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Defensive Invasion

Defensive Invasion

Der Krieg ist im Westen wieder salonfähig.

Die Ukraine, erstmals als Staat unter deutscher militärischer Führung entstanden und gelenkt, hat sich nur kurz, für ungefähr anderthalb Jahre, in der Zeit von 1918 bis 1919 im Spiel der Kräfte des Entente-Bündnisses um Frankreich und Großbritannien gegen die Mittelmächte Deutschland und Österreich-Ungarn behaupten können.

Es scheint, als würde die Entente mit den einstigen Feinden und neuen Verbündeten als NATO in die Ukraine zurückkehren wollen. Soll hier die Geschichte des Dramas des Ersten Weltkrieges im Kampf gegen Russland endgültig vollendet werden?

Ein Präsident, umgeben von amerikanischen Beratern, liefert sein Land und die Menschen an die NATO aus. Wie sein Verteidigungsminister erklärte, ist die Ukraine de facto in der NATO, de jure folgt, wann auch immer. Hier wird die Vorstellung einer selbstständigen ukrainischen Regierung wieder zur Illusion. Demokratie scheint nach dem Feldversuch der Coronamaßnahmen niemanden zu interessieren.

Auch in der Ukraine sind sämtliche Oppositionsparteien verboten, oppositionelle Menschen haben keine Stimme. Ein Präsident, scheinbar die einzige Stimme der Ukraine, gewählt mit dem Versprechen, Frieden in der Ukraine zu schaffen, lässt zum ganz großen Krieg rüsten.

Was war denn geschehen, dass unsere westliche Welt – jetzt wieder einmal – die russischen Horden mit Hilfe der Ukraine besiegen muss, die sich erst im Jahr 1991 durch ihren Präsidenten für die Unabhängigkeit von Russland entschied. Das gemeinsame Leben der Menschen als russisch-ukrainische Realität innerhalb der Sowjetunion soll es nicht gegeben haben? Warum?

In der Ukraine hatte die 2014 an die Macht geputschte Regierung einen Krieg gegen die eigene, meist russische Bevölkerung im Osten begonnen. Unterschiedliche Auffassungen vom Wirken dieses jungen Staates wurden durch die Regierung als antirussischer, also rassistischer Bürgerkrieg ausgetragen. Die Panzer gegen die Ostukraine kamen aus Kiew.

Die NATO unter US-amerikanischer Führung unterstützte nationalistische, einst mit der deutschen Wehrmacht verbundene militante Organisationen und machte damit die Entwicklung eines modernen Vielvölkerstaates unmöglich. Das traurige Ergebnis dieser Politik sehen wir heute.

In Ramstein weht die amerikanische Fahne, wenn die NATO in Deutschland tagt. Hier wird die Strategie für den Krieg gegen Russland beschlossen. Der Schein ist die Wahrheit. Nicht die Ukraine tritt der NATO de facto, später de jure bei, die NATO übernimmt die Regulierung des Landes, was einmal ein ukrainischer Staat hätte werden können.

Die Ukraine kämpft um die Ukraine, um sich in der EU und in der NATO aufzulösen? Wer soll das glauben? Nationalstaatlichkeit, um Nationalstaatlichkeit abzuschaffen?

Propaganda schafft keine Geschichte. Ein Präsident ist noch kein Staat, kein Land. Der zum weißen Ritter Hollywoods aufgeblasene ukrainische Präsident spiegelt als Erstes sich selbst. Aber vor allem spiegelt er uns, mit allen Mitteln moderner Propagandatechnik.

Es ist fast wie in einem Hollywoodfilm mit Dustin Hoffmann: „Wag the dog“. Das Aufgehen von Politik in Storys, die Realität interessiert nicht. Warum hat die westliche Wertegemeinschaft das Abkommen zwischen der Ukraine und Russland verhindert?

Was sollen diese britischen und amerikanischen Husarenstücke aller Art bewirken, außer Krieg? Jede Bitte um Waffen ist ein Akt der Unterwerfung unter unsere aggressive missionierende Herrschaft, unter die immer neu definierte regelbasierte Ordnung, die einen Krieg gegen Russland wünscht. Warum arbeitet die US-amerikanische Regierung die Weltaufteilung aus Zbigniew Brzezinskis Werk „Die einzige Weltmacht“ mit der mathematischen Intelligenz eines Viertklässlers ab?

