben. 2016 beschlossen die Grünen in Person dreier Landesminister die Rodung dann endgültig – schon damals gegen den Bürgerwillen. Hier wurde von den Grünen eine politische Entscheidung mitgetroffen, die die Interessen der Braunkohle-Konzerne bediente und dafür ein Jahrhunderte altes Habitat opferte.
Doch sehen wir uns im Anschluss die jüngsten, prominentesten Öko-Querfront-Ausfälle der Grünen näher an, die um die Weihnachtsfeiertage in die Höhe schossen. Mit einer gen Himmel gerichteten Flugzeugschnauze, versteht sich.
Cem Özdemir in Argentinien
Es scheint fast, als ob der derzeitige Höhenflug der Grünen dem Bundestagsabgeordneten Cem Özdemir nicht genug wäre, denn dieser reiste mit seiner Tochter über Weihnachten gen Argentinien, um bei einer Reise durch die Anden nach Chile auf 4.380 Metern Höhe Energie zu tanken. Die CO2-„Belastung“ dieser Reise beträgt laut Atmosfair circa 8,5 Tonnen CO2 — pro Person. Zum Vergleich: Laut Atmosfair verursacht das Zurücklegen von 12.000 Kilometern mit einem Mittelklassewagen pro Jahr circa 2 Tonnen CO2. Derzeit steht jedem Menschen auf der Erde jährlich ein CO2-„Freibetrag“ von 2,3 Tonnen zur Verfügung, die er verbrauchen darf, um das Klima nicht nachhaltig zum Schlechteren zu verändern.
In Zeiten des Dieselfahrverbotes ließ die Kritik nicht lange auf sich warten, sodass sich Özdemir in seinem nächsten Instagram-Post genötigt sah, sich zu rechtfertigen:
„Wenn ich nach vielen Jahren mal wieder mit meinen zwei Kindern und meiner Frau ihre #familie in ihrer #heimat #argentinien besuche, muss ich mich bei niemand dafür entschuldigen.
[…] Fliegen ist immer eine große Belastung fürs Klima, trotz Economy-Flug und CO2-Ausgleich. Aber anders kann ich meine Verwandtschaft nicht besuchen.
Und Fahrverbote für Diesel-Fahrer fordern die, die gegen blaue Plakette & #hardwarenachrüstung sind und die Verursacher ungeschoren davonkommen lassen wollen - sicher nicht die #grünen.
Und wenn #AfD & sogar #fdp ler sich Sorgen um meinen CO2-Fußabdruck machen, ist Euphemismus wohl eine Mega-Untertreibung.“
Ein seltener, nur alle paar Jahre erfolgender Familien-Besuch ist tatsächlich ein legitimier Grund, diese Umweltsünde zu begehen. Und dafür muss man sich — da hat Özdemir Recht — bei niemandem entschuldigen oder rechtfertigen. Aber es bleibt ja bei Herrn Özdemir nicht bei Argentinien und Chile. Und auch nicht bei einem einzigen Hin- und Rückflug nur alle paar Jahre. Oder hat Herr Özdemir auch Verwandtschaft auf Kuba? Und Lissabon und Sarajevo wird der Grünen-Politiker letztes Jahr mit seinem engen Terminkalender sicherlich nicht mit dem Zug bereist haben!
Übrigens: Mit Euphemismen kennt sich Özdemir aus. Dieses Stilmittel der Beschönigung nutzt er nämlich selbst, wenn er das Fliegen als „eine große Belastung für das Klima“ bezeichnet. Fliegen ist also für das Klima eine „große Belastung“? Ist das nicht eine „Mega-Untertreibung“?
Übertragen wir diese Werte doch einmal in ein Sinnbild. Stellen Sie sich vor, Sie sind die Erde und gehen ins Fitnessstudio. Sie sind weder besonders stark noch besonders schwach und können auf der Hantelbank die Langhantel mit 50 Kilogramm drücken. Diese 50 Kilogramm entsprechen dem oben genannten Freibetrag jedes Menschen von 2,3 Tonnen CO2. 50 Kilogramm — stellen Sie sich dieses Gewicht bildlich vor — sind das, was Sie als Erde pro Person vertragen können.
