Es reicht. Wir können es kaum noch ertragen. Jeden Tag dieselben Nachrichten, dieselben Gespräche, der Albtraum will einfach nicht enden. Erinnern wir uns also daran, dass wir Menschen sind, schöpferische Wesen, die ihr Leben zu einem Großteil selbst mitgestalten können — vor allem, wenn wir uns der Programmierungen und der Manipulation unserer Gedankenwelt und Wahrnehmung durch die Medien bewusst sind. Beste Voraussetzungen also für Rubikon-Leserinnen und -Leser, ihren Einfallsreichtum endlich zu nutzen, um sich zu fragen: Wo darf es denn hingehen? Wie wünschen wir uns unser Leben hier auf diesem Planeten?
Uns fällt es leichter, uns die Apokalypse vorzustellen als ein Paradies. Es ist cooler, Horrorgeschichten zu lesen als Schnulzenromane, und überhaupt ist doch alles, was optimistisch ist, auch unrealistisch. Pessimisten sind Realisten, so unser unhinterfragter Glaubenssatz.
Allerdings tragen wir durch diese Art von Glaubenssätzen vielleicht zu selbsterfüllenden Prophezeiungen bei. Wenn alles den Bach runtergeht, ist es doch schön, zumindest sagen zu können: „Siehst du? Ich habe es ja gesagt, dass es so kommen würde.“
Also halten wir doch einmal kurz inne und fragen uns, ob wir glücklich sein oder recht haben wollen.
Und warum nicht gleich beides auf einmal? Wenn wir sowieso in den Kollaps hineinschlittern, ist es dann nicht viel schlauer, zumindest zu versuchen, unser Bewusstsein neu auszurichten und zusammen aktiv zu werden? Im schlimmsten Fall beschert es uns noch etwas Lebensfreude, bevor die Katastrophe kommt, im besten Fall verhindert es die Katastrophe.
Doch wo anfangen? Sven Böttcher liefert in „Wer, wenn nicht Bill?“ ein Konzentrat an Anregungen zum Sofortumsetzen. Hier ein paar Beispiele zu Ihrer Inspiration — zunächst für die Zeit vor dem Zusammenbruch, dann für den „großen Neustart“ in unserem Sinne:
Wir stellen unsere Versorgung sicher
„Als Städter geht auf die Märkte und fragt die früh aufgestandenen Bauern, woher sie und ihre Ernten kommen und ob ihr euch beteiligen könnt. Beteiligung bedeutet dabei nicht immer ‚Arbeitskraft‘, die Ausrede ‚Ich hab Rücken‘ gilt generell weiter überall, ihr könnt auch euer Kurzarbeitergeld verwenden, um euch finanziell zu beteiligen.
Fahrt durch die Dörfer und fragt die Ansässigen, wo sich das nächste Permakulturfeld befindet. Man wird euch doof angucken. Fragt weiter. Gibt‘s partout kein Permakulturfeld, kein Gemeinschaftsprojekt (sehr wahrscheinlich) — fragt weiter: Wollen wir eins zusammen gründen? Wer macht mit? Wer macht dann was? Soll ich einen Spaten mitbringen? Und Zeit? Oder nur Geld? Ihr habt Mailadressen. Und Telefonnummern. Tauscht die aus. Versorgungssicherheit beginnt beim Menschen. Im Gespräch. Mit freundlichen Fragen.“
Wir entdecken die Freude am Schenken
„Das BGE ist eine Honigfalle, denn es wäre steuerbar von jenen, die die Ausgabewährungen kontrollieren. (…) Wir machen das anders. Wir machen alles Lebensnotwendige gratis. (…) Also üben wir, beginnend jetzt, weil nichts über Erfahrungswerte geht. Und wer mit Schenken keine Erfahrung hat, der weiß gar nicht, was ihm bis heute entgangen ist.
