„Alle unsere Irrtümer übertragen wir auf unsere Kinder, in denen sie untilgbare Spuren hinterlassen“ (Maria Montessori, 1870 bis 1952).
Dieses Zitat ist wohl die wichtigste Erkenntnis und Feststellung, die uns diese große Pädagogin und eine der mutigsten Frauen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit auf den Weg gegeben hat. Geraume Zeit später, in den 1940er Jahren, schrieb eine andere Streiterin für die bedingungslose Würde von Kindern und generell jungen Menschen, die Schwedin Astrid Lindgren, Autorin von Pipi Langstrumpf, in ihr Tagebuch: Die Welt hat den Verstand verloren.
Das bisher größte kollektive Versagen in der gesamten Menschheitsgeschichte, die totalitären Systeme Europas, ziehen eine verheerende Spur von Krieg, Elend, Not und kollektivem menschlichen Versagen über den ganzen Kontinent.
Eine ebenso große Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts, der Arzt, Humanist, Philosoph und Friedensaktivist Albert Schweitzer, gab uns in seiner Nobelpreisrede im Jahr 1954 folgende und wieder aktuelle Worte:
„Wagen wir die Dinge zu sehen, wie sie sind. Es hat sich ereignet, dass der Mensch ein Übermensch geworden ist. (…) Damit wird nun vollends offenbar, was man sich vorher nicht recht eingestehen wollte, dass der Übermensch mit dem Zunehmen seiner Macht zugleich immer mehr zum armseligen Menschen wird. (…) Was uns aber eigentlich zu Bewusstsein kommen sollte und schon lange vorher hätte kommen sollen, ist dies, dass wir als Übermenschen Unmenschen geworden sind.“
Seit März 2020 und bis zum heutigen Tage beklemmt mich das Gefühl, als würden speziell in Europa im Namen von „Corona“ alle negativen Geister der letzten Jahrhunderte sprichwörtlich mit einem Schlag wieder aus der Flasche geholt.
Bereits in meinem Buch Kindheit 6.7 habe ich sichtbar gemacht, wie sich seit der Jahrtausendwende der Raum für eine Kindheit in Würde — von einer glücklichen Kindheit erst gar nicht gesprochen — von Jahr zu Jahr weiter verengt (1). Ich hätte mir aber beim Erscheinen meines Buches 2018 nicht im Geringsten träumen lassen, dass die allerschlimmsten Befürchtungen und Entwicklungen, die ich darin geschildert habe, zwei Jahre später wahr werden sollten.
Was seit März 2020 gesellschaftlich über Familien und Kinder — vor allem in den Schulen — im Namen der „Schutzmaßnahmen“ gegen Covid-19 hereingebrochen ist, kann als realisierte Dystopie bezeichnet werden:
Letztlich allein auf Basis massenhafter PCR-Testungen und keiner tatsächlichen Virusgefahr wurde erstmals — außerhalb von Kriegszeiten — eine ganze Generation kollektiv traumatisiert. Sprichwörtlich über Nacht haben vor allem — aber nicht nur — Politik und Schulbehörden Kinder zu „kleinen Erwachsenen“, zum Objekt von Angst, Mutmaßung und Irrtum gemacht.
Unfassbarer Raub
Schneller als ein Virus sich verbreiten kann, wurde Kindern und Jugendlichen in historisch beispielslosem Maße zeitweilig fast alles geraubt: Erwerb von gesunden Kompetenzen, Beziehung und Freundschaft, Bildung und Ausbildung, Sport und Gesundheit, Freiheit und Selbstwirksamkeit, schlicht vollständig die Zukunft und wohl auch die Würde. Kind ist Mensch. Aus kollektivem Albtraum Kindheit — das zeigt die Geschichte der letzten 200 Jahre dutzendfach — folgt 20 bis 30 Jahre später immer ein Albtraum Menschheit. Wer als Kind nicht ausreichend Liebe, Respekt und Achtsamkeit erfahren hat, wird dazu auch als „Erwachsener“ kaum fähig sein.
Wofür und warum überhaupt all das gegenwärtige menschliche Leid für Kinder und Jugendliche? Denn Faktum ist, von März 2020 bis heute: Alle internationalen Studien, Forschungsergebnisse und Auswertungen zu SARS-CoV-2 ergeben, dass dieses Virus für Kinder und Jugendliche völlig ungefährlich ist. Sie spielen für das Infektionsgeschehen keinerlei Rolle, sie infizieren sich selten und wenn überhaupt, werden sie in der Regel kaum krank.
Das weltweite Durchschnittsalter der mit oder an Corona Verstorbenen liegt bei 80 Jahren — der durchschnittlichen Lebenserwartung — und die überwiegende Mehrheit der „Corona-Toten“ hatten eine, manche mehrere schwere Vorerkrankungen. Ein positives PCR-Testergebnis bedeutet nicht automatisch auch infiziert! Das alles müsste mittlerweile jedem Journalisten, jedem Schulleiter, jedem Pädagogen und auch Elternteil bekannt sein. (2)
Wie alle renommierten Historiker weltweit seit Jahren mahnend in Erinnerung rufen: Die größten Menschheitsverbrechen erfolgten nicht in Ungehorsam, sondern in zivilem Gehorsam.