Nun kommt Cem Özdemir zu Ihnen an die Hantelbank und verlangt, dass Sie noch mehr Gewichte drauf tun. Denn er benötigt mehr als die 2,3 Tonnen, die ihm eigentlich zustehen: einmal die 8,5 Tonnen für die Reise nach Argentinien und Chile. Und dann wäre da noch die Urlaubsreise vom vergangenen März nach Kuba — 5,3 Tonnen laut Atmosfair. Macht zusammen 13,8 statt der 2,3 Tonnen CO2. Auf die Langhantel übertragen sind das 300 Kilogramm statt 50! Während Sie als Erde zitternd und ängstlich auf die mit vielen Gewichtscheiben bestückte Langhantel in der Sicherung blicken, lächelt Ihnen Özdemir ermutigend zu:
„Ich weiß, dass das eine ‚große Belastung‘ für Sie ist, nun das sechsfache Gewicht zu stemmen, aber das schaffen Sie schon!“
Er lässt Sie mit dieser Herausforderung alleine zurück — Sie werden diese Stange nie und nimmer stemmen können! Dieses versechsfachte Gewicht ist keine „große Belastung“, sondern eine völlige Unzumutbarkeit — sobald die Stange aus der Sicherung wäre, würden Ihre Arme einknicken und die Stange würde Ihren Brustkorb zertrümmern.
California Schulze — Wasser predigen und Kerosin saufen
Nicht nur der Nachname von Katharina Schulze hat Ähnlichkeiten mit Martin Schulz. Ob der Schulz-Zug oder der Schulze-Flug — beide weisen eine enorme Diskrepanz zwischen Worten und Taten auf. Bevor Frau Schulze in den bayerischen Landtag einzog, machte sie sich 2012 gegen die dritte Startbahn des Münchner Flughafens stark. Absolut lobenswert! Und ich stimme auch heute noch — heute mehr denn je — ihren damaligen sieben Punkten gegen diese dritte Startbahn zu. Insbesondere Punkt 2:
„Flugverkehr ist Klimakiller.
Fliegen ist die mit Abstand klimaschädlichste Form des Reisens. Manchmal gibt es keine Alternative, aber das Ziel muss sein, den Flugverkehr zu bremsen anstatt ihn zu fördern. Wir dürfen über den Schutz des Klimas nicht nur reden, wir brauchen Taten!“
Sechs Jahre später scheint Frau Schulze von diesen Werten deutlich Abstand genommen zu haben. Nach Punkt 2 muss sie dieses Silvester in einem regelrechten Öko-Blutrausch gewesen sein, als sie sich entschloss, den Jahreswechsel im Sunshine-State Kalifornien zu verbringen. Vielleicht sah sie im wunderschönen Bayern und in allen umliegenden Ländern „keine Alternative“. Die von ihr geforderten Taten verdrehte sie ins Gegenteil und ließ so ihr Gerede über den Klimawandel zu Makulatur verkommen.
Aufgerundet 6 Tonnen CO2 — 130 statt 50 Kilogramm auf der Hantelbank — verursachte Schulze allein mit ihrer Urlaubsreise in diesen amerikanischen Staat, der die Folgen der Klimaerwärmung in Form von verheerenden Waldbränden mit am deutlichsten zu spüren bekommt. Vergangenes Jahr verbrannte in Kalifornien eine Fläche größer als jene von Luxemburg, sodass sich der Feuerbaum neben Fichte, Buche und Tanne als eigener Baum etablieren dürfte. Unbeirrt dieser Tatsachen bereiste Schulze unter dem Motto „Sonne statt Böller“ dieses Touristen-Epizentrum.
Ihr zweiter Post aus Kalifornien am Neujahrstag mit einem Eisbecher samt Plastiklöffel – Schulze ist laut Instagram-Beschreibung „Icecreamlover“ — löste tatsächlich einen regelrechten Shitstorm aus, wodurch sie sich gezwungen sah, die Kommentare unter dem Beitrag zu deaktivieren.
