Die kommenden Generationen wollen leben
Wir leben in einer absurden Realität, nichts ist in einer solchen Welt mehr normal. Und es ist ein bestimmter Punkt erreicht: Nach einigen Berichten über den Zustand der Welt können wir nun keinen Augenblick länger eine Politik und Ökonomie akzeptieren, die in der — sozial und ökologisch blinden — Gesellschaftsordnung des Kapitals das Risiko eines Zusammenbruchs der Ökosphäre geradezu herausfordert. Alles, was wir für selbstverständlich zu nehmen gewohnt sind, kann schneller als es unsere Vorstellungskraft überhaupt für möglich hält, zwischen den Fingern zerrinnen oder auch plötzlich wegbrechen.
Viele ZeitgenossInnen haben eine Vor-Ahnung davon und verschließen sich zugleich gegenüber dieser Eventualität, da diese vielleicht nicht zwingend eintritt. Sie wird jedoch wahrscheinlicher, wenn wir davon nichts wissen wollen, da dann die Apokalypseblindheit um sich greift, die die Gefahr des Zusammenbruchs steigert. Vorsicht und Umsicht, Achtsamkeit und Verantwortung wachsen, wenn die Menschen alles tun, um das Leben zu hegen und zu pflegen, es zu schützen und bestmöglich zu bewahren.
Die Zukunft hat die Eigenheit, offen zu sein. Wichtig ist, dass sich möglichst jeder Mitmensch die gegenwärtigen Prozesse rückhaltlos ansieht und daraus vorsorgende Schlussfolgerungen für das eigene Handeln und Kommunizieren zieht. Je mehr Erfahrungen von gemeinsamer Wellenlänge wir im Verlauf einer solchen konfliktsensiblen Kommunikation und vorsorgenden Aktivität sammeln, umso größer wird die Kraft, die die Wissenschaft „Salutogenese“ nennt — ich nenne sie die Kraft des Trotzdem-Lebens der Leib-Seele-Einheit Mensch.
Der Titanic-Effekt — das ist das überraschende Eintreten des Vorhersehbaren. Die Titanic raste zwischen Eisbergen hindurch, dann riss einer der weißen Riesen zur Überraschung von Kapitän und Offizieren den Schiffsrumpf auf.
Die Reichsten unter den Passagieren kämpften mit besseren Aussichten um die viel zu raren Plätze in den Rettungsbooten, die Mitfahrenden aus der 3. Klasse hatten schlechtere Chancen. Knapp ein Drittel der Passagiere überlebte, vor allem Frauen und Kinder.
Die Menschheit lebt auf dem Raumschiff Erde, das in einer offensichtlich menschen-gemachten Krise als unbewohnter Planet durchs All zu taumeln droht. Was die Eisberge für die Titanic waren, das sind schmelzende Eisregionen in allen Erdteilen und an den Polkappen, das sind sogenannte Monsterstürme, die in ihrer Zerstörungskraft immer heftiger werden, das sind Dauertrockenheiten — teils über Jahre hinweg — in Verbindung mit der Verschiebung von Klimazonen. Gleichzeitig generieren die wärmer werdenden Meere mehr Verdunstung; Starkregen wird häufiger und überflutet riesige Gebiete.
Es wird immer offensichtlicher: Wir leben in der vermutlich gefährlichsten Epoche der Geschichte der Menschheit, und das aufgrund von Prozessen, die von Menschenhand ausgelöst wurden und die sich weiterhin massiv auswirken werden. Doch einflussreiche Menschen stellen die damit verbundenen katastrophalen Gefahren — allen wissenschaftlichen Warnungen zum Trotz — in Abrede.
Hinzu kommt, dass einige meinungsführende Kräfte den Blick auf die gefährlichen Prozesse verschleiern und die Ursachen auf der Ebene der menschlichen Gier und der persönlichen Schuld einzelner Verantwortlicher verorten. Damit lenken sie von den fundamentalen Ursachen ab, die in den Bewegungsgesetzen der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung liegen. Deren Wirkmechanismen können sich am Rande des Abgrunds weiter auswachsen, wenn lediglich kosmetische und halbherzige Maßnahmen gegen die Zukunftsgefährdungen ergriffen werden.
Nach dem schlimmsten Szenario, das der Weltklimarat am 25. September 2015 veröffentlichte, steht die Gefahr im Raum, dass beispielsweise bis zum Jahr 2100 mehr als vier Fünftel der Eismasse vieler Gletscher weltweit geschmolzen sein werden. Dies würde einen Anstieg des Meeresspiegels um 60 bis 110 Zentimeter bedeuten, „sollte der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase weiter zunehmen“ (1). In vielen Regionen übersteigt das Tempo der Eisschmelze die bisherigen Warnungen deutlich (2).
Auch wenn WissenschaftlerInnen die Wirkung von Verbrennungsabgasen in der Atmosphäre teils unterschiedlich bewerten, kann niemand die Möglichkeit ausschließen, dass sich aus der Entwicklung existenzielle Gefahren für die Stabilität der Lebenszusammenhänge in der Biosphäre ergeben. In der Konsequenz haben wir mit immer größer werdender Wahrscheinlichkeit nicht mehr die Zeit, auf den Moment der sicheren Gewissheit zu warten, in dem eine einhellige Klarheit über die Zusammenhänge besteht. Das Klima als Element der Natur lässt weder mit sich verhandeln, noch hat es die Genügsamkeit, Einwirkungen auf die Stoffwechselvorgänge länger abfedern zu können, als es die Lebensgesetze erlauben. Beispielsweise verlor Grönland 2019 täglich circa 2.000 Eisberge in der Größe des Kölner Doms (3).
