Im Jahr 1951 geboren, wuchs ich in einem autoritären Richter-Haushalt auf. Wie kaum anders zu erwarten, hatte das sogenannte gut situierte bürgerliche Milieu die erforderlichen Lehren aus dem Hitler-Faschismus nicht gezogen.
Ich erlebte also während meiner Kindheit und Schulzeit, dass die Familienoberhäupter sowie die späteren „Autoritäten“ in den Schulen jede kritische Reflexion, Begründung und Erklärung für ihre politischen Handlungen während des Dritten Reiches konsequent verweigerten. Da ich dieses Verhalten bereits als Kind und Jugendlicher nicht akzeptierte, formte sich mein widerständiger Geist schon sehr früh.
Dieser herrschaftskritische Geist gegen selbsternannte „Autoritäten“ bekam seinen ersten politisierten Schliff durch meine grundsätzliche Ablehnung des Militärs und seiner psychologischen Deformierungsfunktion.
Mein Anerkennungsverfahren als Kriegsdienstverweigerer zog sich etwa zehn Jahre über alle Instanzen hinweg bis zum Verwaltungsgericht hin. Meine Akte wuchs mächtig, parallel dazu auch meine Selbstachtung, standhaft geblieben zu sein. Zwei Stellungsbefehle konnte ich erfolgreich abwehren, meiner vorbereiteten Auswanderung nach Schweden dadurch entgehen, dass schließlich dennoch die Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer erfolgte.
Schon während des laufenden Verfahrens beriet ich viele Jahre junge Männer, wie sie sich dem Kriegsdienst entziehen konnten. Aus der Motivation meiner Kriegsdienstverweigerung gespeist, studierte ich Sozialwissenschaft, Internationale Politik, Völkerrecht und Entwicklungsökonomie. Meine Diplomarbeit schrieb ich über die Modifikation der US-amerikanischen Nuklearstrategie 1972 und deren Gefahren für die globalstrategische Stabilität.
Nach dem Studium war ich als wissenschaftlicher Assistent tätig. Die wirklichkeitsabgewandte Hochschultätigkeit in der Selbstbespiegelungsblase gefiel mir jedoch nicht. Nach dem Studium leistete ich meinen Zivildienst als Notarztwagenfahrer beim paramilitärischen Deutschen Roten Kreuz und lernte menschliches Leid ebenso frühzeitig kennen wie den Missbrauch, den manche Menschen mit dem Sozialstaat treiben.
Danach verweilte ich von 1980 bis 1981 als Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung in Kingston/Jamaika, um das Scheitern der sozialistischen PNP-Regierung (1972 bis 1980) unter Michael Manley zu untersuchen. Mehrere Reisen führten mich nach Haiti, in die Dominikanische Republik, nach Barbados, Trinidad und Tobago sowie Surinam. Während ich gut drei Monate benötigte, mich an die Zustände in Jamaika mit seinem enormen Reichtums- und Armutsgefälle sowie der in der Gesellschaft flirrenden Aggressivität zu „akklimatisieren“, benötigte ich nahezu zwei Jahre, mich wieder in Deutschland zurechtzufinden. Heimisch geworden bin ich in Deutschland nie wieder so richtig.
Als größter Fehler meines Lebens stellte sich im Nachhinein meine Entscheidung heraus, in den Dienst einer deutschen Bundesbehörde eingetreten zu sein. Dort lernte ich kennen, was bürokratische Pyramidensysteme, hirnloses Verwaltungshandeln, Untertanengeist, Geldverschwendung, schwachsinnige Anordnungen und so weiter anrichten und aus Menschen machen. 1994 kündigte ich fristlos und baute mit meiner Frau ein eigenständiges Unternehmen auf. Das war eine sehr gute Zeit, in der wir mit vielen künstlerisch orientierten Menschen kooperierten.
Unser Produktprogramm verkauften wir im Jahr 2000. Der Erlös ermöglichte es mir, mich ab etwa 2000 vollständig meinen Interessen zuzuwenden, mich politisch bei attac zu engagieren, Vorträge zu halten und Veranstaltungen zu organisieren. Als basisdemokratisch gestartete Organisation wurde attac um 2008 immer stärker und wuchs für die Herrschenden zu einem ernst zu nehmenden „Belästigungsfaktor“ heran.
Aus meiner Sicht wurde die Organisation um diese Zeit, nicht zuletzt ab dem Eintritt Heiner Geislers, systematisch „von oben“ durch die reaktionären Herrschaftsparteien, Gewerkschaften und Dienste unterwandert und die Zentrale gekapert. Die alte erfrischende Radikalität und Spontaneität der Organisation wurden „abmoderiert“ und gebrochen. 2009 trat ich aus. Seit 2010 bin ich weiterhin politisch aktiv.
2014 lernte ich Professor Bernd Hamm kennen, der mich für tiefenstaatliche Operationen der scheindemokratischen Herrschaftszentren sensibilisierte. In diesem Kontext entstand 2017 das Buch: „Fassadendemokratie und Tiefer Staat. Auf dem Weg in ein autoritäres Zeitalter“, herausgegeben von Jens Wernicke und mir. Im Jahr 2019 veröffentlichte ich als Allein-Herausgeber: „Der Tiefe Staat schlägt zu. Wie die westliche Welt Krisen erzeugt und Kriege vorbereitet.“ Beide Bücher wurden bei Promedia/Wien verlegt.
Im August 2020 erschien das von mir herausgegebene Buch: „Mega-Manipulation. Ideologische Konditionierung in der Fassadendemokratie“ beim Westend-Verlag/Frankfurt am Main. Im gleichen Zeitraum — ab etwa 2015 — schrieb ich etliche Beiträge für alternative Medien, ferner gab ich zahlreiche Interviews für Audio- und Video-Produktionen.
Bild: Zeichnung von Björn Gschwendtner