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Das Medien-Versagen

Das Medien-Versagen

Tagesschau und Monitor verbreiten Propaganda statt ausgewogener Information.

So wären wir auch geradezu enttäuscht, wenn die berühmte Bild-Zeitung jetzt plötzlich einem faktenbasierten Journalismus huldigen würde. Bild-Chef Julian Röpcke ließ es sich nicht nehmen, wieder einmal frei von jeglichen Beweisen oder Indizien zu behaupten, das Online-Magazin Rubikon sei Teil einer Hetzkampagne der russischen Regierung, um die weisen Corona-Prophylaxe-Maßnahmen unserer deutschen Regierung zu unterlaufen. Die Rufe nach Aufrechterhaltung der Grundrechte auf einer Kundgebung in Berlin waren demnach direkt vom Kreml gesteuert.

Dümmer geht’s nimmer, Herr Röpcke! Das ist nun wirklich die Niveauklasse eines fünfjährigen Buben, der sich eine besonders blöde Ausrede einfallen lässt, weil er was ausgefressen hat.

Wie gesagt, Herr Röpcke darf das, denn er hat keinen öffentlich-rechtlichen Versorgungsauftrag auf Information. Was ihn, nebenbei bemerkt, natürlich nicht immun macht gegen zivilrechtliche und strafrechtliche Konsequenzen seines Tuns.

Von öffentlich-rechtlichen Medien jedoch kann man Journalismus erwarten und nicht Propaganda. Journalismus bedeutet: man stellt die Position von Person A möglichst akkurat dar, und dann die anderslautende Position von Person B, um dann zu untersuchen, was ist richtig an A und an B, um dann in einem ganz persönlichen Statement die eigene Position darzulegen, deutlich erkennbar. In der Schule entsprach das früher dem dialektischen Besinnungsaufsatz. War dereinst auch bei Spiegel-Artikeln der immer wiederkehrende Dreischritt: These-Antithese-Synthese.

Demgegenüber versucht Propaganda, mit manipulativen Mitteln den Adressaten zu überrumpeln durch Weckung von Ängsten und Hoffnungen unter Umgehung der kritisch-analytischen Fähigkeiten des Adressaten. Propaganda und Public Relations gehen aus der Werbung hervor, sind aber längst auch in die Sendeformate der öffentlich-rechtlichen Medien eingeflossen, tröpfchenweise, bis aus den Tröpfchen die heutige Flut politischer Propaganda geworden ist.

Bekannte machten mich darauf aufmerksam, dass in der Tagesschau ein Artikel-Titel von mir in die Kamera eingeblendet wurde. In einer Mischung aus Belustigung und einem mulmigen Gefühl der Bedrohung sah ich mir die Tagesschau-Aufzeichnung an, die bei YouTube auf den 2. April 2020 datiert ist.

In der Tat war mein Artikel als eines von zwei Beispielen für verschwörungstheoretische Artikel beim Portal KenFM angeführt worden. Der Titel meines Textes: „Coronakrise: ein asymmetrischer Krieg der Superreichen gegen die restlichen 99 Prozent?“. Man beachte das Fragezeichen am Ende der Titelzeile. In der Tat vollziehe ich in meinem Essay den klassischen journalistischen Dreischritt. Ich stelle die offizielle Lesart und ihre Präsentation durch bekannte Politiker vor. Um sodann in der Antithese die Rationalität dieser Position in Frage zu stellen. Um schließlich in der Synthese Fakten herbeizuziehen, die helfen könnten, eine Erklärung für die von mir wahrgenommene Irrationalität der offiziellen Corona-Politik zu finden.

Selbstverständlich mache ich meine eigene Position von Anfang an schon deutlich. Es wird dadurch erkennbar, dass ich meine Wahrnehmung der Corona-Krise vortrage, also keinesfalls beanspruche, im Besitz der alleinseligmachenden Wahrheit zu sein.

