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Das parasitäre Imperium

Das parasitäre Imperium

Unter dem Deckmantel der Seuchenbekämpfung werden die Gräben der amerikanischen Gesellschaft immer weiter vertieft. Teil 3/3.

von Hiroyuki Hamada

Antichinesisches Ressentiment

Ich habe bereits hier und hier kurz über China und das Virusgeschehen geschrieben. Dieses Thema ist nach wie vor von entscheidender Bedeutung, da China sich weiterhin als größtes Hindernis für die westlich-kapitalistische Hegemonie erweist. Obwohl China voll in die globale Marktwirtschaft integriert ist, widersteht es weiter einer westlichen Beherrschung seines sozialen Gefüges durch westliche Neoliberalisierung und Finanzialisierung.

Das ist vollkommen nachvollziehbar, wenn wir den eigentlichen Grund erfassen, warum sich China der Marktwirtschaft geöffnet hat: Es hat dies getan, um seine wirtschaftlichen Aktivitäten der Führung der Kommunistischen Partei Chinas zu unterstellen. Das ermöglicht China, wirtschaftlich zu wachsen und seine Bevölkerung zu versorgen und dabei eine Infiltration durch westliche Propaganda, die Entwicklung aus dem Western gesteuerter Schwarzmärkte und einer westlich-kapitalistischen Umstrukturierung der chinesischen Sozialstruktur zu verhindern. Deswegen werden wir heute mit antichinesischer Rhetorik überflutet.

Alle westlichen Kriege sind letztlich imperialer Natur. Der Krieg gegen das Virus ist da keine Ausnahme.

Diejenigen, die innerhalb des kapitalistischen Rahmens agieren — einschließlich jener, die beanspruchen, sich den Lockdowns und den experimentellen Covidinjektionen zu widersetzen — drücken ihre Verachtung gegenüber dem imperialen Feind mit einer Geste aus, die ihre Treue zum Imperium zum Ausdruck bringt, selbst wenn sie sich gegen ihre Feudalherren stellen müssen.

Historisch gesehen vollziehen sich die Mobilisierungen des westlichen Kapitalismus — der Krieg gegen die Armut, der Krieg gegen Drogen, der Krieg gegen den Terror und andere —, die seine strukturelle Integrität umformen und perpetuieren, im Tandem mit imperialer Dynamik. Die Slogans und Gesprächsthemen haben immer antikommunistische/ antisozialistische Elemente enthalten.

Im Krieg gegen Drogen ging es ebenso um die Zerstörung von Minderheitsgesellschaften wie um die Zerstörung lateinamerikanischer Bewegungen, die sich der US-Hegemoniewidersetzten. Der Krieg gegen den Terror endete mit Zerstörung von Ländern des Nahen Osten, die in unterschiedlichem Maße mit der US-Hegemonie kooperiert hatten. Die USA tolerieren schlicht kein alternatives System, das die Lebensfähigkeit sozialer Beziehungen außerhalb des imperialen Rahmens demonstriert.

Millionen sind umgekommen. Jeder Hundertste wurde zum Flüchtling. Länder wurden zerstört. Die Eigendynamik des Krieges gegen den Terror verschärfte den institutionalisierten Rassismus und die strukturelle Gewalt auch in den USA, indem er letztlich die Menschen durch den National Defense Authorization Act, den Patriot Act, die Installation des Überwachungsstaats, die Militarisierung der Polizei und dergleichen ihrer Rechte beraubte.

China hat schon, bevor es mit seiner Revolution den sozialistischen Pfad einschlug, kapitalistische Angriffe durch Kolonialismus, Kolonialkriege, chemische/biologische Attacken, Stellvertreterkriege, Propagandakampagnen, Regimewechseloperationen, Handelsembargos, Handelssanktionen, Wirtschaftskriege und mehr erlebt. China kennt das alles.

Es gibt einen Grund, warum wir immer und immer wieder hören: „China ist beteiligt“, „Das chinesische System kommt“ und „China verletzt die Menschenrechte“. Denn der Krieg gegen das Virus folgt derselben Regel. Er restrukturiert unsere Gesellschaft zur Stärkung der Oligarchie und die Dynamik der Ausbeutung und Unterwerfung verhält sich analog zur imperialen Gewalt gegen ins Visier genommene Länder. Deswegen umgeben Hunderte Militärbasen China, während eine Vielzahl von Propagandaprojekten durchgeführt werden — Hong Kong, Tibet, die Uiguren, fortgesetzte Lügen über den Platz des Himmlischen Friedens, regelrechte Täuschungen, die behaupten, China habe Millionen seiner eigenen Bürger getötet.