Beherrscht ein Imperium nur einfachste Rechenarten? Die hegemoniale US-amerikanische Sicherheitsarchitektur ist eine Architektur des Krieges. Man zählt seit 1945 über 20 Kriegseinsätze. Zurzeit gibt es mindestens 800 Militärstützpunkte der US-amerikanischen Armee rund um die Erde. Wird die Welt auf diese Weise sicherer? Die Missionierung unterschiedlicher Nationen und Völker zur Übernahme amerikanischer Lebensmodelle muss unweigerlich in Kriege und Bürgerkriege führen.

Hat der ungefähr seit 150 Jahren bestehende US-amerikanische Führungsanspruch in Südamerika dem Kontinent Frieden und Wohlstand gebracht? Weshalb werden in Peru Straßenschlachten gegen die meist indigene Bevölkerung geführt? Haben die Interventionen im Nahen Osten das Leben der Menschen verbessert? Die ständige, immer neue Definition von Feinden zwingt die amerikanische Armee, immer neue Kriegsschauplätze zu entwickeln. Warum? Die USA den US-Amerikanern. „America first“ für Amerikaner. Die europäische Geschichte mit ihrem Reichtum an Kultur, an Gemeinsamkeiten, aber auch an Konflikten, brauchen und können die USA nicht lösen.

Die Welt ist vielfältiger, als der aktionistische Herrschaftsanspruch eines Imperiums in der Lage ist zu begreifen. Eine einzige Vorstellung vom richtigen Leben kann keine Wirklichkeit spiegeln. Erzwungene Gefolgschaft muss Schrecken verbreiten.

Der Sieg Hollywoods über viele nationale Filmindustrien macht das Leben noch nicht zum Duplikat dieser meist einfältigen Beschreibungen von Gut und Böse.

Geschichte nur als Geschichte von Personen zu erzählen, ist heute, in unserer Zeit von unglaublich komplexen Arbeitsprozessen, ein Kindermärchen.

Russland und das Gebiet, was heute die Ukraine ist, teilen eine lange gemeinsame Geschichte. Für den geborenen Ukrainer Nikolai Wassiljewitsch Gogol war Russland seine Heimat, der Anstoß seines kritischen Schreibens.

Europa braucht Russland, wie auch immer die Russen ihr Land gestalten. Die gesamte europäische Moderne ist ohne Russland undenkbar. Russland ist ein wichtiges Land im Spannungsfeld Europas. Wir wollen Frieden mit Russland.
Der französische Historiker Emmanuel Todd beschreibt die russische Militäroperation als eine „defensive Invasion“!

Jetzt ist es ein Krieg, der von westlicher Seite mit Hilfe der Ukraine durchgepeitscht werden soll. Man will Russland isolieren und vernichten. Warum? Was soll diese ständige Personifizierung des Bösen? Der Präsident Russlands ist für mich medial erträglicher, weil er nicht ständig wie der ukrainische Präsident in Kostüm und Maske in die Kameras drängt und fremde Texte aufsagt.

Die mediale Art und Weise der Personalisierung von Konflikten wird der Situation in keinster Weise gerecht.

Ohne Frieden kein Leben. Die moderne Militärtechnik verlangt Sicherheitsgarantien, schon um tödliche Fehler auszuschließen.

Es ist eine Kriegserklärung, dem Wunsch Russlands nach Sicherheitsgarantien nicht zu entsprechen. Russland, das mit dem Abzug seiner Truppen und der Auflösung des Warschauer Paktes die Konfrontation zwischen Ost und West beendete, wird jetzt zum Gegner erklärt? Wieviel Amnesie ist nötig, um diese Geschichtsvergessenheit für wahr zu halten? Es gibt keine Zukunft ohne Vergangenheit.

Die USA müssen nicht die Welt beherrschen, mit welcher Propaganda, welchem Narrativ auch immer geschmückt. Missionierung ist der Kolonialismus von heute. Nein, der amerikanische Traum darf kein Albtraum für die Welt werden.

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