Das gleichzeitige Auftreten noch weiterer, nicht weniger brisanter Zukunftsgefährdungen steigert die Gefahr, dass der Menschheit die Kontrolle über das Geschehen im Lebensraum Erde zunächst unmerklich schleichend, dann aber auch in teils abrupten Sprüngen vollständig entgleitet.
Das kann sich alleine schon daraus ergeben, dass viele Atomkraftwerke wegen des für die Kühlung hohen Wasserbedarfs in Küstennähe stehen. Ein drohender Meerwasseranstieg, der für das laufende Jahrhundert auf über einen Meter geschätzt wird, kann dazu beitragen, dass Atomreaktoren überspült werden, wie das durch einen Tsunami in Fukushima 2011 geschehen ist. Dies kann eine Kernschmelze verursachen, die weite Regionen verstrahlt und für mindestens einige Jahrzehnte unbewohnbar macht. Der Begriff GAU für „Größter Anzunehmender Unfall“ macht schon deutlich, wie hier beschwichtigt wird, denn es gibt auch den Super-GAU. Dieser ist dann größer als anzunehmen.
Auf die Gefahrenlage der Welt reagierte die Trägerin des alternativen Nobelpreises Greta Thunberg auf der UNO-Klimakonferenz 2019 in New York, und jeder und jede wusste, sie hat recht, wenn sie anklagt:
„Menschen leiden, Menschen sterben, ganze Ökosysteme kollabieren. Wir stehen am Beginn eines Massensterbens, und Sie reden nur über Geld und erzählen sich Märchen vom endlosen ökonomischen Wachstum. (...) Wie könnt Ihr es wagen zu glauben, dass man das lösen kann, indem man so weitermacht wie vorher — und mit ein paar technischen Lösungsansätzen? Ihr seid immer noch nicht reif genug zu sagen, wie es wirklich ist. Ihr lasst uns im Stich. Alle kommenden Generationen haben Euch im Blick und wenn Ihr Euch dazu entscheidet, uns im Stich zu lassen, dann entscheide ich mich zu sagen: Wir werden Euch nie vergeben! Wir werden Euch das nicht durchgehen lassen!“ (4).
Der Präsident des Staates mit dem größten Pro-Kopf-Verbrauch an Energie, mit dem höchsten Militäretat der Geschichte und mit der Hauptwährung der Zivilisation unserer Zeit schneite nach der Rede von Greta Thunberg für circa 12 Minuten in die Konferenz hinein und twitterte danach über sie:
„Sie scheint ein sehr glückliches Mädchen zu sein, das sich auf eine fröhliche, wunderbare Zukunft freut. Das ist schön zu sehen.“
Greta Thunberg reagierte auf diese Arroganz und Ignoranz, indem sie seine Worte humoresk in einer Veränderung ihres eigenen Twitter-Accounts aufgriff und sie mit einem Foto einer lebendigen, intakten Waldregion verband.
Es ist für aufmerksame ZeitgenossInnen kaum auszuhalten, mit welcher selbstgerechten Unbeirrtheit besonders einflussreiche Angehörige der Machtelite der kapitalistischen Gesellschaft über Gefahren, die am Horizont immer deutlicher aufziehen, über die Würde der jungen Generation sowie über die Lebensgefahr für kommende Generationen hinweggehen. Wie lange haben wir noch Zeit, solche Schauspiele über uns ergehen zu lassen?
Da die Frage offen ist, ob wir angesichts der sich abzeichnenden Gefahren als Gattung Mensch überhaupt noch Zeit haben, Leichtfertigkeit oder gar bewusste Ignoranz auf Seiten von VerantwortungsträgerInnen hinzunehmen, da wir nichts ausschließen können, ergibt sich die Verantwortung, alles zu tun, um Schlimmstes eben doch zu verhindern.
Um den Problemen auf den Grund zu gehen, haben wir der Entwicklungslogik der ineinandergreifenden Prozesse nachzuspüren, die als Damoklesschwert über alledem schweben.
Es geht um die Frage, wie sich so existenziell bedrohliche Strukturen dahin haben entwickeln können, wo sich die Gesellschaft jetzt auf dem Weg in die Zukunft befindet.
Einsteins Aussage, man könne Probleme „niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind“, diese Aussage trifft auch auf Handlungsstrukturen und Systeme zu wie den seit zweihundertfünfzig Jahren vorherrschenden Kapitalismus. Dieses System erweist sich angesichts der Weltlage als die überlegene Form menschlichen Zusammensterbens.
Das Zeitproblem
Es gab Epochen, in denen es lange aussah, als stehe die Zeit still. Dann kamen Weggabelungen der Geschichte wie die der Französischen Revolution oder des Untergangs der Sklavenhaltergesellschaft Roms. Das waren Zeiten, in denen sich Ereignisse und Abläufe überstürzten. Jahrhunderte verdichten sich dann auf einmal in so kurzen Augenblicken, dass es einem fast den Atem verschlagen kann.
Heute haben wir es, ob wir es im Einzelnen wollen oder nicht, mit der Tatsache zu tun, dass sich dem Weltklimarat zufolge die Landflächen von der vorindustriellen Zeit bis 2019 um mehr als 1,5 Grad Celsius erwärmt haben. Überhitzte Ozeane, schmelzende Permafrostböden, Waldbrände, die schon angesprochene Eisschmelze, all das zählt mit zu den Umständen der Erderwärmung (5).
