Wenn rund um den Erdball tagtäglich auf der Basis eines diabolisch und akribisch konstruierten Killervirus-Märchens unzählige Menschen in den Tod getrieben, Kinder und Alte körperlich und seelisch misshandelt, die Grundrechte einkassiert und die Ökonomien systematisch zerstört werden, dann haben wir es nicht einfach nur mit dem Bösen zu tun, sondern mit dem „radikal Bösen“ im Sinne Hannah Arendts. Diesen Begriff bezieht Arendt auf Gräueltaten, die, wie der Nationalsozialismus und der Stalinismus, „nicht hätte(n) passieren dürfen“, die man „unter keinen Umständen akzeptieren kann“ und für die es „keine Strafe gibt, die adäquat wäre“ (1).
Der gute und böse Mensch
Mit dem Phänomen des Bösen haben sich viele Philosophen beschäftigt, und einige hochbedeutende Vertreter dieser Zunft sind dabei — vom heutigen Standpunkt aus betrachtet — kläglich gescheitert. Doch der Reihe nach. Zunächst einmal ist festzuhalten, dass weitgehend Einigkeit darüber herrscht, dass Immanuel Kant zuzustimmen ist, wenn er der Natur des Menschen sowohl die Anlage zum Guten als auch den Hang zum Bösen zuschreibt. Der Königsberger Philosoph widerspricht damit einem anderen großen Denker, Gottfried Wilhelm Leibniz, der davon überzeugt war, dass der Mensch sich vom Bösen befreien könne.
Doch wie sollte der Mensch sich jemals von etwas befreien können, das seit jeher zu seiner Natur gehört? Aber Kant selbst kommt auch nicht viel besser weg, denn dieser leitet aus der Befähigung des Menschen zum vernünftigen Gebrauch der Freiheit ab, dass der Mensch zumindest darauf hoffen könne, sich auf dem Weg eines beständigen Fortschritts zum Guten, zum Besseren zu befinden.
Aus heutiger Sicht kommt man nun aber gar nicht darum herum, diese Hoffnung Kants ein für alle Mal ad acta zu legen, denn die auf ihn folgenden Jahrhunderte waren geprägt von Kriegen, Gemetzeln und nie zuvor gesehenen Völker- und Massenmorden, in denen der Mensch als blutrünstige Bestie in Erscheinung trat.
Auch der gegenwärtige weltumspannende Corona-Humanozid, eines der größten, wenn nicht das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte, führt uns vor Augen, dass die Menschheit nicht im allergeringsten Maße zur Reife fähig ist, sondern ganz im Gegenteil immer tiefer in der Barbarei versinkt.
Freilich wird solchen anthropokritischen Äußerungen regelmäßig mit dem Vorwurf der Schwarzseherei begegnet, denn: „Alles ist erlaubt, außer am Menschen zu zweifeln“, wie der französische Romancier Louis-Ferdinand Céline hervorhob. Indes: „Pessimismus ist nur ein anderer Ausdruck dafür, sich nichts vorzumachen“, so Günther Anders im Jahre 1990, also zwei Jahre vor seinem Tod, im Gespräch mit dem österreichischen Philosophen Konrad Paul Liessmann.
Das radikal Böse
Als konkrete Auslöser beziehungsweise Ursachen des Bösen gelten gemeinhin vor allem der Machtwille, also das unbändige Verlangen, andere Menschen oder ganze Völker zu beherrschen, eine sadistische Veranlagung und natürlich die Gier nach materiellem Reichtum. Andere wirkmächtige Wurzeln des Bösen werden hingegen gerne übersehen, daher sollen sie im Folgenden einmal beleuchtet werden.
Hannah Arendt gehört zu den philosophischen Köpfen, die sich besonders intensiv mit dem Bösen befasst haben. Sie notierte 1953 in ihrem „Denktagebuch“: „Es gibt das radikal Böse, aber nicht das radikal Gute. Das radikal Böse entsteht immer, wenn ein radikal Gutes gewollt wird“, was später von ihr anhand der Französischen Revolution veranschaulicht wurde (2). Vermitteln der um eine drastische Bevölkerungsdezimierung und eine Verdunkelung der Sonne bemühte Bill Gates sowie der Great-Reset-Fan Klaus Schwab etwa nicht den Eindruck, von einem grenzenlosen Sendungsbewusstsein beseelt und felsenfest davon überzeugt zu sein, die Welt vor den viel zu vielen Menschen retten zu müssen, die den Planeten so arg verschmutzen und außerdem auch noch drauf und dran sind, eine globale Klimakatastrophe herbeizuführen?