Das Beschenken von Freunden, Nachbarn, Bekannten sollte uns nicht schwerfallen, bei Bedarf hilft die Frage: ‚Braucht ihr was?‘ Aber wichtiger ist als tägliche Übung: das bedingungslose Beschenken des unbekannten Dritten. Das beginnt beim Allerkleinsten, dem halb abgelaufenen Parkschein für den, der euren Parkplatz übernimmt. Schenkt Kleingeld dem, der vor dem Parkscheinautomat knapp ist. Jenem, dem beim Bäcker welches fehlt. Im nächsten Schritt traut euch und schenkt dem hinter euch in der Schlange im Coffeeshop einen Kaffee. Einfach so (Nein, eben nicht nur zufällig dann, wenn der Nächste eine die ist, zufällig bildschön, und nein, nicht mit dem Zusatz ‚Gibst du mir deine Nummer?‘). Verschenkt Geld. Verschenkt Zeit, wenn ihr seht, dass andere sie brauchen können. Verschenkt Blumen. Und bloß keine Vorsicht: Altruismus ist ansteckend.“
Wir schätzen die Menschlichkeit als hohes Gut
„‚Handle so, dass jede Wirkung deines Handelns mit dem Fortbestand wirklich menschlichen Lebens vereinbar ist.‘ Wirkliches menschliches Leben umfasst zwingend sowohl das Atmen als auch allerlei Unberechenbares wie die Empfindung von Emotionen wie auch die eigene Sterblichkeit und das Wissen darum.“
Wir nutzen Maschinen, anstatt uns zu welchen degradieren zu lassen
„Wir erkennen an, dass wir der Maschine unterlegen sind, in vielerlei Hinsicht. Nicht nur kann die Maschine größere Lasten bewegen, sie ist auch rationaler als wir, effizienter, schneller, pragmatischer, vollständig berechenbar, fühlt nicht, isst nicht, verdaut nicht, tauscht keine Körperflüssigkeiten mit anderen Maschinen aus (…).
Wir konstatieren, dass wir unberechenbar sind und bleiben. Wir konstatieren, dass das, was wir ‚Ich‘ nennen, zu 80 Prozent aus Bakterien und Viren besteht. Wir konstatieren unser Selbst als geheimnisvolles System, das uns für immer rätselhaft bleiben wird. Wir konstatieren aber insbesondere, dass (unser Grundsatz) ‚Es diene dem Menschen‘ auch und besonders für die Maschine gilt und immer gelten wird. (…) Und das nicht zu knapp, denn Team Mensch ist zukunftsgewandt und alles andere als fortschrittsfeindlich. Die Maschine darf sich darauf verlassen, dass sie uns auch weiterhin richtig gutzutun hat.“
Wir vertrauen einander
„Es gelte als Prämisse: Alle Menschen sind im Grunde gut. Na gut, es sind nur 95 von 100, 5 von 100 sind Soziopathen. Diese 5 sitzen zwar leider noch auf allen Chefsesseln, aber das wird uns an nichts hindern. Wenn wir uns jederzeit erinnern: Wir alle (95 Prozent) sind anständige Menschen. Die Beweislast für diese Behauptung ist erschlagend und füllt ganze Bibliotheken, wer was anderes glaubt, irrt. (…)
Radikales Vertrauen beginnt im Kopf, in der Fantasie ersetzen wir hier und jetzt mit sofortiger Wirkung das BGE durch das BGV (Bedingungsloses Grundvertrauen). Und tasten uns in der Realität Schritt für Schritt heran an den Abbau von Blitzampeln und Hartz-IV-Kontrolleuren. ‚Offene Haustüren‘ und ‚alle Autoschlüssel im Handschuhfach‘ können ja noch einen Augenblick warten.“
„Wir leben Aufrichtigkeit“
„Wir erhöhen uns nicht verlogen zu Rettern der Menschheit, der Freiheit oder der Demokratie, wir nennen nicht Entwürdigung ‚Sozialhilfe‘, wir nennen auch nicht Hilfsprogramme für unsere heimische Industrie ‚Entwicklungshilfe‘. Wir machen uns nichts vor. Wir sind Schurken. Wir sind Bewohner der ersten Welt, ohne eigenes Verdienst im Paradies geboren, wo in jeder Hauswand kleine weiße Sklavenhorden uns zu Diensten sind, die wir Steckdosen nennen. Und wir bleiben Schurken. Wir werden nicht alles mit jedem gerecht teilen. Wir werden uns um mehr Gerechtigkeit bemühen, nebenan wie weltweit, aber alles hat Grenzen. Wir machen uns nichts vor. Wir machen die Welt besser. Aber nicht sofort gut. (…)
Wir werden weiter gut leben, besser als die meisten auf der Welt. (…) Aber wir bemühen uns nach Kräften, ein sehr viel kleineres Übel zu werden. Unsere Vorgänger machen es uns leicht.“
„Wir leben Güte“
„Unsere Frage lautet alltäglich: Wozu ist es gut? Unser Leben und Handeln sei daher geleitet von nicht nur von unserer Sympathie, Zuneigung oder unserer Liebe, sondern von Güte. Denn Güte ist größer als die ‚Liebe‘, die die Menschen so unterschiedlich definieren. Güte weist über alles Bekannte hinaus, frei von jedem Wunsch nach Gegenleistung, gleich welcher Form, denn Güte belohnt sich selbst im Menschen, der sie praktiziert.
