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Die Herrschaft der Propaganda

Die Herrschaft der Propaganda

Wenn die Wahrheit überhaupt noch eine Chance hat, dann sicher nicht in den USA.

Je reiner die Lüge, desto erfolgreicher lässt sie sich in Die Wahrheit ummünzen. Lügen aber, die zum Teil auf Tatsachen beruhen, oder auch Halbwahrheiten sind dafür anfällig, durch Fakten infrage gestellt zu werden.

Für einen Propagandisten ist die beste Lüge eine Lüge, die völlig frei ist von auch nur den leisesten Anklängen an die Wahrheit. Eine solche Lüge kann zu einer derart offensichtlichen Wahrheit werden, dass dafür gar kein Beweis nötig ist. In den Worten von Nikki Haley und Hillary Clinton: „Beweise! Wir brauchen keine läppischen Beweise. Wir wissen doch, dass Russland unsere Wahl gehackt hat!“

Für den typischen Amerikaner, der von nichts eine Ahnung hat, reicht die Überzeugung der früheren Außenministerin und „rechtmäßigen Präsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika“ und Präsident Donald Trumps eigener UN-Botschafterin aus, ihn selbst glauben zu machen, dass die Lüge wahr ist, dass Russland die Präsidentschaft für Trump gestohlen habe. Wir alle wissen es. Warum? Weil wir alle gehört haben, wie das viele Monate lang andauernd wiederholt wurde.

Eine Bekannte meinte dazu: „Wenn es nicht stimmte, dann hätten es die Medien doch sicher aufgedeckt.“ Diese unbekümmerte Naivität ist typisch für die Bevölkerungen des Westens.

Wie schon Bernays und Goebbels wussten, reicht ein guter Propagandist aus, um die Meinung einer Zielgruppe zu kontrollieren, gleichgültig, ob es sich dabei um eine große Bevölkerungsgruppe oder ein ganzes Volk handelt.

Zunächst einmal nahm Bernays amerikanische Frauen ins Visier. Als Propagandist für eine amerikanische Zigaretten-Firma, bewarb der „Vater der politischen Meinungsmache“ das Rauchen bei Frauen als Zeichen weiblicher Emanzipation. Er nannte Zigaretten „Freiheitsfackeln“. Bernays lieferte auch die Propaganda, die es der United Fruit Company ermöglichte, die US-Regierung dazu zu veranlassen, 1954 die gewählte Regierung von Guatemala zu stürzen.

Goebbels machte die Deutschen zu Dienern des Dritten Reichs, ein Erfolg, den die Neokonservativen in den USA noch nicht errungen haben, aber sie arbeiten daran.

Die Neokonservativen, der militärisch-industrielle Komplex, die Israellobby und die US-amerikanischen Presstituierten haben es geschafft, Trump davon abzuhalten, sich aus Syrien zurückzuziehen und die Beziehungen zu Russland zu normalisieren. Es ist ihnen gelungen, indem sie „Russia-gate“ benutzten, um Präsident Trump in die Enge zu treiben. Wenn Trump nun die Beziehungen zu Russland normalisiert, werden das die Presstituierten als Beweis dafür präsentieren, dass es tatsächlich eine Verschwörung von Putin und Trump gegen die westliche Demokratie gebe.

Würde Trump die Beziehungen zu Russland normalisieren und dadurch die „Bedrohung“ entfernen, die die Machtfülle und den Profit des militärisch-industriellen Komplexes und sein Budget rechtfertigt, würde er wohl als Verräter der USA angeklagt werden. Trumps Twitter-Nachrichten würden unter dem Ansturm der Presstituierten untergehen.

Amerikaner, Briten, Europäer, Russen, Chinesen, Inder und alle anderen müssen kapieren, dass Washingtons Feindseligkeit gegenüber Russland mächtigen Interessensgruppen dient. Diese Interessensgruppen sind mächtiger als der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.

Eine dieser mächtigen Interessengruppen ist Israel und seine Pläne für die Ausgestaltung des Mittleren Ostens. Admiral Tom Moore, der Befehlshaber der Marine-Operationen und Chef des US-amerikanischen Generalstabs formulierte es so: „Kein amerikanischer Präsident kann Israel die Stirn bieten.“

Die Neokonservativen, die sowohl dem zionistischen Staat Israel, als auch dem US-amerikanischen militärisch-industriellen Komplex dienen, sind eine weitere mächtige Interessengruppe, die die US-Regierung in ihrem Handlungsspielraum einengt. Dass die Neokonservativen eng mit Israel und dem militärisch-industriellen Komplex verbunden sind, vergrößert ihre Macht und ihren Einfluss.

