Die Zeiten, in denen innerhalb der Grünen kontrovers diskutiert werden konnte und eine Meinungspluralität herrschte, sind wohl endgültig vorüber. Nun herrscht das Primat der Parteilinie und des Fraktionszwangs. Das geht so weit, dass heute schon der- oder diejenige negativ auffällt, der oder die die Regierungslinie kritisiert. Dadurch verschwimmt die Linie zwischen Opposition und Regierung und somit die reziproke Kontrolle, eines der Kernelemente, das dem Konzept parlamentarischer Demokratie zugrunde liegt.
Während kritische Geister hierzulande auf die erste Welle warten, die unkritischen auf die zweite, so schlug der ehemalige Grünen-Kreisrat Andreas Roll Wellen mit wenigen Facebook-Posts, die die Corona-Maßnahmen betreffen. Roll bediente sich als Stilmittel bewusst provokativer Aussagen, um auf die himmelschreienden Absurditäten und desaströsen Schäden des Corona-Regimes hinzuweisen. Einiges nahm er dann wieder zurück, weil es den Bogen doch etwas überspannt hatte.
Rolls Aussagen stießen nichtsdestotrotz vielen hochrangigen Mitgliedern der Grünen augenscheinlich übel auf — übler als die zahlreichen Grundrechtseinschränkungen, die vom Merkel-Regime beschlossen und auf keinerlei parlamentarischen oder gar grünen Widerstand stießen, sondern kommentarlos gebilligt wurden.
Im Interview mit Jens Lehrich spricht Andreas Roll über diese Thematik, aber auch darüber, inwieweit der Parlamentarismus als Variante einer Demokratie noch für die heutigen Herausforderungen tauglich ist und ob es nicht deutlich mehr direkter Demokratie bedarf. Zudem äußert sich Roll über die Notwendigkeit politischen Engagements des Einzelnen, selbst wenn dieses nicht innerhalb einer Partei erfolgt.
Denn: Vielleicht benötigt unsere Republik viel mehr Menschen, die frei von den Ketten einer Parteilinie das Heft selber in die Hand nehmen und sich in den Gestaltungsprozess unserer Gesellschaft einbringen …