Die Autorin und die Hintermänner des Berichts
Der Bericht mit dem Titel „Avoiding a climate lockdown — Die Vermeidung eines Klimalockdowns“ wurde von Mariana Mazzucato verfasst, einer Professorin für Wirtschaftswissenschaften am University College London und Leiterindes sogenannten Council on the Economics of Health for All — Rat für die Wirtschaftlichkeit von Gesundheit für alle, einer Abteilung der Weltgesundheitsorganisation WHO.
Erstmals wurde er im Oktober 2020 von Project Syndicate veröffentlicht, einer gemeinnützigen Medienorganisation, die sich — erwartungsgemäß — durch Zuschüsse der Open Society Foundation, der Bill & Melinda Gates Foundation und vieler, vieler anderer finanziert.
Danach wurde er vom Weltwirtschaftsrat für Nachhaltige Entwicklung (World Business Council for Sustainable Development, WBCSD) aufgegriffen und neu veröffentlicht. Der WBCSD beschreibt sich selbst als „eine globale, von Vorstandschefs von mehr als 200 der führenden Unternehmen geleitete Organisation, die zusammenarbeiten, um den Übergang zu einer nachhaltigen Welt zu beschleunigen“.
Zu den Mitgliedern des WBCSD zählen im Wesentlichen alle großen Unternehmen der Welt, darunter Chevron, BP, Bayer, Walmart, Google und Microsoft. Der jährliche Umsatz der über 200 Mitgliedsfirmen beläuft sich auf deutlich mehr als 8 Billionen Dollar.
Kurz gefasst: Eine für die WHO arbeitende Wirtschaftswissenschaftlerin hat einen Bericht über „Klimalockdowns“ verfasst, der sich sowohl von einer von Bill Gates und George Soros unterstützten NGO als auch einer Gruppe veröffentlicht wurde, die beinahe alle Banken, Ölfirmen und Tech-Giganten des Planeten vertritt.
Was auch immer da drinsteht, hat definitiv die Zustimmung derjenigen Menschen, die die Welt regieren.
Was steht drin?
Der Text des Berichts selbst ist eigentlich recht raffiniert aufgebaut. Er argumentiert nicht direkt für Klimalockdowns, sondern zeigt stattdessen Möglichkeiten, wie „wir“ sie verhindern können.
„Als sich Covid-19 ausbreitete (…), führten die Regierungen Lockdowns ein, um zu verhindern, dass eine Notlage der öffentlichen Gesundheit außer Kontrolle gerät. In naher Zukunft wird die Welt vielleicht erneut auf Lockdowns zurückgreifen müssen — diesmal, um mit einem Klimanotstand zu bekämpfen. (…) Um ein solches Szenario zu vermeiden, müssen wir unsere Wirtschaftsstrukturen überarbeiten und Kapitalismus anders ausrichten.“
Dies erweckt in cleverer Weise den Anschein, gegen sie zu argumentieren, während tatsächlich die A-priori-Annahmen suggeriert, jegliche sogenannte Klimalockdowns wären a) notwendig und b) effektiv. Weder das eine noch das andere ist belegt.
Eine weitere Annahme des Berichts ist eine Art kausaler Zusammenhang zwischen der Umwelt und der „Pandemie“:
„Covid-19 selbst ist eine Folge der Umweltzerstörung:“
Bereits im April habe ich einen Artikel geschrieben, in dem ich die hartnäckigen Versuche der Medien untersuchte, die Covid-19-„Pandemie“ mit dem Klimawandel in Verbindung zu bringen. Jeder, vom Guardian bis zur Harvard School of Public Health vertritt die selbe Position — „Die Grundursache von Pandemie (ist) die Zerstörung der Natur“:
„Durch die Abholzung der Wälder und die Jagd des Wild kommen zunehmend Tiere und die sie beherbergenden Mikroben mit Menschen und Nutztieren in Kontakt.“
Nie wird irgendeine wissenschaftliche Evidenz angeführt, um diese Position zu stützen. Vielmehr handelt es sich um eine faktenfreie Panikmache, mit der versucht wird, in der Öffentlichkeit eine mentale Verbindung zwischen der intuitiven Selbsterhaltung (Angst vor Krankheit) und der Sorge um die Umwelt zu erzwingen. Dies ist ebenso durchsichtig wie schwach.
„Klimalockdowns”
Also, was genau ist nun ein „Klimalockdown“? Und was würde er bedeuten?
Die Autorin ist da ziemlich klar:
„Bei einem „Klimalockdown“ würden die Regierungen die Nutzung von Privatfahrzeugen einschränken, den Konsum von rotem Fleisch verbieten und extreme Energiesparmaßnahmen verhängen, während Unternehmen, die fossile Brennstoffe gewinnen, die Förderung einstellen müssten.“
Da haben Sie es.
Ein „Klimalockdown“ bedeutet, dass kein rotes Fleisch mehr konsumiert werden darf, dass die Regierung Grenzen setzt, wie und wann Menschen ihre privaten Fahrzeuge nutzen, und dass weitere — nicht spezifizierte — „extreme Energiesparmaßnahmen“ ergriffen werden.
Wahrscheinlich wären auch die zuvor erwähnten Flugreiseverbote eingeschlossen.
Alles in allem wäre er potenziell weit strenger als die „Maßnahmen der öffentlichen Gesundheit“, die wir alle im vergangenen Jahr ertragen haben.
Die Unternehmen zu zwingen, mit dem Bohren nach fossilen Brennstoffen aufzuhören, ist von jener Art Ignoranz gegenüber der Praxis durchdrungen, wie sie nur in der akademischen Welt existiert. Gesetzt den Fall, wir könnten den Schalter umlegen und uns ausschließlich auf erneuerbare Energien stützen, wären wir immer noch nicht in der Lage, die Förderung fossiler Brennstoffe einzustellen.