Angesichts der Halbherzigkeit und Ignoranz vieler Zeitgenossen, die zu beklagen ist, stellt sich die Frage: Was muss noch alles geschehen, damit unsere Handlungen wieder von der sorgsamen Ehrfurcht vor dem Leben geprägt sind, damit die Menschen sich rückhaltlos der Möglichkeit stellen, dass der Klimawandel bereits da ist und dass ihn menschliches Handeln anheizt?
Das kann bis zu der Möglichkeit führen, dass eine Eskalation der Probleme die Menschheit überfordert und die menschliche Vorstellungskraft bei weitem übersteigt. Es gibt psychologische Warnungen davor, entsprechende Gefahrenmomente so klar auszudrücken, weil das lähmen kann. Es ist allerdings eher davon auszugehen, dass eine unausgesprochene, aber im Raum stehende Gefahr aufgrund der Energie noch viel lähmender wirkt.
Die Wissenschaft betont derzeit, dass noch Handlungsmöglichkeiten bestehen, das Schlimmste abzuwenden. Dazu ist es erforderlich, die Gefahr klar zu benennen und ihr mit der Kraft der Solidarität und der gemeinsamen Entschlossenheit zu begegnen, die den Kräften des Überlebens Kraft verleiht.
Wir haben schon wegen unserer Kinder und deren Kindeskindern nicht das Recht, in der gegebenen Situation zu resignieren. Naturvergessenheit und die Globalisierung der Umweltschädigungen zeigen erst zeitlich um Jahre versetzt alle ihre Konsequenzen. Menschen handeln dummerweise in der Regel erst dann, wenn sie den Gefahren und Realitäten direkt ins Auge sehen müssen. Diese Disposition steigert die Gefahren. Hinzu kommt die Tatsache, dass viele Auswirkungen nicht zuerst in den Haupt-Verursacherstaaten auftreten, sondern in entfernteren, durch Ausbeutung besonders verarmten Weltregionen.
Der vielfache gordische Knoten der Zukunftsgefährdungen
Die ökologischen, militärischen, sozialen und offensichtlich auch psychischen Zukunfts-gefährdungen bilden heute den Komplex der Herausforderungen, die jede für sich schon dazu führen kann, dass die KrisenmanagerInnen der Menschheit an ihre Grenzen kommen, oder über diese hinaus.
Hinzu kommt die Gefahrensteigerung durch das Tempo der Problemverschärfung und ihre zunehmende Komplexität, denn zusätzliche Gefahren ergeben sich aus der gegenseitigen Durchdringung der einzelnen Bereiche der globalen Katastrophen und der resultierenden weiteren Bedrohungen für die Existenz der Menschheit.
So wie Wasser bei einer bestimmten Temperatur plötzlich verdampft, ändert sich das gesellschaftliche Leben an einer bestimmten Stelle der Technik-Entwicklung ähnlich abrupt und schnell. Die möglichen Auswirkungen der gegenwärtigen Umwälzungen überfordern die Vorstellungskraft vieler ZeitgenossInnen, die inmitten der Strudel der Entwicklungen deren Ausmaße, Eigenheiten und Konsequenzen — wenn überhaupt, dann nur sehr rudimentär — erfassen können. Der Mensch kommt aus der Steppe, wo er die längste Zeit gelebt hatte, ehe er vor nur 10.000 Jahren mit der Landwirtschaft begann und sesshaft wurde. Er ist auf Stetigkeit ausgerichtet. Jetzt allerdings muss er so schnell umdenken, wie es das Gehirn nur eben erlaubt. Einsteins Satz zu den Auswirkungen der Atomkraft bezieht sich darauf:
„Die entfesselte Macht des Atoms hat alles verändert, nur nicht unsere Denkweise (...) Wir brauchen eine wesentlich neue Denkungsart, wenn die Menschheit am Leben bleiben will.“
Verbrennungsabgase mit mehr als zwei Atomen, wie es bei Kohlendioxyd der Fall ist, stehen im dringenden Verdacht, durch ihre enorme und schnelle Zunahme in der Atmosphäre als Treibhausgase die Erderwärmung mit anzufeuern. Nie in den letzten 100.000 Jahren war die Konzentration an Kohlendioxyd in der Atmosphäre so hoch wie heute (6). Auch wenn ein Verdacht noch keine Gewissheit darstellt, besteht kein objektiver Grund, diesen Zusammenhang als inexistent abzutun und zur Tagesordnung eines Business as usual zurückzukehren, wie es auf Seiten der politischen Rechten, aber auch bei sich als alternativ verstehenden Kräften, zu beobachten ist (7).
Die Seebrücken-Kapitänin Carola Rackete schrieb demgegenüber zur existenziellen Krise unserer Zeit anlässlich des weltweiten Streiktages für das Klima im September 2019:
„Der Amazonas brennt, Hurrikan Dorian verwüstet Barbados, Dürre zerstört unsere Wälder. Wir stecken schon mittendrin, in der Klimakrise. Nicht zu handeln hat fatale Konsequenzen“ (8).