Solange die im Westen aufgebaute Widerstandsbewegung im Rahmen imperialer Ausbeutung und Unterwerfung bleibt, wird sie letztlich dem Imperium sehr effektiv dienen. Das Pendeln zwischen Faschismus und Sozialdemokratie funktioniert auch innerhalb der imperialen Dynamik. Beispielsweise wurde Nazi-Deutschland durch US-Industrien kultiviert, um die UdSSR anzugreifen, und sein Scheitern diente den USA zur Rechtfertigung, ihre imperiale Hegemonie aufzubauen. Allgemein bekannt ist, dass Nazi-Wissenschaftler und sogar einige politische Figuren vom US-Imperium absorbiert wurden, siehe Operation Paperclip.

Die derzeit sich entwickelnde Atmosphäre ist nicht neu oder nicht tödlicher als das imperiale Wesen selbst. Entscheidend ist, diese Dynamik zu verstehen. Gelingt dies nicht, würde dies eine weitere Schwingung innerhalb des Imperiums ermöglichen, die das Imperium perpetuieren könnte. Oberflächlich betrachtet scheint China Teil jener Dynamik zu sein, die allgemein als „Great Reset“ bezeichnet wird. Doch inzwischen rüsten die NATO-Verbündeten im Pazifik auf, um China militärisch einzukreisen.

China steht unter einem enormen Druck, die vom Westen betriebene Finanzialisierung und Neoliberalisierung der Sozialstruktur zu akzeptieren. Die Situation erinnert stark daran, wie die UdSSR und ihre Verbündeten einer Politik der Eindämmung unterworfen und eingekreist wurden. China scheint, wie ich kurz verdeutlichen werde, die Dynamik deutlich zu erkennen.

Oder aber, der faschistische „Great Reset“ könnte zu einem modernen Wirtschaftsnazismus auswachsen, um seinem Gegenpart innerhalb der westlichen Hegemonie Legitimation zu verschaffen, ganz so wie die USA nach dem Zweiten Weltkrieg ihren imperialen Status erlangten. Die Geschichte könnte sich plötzlich wiederholen. Eine solche Möglichkeit ist nicht auszuschließen. Aber wer will schon ein weiterer Nazi werden, der vom Imperium vernichtet wird?

Alle Spieler verstehen diese Dynamik. Die USA werden nicht zulassen, dass ihre eigenen Verbündeten ihre eigenen Interessen gefährden, während einige Verbündete eifrig darauf bedacht sind, dem Imperium zu gefallen, indem sie ihre Rolle bei der Durchsetzung imperialer Imperative spielen — sehen Sie sich an, wie die drakonischen Maßnahmen zur Förderung der Big-Pharma-Impfstoffe zusammen mit Digitalisierung, Finanzialisierung und den restlichen Zielen der Vierten Industriellen Revolution in Australien, Kanada und anderen Ländern gewaltsam vorangetrieben werden.

Vielleicht sollte hier die Rolle Israels in der imperialen Dynamik hervorgehoben werden, um diese Dynamik zu verdeutlichen. Die Gewalt, die vom israelischen Regime gegen Nachbarländer und darüber hinausgeht, dient der auf kriegsorientierten US-Wirtschaft und bestraft gleichzeitig jene, die sich der imperialen Hegemonie widersetzen. Israel spielt den gewalttätigen Wachhund für das Imperium unter dem Schutzschild der USA, nimmt die Schuld dafür auf sich und behauptet sich so in dieser imperialen Beziehung. Im Krieg gegen das Virus hat Israel seine Rolle treu gespielt, indem es seine Bevölkerung unerbittlich geimpft und zugleich verschiedene Begleitmaßnahmen durchgesetzt hat.

Nochmals: Um den Krieg gegen das Virus zu verstehen, muss die imperiale Dynamik verstanden werden.