Öl wird nicht nur als Treibstoff verwendet, sondern auch um Motoren zu schmieren sowie Chemikalien und Kunststoffe herzustellen. Kunststoffe werden beispielsweise zur Herstellung von Windrädern und Solarmodulen gebraucht.
Kohle wird nicht nur für Kraftwerke benötigt, sondern auch für die Stahlproduktion. Stahl ist essenziell für so ziemlich alles, was Menschen in der modernen Welt tun.
Das erinnert mich an einen Sketch von Victoria Wood aus den 1980er-Jahren, in dem eine Vertreterin der oberen Mittelklasse, als sie auf einen Bergarbeiter trifft, sagt anmerkt: „Ich finde, wir brauchen keine Kohle mehr, nun da wir Strom haben.“
Viele postfossile utopische Ideen werden in dieser Weise an Menschen verkauft, die sich komfortabel davon distanziert haben, wie die Welt tatsächlich funktioniert.
Dies spiegelt sich in der angeblichen „Erholung“ der Umwelt während der Lockdowns wider, eine mythische Schöpfung, die Menschen den Hausarrest vergolden soll, indem sie glauben, weil sie ihr jährliches Haushaltsmeeting über Zoom durchführen, dass China aufhöre, 900 Millionen Tonnen Stahl im Jahr herzustellen und dass das US-Militär nicht mehr Umweltverschmutzung produziere als 140 andere Staaten zusammen.
Die Frage ist wirklich, warum sollte eine NGO, die — unter anderem — durch Shell, BP und Chevron unterstützt wird, ein Verbot der Förderung fossiler Brennstoffe vorschlagen wollen. Aber das ist eine andere Diskussion.
Vermeidung eines „Klimalockdowns“
Der „Klimalockdown“ ist also eine Mischung aus dystopischer Sozialkontrolle und praxisfernen Unsinn, nur dafür geschaffen, eine Agenda zu verkaufen. Aber keine Sorge, wir müssen das nicht tun. Es gibt eine Möglichkeit, diese extremen Maßnahmen zu vermeiden, schreibt die Autorin:
„Um ein solches Szenario zu vermeiden, müssen wir unsere ökonomischen Strukturen überarbeiten und Kapitalismus in anderer Weise ausrichten. (…) Die Bewältigung dieser dreifachen Krise erfordert eine Neuausrichtung der Unternehmensführung, der Finanzen, der Politik und der Energiesysteme auf eine grüne Transformation der Wirtschaft. (…) Für einen grünen und nachhaltigen Aufschwung ist weit mehr nötig (…) wir wollen die Zukunft der Arbeit, des Transits und der Energienutzung umgestalten.“
„Überarbeiten“? „Neuausrichtung“? „Transformation“?
Es scheint, wir stünden vor einem „Neuaufbau“ der Gesellschaft — einem „Reset“, wenn man so will. Und angesichts des angestrebten Umfangs könnte man sogar von einem „Großen Reset“ sprechen, nehme ich an.
Außer natürlich, der Great Reset ist nur eine wilde „Verschwörungstheorie“. Die Eliten wollen keinen Great Reset, auch wenn sie dies unaufhörlich betonen …
…sie wollen nur eine massive, umfassende „Transformation“ unserer Sozial-, Finanz-, Staats- und Energiesektoren.
Sie wollen, dass Sie nichts besitzen und damit glücklich sind. Ansonsten …
Das ist nämlich das Seltsamste an diesem speziellen Artikel: Während sich die meisten auf Angstpornos basierten Programmierungen der Öffentlichkeit sich zumindest um Subtilität bemühen, hat dieser Text definitiv einen offen drohenden Ton (Hervorhebungen durch den Autor):
„Wir nähern uns beim Klimawandel einem Kipppunkt, an dem der Schutz der Zukunft der Zivilisation dramatische Eingriffe erfordert (…) So oder so ist ein radikaler Wandel unvermeidlich; unsere Aufgabe ist es, den Wandel zu erreichen, den wir anstreben — solange wir noch die Wahl haben.“
Der ganze Artikel ist weniger eine Argumentation als vielmehr ein Ultimatum — eine Pistole, die der Öffentlichkeit an die kollektive Schläfe gesetzt wird.
„Natürlich wollen wir Sie nicht in Ihrem Haus einschließen, Sie nicht zwingen, verarbeitete Sojawürfel zu essen, und Ihnen nicht Ihre Autos wegnehmen“, sagen sie uns, „aber wir könnten dazu gezwungen sein, wenn Sie unseren Rat nicht befolgen.“
Wird es in Zukunft „Klimalockdowns“ geben? Ich wäre nicht überrascht. Aber im Augenblick erfüllen sie — eher als ernsthaft in Erwägung gezogen zu werden — eine andere Rolle: eine beängstigende Möglichkeit, eine Bedrohung, die dazu verwendet wird, die Öffentlichkeit einzuschüchtern, knallharten globalistischen Reformen zu akzeptieren, die den „Great Reset“ ausmachen.
Vielen Dank an all die Menschen in den sozialen Medien, die uns dies bewusst gemacht haben.
Kit Knightly ist angehender Romancier, zufälliger Journalist, Co-Herausgeber von OffGuardian.
Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien am 10. Juni 2021 unter dem Titel „Is a ‚Climate Lockdown‘ on the horizon?“ bei OffGuardian. Er wurde von Thorsten Schewe aus dem ehrenamtlichen Rubikon-Übersetzerteam übersetzt und vom ehrenamtlichen Rubikon-Korrektoratteam lektoriert.