Niemand kann heute mit Sicherheit wissen, ob die Menschheit nicht kurz vor dem Kipp-Punkt steht, ab dem der Lebensraum Erde auf den für die Zivilisation finalen Kollaps zusteuert. Es ist nicht einmal mit Bestimmtheit sicher, ob der Punkt, ab dem es kein Zurück mehr zu einer überlebensfähigen Gesellschaft gibt, nicht bereits hinter uns liegt. Die Intelligenz einer Gattung erweist sich gerade in Augenblicken sich abzeichnender Gefahren darin, dass sie über mögliche Folgen ihres Handelns achtsam nach-denkt und dass sie vor-sichtig mögliche Gefahren durch Anpassung ihres Handelns vermeidet und erfolgreich abwendet.
Demzufolge ist es das Gebot der Stunde der Gesellschaft im 21. Jahrhundert, alles Menschenmögliche zu unternehmen, damit die Menschheit die sich abzeichnenden Zukunftsgefährdungen überleben kann. Dazu gehört natürlich auch, die Zivilisation so umzubauen, dass bereits spürbare Klimafolgen so wenig Opfer — Kranke, Verletzte oder gar Tote — wie nur irgend möglich mit sich bringen. Maximal resiliente Menschen können sich am erfolgreichsten gegen Gefahren wappnen und aufbäumen.
Anpassung heute statt „Engagement for Future”
Immer wieder kursieren Wortmeldungen, die die Zukunft bereits aufgegeben „haben und die nur noch Anpassungsleistungen der Gesellschaft fordern, um die Zeitspanne, die keine Zukunft mehr hat, so schmerzfrei wie nur irgend möglich zu gestalten.
So veröffentlichte die Zeitung The New Yorker am 8. September 2019 einen Beitrag des Schriftstellers Jonathan Franzen, in dem er schreibt, das Engagement — er nennt es „all-out war on climate change“ — mache nur so lange Sinn, wie es noch Aussicht auf Erfolg hat. Nun, da wir in dieser Frage verloren hätten, machten andere Aktivitäten mehr Sinn. Es gehe darum, sich auf Großfeuer, Überflutungen, Fluchtbewegungen und Chaos vorzubereiten und einzurichten. In Zeiten des Chaos neigten Menschen nach Franzen dazu, sich nach der Herde zu richten und militärische Gewalt zu bevorzugen, anstatt sich an die Vorherrschaft des Rechtes zu halten.
Die beste Abwehr derartiger zusätzlich dramatischer Entwicklungen — Franzen spricht hier von Dystrophie — bestehe in einem Beharren auf demokratischen Rechten und in einer Stärkung der Kräfte, die von den Gefahren als erste erfasst werden: die Jugend, die eine Zukunft haben will, die sozial Benachteiligten, die immer weniger Chancen haben, sich der Verschlechterung von Lebensbedingungen zu entziehen, und die Verdammten dieser Erde (9).
Die kritischen Nuklearwissenschaftler, darunter fünfzehn Nobelpreisträger, haben die Weltuntergangsuhr auf zwei vor zwölf gestellt. Sie begründen das mit der globalen Bedrohung durch die immer ausgefeiltere Nuklearrüstung, den Klimawandel und durch die „gesellschaftlicher Polarisierung“ (10). Sie warnen davor, dass die Menschen unserer Zeit diese unsichere und gefährliche Situation so hinnehmen, als sei der Zustand normal. Sie sprechen von einem Versagen, das sie grob fahrlässig nennen.
Dieses Versagen geht allerdings — wie schon angedeutet — nicht alleine auf das Konto von individuellen Persönlichkeiten als TrägerInnen von Verantwortung, sondern es hat System. Der einstige Verteidigungs- und Innenminister Deutschlands, Thomas de Maiziere, erklärte dazu am 30. September 2019 in der ARD-Sendung „Wer beherrscht Deutschland?“ (11), dass der Vertrauensverlust gegenüber der Politik „nicht unbedingt ein Vertrauensverlust gegenüber einzelnen Politkern als Person“ sei, sondern er ergebe sich aus der Tatsache, dass es insgesamt einen Rückgang der Fähigkeit der Politik gebe, „auf die Dinge Einfluss zu nehmen“.
Dies liegt einerseits am neoliberalen Mantra der De-Regulierung, die dazu führt, dass staatliche Institutionen immer mehr Steuerungsfähigkeit aus der Hand geben, andererseits liegt es an den realen Machtverhältnissen einer kapitalistischen Gesellschaft, in der Konzerne mehr Mittel zur Verfügung haben als Staaten, auf die Prozesse Einfluss zu nehmen, die das Alltagsleben beeinflussen. Die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich kam in einer Studie zum Ergebnis, dass 147 Konzerne die Weltwirtschaft kontrollieren (12).
Das System des Kapitalismus zerstört die Seele der Menschheit und damit ihre Resilienz gegen die Gefahren des 21. Jahrhunderts mit seinem Wachstumsdogma und mit der Konkurrenz als seinem Grundprinzip im wirtschaftlichen, im gesellschaftlichen und schließlich auch im individuellen Handeln.
„Konkurrenz belebt das Geschäft“, heißt es nicht nur unter den Verfechtern des Systems.
Jede/r gegen jede/n
Diese Haltung hat einen deutlichen Bezug zum Basis-Lehrsatz des Kapitalismus von Adam Smith, demzufolge die „unsichtbare Hand des Marktes“ dann für Wohlergehen wirkt, wenn alle Akteure ihrem Egoismus folgen:
„In seiner Theorie der Unsichtbaren Hand geht Smith davon aus, dass egoistisch motiviertes Handeln von Käufern und Verkäufern in einer freien Marktwirtschaft wie von einer unsichtbaren Hand reguliert würde. Somit stünde nicht mehr die eigene Bereicherung des Einzelnen im Vordergrund, sondern (...) das Wohlergehen von allen Menschen“ (13).
