von Caitlin Johnstone
Heute ist der Tag, an dem sich das Spiel entscheidet.
Heute ist der Tag, an dem die freundliche Maske vom Gesicht des verkehrten totalitären Staates gerissen wurde, unter dessen Stiefel wir leben.
Man erzählte uns, verbreitet von Konzern-Trollen, es gehe um seine Katze, seinen Körpergeruch, seine Liebe für Trump oder Putin oder die Katalanen, Nazis, Vergewaltigung, Transistorradios und um seinen Hass gegenüber der Wahrheit, der Gerechtigkeit und dem American Way.
Tausend verschiedene Geschichten wurden darüber in die Welt gesetzt, worum es sich hier drehe, alle geschaffen, um den gewöhnlichen Zuschauer zu verwirren.
Am Ende ging es um das, was jeder scharfsichtige Rebell vom ersten Tag an sehen konnte. Der Grund dafür, warum ihm überhaupt Asyl gewährt worden war. Die mächtigen Leute, die er mit seinen Enthüllungen beschämt hatte, wollten ihn bestrafen. Er wird von den Mächtigen drangsaliert, deren Verbrechen er enthüllt hat. Und diese mächtigen Leute wollen an ihm ein Exempel statuieren, verbunden mit einer Botschaft an uns alle.
Ich habe gehört — und ich bin sicher, ihr habt es auch gehört —, dass dieser Coup teilweise so geplant war, dass er sich in den Zeitplan unserer Übergangsregierung angesichts unserer Parlamentswahlen hier in Australien am 18. Mai fügt. Sie nehmen an, sie könnten davon profitieren. Sie glauben, dass es bedeutet, nichts könne getan werden!
Nun, Freunde, das glaube ich nicht. Ich weiß, dass ich jeden Politiker aufhalten werde, den ich auf der Straße sehe, und ihn nach seiner Position zu Julian Assange fragen werde.
Ich weiß, dass ich dies zu einem Kernthema der Wahl machen werde, dem sie nicht länger kleinlaut ausweichen können, wie sie es bisher getan haben.
Ich weiß, dass dies das Wahlthema sein wird, von dem ich abhängig mache, wen ich wähle, und wen nicht.
Und ich weiß, dass viele meiner australischen Mitbürger meine Empörung teilen.
Australier sind ziemlich gelassen, doch nur bis zu einem bestimmten Punkt, und dieser Punkt ist nun erreicht.
Die australischen Politiker und die australischen Medien sind von heute an gewarnt — wir werden nicht stillschweigend ausharren und den berühmten australischen Spruch der Besiegten äußern — „Aww well, whatever you reckon‘s a fair thing…“ (auf Deutsch etwa: „Ach du, wie du meinst, ist mir alles recht...“; Anmerkung der Übersetzerin)
Denn das ist nicht fair.
Wir werden die Hände nicht in den Schoß legen.
Wir werden nicht zulassen, dass einer unserer Söhne zu einem Präzedenzfall für den Tod der freien Presse weltweit gemacht wird.
Das wird nicht geschehen, solange wir darüber wachen.
Im Moment erleben wir den Anfang vom Ende der Pressefreiheit überall auf der Welt.
Überlegen Sie mal — das ist ein Australier, der aus der ecuadorianischen Botschaft gezwungen wurde, von Großbritannien festgehalten wird, weil er journalistisch tätig war via WikiLeaks, das kein einziges Büro und keine einzige Zweigstelle in den USA hat.
Der lange Arm des US-Imperiums hat gezeigt, dass er sich jeden Journalisten schnappen kann, überall auf der Welt, wenn ihm nicht gefällt, was man enthüllt — egal, ob man nun amerikanischer Staatsbürger ist oder nicht.
Dies ist wirklich eine globale, totalitäre Machtdemonstration und sie darf nicht unangefochten bleiben. Wir müssen diesen Kampf gewinnen.
Ohne die Fähigkeit, durch Journalismus Licht auf die schlimmen Vergehen, die Kriegsverbrechen dieses Imperiums zu werfen, sind wir verloren.
Ist unsere Fähigkeit, die Mächtigen zur Rechenschaft zu ziehen, erst einmal außer Kraft gesetzt, können wir auch den Kampf für alles andere vergessen.
Unsere Umwelt wird weiterhin zerstört werden, so dass wir unsere Lebensgrundlage verlieren, unsere Rechte werden weiterhin bis zum Äußersten ausgehöhlt werden, die Kriegsverbrechen werden abscheulicher und tödlicher werden in den endlosen, dummen Kriegen, die weiterhin die Ölabhängigkeit befeuern werden, die unseren Planeten zugrunde richtet.
Der Kampf für Julian Assanges Recht, Kriegsverbrechen ans Licht zu zerren, ist der entscheidende Kampf für uns alle als menschliche Spezies.
Ohne die Fähigkeit, die Mächtigen für ihre Verbrechen zur Rechenschaft zu ziehen, haben wir bereits verloren. Da könnten wir auch gleich das Leichentuch über eine sterbende Welt breiten. So viel ist heute klar.
Beobachten Sie jetzt genau, auf welche Seite sich die australischen Journalisten stellen.
