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Das Poetikon

Das Poetikon

Dichtung für eine (R)evolution aus Geist und Liebe. Teil 4.

Friedrich Hölderlin
Aus: Brief an Johann Gottfried Ebel, Frankfurt, 10. Januar 1797 (Auszug) sowie Zitaten aus „Hyperion oder der Eremit in Griechenland“

Diese kleine Hölderlin’sche Textcollage stammt aus einem Hölderlin-Beethoven-Projekt, das wir ursprünglich für dieses besondere Jahr 2020, in dem die beiden visionären Künstler ihren 250. Geburtstag feiern, geplant hatten.

Angesichts des Blutbads der Französischen Revolution erkannten viele der zeitgenössischen Künstler, so auch Friedrich Hölderlin, dass diese Revolution vereinnahmt worden war, und distanzierten sich von jenen Kräften, die seither das politische Geschehen fest in ihren Händen halten. (Das ist eine lange Geschichte, bitte jeder für sich recherchieren.) Heute wissen wir, dass es eine von bestimmten Interessengruppen in Szene gesetzte Revolution gewesen war. Dieses Phänomen kennen wir auch aus der jüngeren Vergangenheit.

Über die Jahrhunderte wandelten sich zwar die Etiketten, der Ungeist aber blieb der gleiche. An den Früchten ist er zu erkennen: Obwohl „Demokratie“ draufsteht, gleicht die globale Bündelung an Macht, die sich uns gerade in dieser Krisenzeit demonstriert, dem Faschismus. Den hatten wir doch um jeden Preis auf immer und ewig verhindern wollen und nun keimt er wieder auf.

Schleichend kommt er über die Hintertür der Globalisierung, des allgegenwärtigen Handelsrechts und des freien Marktes. Viele Jahre sahen es nur wenige, jetzt zeigt sich die groteske Verzerrung allen, die sehen wollen.

Friedrich Hölderlin hat seine Zeilen im Grunde für uns geschrieben. Zu Lebzeiten blieb er seinen Mitmenschen ein Rätsel. Erst wenn man seine Texte aus einer spirituellen Ganzheitlichkeit heraus philosophisch liest, erschließt sich ein Bild der All-Verbundenheit: gelebte Transzendenz, Sprach-Musik, die einen mehr ins Sein und Erfahren leitet als in mentale, analytische Erkenntnis.

Hölderlin schreibt in der Vorrede seines lyrischen Briefromans „Hyperion“:

„Wer bloß an meiner Pflanze riecht, der kennt sie nicht,
und wer sie pflückt, bloß, um an ihr zu lernen, kennt sie auch nicht.
Die Auflösung der Dissonanzen in einem gewissen Charakter ist weder für das bloße Nachdenken, noch für die leere Lust.“

Es ist ein zeitloses, heilsames Erfahrungsbad.

Im Vorwort zum elften Band der Frankfurter Hölderlin-Ausgabe heißt es:

„An den Leser, keinen anderen, sind diese Briefe gerichtet; (…) der gleich ihm die lange Nacht durchleidet. Einem Fremden im eigenen Land, noch nicht gekauft, noch nicht vergiftet. Einen, der sich weder verraten, noch aufgegeben hat; der kein Rudel anführt, in keinem mitläuft. Einem Hoffenden unter Verzweifelten. Das Gesagte gilt einem anderen Deutschland …“ — und dieses Deutschland rührt sich jetzt. Widerstand formt sich, der die spaltenden Lager überwindet.

Diese Nacht war lang. Lang ließen wir uns in die Irre führen, manipulieren, spalten und kollektiv versklaven. Doch jetzt ist eine Grenze erreicht, der Rubikon überschritten. Die aktuelle Situation infolge der restriktiven menschenrechtsverletzenden Zwangsverordnungen offenbart die wahren Absicht der Herrschenden unter dem Deckmantel einer (in Szene gesetzten) Krankheit unmissverständlich und das große Erwachen der (Welt-)Bevölkerung kommt. Die Saat dieses Erkennens keimt und die Menschen verstehen, von welchem verbrecherischen System sie regiert werden.

Das charakterisiert Hölderlin mit der „Revolution der Gesinnungen und Vorstellungsarten“ auch. Er meint es zunächst spirituell, als einen individuellen Prozess, den jeder Mensch für sich selbst durchmacht. Aber dieser Prozess des Erwachens wirkt sich dann kollektiv aus und klärt vor allem auch die Sicht auf die weltlichen, politischen Dinge. Man erkennt, was gespielt wird. Man erkennt die Inversion aller Werte, das spaltende, diabolische Konstrukt, dem wir aufgelegen sind. Dieses Erwachen erfolgt nun in einem rasanten Tempo.

Wer sehr tiefgründig die politische Dimension Friedrich Hölderlins für unsere heutige Zeit entschlüsselt hat, ist der deutsche (Sozial)Philosoph und Semiotiker Johannes Heinrichs. Aus seinem Buch „Revolution aus Geist und Liebe — Hölderlins ‚Hyperion‘ durchgehend kommentiert“ speist sich der Impuls für diese POETIKON-Reihe.

Die Welt, die gerade zugrunde gerichtet wird, ist die der Umnachtung. Jetzt ist der Augenblick gekommen, all die Visionen, die unsere Herzen höher hüpfen lassen, konkret anzugehen, Sterbebegleiter und Geburtshelfer zugleich zu sein, das Heft in die Hand zu nehmen.

Wir sind die, auf die wir gewartet haben, auf die auch Hölderlin gewartet hat. Aus dem dumpfen und niedrig gehaltenen Herdenbewusstsein erwachend zu freien Individuen mit Gruppenbewusstsein, indem wir die Verletzungen und Verbrechen der Vergangenheit transzendieren und für das wirkliche Menschenrecht im Einklang mit der Schöpfung stehen: für Freiheit, Frieden und Freude am Leben.

All dies finden wir in Hölderlins Wortwelt verwoben, die uns auf dieses Bewusstsein mit himmlischen Harmonien einschwingt und uns Mut macht, selbstverantwortlich zu sein und zu handeln.

Danke Friedrich Hölderlin!


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