Die Kriegsverbrecher-PR
Die Tagesschau präsentiert US-Senator John McCain als ehrenwerten Mann.
Was haben die von ARD-aktuell-Chefredakteur Dr. Kai Gniffke angeführten Hamburger Qualitätsjournalisten aus ihrem Job gemacht? Über den Tod des US-Senators John McCain sendeten sie keine Nachricht, sondern einen Nekrolog (1). Für Grabredner mag gelten: „Über die Toten nur Gutes.“ Journalisten aber müssen sich um ein objektives Persönlichkeitsbild bemühen, auch wenn sie einen Gestorbenen beschreiben. Sonst könnten sie doch gleich „Jack the Ripper“ als einen im Grunde herzensguten Menschen ausgeben. Der ist schließlich auch tot.
Was sagst du da, lieber Nachbar? „De mortuis nil nisi bene“? Na sowas, unser Soozi demonstriert humanistische Gymnasialbildung. Audite, audite! Hört, hört! Er spricht lateinisch! Doch, lieber, schwer geschlagener Parteisoldat, du hast schon wieder mal was missverstanden. Jetzt lassen wir aber richtig den Oberlehrer raus: Der lateinische Satz verlangt, „über die Toten nicht anders, als in guter Weise“ zu reden. Die Form ist gemeint. Nicht der Inhalt! Sonst hieße es „bonum“, nicht „bene“. Claro?
Was von einem Gestorbenen zu halten ist, kann man so oder so ausdrücken. Verlogene Lobhudelei ist zwar üblich, aber unumgänglich ist sie nicht.
Verkündet die Tagesschau:
„Weltweit haben Politiker den verstorbenen Republikaner und US-Senator John McCain gewürdigt“ (ebenda),
dann ist das noch zutreffend. Zitiert die Tagesschau Kanzlerin Merkel mit dem formellen Kondolenztext:
"Wir verlieren mit ihm einen Menschen, dessen persönlicher Mut und dessen Aufrichtigkeit auch sein politisches Wirken prägten. John McCain war geleitet von der festen Überzeugung, dass der Sinn jeglicher politischer Arbeit im Dienst für Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu finden sei. Sein Tod ist ein Verlust für alle, die diese Überzeugung teilen" (ebenda).
dann haben wir ein Beispiel diplomatischer Höflichkeit vor uns, mehr nicht. Ergänzt die Tagesschau ihre Meldung mit dem Satz:
„Auch Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen zeigte sich beeindruckt von McCain als einem ‚eindrucksvollen, gradlinigen, tapferen und unbeugsamen Charakter’" (ebenda).
dann allerdings ist das Eis schon hauchdünn, auf dem hier Nachrichtenjournalisten ihre Pirouetten drehen. Denn wenn die Kriegsministerin solche Sprüche klopft, hat das durchaus einen eigenen, zum Nachdenken einladenden Nachrichtenwert. Die Frau lässt kaum Zweifel aufkommen, wes kriegsbereiten Geistes Kind sie ist.
Setzt die Tagesschau über ihren Beitrag jedoch den Titel „Es bleibt tiefer Respekt“ (ebenda), dann brechen ihre Schreiberlinge richtig ein und lassen die Aufrichtigkeit mit absaufen. Denn John McCain war objektiv eine Kriegsgurgel, wie man in Süddeutschland den politischen „Falken“ nennt. Ein Kriegshetzer, als den man diesen Mann fraglos betrachten muss.
Unvergessen seine jahrelange Hetze gegen Russland (2). Unvergessen seine vielen unsäglichen öffentlichen Auftritte, bei denen er forderte, den Iran zu bombardieren: „Bomb, bomb, bomb, bomb, bomb Iran!“ (3) Bis in die letzten Tage seines irdischen Daseins.
Brav berichtete die Tagesschau, McCain sei in den USA als Kriegsheld gefeiert worden, der während seiner fünfjährigen Gefangenschaft in Vietnam gefoltert worden sei. Sie verschwieg die zahlreichen Proteste von US-Veteranen, die ein gänzlich anderes Bild dieses „Helden“ zeichneten (4, 5, 6). Er sei nach seinem Flugzeugabsturz zwar von Zivilisten misshandelt worden, nicht aber anschließend im Gefangenenlager. Dort habe er vielmehr ein Dokument unterschrieben: „Ich habe Kriegsverbrechen begangen, indem ich Frauen und Kinder bombardierte.“ (ebenda) Was fraglos zutraf. Und was die US-Navy Übles über ihren „Kriegshelden“ zu sagen wusste (7), fiel ebenfalls unter den Tagesschau-Tisch.
McCain begrüßte nachdrücklich den völkerrechtswidrigen Krieg gegen Jugoslawien (8, 9) und die Bombardierung Belgrads 1999, er war ein entscheidender politischer Unterstützer dieses Kriegsverbrechens. Den Antreiber spielte er auch beim Krieg gegen den Irak im Jahr 2003. Er hetzte, was das Zeug hielt, und behauptete wider besseres Wissen, die USA würden ohne jeden Zweifel bei Saddam Hussein Massenvernichtungswaffen finden (10, 11).
Unvergessen auch McCains Hetzrede auf dem Maidan in Kiew, in der dieser US-Senator für den Umsturz in der Ukraine agitierte und dafür die Unterstützung der USA zusagte (12). Eine politische Ungeheuerlichkeit, mitursächlich dafür, dass zwei Monate später Putschisten den gewählten Präsidenten Janukowitsch in die Flucht schlugen, auf dem Maidan ein Massaker anrichteten und schließlich ein neonazistisches Regime bei fortdauernder Korruption und Oligarchenherrschaft installierten. Am heutigen Elend der Ukrainer trägt McCain erhebliche Mitschuld.