Im Jahr 1961 warnte Präsident Eisenhower die Amerikaner in seiner letzten Ansprache vor dem amerikanischen Volk, dass die Macht des militärisch-industriellen Komplexes eine Gefahr für die amerikanische Demokratie darstelle:

Eisenhowes Warnung liegt nun 56 Jahre zurück. War der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika schon damals, vor 56 Jahren, besorgt über den militärisch-industriellen Komplex, um wie viel fester verwurzelt ist wohl diese Macht heute, nach Jahrzehnten des Kalten Krieges und der „sowjetischen Bedrohung“. Die Macht des militärisch-industriellen Komplexes ist die vorherrschende Macht in Washington.

Eisenhowers Rede ist die beste, die je ein amerikanischer Präsident gehalten hat. Sie ist nur 14 Minuten und vier Sekunden lang, aber sie umfasst alles. Sie enthält ein Bewusstsein dafür, dass wir die Opfer unseres eigenen Erfolges sein können. Die Neokonservativen, egal wie sie sich in der Öffentlichkeit positionieren, müssen Präsident Eisenhower inbrünstig hassen, weil er die Bedrohung für die USA, die vom militärisch-industriellen Komplex ausgeht, mit der Bedrohung durch die Sowjetunion verglich.

Die Amerikaner müssen sich darüber klarwerden, genauso wie die Russen, Chinesen, Europäer und alle anderen, über welche die Neokonservativen um jeden Preis herrschen wollen. Das Gesamtbudget des militärisch-industriellen Komplexes wird auf 1,1 Billionen geschätzt, das sind 70% von Russlands geschätztem Bruttoinlandsprodukt des Jahres 2017. Das ist mehr als das BIP von Mexiko und der Türkei. Es sind 45% des BIP von Frankreich oder England und 32% des BIP von Deutschland. Es gibt 195 Länder auf der Welt. Nur 14 von ihnen haben ein Bruttoinlandsprodukt, das größer ist als das Budget des US-amerikanischen militärisch-industriellen Komplexes.

Washington verfolgt mit seinen Kriegen im Mittleren Osten viele Interessen, darunter ganz banale wie: Wer kontrolliert Pipelines und Energieströme. Es geht aber auch um die Interessen Israels. Israel hat seine Armee bereits zwei Mal in den Südlibanon entsandt, um die dortigen Wasservorräte in Besitz zu nehmen und zu annektieren, und zwei Mal hat die Hisbollah die israelische Armee, deren Kampftüchtigkeit überschätzt wird, besiegt und aus dem Land vertrieben.

Die Hisbollah erhält finanzielle und militärische Unterstützung von Syrien und dem Iran. Israel beabsichtigt, das US-Militär dazu zu benutzen, Syrien und Iran in dasselbe Chaos zu stürzen wie den Irak und Libyen, und zwar mithilfe der neokonservativen Verbündeten und den durch Propaganda geschürten Hass der Amerikaner auf die Muslime. Wird die Hisbollah von externer Hilfe abgeschnitten, kann sie endlich von der israelischen Armee besiegt werden. Wenn Syrien und der Iran im Chaos versinken, können die russophoben Neokonservativen den Dschihaddismus in die russische Föderation eintragen, um dort das größte Hemmnis eines US-amerikanischen Unilateralismus aufzubrechen.

Im Anbetracht der vereinigten Macht dieser Interessensgruppen – des US-amerikanischen militärisch-industriellen Komplexes mit einem jährlichen Budget, das größer ist als das BIP der meisten Staaten, der Neokonservativen mit ihrer Ideologie der USA als alleinige Weltmacht und einer Allianz der demokratischen und republikanischen Parteien, und Israels, das die US-Regierung in der Hand hat und damit prahlt – wie soll es Präsident Trump möglich sein, so wie er es angekündigt hatte, die Beziehungen zu Russland zu normalisieren und die US-Interventionspolitik im Mittleren Osten zu beenden? Trump hat kaum Chancen, damit durchzukommen.

Wenn die russische Regierung nicht versteht, dass Präsident Trump nicht derjenige ist, der die Fäden in der Hand hält, wird Russland zusammen mit Amerika und dem Rest der Welt zerstört werden.


Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel "The Reign of Propaganda" auf der Webseite von Paul Craig Roberts. Er wurde vom ehrenamtlichen Rubikon-Übersetzungsteam übersetzt und vom ebenfalls ehrenamtlichen Rubikon-Lektoratsteam lektoriert.

Redaktionelle Anmerkung: Im Originaltext heißt es "... Jewish public relations expert Edward Louis James Bernays...". Da dies mit der Sache nichts zu tun hat, haben wir auf den expliziten Hinweis verzichtet, dass Bernays jüdischen Glaubens war; wir schreiben auch nicht "die christliche Kanzlerin Merkel", "der schwerbehinderte Wolfgang Schäuble", "der schwarze Xavier Naidoo" oder "der atheistische Jens Wernicke". Menschen sind aus vielerlei Gründen, so, wie sie sind. Wer ihr So-Sein explizit in den Kontext einzelner Attribute stellt, nimmt eine Gedankenabkürzung, die so pauschal ist, dass sie diskriminiert.


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