Der Kapitalismus erhebt somit die Konkurrenz zur Grundlage des Wohlergehens und damit des Zusammenhaltes der Gesellschaft. Ohne Zusammenhalt kein Wohlergehen.
Zusammenhalt auf Basis von Rivalität bedeutet, hier wirken zwei prinzipiell miteinander unvereinbare Prinzipien im Fundament der Gesellschaft, die aufgrund ihrer Unvereinbarkeit den Spaltpilz ins Fundament der Welt einbringen, auf der das Gebäude der Zivilisation aufgebaut ist. Damit ist der Boden, auf dem wir uns bewegen, unsicher wie dünnes Eis.
Der Mensch als soziales Wesen braucht zuallererst — wie alles Leben — Nahrung, gesunde Luft, sichere Zuflucht für Erholungszeiten und dann die Erfahrung, in den Arm genommen zu werden, dazuzugehören und sich in eine Gemeinschaft einbringen zu können. Bestenfalls tut er Wertvolles für sie — aus Liebe zum Leben, zum anderen, zu sich selbst — Seite an Seite mit anderen, die auf ihre Weise desgleichen tun.
Wenn aber das Prinzip der Konkurrenz statt der Kooperation ungebremst wirkt, dann amputiert dies vom Körper der Menschheit immer mehr die Solidarität und damit die Fähigkeit, mit anderen und schließlich auch mit sich selbst mitzufühlen. Der Mensch erkaltet vom Herzen her. Konkurrenz heißt zu allererst: jede/r gegen jede/n. Menschen, die im Sinne der kapitalistischen Ökonomie funktionieren, werden in der systemstützenden Wirtschafts-„Wissenschaft“ gerne „Homo oeconomicus“ (14) oder „VerbraucherInnen“ genannt. Was verbraucht ist, ist dann erst mal weg oder einfach Müll.
Das trifft auch auf Teile der Natur, des Lebensraumes der Menschheit zu. Der Homo oeconomicus ist kalt berechnend auf seinen Vorteil erpicht. So stirbt das Zusammenleben und damit die Gesellschaft auf Dauer schleichend ab. Die Krankheit der Seele beginnt damit, dass selbst die Arbeitskraft eine Ware ist. Die von Lohn Abhängigen müssen sie verkaufen, ihren Geist und Körper mit den ihm innewohnenden Kompetenzen auf dem sogenannten Arbeitsmarkt verdingen, um ihre Existenz zu sichern.
Genauso wirkt der Doppelcharakter des Geldes für das Zusammenleben der Menschheit im Kapitalismus: Es ist die Struktur, die uns alle miteinander in Beziehung setzt und zugleich trennt. Die Auswirkungen dieser Antagonismen, also unvereinbaren Gegensätzlichkeiten, haben etwas Schizophrenes an sich, das vielen Mensch-Mensch-Beziehungen wie unmerklich und zugleich selbstverständlich ein Stück des Bodens unter den Füßen hinwegzieht. Der Kapitalismus macht den Menschen insofern tendenziell krank; Gesundheit ist laut Definition der Weltgesundheitsorganisation ein Zustand seelischen, körperlichen und geistigen Wohlergehens. Das ist in einer Gesellschaft, die auf den Abgrund zuzutaumeln droht, unerreichbar (15).
Auf gesamtgesellschaftlicher Ebene haben die einander ausschließenden Wirkmechanismen des Kapitalismus eine Entsprechung, die im ökonomischen Fundament der Gesellschaft angelegt ist: Die kapitalistische Wirtschaft funktioniert betriebswirtschaftlich auf der Basis der Profitorientierung. Sie wirkt allerdings volks- und weltwirtschaftlich sowie volks- und weltgesellschaftlich, auch auf die Natur der Welt. Das passt nicht zu einer Gesellschaft, die innerhalb der Grenzen des Wachstums gehalten werden muss, damit sie nicht zum tödlichen Krebsgeschwür für die Natur wird. Krebs ist unbegrenztes Wachstum in einem begrenzten System.
Viele Wissenschaftler diagnostizieren den Zustand der heutigen Weltgesellschaft entsprechend:
„Anstatt dass diese globalen Herausforderungen mit Ruhe und Einheit angegangen werden, käme es zu einer zunehmenden Polarisierung der Gesellschaft — befeuert durch populistische Stimmen, einen regelrechten Informationskrieg und Fake-News“ (16).
Die „Einheit“, auf jeden Fall eine dringend gebotene Kooperation der Weltgemeinschaft zur Abwendung der Zukunftsgefahren, diese Menschheitsaufgabe der Gegenwart, kommt nicht zustande, solange die kapitalistischen Konkurrenzgesetze das Denken und Handeln wichtiger Akteure prägen.
Besonders deutlich wird die darin liegende Katastrophe im Auftreten des US-Präsidenten vor der UNO-Vollversammlung im September 2019:
„Unser Land hat Milliarden ins Militär investiert. Wir sind bei weitem die stärkste Nation der Welt. Hoffentlich werden wir diese Macht nie nutzen müssen (...)“.