Warum deaktivierte sie die Kommentare? Wegen Hate-Speech? Oder doch nicht viel eher wegen „Expose-Speech“, der sie schonungslos auf die Doppelmoral ihrer Taten hinweist?
Da wäre es wesentlich hinnehmbarer gewesen, Schulze hätte zu Silvester ein paar Böller gezündet.
Die wahre Querfront
Den sozialen Netzwerken ist zu entnehmen, dass Schulze ganz gut mit Dominik Krause auskommt — jenem Dominik Krause, der für meinen Rausschmiss sorgte, der es sich „nicht vorstellen“ konnte, mit sogenannten Querfront-Organisationen, „die Inhalte von Daniele Ganser teilen“, zusammenzuarbeiten und für den es daher auch alternativlos war, Rubikon aus dem Bündnis gegen das PAG zu werfen. Aus meiner Sicht ist dies äußerst bezeichnend für den Morast aus Doppelmoral, in dem die Grünen immer tiefer versinken.
Weder hat je ein Rubikon-Artikel noch das Teilen eines Ganser-Beitrages bei Facebook einen erkennbaren Schaden angerichtet. Das heuchlerische Verhalten grüner Politiker jedoch sehr wohl!
Es ist schier unbegreiflich, wie eine einstige Friedens- und Umweltschutzpartei sich nicht nur an einer, sondern gleich an mehreren Querfronten beteiligen kann, und dann auch noch die Dreistigkeit besitzt, Anderen vorzuwerfen, eine solche Front zu bilden. Sich als Umweltschutzpolitiker — ich verwende diesen Begriff ganz bewusst nicht gendergerecht — einzubilden, man würde für die Umwelt einstehen, sich dann aber gleichzeitig den größten Umweltsünden hinzugeben, ist maßlos doppelzüngig!
Ich gebe zwar zu, dass der Vergleich etwas schief daherkommt, da die Front der Umweltignoranten und -schädiger zwar breit und massiv ist, sich aber nicht wirklich im „Kampfmodus“ befindet, um einmal im militärischen Sprachgebrauch zu bleiben. Da es aber im Endeffekt auf dasselbe Ergebnis hinausläuft — auf beiden Seiten begehen die Akteure dieselben Taten, obwohl sie dies der Gegenseite immerzu ankreiden — möchte ich in diesem Bild bleiben.
Insgesamt wird hier einmal mehr ganz klar deutlich, dass man sich bei Themen wie dem Umweltschutz nicht auf die Politik verlassen kann. Selbst eine vermeintlich grüne Partei wird unsere Welt nicht retten: Eine Partei, die vielleicht bei Dienstwagen im direkten Vergleich zu anderen Parteien vorbildlich agiert, die aber gleichzeitig das Fleisch-Essen zelebriert, den Hambacher Forst zum Abschuss freigibt und deren Spitzenleute privat, wie oben beschrieben, durch dekadente Flugreisen CO2 in die Atmosphäre blasen, als gäbe es kein Morgen mehr.
Wir müssen uns selber um den Umweltschutz kümmern! Jeder Einzelne! Möglichkeiten gibt es genug. Grünen-Politiker und -Politikerinnen wie Katharina Schulze werden das nicht tun! Sie beschreibt sich auf Instagram explizit als „Icecreamlover“ — richtig gelesen: „Icecreamlover“ und nicht „Icecreamloverin“.
Wieder eine Querfront, eine Gender-Querfront! Doch ihre Liebe zu Eis beschränkt sich anscheinend auf Speiseeis und weitet sich nicht auf das Eis an den Polen aus. Bei jedem Flug mit einer Distanz vergleichbar der zwischen Frankfurt und San Francisco schmelzen etwa fünf Quadratmeter dieses Eises pro Passagier und lösen damit ein Ansteigen des Meeresspiegels aus, der sich von keiner Front aufhalten lässt. Egal, ob diese quer, diagonal oder horizontal verläuft!