Auch die Marxisten wollten ja bekanntlich etwas — aus ihrer Sicht (!) — radikal Gutes, nämlich nichts weniger als die Schaffung eines irdischen Paradieses, in dem es keine Klassen mehr gibt und alle Menschen gleich sind. Aus ihrer hegelianisch-dialektischen Perspektive waren Polizeigewalt, Terror, Entzug der Freiheitsrechte und Internierungslager unumgängliche Vorstufen auf dem Weg zu diesem glückseligen Zustand.
Der Mensch als fanatischer Götzendiener
Möglicherweise ist dies der größte Makel des Menschen: unentwegt das radikal Gute zu wollen. Der moderne Mensch mag zwar gottlos sein, doch ist er nach wie vor ein Wesen, das in allerhöchstem Maße auf das absolut Gute als seiner finalen Bestimmung/Behausung ausgerichtet ist, dem er sich mit Unbedingtheit, mit Grenzenlosigkeit hingeben, unterwerfen kann. Soweit ich sehe, hat niemand diese fatale Kombination aus Projektion und Fanatismus im Wesenskern des Menschen so brillant beschrieben wie der rumänische Philosoph Emil M. Cioran, weshalb dieser hier ausgiebig zu Wort kommen soll:
„Götzendiener aus Instinkt, münzen wir Erträumtes und Ersehntes in Unbedingtheiten um. Die Geschichte ist nur ein Nacheinander falscher Verabsolutierungen, eine lange Reihe von Tempeln, die Scheinbarem zu Ehren errichtet wurden, sie ist das Sicherniedrigen des Geistes vor dem Unwahrscheinlichen.
Selbst wenn er von ihr abrückt, bleibt der Mensch im Banne der Religion, reibt er seine Kräfte auf im Ersinnen von Trugbildern, die er fieberhaft zu Göttern erhebt: sein Fiktions- und Mythenhunger trägt den Sieg über das Augenfällige und die Lächerlichkeit seines Tuns davon. Dass er der Anbetung fähig ist, trägt die Schuld an sämtlichen Verbrechen, die er begeht: wer einen Gott über Gebühr liebt, zwingt auch die andern zu dieser Liebe, ist entschlossen, sie auszurotten, falls sie sich weigern sollten (…)
Neben demjenigen, der über seine Wahrheit verfügt, ist der Teufel eine recht blasse Erscheinung (…) Hier, in der Geschichte, gibt es Gewissheiten in Hülle und Fülle: man räume mit ihnen auf, man räume namentlich mit allem auf, was aus ihnen folgt, — und man wird das Paradies neu erstehen sehen. Was ist der Sündenfall denn weiter als die Jagd nach einer Wahrheit, als die Gewissheit, sie erreicht zu haben, als die Gier nach Dogmen, in denen man sesshaft wird? So entsteht der Fanatismus, jener Kapitalfehler, der den Menschen Geschmack finden lässt an Tatkraft, Prophetentum und Terror (3).
Die Entmenschlichung des Menschen
An Hannah Arendt anknüpfend und nicht zuletzt auch das gegenwärtig vor unseren Augen sich vollziehende Corona-Massenverbrechen berücksichtigend ist festzuhalten, dass das radikal Böse seit dem 20. Jahrhundert in noch nie zuvor dagewesenen Dimensionen in Erscheinung tritt. Begleitet wird diese Entwicklung von einem Phänomen, das zu den Hauptmerkmalen der Moderne gehört und sich in den letzten Jahrzehnten enorm intensiviert hat: die Entmenschlichung des Menschen.
„Der Mensch — das ist es, was wir in unserer Seele zu suchen haben. Und dennoch gibt es einen wahren Furor, in sich selbst das am wenigsten Menschliche zu suchen (…) Welche Narrheit, dass wir den Wesensgrund loswerden wollen, der uns allen gemeinsam ist …; dass wir uns dessen entledigen möchten, was bewirkt, dass wir einander Nächste sind; was die Mutter der Liebe, der Menschlichkeit ist — also letztlich den Menschen loswerden wollen, den wahren, wirklichen Menschen, das Vermächtnis der Spezies“, schrieb Miguel de Unamuno (1864 bis 1936), der neben José Ortega y Gasset bedeutendste Philosoph Spaniens (4).