Es ist inzwischen klar — jedenfalls ihrer Auffassung nach —, dass dies ein tödlicher Schlag gegen den Investigativjournalismus überall sein wird, eine tödliche Bedrohung für jeden Journalisten, der jemals Beweise gesammelt hat, um gegen Verbrechen in den höchsten Kreisen der Macht zu kämpfen. Das verstehen sie nun alle. Sie sind sich über diesen Punkt nun zweifellos vollkommen im Klaren.
Achten Sie darauf, auf welche Seite sie sich stellen, denn es ist klar, dass die Journalisten, die sich auf die falsche Seite stellen, in ihrem Leben niemals beabsichtigt haben, irgendeine Art von Journalismus zu betreiben.
Was hier passiert, ist ihnen egal, denn sie sind nicht in Gefahr.
Sie sind Lakaien, Stiefellecker, sie reden den Mächtigen gedankenlos nach dem Mund, sind unterwürfige Propagandisten, die niemals beabsichtigt haben, auch nur einen ihrer plutokratischen Herren zu verärgern.
Es kümmert sie nicht, denn sie tun, was ihnen gesagt wird. Sie sorgen sich nicht, denn im Grunde wissen sie, dass dies nicht ihre Aufgabe ist — ihre Aufgabe ist es, die Macht zu schützen, nicht sie zur Rechenschaft zu ziehen.
Es ist ihnen gleichgültig, weil sie keine Journalisten sind.
Auf welche Seite sie sich stellen, wird euch zeigen, was sie sind. Beobachtet genau und macht euch Notizen.
An dieser Stelle möchte ich euch allen für euer Kommen heute danken. Auch ihr habt mir gezeigt, wer ihr seid. Ihr seid auf der richtigen Seite.
Wenn die Geschichte genug Zeit hatte, alles in den rechten Kontext zu rücken, und auf diesen Tag mit abgrundtiefem Entsetzen zurückblickt, wenn erkannt wurde, dass am heutigen Tag die freundliche Maske weggerissen und die volle Brutalität des totalitären Konzernstaates im grellen Licht der Wahrheit gesehen wurde, wird man sich an euch als diejenigen erinnern, die nicht zurückschreckten.
Ihr seid nicht erstarrt.
Ihr seid nicht weggerannt und habt euch versteckt.
Man wird sich an euch erinnern als diejenigen, die dieses Grauen mit derselben Überzeugung wie Julian Assange bezwungen haben.
Wenn ihr die Chance dazu habt, tut etwas für mich. Werft einen Blick auf Julians Gesicht, wenn er dem Richter vorgeführt wird.
Ich weiß, dass ihr von seiner äußeren Erscheinung vermutlich genauso geschockt wart wie ich. Wir wurden gewarnt, dass sein Arrest seine Gesundheit schwer belastet hat, und doch war es schlimm anzusehen.
Doch nun, da der Schock nachgelassen hat, schaut nochmal hin.
Schaut in seine Augen.
Ihr werdet sehen, dass das Feuer darin noch immer hell leuchtet.
Dies ist kein gebrochener Mann.
Sie haben ihn nicht gebrochen, und sie haben euch nicht gebrochen.
Wenn ich mich heute umsehe, sehe ich das gleiche Feuer in euer aller Augen.
Jetzt ist unsere Zeit.
Jetzt ist der Punkt, an dem wir uns erheben.
Jetzt rufen wir denen ein gigantisches „NEIN!“ entgegen, die uns in diesem historisch entscheidenden Moment in einem tödlichen Traum ersticken wollen, einem Moment, in dem unsere Augen weit offen sein müssen, in dem wir mit unseren Blicken unsere plutokratischen Herren bezwingen müssen, die unsere Spezies auf den Untergang zutreiben, und in dem wir das Steuer wieder an uns reißen müssen.
Daher fordere ich euch auf, von euren Sträflingswurzeln, eurem Ursprung als Flüchtlinge oder eurer indigenen Abstammung zu zehren. Die Menschen in diesem Land waren zu einem Großteil Häftlinge, Feinde oder Flüchtlinge eben jenes Imperiums, das heute seine Krallen in Assanges Fleisch geschlagen hat. Ich fordere euch auf, von dieser Wut zu zehren, die in eure DNA eingraviert ist.
Und zu sagen: NEIN, wir werden uns nicht mehr den Mund verbieten lassen.
NEIN, wir werden uns nicht mehr versklaven lassen.
NEIN, wir sind kein Vieh, das man in einen Pferch treiben kann, wie es den Oligarchen in den Kram passt, und das dabei Lobeshymnen auf deren wahnsinnige Absichten blökt.
Wir fordern unsere Freiheit im selben Atemzug, in dem wir Freiheit für Julian Assange verlangen.
Wir müssen aufstehen, jetzt, gemeinsam, und dieses Böse ein für alle mal besiegen.
Entscheidet das Spiel für uns, Freunde!
Danke!
Caitlin Johnstone bezeichnet sich selbst als Schurkenjournalistin, Bogan-Sozialistin, Anarcho-Psychonautin, Guerilla-Poetin und Utopia-Prepperin.
Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel „My Speech For The Melbourne Free Assange Rally“. Er wurde von Melina Cenicero aus dem ehrenamtlichen Rubikon-Übersetzungsteam übersetzt und vom ehrenamtlichen Rubikon-Korrektoratsteam lektoriert.