Was vor allem die sogenannten westlichen Gesellschaften dringlichst bräuchten, sind mehr „Pipi Langstrumpfs“ und keine durch unsere Ängste und Irrtümer erdrückten, gedemütigten Kinderseelen und mit „Alltagsmasken“ entstellten Kindergesichter. Was Kinder und Jugendliche so dringlichst bräuchten, sind Menschen und Vor-Bilder an ihrer Seite, die nicht Krankheit und den Tod, sondern das Lebendige und das Leben in den Vordergrund all ihres Denkens, Fühlens und Handelns richten!
Wie der deutsche Kindheitsforscher Professor Michael Klundt zu Recht beklagt hat: Im Zuge der „Corona-Krise“ wurde der Kinderschutz in einen Schutz vor Kindern pervertiert!
Mit Verlaub, das ist ein Menschheitsverbrechen! Wovor Kinder derzeit wirklich Schutz bräuchten: vor dem immens großen kollektiven Versagen der „Erwachsenen“. Schutz vor Irrtum, Schutz vor Lieblosigkeit, Schutz vor Entmenschlichung.
Die historisch beispiellose kollektive Kindesmisshandlung im Namen von „Corona“ durch Maskenzwang, Abstandsregeln, Kontaktbeschränkungen et cetera muss unverzüglich ein dauerhaftes Ende nehmen. All diese Maßnahmen fußten von März 2020 bis heute nie auf einer evidenzbasierten Wissenschaft. Sie waren und sind Mutmaßung und vor allem gefährlich.
Denn: Wenn mittlerweile in Deutschland und Österreich die sogenannten Intensivbetten in Krankenhäusern an Covid-Patienten leer sind — und im Übrigen nie überfüllt waren — und zwischenzeitlich mehr Suizide und Suizidversuche auch schon bei Kindern und vor allem Jugendlichen zu verzeichnen sind, dann hat eine Gesellschaft als Ganzes wieder einmal den Verstand verloren! — Und: Sie ist hochgradig entmenschlicht.
Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz gab staatstragend im Frühjahr 2020 der Presse und den Bürgern bekannt: „Bald wird jeder in seinem Bekanntenkreis jemanden kennen, der an Corona gestorben ist.“
Mit Verlaub, ich kenne bis heute niemanden in meinem Bekanntenkreis der an oder mit Corona gestorben ist. Aber mittlerweile haben sich in meinem Bekanntenkreis zwei Jugendliche das Leben genommen. Ein 17- und ein 28-Jähriger. Beide innerhalb der letzten Wochen und des x-ten Lockdowns.
Vor ein paar Jahrzehnten gab uns die international renommierte deutsche Totalitarismus-Forscherin und Politiktheoretikerin Hannah Arendt folgende Erkenntnis mahnend mit auf den Weg: „Jedes neue totalitaristische System kreiert Wege der einen neuen Normalität, nicht einmal die einer formalen Rechtmäßigkeit.“
Dass just die beiden ehemaligen nationalsozialistischen Länder Deutschland und Österreich die rigorosesten „Schutzmaßnahmen“ bei Kindern und Jugendlichen durchführen, ist ein mehr als bitterer Anachronismus europäischer Geschichte.
Noch einmal zur zitierten Tagebucheintragung von Astrid Lindgren. Es ist nicht „die Welt“, sondern es sind weite Teile Europas, die wieder einmal den Verstand verloren haben.
Dem gesamten schwedischen Volk, das von März 2020 bis heute seine Kinder keinem Maskenzwang und keiner Indoktrinierung ausgesetzt hat und das dennoch bis heute keine Corona-Toten unter Kindern und Jugendlichen aufweist, gebührt der diesjährige Friedensnobelpreis!
Totalitarismus ist Totalitarismus. Gleich welcher Ideologie, ob von „rechts“, „links“ oder im Namen der Virologie. Davor sollten wir dringlichst unsere Kinder schützen!
Quellen und Anmerkungen:
(1) https://www.michael-hueter.org/kindheit_6_7
(2) In der Studie Umfrage und Erhebungen zur Maskenpflicht und Covid-19 Maßnahmen an Schulen sowie Zusammenstellung themenspezifischer Studien, Publikationen und Medienberichte sind zahlreiche Studien und Auswirkungen zum Thema zusammengefasst. Unter anderem wird auch auf die COPSY (Corona und Psyche) Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf eingegangen. Zudem kommen in der Studie (Umfrage und Erhebungen…) auch ausführlich betroffene Kinder und Jugendliche selbst zu Wort. Die Studie ist online abrufbar unter: https://elternstehenauf.de/