Gleichzeitig werde er aber vehement die Interessen seines Landes verteidigen ... Dabei betonte der US-Präsident seinen Ansatz America First:
„Die Zukunft gehört nicht den Globalisten, die Zukunft gehört den Patrioten“, sagte Trump. Weise Regierungschefs stellten das Wohlergehen ihres eigenen Landes und ihrer eigenen Bevölkerung an erste Stelle“ (17).
Himmelfahrt
Trump erinnert hier an einen Passagier einer Luxuskabine auf einem Kreuzfahrtschiff, der sich nur um den eigenen Luxus schert, und sei es auf Kosten anderer, und der durch diese Haltung den Untergang des ganzen Schiffs, um das sich die Verantwortlichen entsprechend nicht kümmern, federführend verursacht.
Diesem Himmelfahrtskommando stellt die Ökologiebewegung ihr international koordiniertes Vorgehen unter Einbezug von Millionen Menschen — die Kraft der Solidarität — entgegen:
Am 20.September 2019 sind mehrere „Millionen Menschen rund um den Globus marschiert und haben wirkliche Klimamaßnahmen verlangt, vor allem junge Leute“, wie es Greta Thunberg am Folgetag auf dem UN-Jugendklimagipfel in New York sagte. „Wir haben gezeigt, dass wir geeint sind und dass uns junge Leute niemand stoppen kann“ (18).
Die jungen Menschen, die sich für die Zukunft engagieren, konzentrieren ihre Forderungen auf Elemente des Lebens, die im Alltag leichter als andere ins Auge fallen. Sie fordern, dass Deutschland das Pariser Klima-Abkommen dadurch einhält, dass es in der Zeit bis 2035 die Netto-Null bei der Belastung der Erdatmosphäre mit CO2 erreicht, der Kohleausstieg soll bis 2030 erfolgen und bis 2035 durch eine Versorgung mit 100 Prozent erneuerbarer Energie ergänzt werden (19).
Die Aussicht auf Erfolg der geforderten Maßnahmen ist schon dadurch überschattet, dass sie systemimmanent sind. Wie Computer nun einmal Strom brauchen, so benötigt der Kapitalismus endloses Wachstum, um einigermaßen stabil funktionieren zu können.
Krieg gegen das Leben
Die Herrschenden sind zum einen bestrebt, vom System abzulenken, das sie an ihre einflussreiche Position gespült hat. Sie tun das unter anderem, indem sie Verantwortung individualisieren, statt ihre strukturellen Gründe offenzulegen. Zum anderen lenken sie von den schwerwiegendsten Umweltverbrechen durch Rüstung, Militärpolitik und Krieg ab, um diese tödlichen Geschäfte möglichst unbehelligt weiter betreiben zu können.
So haben die US-Militärs bewirkt, dass sie nicht einmal an die wachsweichen Umweltbeschlüsse der UNO-Konferenzen von Kyoto und Paris gebunden sind. Alleine das US-Militär emittierte 2017 laut einer Studie der Weltbank circa so viel an fossilen Verbrennungsabgasen, wie jeweils die Schweiz, Schweden oder Dänemark (20).
Die circa 45 bis 50 Millionen Liter Öl, die die US-Armee täglich (!) verbraucht, betreffen lediglich Emissionen im alltäglichen Betrieb, und nicht in der Herstellung von Militärgerät (21).
Die Ressourcenvernichtung, fossile Abgasproduktion und Verwertung von Intelligenz und Kreativität findet pro Jahr im Umfang von fast 2 Billionen Dollar statt, zu den errechneten offiziellen 1,8 Billionen kommen noch weitere Unsummen hinzu, die in den Haushalten der Staaten versteckt werden (22).
Diese aus propagandistischen Gründen „Sicherheitspolitik“ genannte Vernichtung von Ressourcen führt in der Konsequenz entsprechend zur Unterfinanzierung anderer gesellschaftlicher Bereiche, nicht nur der Gesundheit und der Bildung, sondern auch des Umweltschutzes. So gesehen ist der Militärsektor eine mehrfache ökologische Zukunftsgefährdung.
Hinzu kommt die lebensfeindliche Wirkung von Sanktionen, die in den Zielländern solcher kriegswirtschaftlicher Umtriebe teils bereits zu hunderttausenden Toten führte. Allein durch den Wirtschaftskrieg gegen Venezuela hatte dieses Land 2018 circa 40.000 Tote infolge der US-Sanktionen zu verzeichnen (23). Hinzu kommen die Schädigungen der Natur infolge der im Wirtschaftskrieg ausgelösten Finanznöte eines Landes.
Alles in allem wiegen die Emissionen und die Ressourcenvernichtung durch das Militär so schwer, dass es eine Lösung der ökologischen Zukunftsgefährdung ohne Abrüstung und eine Politik, die den Weg des Friedens und nicht den der Eskalation geht, nicht geben wird.
Soziale Krisen sind strukturelle Gewalt, die weitere Gewalt begünstigen
Eine weitere Zukunftsgefährdung ist die zunehmende Arbeitslosigkeit und Verelendung, auch infolge der wissenschaftlich-technischen Revolution. Arbeitgeber sind schon aufgrund der Konkurrenzgesetze unter dem Druck, automatisierende Produktions- und Dienstleistungs-verfahren einzuführen, wenn dies technisch möglich ist. Andernfalls werden sie von der Konkurrenz aus dem Wirtschaftsgeschehen verdrängt, weil sie weniger effektiv und effizient arbeiten, also höhere Kosten haben als die Mitbewerber. Derzeit geht immer mehr körperliche und geistige Arbeit in automatisierte Abläufe über.