Derweil ist sich China offensichtlich seiner Position innerhalb der imperialen Dynamik bewusst: China ist nicht bereit, sich selbst eine tödliche neoliberale Umstrukturierung der Art aufzuerlegen, wie sie die UdSSR bei ihrer Zerschlagung durchmachte. Außerdem ist China nicht bereit, auf seinem Boden irgendeine Form von Kolonialkriegen einschließlich biologischer Attacken, Stellvertreterkriege und Wirtschaftskriege zu akzeptieren. Wenn China seine ökonomische Sphäre als Teil seines Sozialismus chinesischer Prägung betrachtet, ist es nur logisch, dass China den mit dem Virusgeschehen verbundenen Wellen westlicher sozial-politisch-ökonomischer Strukturanpassungen angemessen begegnen muss.

Vor dem Hintergrund, dass die USA den größten Haufen Massenvernichtungswaffen sowie Hunderte Biowaffenanlagen weltweit besitzen und solche Waffen im Koreakrieg und bei anderen Gelegenheiten tatsächlich eingesetzt haben, geht es den Westen nichts an, wenn China beschließt, sich auf potenzielle westliche Bioangriffe mit allem Mitteln vorbereitet, die es für notwendig erachtet.

Den Westen geht es nichts an, wenn China seine eigenen Covidimpfstoffe und Infektionsmaßnahmen gegen das Virus entwickelt, um seine finanzielle Souveränität gegen westliche Wellen neoliberaler Strukturanpassung und Finanzialisierung im Zusammenhang mit Covid zu verteidigen.

Ebenso wenig geht es den Westen etwas an, wenn China schließlich mit all dem Erfolg hat und die Gelegenheit nutzt, um seine wirtschaftliche Lebensfähigkeit, seinen wissenschaftlichen Fortschritt und seine internationale Präsenz mit der überwältigenden Zustimmung der Bevölkerung zu stärken.

Parasiten, die paralysierte Wirte verschlingen

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Nacht der Reichen, Diego Rivera, 1928.

Angst zu schüren und Menschen gegeneinander auszuspielen, um die bedingungslose Autorität von Unternehmen über zerrissene Familien, zerstörte Gemeinschaften sowie hoffnungslos und hasserfüllt gewordene Einzelpersonen zu etablieren, ist nichts, was die Natur für uns Menschen vorgesehen hat.

Wir betrachten Parasiten, die paralysierte Wirte verschlingen. Das ist das eigentliche Wesen einer unmenschlichen Gesellschaftsformation namens Kapitalismus, die von Karl Marx präzise beschrieben wurde.

Entlarvend ist, dass diese Formation selbst von denen, die behaupten, „Widerstand zu leisten“ „Kommunismus“ genannt wird.

Auch hier fungieren die kolonisierten Institutionen letztendlich als Käfige für den Kapitalismus. Sie arbeiten zusammen, um das Kastensystem neu zu kalibrieren.

Wieder und wieder wurden wir getäuscht. Wir werden mobilisiert, um rituelle Schlachten in politischen Theatern zu spielen. Wir werden mobilisiert, um „Aktivismus“ in sozialen Theatern zu spielen. Wir werden mobilisiert, um auf den Kulturbühnen gute Bürger zu spielen. Wir werden mobilisiert, um in kolonialen Kriegsschauplätzen „andere“ zu bekämpfen. So lange wir in dem von den Oligarchen vorgegebenen Rahmen herumrennen, schieben wir einander nur den Schwarzen Peter zu und wir arbeiten weiter an der Feineinstellung der eigentlichen feudalen Hierarchie, die uns als entbehrliche Wesen gefangen hält.

Der Reichtum und die Macht, die von parasitischen Minderheiten gehortet werden, gehören ihr niemals. Sie sind Segnungen der Natur und der Menschheit und gehören zu der Harmonie unter uns. Diese Oligarchen haben nur eines — sie sind astronomisch reicher als alle übrigen. Sie monopolisieren, was uns allen gehört, um die Menschheit und die Natur zu domestizieren.

Aber das Leben lässt sich in ihrem primitiven Käfig nicht bändigen. Also haben sie das Leben modifiziert, dass es in den eng gesteckten Rahmen ihres Herrschaftsbereiches passt: Wir sind dümmer geworden, wir sind weniger mutig, wir sind zynischer und heuchlerischer.  Nichts davon ist akzeptabel, egal aus welcher Perspektive wir es betrachten.

Die gegenwärtige soziale Formation ist extrem zerstörerisch für unsere Spezies. Wenn es uns nicht gelingt, die Situation zu erfassen, werden Gentherapeutika, Psychopharmaka, Verhaltenskonditionierung und Ähnliches in zunehmendem Maß eingesetzt, um die Sachlage zu verschärfen, unseren Geist und unsere Körper in Waren zu verwandeln, während unser Leben mehr und mehr digitalisiert und finanzialisiert wird.