Der Tagesschau-Beitrag kehrte in überarbeiteter Form als ARD-Sendung Monitor wieder. Dieser Beitrag hat es in sich. Er beginnt mit den Worten: „Dieser Mann hat es in den letzten Wochen zu großer Bekanntheit gebracht – Wolfgang Wodarg!“. Der Flensburger Lungenarzt und langjährige SPD-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Wodarg ist im Porträt zu sehen. Mit schaurigem synthetischen Ambient-Sound unterlegt. Das wirkt wie ein Steckbrief: „Fragwürdige Expertisen“. Das ist schon pure Stimmungsmache. Verschwiegen wird, dass sich mit jedem Tag mehr Ärzte, Humanbiologen oder auch Juristen der Position von Wodarg angeschlossen haben. Auch damals schon, Anfang April.

Das ist eine Methode, die schon bei Julian Assange praktiziert wurde. Man pickt sich einen prominenten Vertreter einer missliebigen Richtung heraus und statuiert ein Exempel. Dazu gesellt sich, dass seit Kurzem die private Webseite von Wodarg ohne Angabe von Gründen gesperrt worden ist. Man muss sich Sorgen machen um die Sicherheit von Herrn Wodarg. Die Pharmaindustrie hat ihn auf dem Kieker, seitdem Wodarg die Rolle der Pharmaindustrie beim Rinderwahnsinn, bei der Schweine- und Vogelgrippe aufgedeckt hat.

Damals hatten die Regierungen vieler Staaten Unmengen von Impfstoffen und Präparaten gekauft, weil die Weltgesundheitsorganisation vor Massenepidemien gewarnt hatte, die dann aber partout nicht eintreten wollten. Öffentlich-rechtliche Medien wie z.B. Frontal 21 hatten damals Wolfgang Wodarg als Kronzeugen gegen diese gigantische Verschweng öffentlicher Mittel aufgeboten. Anscheinend hat die Pharmalobby seitdem fleißig daran gearbeitet, diese medialen Schlupflöcher der unbequemen Wahrheiten zu schließen.

Jetzt brandmarken Monitor und Tagesschau Wodarg als einen verantwortungslosen Verharmloser einer gefährlichen Epidemie. Es gibt, so lernt man, die Vereinfacher und auf der anderen Seite die Experten. Als solchen stellen die Monitor-Reporter uns jetzt Herrn Doktor Gérard Krause vor. Am Schreibtisch im weißen Kittel belehrt uns Krause, dass es so harmlos ja wohl nicht sein kann, bei den vielen Toten. Herr Krause arbeitet am Helmholtz-Zentrum in Braunschweig, erfahren wir. Was wir nicht erfahren: Krause arbeitete in leitender Position von 2000 bis zum Jahre 2013 beim Robert Koch-Institut. Er ist also Teil jenes Personals, das von der Bill und Melinda Gates-Stiftung über Johns Hopkins University, World Health Organisation direkt zum Robert Koch-Institut im Sinne der Covid-19-Kampagne tätig ist. Das zu erwähnen wäre hilfreich gewesen.

Auftritt ein weiterer Experte, nämlich Jan Rathje von der Antonio Amadeu-Stiftung. Er spricht über einfache und griffige Verschwörungserzählungen, auf die verunsicherte Menschen in Krisenzeiten gerne zugreifen würden. Die Antonio Amadeu-Stiftung genießt den Rang einer halb-offiziellen Instanz der Wahrheitsfindung in Kooperation mit der Bundesregierung. Jährlich mit der stattlichen Summe von 900.000 Euro aus Steuermitteln bezuschusst, berät jene Stiftung die Regierung und Menschen im Bereich der politischen Bildung, was gut und was böse ist.

Chefin der Amadeu-Stiftung ist Annetta Kahane. In der DDR arbeitete sie als IM Victoria der Stasi zu und horchte den dissidenten Schriftsteller Thomas Brasch aus. Als Beauftragte für Hate Speach amtierte bei der Amadeu-Stiftung die Politologin Julia Schramm. Selbige trat unter anderem bei Twitter mit seltsamen Botschaften auf: „Bomber-Harris Flächenbrand — Deutschland wieder Ackerland“; „Sauerkraut Kartoffelbrei — Harris Feuer frei!“ oder: „Deutschland ist eine Idee — Deutschland darf getötet werden!“ (1). Ob der Vertreter einer derart seltsamen öffentlich-privaten Instanz geeignet ist, uns über die Hintergründe von Verschwörungstheorien zu unterrichten, darf bezweifelt werden.