Die Entmenschlichung des Menschen ist aber keineswegs rein intrinsischer Natur, wie sich aus Unamunos Äußerung herauslesen lässt, sondern wird — wie wir noch sehen werden — maßgeblich durch bestimmte, für die Moderne charakteristische externe Faktoren verursacht. Zudem besteht eine Wechselbeziehung zwischen der Entmenschlichung und dem radikal Bösen:
Das radikal Böse trägt zur Entmenschlichung des Menschen bei, und der zunehmend entmenschlichte Mensch hat immer weniger Hemmungen, das dem Wollen des radikal Guten entspringende Böse zu akzeptieren und umzusetzen.
Hierzu passt, dass Hannah Arendt das radikal Böse mit der „Überflüssigmachung von Menschen als Menschen“ in Beziehung setzt — siehe hierzu ausführlicher unten.
Die Entartung zum rein funktionalen Wesen
Den Verlust des Menschlichen in der Moderne haben neben Unamuno viele andere Denker beklagt, wie beispielsweise Theodor W. Adorno, der auch gleich eine überzeugende Erklärung für diese Entwicklung anzubieten weiß: In einem Gespräch mit Max Horkheimer und Eugen Kogon für den Hessischen Rundfunk — gesendet am 4. September 1950 — führt er aus, dass die Menschen sich in der zunehmend verwalteten Welt selbst in Verwaltungsobjekte, in rein funktionale Wesen — „potentielle Angestellte eines einzigen riesigen Monsterunternehmens“ — verwandeln, indem sie dazu tendieren, von den in früheren Jahrhunderten erworbenen Eigenschaften nur jene zu bewahren, die ihnen ein Fortkommen beziehungsweise Überleben innerhalb dieser Verwaltungs-/Funktionsmaschinerie erlauben, wie etwa „eine bestimmte Art von Tüchtigkeit, von Raschheit des Blicks, von Promptheit der Reaktion, von Wendigkeit (…) auch eine bestimmte Art der Härte gegen andere und gegen sich selbst“ (5).
Gleichzeitig würden sie all die Eigenschaften verlieren, die dieser Anpassung im Wege stehen, Eigenschaften, „die wir bis heute eigentlich als die gerade menschlichen (…) angesehen haben“, wie insbesondere die Impulse und Leidenschaften und die Spontaneität. Adorno weiter:
„Man könnte beinahe sagen, die Menschen verlieren überhaupt das, was einmal Charakter war, die geprägte Eindeutigkeit ihres Ich, das sie von der Vergangenheit übernehmen und in die Zukunft hinein bewahren, weil ja dieses Ich gewissermaßen ein Ballast ist, der ihnen das Fortkommen innerhalb der gesellschaftlichen Riesenmaschine nur schwer machen könnte.“
Der Verlust von Bildung und Herzensbildung
Durch die vielbeklagte Bildungskatastrophe der letzten Jahrzehnte, zu der nicht zuletzt auch die in den Schulen praktizierte politisch-korrekte, neomarxistische Gehirnwäsche und Gleichschaltung zählen, hat sich der Rückzug des Menschlichen, der Spontaneität, der Persönlichkeit freilich noch verschärft.
Noch gravierender dürfte sich jedoch der dramatische Verlust der Herzensbildung, also einer reichen und differenzierten Gefühls- und Empfindungsfähigkeit, bei den seit ihrer frühen Kindheit mit „Smartphonitis“ infizierten „Digital-Generationen“ auswirken (6). Denn weitestgehend aufs Funktionale reduzierte und „herzverblödete“ „Serienmenschen“ werden der Versuchung durch das Böse deutlich weniger entgegenzusetzen haben als — einigermaßen — intakte Persönlichkeiten, die noch über eine solche, den seelisch gesunden Menschen kennzeichnende Herzensbildung verfügen.
Die Überflüssigmachung von Menschen als Menschen
Die Überlegungen zum Verlust der Menschlichkeit führen uns wieder zurück zu Hannah Arendt, die im März 1951 in einem Brief an den Philosophen Karl Jaspers das radikal Böse mit der „Überflüssigmachung von Menschen als Menschen“ in Verbindung bringt:
„Was das radikal Böse nun wirklich ist, weiß ich nicht, aber mir scheint, es hat irgendwie mit den folgenden Phänomenen zu tun: Die Überflüssigmachung von Menschen als Menschen (nicht sie als Mittel zu benutzen, was ja ihr Menschsein unangetastet lässt und nur ihre Menschenwürde verletzt), sondern sie qua Menschen überflüssig zu machen. Dies geschieht, sobald man alle unpredictability (Unvoraussagbarkeit; St. B.) ausschaltet, der auf Seite des Menschen die Spontaneität entspricht“ (7).