„Der Einsatz von Robotern und anderen Technologien wird in den kommenden Jahren Millionen von Arbeitskräften hierzulande überflüssig machen. Das ist das Ergebnis einer Berechnung der Volkswirte der Bank ING-Diba. Demnach bedroht die sich zunehmend beschleunigende Technologisierung mittel- und langfristig mehr als die Hälfte aller Arbeitsplätze in Deutschland. Von den 30,9 Millionen sozialversicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigten, die in der Untersuchung berücksichtigt werden, würden demnach 18 Millionen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten durch Maschinen und Software ersetzt“ (24).
Die sich hierbei abspielende strukturelle Gewalt massenhafter Destabilisierung von Biografien durch die kapitalistische Nutzung der Digitalisierung untergräbt das gesellschaftliche Zusammenleben unmittelbar, da es einen klaren Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Existenzvernichtung und Gewalt gibt:
„Als die Rezession die USA Anfang der 90er Jahre schon einmal fest im Griff hatte und vielen Bürgern den Boden unter den Füßen wegzog, stiegen die Mordraten ebenfalls an. Wenn die Wirtschaft auf Talfahrt ist, gebe es in den USA regelmäßig ,viel mehr Morde mit vielen Opfern, weil es mehr Amerikaner gibt, die das Gefühl haben, dass ihr Leben vollständig außer Kontrolle geraten ist‘“ (25).
Neben die Destabilisierung der zwischenmenschlichen Beziehungen tritt die damit zusammenhängende ökonomische Destabilisierung: Je weniger Massenkaufkraft in der Folge von Automatisierungen im Umlauf ist, umso schwerer haben es die Konzerne und Betriebe, die Ergebnisse der Produktion und ihre Dienstleistungen in Verkaufserfolge umzumünzen. Krisen wie die im Zusammenhang mit der Lehman-Pleite 2008 werden wahrscheinlicher. Sie können die Aufmerksamkeit der Menschen so absorbieren, dass sie die anderen Zukunftsgefährdungen so weitgehend aus dem Blick verlieren, dass sich auch diese Prozesse weiter bedrohlich auswachsen.
Quintessenz
Alles in allem ist die Überwindung der kapitalistischen Ökonomie das Überlebensgebot der Menschheit unserer Tage. Alle Maßnahmen zur Abwendung von Gefahren sind mit der Orientierung auf die Überwindung der Ursache Kapitalismus auszurichten, sonst wirken Reformen wie das Abschlagen von Köpfen der Hydra in der griechischen Sage, die zum Nachwachsen von umso mehr Köpfen führt.
Dieses Überlebensgebot ist ohne ein großes und breites Bündnis der Friedens-, Ökologie-, Menschenrechts- und Gewerkschaftsbewegung nicht realisierbar. Breite Bewegungen wie die Fridays for Future von 2019 oder die Friedensbewegung der 1980er Jahre brauchen neben der klugen Bündnispolitik den langen Atem, der auch Rückschläge als notwendige Zwischenschritte auf dem Weg zu Erfolgen verarbeitet, denn ein solcher Weg wird nicht linear verlaufen. Dies erfordert eine solidarische Entschiedenheit; wir haben schon angesichts der Generationen, die noch nicht geboren sind, kein Recht zu resignieren!
Schon allein das Ziel der Abrüstung ist ein Muss für jede ökologische Bewegung und Politik: Die Studie „Kosten des Krieges“ der Brown University Boston vom 12. Juni 2019 spitzt sich zu in der Schlussfolgerung aus den Daten und ihrer Analyse, dass die Reduktion fossiler Verbrennungsabgase durch das Pentagon „enorme positive Implikationen für das Klima hätte (26).
Mit der Verbindung der Ökologie- und der Friedensbewegung wäre nicht nur ein Erfahrungsvorteil zweier Bewegungen verbunden, sondern auch die inhaltliche Stringenz der Bewegungen gesteigert. Ökologie ohne Friedenspolitik, das ist wie Kinderbekommen ohne den Liebesakt. Die Verbindung der Bewegungen kann auch das Risiko verringern, dass das Engagement für das Leben fehlschlägt. Das mindert die Gefahr, dass Frustration auf Seiten Engagierter in ohnmächtige Gewalt umschlägt, die die Herrschenden dann wiederum als Legitimationsgrundlage für eine repressivere staatliche Gewalt heranziehen könnten, wie sie es oft schon getan haben.
Die Erfahrung der Friedensbewegung mit gewaltfreien Aktionen zivilen Ungehorsams an Brennpunkten wie dem Atomwaffenstandort Büchel in der Eifel hat in den 1980er Jahren die Gefahr des Atomkriegs in Europa durch das Verbot landgestützter Atomraketen mittlerer Reichweite abgesenkt. Auch Boykott-Kampagnen wie einst gegen den Apartheit-Staat Südafrika bis zur Freilassung von Nelson Mandela haben zum Ende der weißen Diktatur beigetragen. Weitere wichtige Elemente demokratischer Opposition sind
- provokative Aufklärung auf Theaterbühnen und in der Öffentlichkeit, wie sie etwa Greenpeace an Atom- und Kohlekraftwerken durchführt,
- die Nicht-Kooperation im Angesicht von besonders skandalösen und gefährlichen Geschäften und Institutionen,
- Streiks und Demonstrationen,
- Kultur-Ereignisse mit einer die Sinne beflügelnd ansprechenden Wirkung,
- Internetaufklärung und Kampagnen, Vernetzung über die Spektren und über die Grenzen hinweg,
- Erlebnisse von Solidarität, die erfahrbar machen: Viele wollen ein anderes Leben, das das Leben schützt, statt es zu bedrohen und zu vergiften.