Güte ist gelebte Mitmenschlichkeit, gelebtes Vertrauen, gelebte Nachsicht, der gelebte Wunsch, es möge dem Nächsten wie dem fernsten Nächsten gut gehen. Daher sei Güte unser Leitstern.“
Wir machen uns ans Werk
Seit einem Jahr hat sich eine große Widerstandsbewegung in Deutschland gebildet. Menschen, die zuvor im Hamsterrad des Alltags oder der Illusion eines demokratischen Systems einfach vor sich hingelebt hatten, wachen auf, politisieren sich und werden aktiv.
Unser Eindruck ist, dass dieser Aktivismus sich bisher aufgrund der akuten Lage sehr auf das „Gegen“ — gegen die Maßnahmen, gegen die Manipulation durch die Medien, gegen die Regierung, gegen den Impfzwang — konzentriert und die Frage nach dem Wofür bis jetzt zu kurz kommt.
Wohin darf es gehen? Wofür setzen wir uns ein, wenn Ziele wie das Wiedererlangen der Grundrechte erreicht sind, wenn die Maskenpflicht verschwindet und der Lockdown aufhört? Und was machen wir, falls sie nicht erreicht werden? Sven Böttcher schätzt die Lage so ein:
„Dieses Treiben des Team Bill wird Team Mensch nicht zeitnah unterbinden können. (…) Wir können die Herde nicht aufhalten. Die Herde wird alles kaputtmachen. Lasst sie machen. Und wartet auf den Zusammenbruch …“
Dass der Worst Case kein schlimmer Fall für ein reiches Land wie Deutschland ist, zeigt Böttcher ebenfalls. Und somit wäre der Zusammenbruch der fruchtbare Nährboden für die Neugestaltung unseres Miteinander auf der Erde, für die alle Mitglieder des Team Mensch gefragt sind.
Unser Aufruf
Nutzen Sie Ihre menschliche Schöpferkraft und Ihren Einfallsreichtum, kultivieren Sie die Freude an einer kreativen Vision für ein lebenswertes Menschsein auf diesem Planeten. Was machen wir nach dem Kollaps nun anders? Wie gestalten wir unser Zusammenleben? Was essen wir? Wie fühlen wir uns? Wie organisieren wir unser gesellschaftliches Miteinander?
Sie sind gefragt, liebe Leserinnen und Leser, liebe Mitglieder des Team Mensch.
Schreiben Sie Ihre Ideen, Ihre Visionen oder Ihre bereits im Alltag umgesetzten Aktionen auf und schicken Sie sie uns als Artikel an die Rubikon Mutmach-Redaktion unter mut@rubikon.news, um andere Menschen anzustecken und zu inspirieren. Wichtig: Im Betreff Ihrer E-Mail bitte „Aufruf“ oder „Team Mensch“ vermerken, damit Ihre Einsendung von uns nicht übersehen wird. Eine Auswahl der eingesendeten Beiträge wird demnächst im Rubikon veröffentlicht.
Denn: Wer wird die Welt neugestalten, wenn nicht wir?
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