Unbestreitbar war McCain einer der Hauptverursacher für die kriegsgefährlichen Spannungen zwischen den USA und Russland. Er war ein purer demagogischer Hassprediger.
Die Tagesschau, lieber Nachbar, musste das nicht in so harschen Worten berichten. Sie unterschlug aber komplett alle konkreten Hinweise auf die abstoßende Seite dieses Politikers. Sie machte sich einmal mehr mit der Berliner Regierung gemein, indem sie politisches Gesülze brachte statt journalistisch sauberer Informationen.
Kanzlerin Merkel und ihre Mitstreiter hatten diplomatische Regeln zu berücksichtigen. Für die ARD-aktuell gelten jedoch die Normen des Rundfunk-Staatsvertrags. Und die verpflichten zu objektiver und vollständiger Berichterstattung, nicht zu dem Geseier eines selbsternannten Grabredners.
Prima Stichwort, gelle, lieber Soozi? Jetzt greifen wir doch gerne nochmal ein Tagesschau-Glanzlicht auf, mit dem die Hamburger Qualitätsjournalisten Triumphe des Schwachsinns feierten:
„Die Führung in China geht nach Angaben der Vereinten Nationen mit zunehmender Härte gegen die muslimische Minderheit der Uiguren vor. Nach UN-Schätzungen werden mehr als eine Million Uiguren in lagerähnlichen Einrichtungen festgehalten. Es gebe Berichte über Folter und Misshandlungen. ...“
Für alle neu Hinzugekommenen: Das war der Tagesschau-Knüller am 11. August (13).
Blanker, geballter Stuss, wie hier schon dargelegt. „Fehler muss man zugeben“, lautet ein Credo des Chefredakteurs ARD-aktuell, Dr. Kai Gniffke. Man muss aber nicht, wenn „man“ Hauptabteilungsleiter im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist. Die Tagesschau-Tatarenmeldung über die Uiguren-KZs in der VR China wurde bis heute nicht widerrufen. Obwohl das nicht nur zwingend geboten gewesen wäre, sondern sogar eine formale Veranlassung dazu bestand.
Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte, OHCHR, ließ nämlich seine Sprecherin Julia Gronnevet schriftlich mitteilen, eine solche Beschuldigung sei nicht namens der UN erfolgt (14).
Den Stuss über die Millionen inhaftierten Uiguren hatte die US-Amerikanerin Gay McDougall vom eigenen Misthaufen herunter verkündet und behauptet, es gebe „glaubwürdige Berichte“. Inzwischen ist klar, dass diese „Berichte“ von einem Club in den USA lebender Uiguren stammen, der wiederum vom US-Außenministerium mit jährlich mehr als einer Million Dollar subventioniert wird. Frau McDougall verfügt weder über eigene Erkenntnisse, noch über glaubwürdige Zeugnisse, noch über fachliche Qualifikationen für die Beurteilung der Lage in der VR China. Das steht fest, auch wenn es die Tagesschau nach Art des Hauses unterschlug.
Soviel zu „glaubwürdigen Berichten“, mit deren Übermittlung sich die Tagesschau ein ums andere Mal unglaubwürdig macht. ARD-aktuell hat immer Recht, auch wenn sie sich faktisch verrannt hat. Sie hält es nicht für nötig, sich zu korrigieren.
Sie hat es nicht nötig – bei elf Millionen „Kunden“, die sich täglich von ihr abfüllen lassen und ihr glauben.
Der Glaube versetzt bekanntlich Berge – und das Resthirn ins Leihhaus.
Denn unübersehbar werden bei ARD-aktuell journalistische Trottel darauf geeicht, sich mit jeder Kiste unterm Arm losschicken zu lassen – es braucht nur „Reuters“ als Absender draufzustehen. Oder „dpa“ oder „AP“ oder „AFP“.
Quellen und Anmerkungen:
(1) https://www.tagesschau.de/ausland/mccain-tod-101.html
(2) https://www.welt.de/politik/ausland/article165058880/McCain-nennt-Putin-groessere-Bedrohung-als-Islamischer-Staat.html
(3) https://www.youtube.com/watch?v=k9kumiroe6M
(4) https://prepareforchange.net/2017/09/11/navy-releases-mccains-records-mccain-was-personally-responsible-for-the-deadliest-fire-in-the-history-of-the-us-navy/
(5) https://www.politifact.com/personalities/vietnam-veterans-against-john-mccain/
(6) https://consortiumnews.com/2018/08/27/the-other-side-of-john-mccain/
(7) http://www.opreminfo.com/2018/07/15/navy-releases-mccains-records-mccain-was-personally-responsible-for-the-deadliest-fire-in-the-history-of-the-us-navy/
(8) https://www.counterpunch.org/2018/08/29/john-mccain-war-criminal-not-war-hero/
(9) https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Allied_Force
(10) https://www.youtube.com/watch?v=D_e2dffGylU
(11) https://www.counterpunch.org/2018/08/27/one-dead-mccain-2-5-million-dead-iraqis/
(12) https://www.youtube.com/watch?v=93eyhO8VTdg
(13) https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-435929.html
(14) https://grayzoneproject.com/2018/08/23/un-did-not-report-china-internment-camps-uighur-muslims/