Es bedarf einer Kampagne zur Rettung des Lebens vor dem System gegen die Natur, die schnell konkrete Ziele erringt, angefangen im Militärsektor, dann auch in anderen Bereichen der Naturzerstörung. Technische Effektivitätssteigerungen durch Ingenieurskunst, die Umstellung des individuellen Lebenswandels alleine, solche Schritte, Stellschrauben innerhalb des Kapitalismus zu justieren — allein damit werden wir die Zukunftsgefährdungen, wie wir gesehen haben, nicht abwenden.
Das wird auch daran deutlich, dass 100 Konzerne für 71 Prozent der Welt-Kohlendioxyd-Emissionen verantwortlich sind (27). Ohne die ökologische Konversion der Ökonomie werden die Zukunftsgefährdungen nicht abzuwenden sein. Es bedarf einer Gesellschaft, die auf einer Ökonomie des Gleichgewichts zwischen Ressourcenverbrauch und neuem Heranwachsen natürlicher Ressourcen aufbaut. Der Kapitalismus ist dazu unfähig. Da wir ihn in der direkt vor uns liegenden Zeit nicht abschütteln werden, müssen wir ihm Zähne ziehen und diese medizinisch radikalen Operationen mit dem Ziel des Aufbaus einer gerechten Gesellschaft verbinden, um das Leben nachhaltig vor dem Geschäft mit dem Tod zu retten.
Das Leben lebt, um weiteres Leben zu gebären, um dem Leben ein Weiterleben offen zu halten. Dafür leben die Lebenden, darin liegt die Freude am Sein. Sie ist Auftrag und Sinn, das ist es, wofür wir da sind.
Die Zukunft ist offen, solange wir atmen, solange die Zivilisation nicht der Titanic folgt.
Quellen und Anmerkungen
(1) https://www.deutschlandfunk.de/sonderbericht-weltklimarat-warnt-vor-eisschmelze.1939.de.html?drn:news_id=1052872
(2) https://www.heise.de/tp/features/Die-Erde-geraet-ins-Taumeln-3224683.html und
https://scilogs.spektrum.de/klimalounge/westantarktis-ueberschreitet-den-kipppunkt/
(3) Tagesschau, ARD, 25.09.2019, 15 Uhr und: https://netzfrauen.org/2016/08/03/groenland-greenland/
(4) https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/internationale-politik/id_86501914/si_4/thunbergs-wuetende-rede-an-die-staatschefs.html
(5) https://www.t-online.de/nachrichten/id_86511322/weltklimarat-legt-papier-zu-folgen-der-klimakrise-vor.html
(6) http://www.columbia.edu/%7Ejeh1/2008/TargetCO2_20080407.pdf
(7) https://www.fr.de/politik/sie-krank-merz-kritisiert-gretas-auftritt-13042471.html
und: https://kenfm.de/tagesdosis-26-9-2019-von-anmassender-selbstueberschaetzung/
(8) https://www.fr.de/meinung/fridays-future-carola-rackete-appelliert-gesellschaft-13018262.html
(9) https://www.theguardian.com/environment/2015/apr/01/jonathan-franzen-climate-campaigns-killing-the-birds
(10) http://weltuntergangsuhr.com/ , Zugriff 30.09.2019 17 Uhr
(11) https://programm.ard.de/TV/Programm/Jetzt-im-TV/?sendung=281062100733966
(12) https://www.forschung-und-wissen.de/nachrichten/oekonomie/147-konzerne-kontrollieren-die-gesamte-weltwirtschaft-13371950
(13) https://wiwi24.com/unsichtbare-hand-des-marktes-in-vwl-leicht-erklaert-beispiel-tz12/
(14) https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/homo-oeconomicus-34752
(15) https://mind-control-news.de/seiten/display/who-definition-gesundheit/
(16) http://weltuntergangsuhr.com/ , Zugriff 30.09.2019 17 Uhr
(17) https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-09/donald-trump-usa-patriotismus-globalisierung-iran-drohung
(18) https://www.tagesschau.de/ausland/jugendklimagipfel-new-york-101.html
(19) https://fridaysforfuture.de/forderungen/
(20) https://www.tagesanzeiger.ch/wissen/natur/Das-USMilitaer-verschmutzt-die-Umwelt-staerker-als-140-Laender/story/23828059
(21) https://www.heise.de/tp/features/Das-US-Militaer-einer-der-groessten-Klimasuender-in-der-Welt-4455925.html
(22) https://www.solarify.eu/2019/07/01/943-klimakiller-militaer/2/
(23) http://cepr.net/press-center/press-releases/report-finds-us-sanctions-on-venezuela-are-responsible-for-tens-of-thousands-of-deaths und:
https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8060/
(24) Die Welt, 02.05.2015
(25) https://www.n-tv.de/panorama/In-der-Krise-gedeiht-die-Gewalt-article296227.html
(26) https://watson.brown.edu/costsofwar/files/cow/imce/papers/2019/Pentagon%20Fuel%20Use%2C%20Climate%20Change%20and%20the%20Costs%20of%20War%20Final.pdf , Seite 28.
(27) http://climateaccountability.org/pdf/CarbonMajorsRpt2017%20Jul17.pdf , Seite 8 (Tabelle unten!)