Sobald wir zu Konsumgütern verkommen, sind wir geplanter Obsoleszenz, verminderter Qualität, geingerer Diversität und so weiter ausgesetzt, genau wie alle anderen Gegenstände um uns herum.

Sie breiten ihre Tentakel aus, während sie die sozialen Institutionen übernehmen. Sie drosseln und verstärken nach Belieben die Rollen der Institutionen bei der Orchestrierung der materiellen Realität, um sie ihren eignen Interessen anzupassen. Auch hier paralysieren Menschen mit Illusionen, Lügen, Täuschungen, Drogen, mit Zuckerbrot und Peitsche und fressen uns bei lebendigem Leibe. Wir haben diese parasitäre Gesellschaftsformation nicht verdient.

Wir brauchen ein System, das verlässlich sicherstellt, dass die materielle Realität eine Harmonie von Mensch und Natur widerspiegelt. Die lächerlichen Rituale der korporatistischen Politik, die korporatistischen Gesundheitsparolen und so weiter werden sicher nichts dazu beitragen, uns aus diesem Feudalismus des Geldes und der Gewalt herauszuholen.

Wie können wir alle einen kleinen Schritt zurücktreten und einen Blick auf das werfen, was wirklich vor sich geht, und die Parasiten als das bezeichnen, was sie sind?

Wie können wir erkennen, dass dieselben Kolonisatoren, die Länder auf der ganzen Welt zerstört haben, einen asymmetrischen urbanen Psychokrieg gegen uns begonnen haben?

Uns wird gesagt, dass wir alle in einem Boot säßen, nur damit wir am Ende doch aufeinander schießen. Wir sollen die Kurve abflachen, nur um dann zu sehen, wie unsere Gemeinschaften abgeflacht und von Konzernen verschlungen werden.

Wie können wir unsere Gemeinschaften mit auf unseren Bedürfnissen beruhenden sozialen Beziehungen aufbauen?

Wie können wir soziale Institutionen aufbauen, die uns helfen, eine soziale Formation zu bilden, die uns allen dient?

Die Parasiten verschlingen ihre Wirte, weil sie nicht in der Lage sind, sich am kreativen Prozess des Lebens zu beteiligen. Sie müssen lügen und täuschen, um die unterworfene Bevölkerung gefangen zu halten, sodass die gefangenen Wesen gezwungen sind, das Imperium für die Parasiten zu erbauen. Die Parasiten sind nicht die allwissenden Götter, als die sie sich selbst gerieren.

Damit wir überleben und die Segnungen des Universums als eine der Spezies auf unserem Planeten wahrnehmen könne, müssen wir diesen zerstörerischen Zustand erkennen und ihn irgendwie überwinden.

Wir sind keineswegs die Einzigen, die schreien. Wir sind nur ein Bruchteil einer riesigen Dynamik der Menschheit, die auf die offensichtliche Notlage unserer Spezies aufmerksam machen will.

Die folgenden Worte äußerte George L. Jackson kurz bevor er im San-Quentin-Gefängnis in Kalifornien ermordet wurde. — Ich danke John Steppling dafür, dass er dieses Zitat kürzlich erwähnte:

„Legt euren Streit bei, kommt zusammen, begreift die Realität unserer Lage, versteht, dass der Faschismus bereits da ist, dass bereits Menschen sterben, die gerettet werden könnten, dass weitere Generationen ein armseligen abgestumpftes Halbleben führen werden, wenn ihr nicht handelt. Tut, was getan werden muss, entdeckt eure Menschlichkeit und eure Liebe in der Revolution“ — George L. Jackson.

Wie Fred Hampton sagte: „Sie können einen Revolutionär töten, aber nicht die Revolution.“


Hiroyuki Hamada ist ein 1968 in Japan geborener, vielfach ausgezeichneter Künstler und Bildhauer. Er lebt in den USA.


Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien am 10. Januar 2022 unter dem Titel „Parasite Empire Unravelled“im Blog [Wrong kind of green] [https://www.wrongkindofgreen.org/]. Er wurde von Thorsten Schewe vom ehrenamtlichen Rubikon-Übersetzerteam übersetzt und vom ehrenamtlichen Rubikon-Korrektoratsteam lektoriert. Aufgrund der Länge wird die Übersetzung in drei Teilen veröffentlicht.

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