Der total überwachte, besitz- und bargeldlose Mensch der angestrebten Neuen Weltordnung wird freilich genau dies erfüllen: Er wird absolut voraussagbar und somit als Mensch überflüssig gemacht worden sein.
Nach Arendt haben die Nationalsozialisten in ihren Konzentrationslagern diese Überflüssigmachung von Menschen qua Eliminierung ihrer Spontaneität und Individualität systematisch betrieben und so Marionetten erschaffen, die nicht mehr a-gierten, sondern bis zu ihrem Tod nur noch — und zwar vollkommen vorhersehbar — re-agierten. Eine Methode, mit der Hitlers Schergen die Individualität töteten, war beispielsweise das Kahlscheren der Köpfe der KZ-Insassen. Gesichtsmasken sind hierzu aber auch sehr gut, ja sogar noch viel besser geeignet, besonders, wenn man sie den Menschen bereits im zarten Kindesalter aufzwingt.
Die Überflüssigmachung von Menschen als Menschen ist nach Hannah Arendt aufs Engste verknüpft mit der wahnhaften Vorstellung eines allmächtigen Menschen:
„Dies alles wiederum entspringt, oder besser hängt zusammen mit dem Wahn von einer Allmacht (nicht einfach Machtsucht) des Menschen. Wäre der Mensch qua Mensch allmächtig, dann wäre in der Tat nicht einzusehen, warum es die Menschen geben sollte — genauso wie im Monotheismus nur die Allmacht Gottes ihn zu EINEM macht. In diesem Sinne: die Allmacht des Menschen macht die Menschen überflüssig“ (8).
Damit wären wir wieder bei Bill Gates, Klaus Schwab und den sich ebenfalls allmächtig dünkenden Transhumanisten und Big-Tech-Eliten angelangt. Diese wollen in der Zukunft nicht mehr von Milliarden minderwertiger Menschen belästigt werden, die ihnen darüber hinaus auch noch ihre Heimstätte, ihr irdisches Götterreich, zerstören.
Daher beabsichtigen sie, die Menschheit drastisch zu reduzieren und den überlebenden Rest mittels geeigneter Instrumentarien, wie etwa Plandemien, Bargeldabschaffung und Enteignungen, zu versklaven. Hinzu kommt die Überzeugung dieser Psychopathen und Größenwahnsinnigen, dass trans- und posthumane Kreationen dem gewöhnlichen Menschen haushoch überlegen sind beziehungsweise sein werden, weshalb sie zur Bedürfnisbefriedigung der gottgleichen Auserwählten viel besser geeignet seien als die antiquierten, überflüssigen, so arg lästigen und defizitären Menschen.
Ganz unzweifelhaft nähern wir uns gegenwärtig mit Riesenschritten der bei weitem bedeutendsten Weichenstellung in der Geschichte der Menschheit. Da der Mensch sich in Notsituationen mitunter alter, eingerosteter Tugenden und Fähigkeiten besinnt, bleibt uns bei all dem angebrachten, ja unausweichlichen Pessimismus doch immerhin der Hoffnungsfunke, dass die sich gegen die Menschen, gegen das Menschsein richtende Neue Weltordnung noch verhindert wird — von der Menschlichkeit der Menschen.
Quellen und Anmerkungen:
(1) Hannah Arendt: Denktagebuch. 1950 bis 1973, München/Berlin, Piper, 2020, Seite 7.
(2) Ebenda, Seite 341.
(3) E. M. Cioran: „Lehre vom Zerfall“, in: ders.: Werke, Frankfurt am Main, Suhrkamp, 2008, Seite 685 bis 687.
(4) Zitiert in: Antonio Machado: Campos de Castilla/Kastilische Landschaften. 1907 bis 1917. Herausgegeben und übertragen von Fritz Vogelgsang, Zürich, Ammann, 2001, Seite 314 folgende.
(5) https://www.youtube.com/watch?v=89o2VYn7MJc
(6) https://www.theeuropean.de/stefan-barme/entmenschlichung-und-totalitarismus/
(7) Hannah Arendt/Karl Jaspers. Briefwechsel 1926 bis 1969. Herausgegeben von Lotte Köhler und Hans Saner, München, Piper, 1985, Seite 202.
(8) Ebenda.