Als nächster Experte tritt auf: Professor Dr. Michael Butter. Ein Literaturwissenschaftler, der sich auf Verschwörungstheorien spezialisiert. Butter hat europaweit das Projekt COMPACT gegründet. In diesem Pool sollen Erkenntnisse über Verschwörungstheorien gesammelt und Strategien zu deren Bekämpfung entwickelt werden. Butter hat die Forschungsarbeit von Daniele Ganser als „Wissenschaftssimulation“ bezeichnet.

Doch die Krönung der Auslese stellt die noch relativ unbekannte Psychologin Pia Lamberty von der Universität Mainz dar: „Verschwörungstheorien zeichnen sich dadurch aus, dass Menschen glauben, dass es eine dunkle Macht gibt, die im Geheimen Böses tut!“ Aha. Glaubt Frau Lamberty im Ernst, dass alle Strategien und Pläne mächtiger Personen und Institutionen öffentlich verhandelt werden? In der Sprache von Frau Lamberty sind Leute, die Power Structure Research betreiben, offenkundig unmündige Kinder, die „Böses“ vermuten.

Da ich Frau Lamberty noch gar nicht kannte, habe ich mir ihre wissenschaftlichen Aufsätze einmal angeschaut – und wurde rasch fündig. In einem Manuskript (2) kommt Lamberty mit ihrem Ko-Autor Roland Imhoff zu der Schlussfolgerung, dass es eine signifikante Korrelation gibt zwischen der Neigung zu Verschwörungstheorien und der Vorliebe für alternative Medizin. Das bedeute im Umkehrschluss nicht, dass Anhänger der alternativen Medizin automatisch Anhänger von Verschwörungstheorien seien, stellt sie zur eigenen Absicherung klar.

Der Informationsdienst Wissenschaft stellt die Publikation von Frau Lamberty vor: „Westliche Industrieländer verfügen über ein hoch entwickeltes Gesundheitssystem und eine leistungsfähige Versorgung. Trotzdem wenden sich viele Menschen, gerade auch in Deutschland, komplementären und alternativen Methoden zu, selbst wenn davor ausdrücklich gewarnt wird.“ Und zitiert Lamberty mit den Worten: „Je stärker die Verschwörungsmentalität einer Person ausgeprägt ist, desto mehr befürwortet diese Person alternative Verfahren und umso mehr lehnt sie konventionelle Heilmethoden wie Impfungen oder Antibiotika ab.“

Wen wundert es, dass diese Publikation von Lamberty/Imhoff von den einschlägigen Internet-Portalen der Pharmaindustrie äußerst wohlwollend besprochen wird. Müssen wir damit rechnen, dass in naher Zukunft ein neues Krankheitsbild „Verschwörungsmentalität“ definiert wird, für das die einschlägige Zunft Heilmethoden anbietet? Wir dürfen gespannt sein...

Bleiben noch die alternativen Medien. Ein Soziogramm präsentiert uns eine Vielzahl von Medien unterschiedlichster Art. Zunächst jene Medien, die evidenzbasiert Artikel veröffentlichen wie KenFM, Rubikon, Eingeschenkt TV oder RT Deutsch. Als Beispiel einer völlig abgedrehten Weltsicht eben mein Artikel.

Doch schnell richtet sich der Fokus auf andere Medien: Heiko Schrang sagt in einem grünen Garten mit Buddha im Hintergrund: Angst macht hart, und wer hart ist, kann gebrochen werden. Wer will dagegen eigentlich etwas einwenden? Dann Klartext TV und Antizensurkongress aus der Schweiz. Schließlich Jürgen Elsässers Zeitschrift COMPACT mit einem Horror erzeugenden Titelblatt. Eine Tour de Force in wenigen Minuten. Äpfel und Birnen in einem Korb. Es endet mit dem rauschenden Finale: einfache Wahrheiten sind gefährlich für die Gesellschaft. Denn wer das heimtückische Corona-Virus verharmlose, sei indirekt mit verantwortlich an dem Tod gefährdeter Personen.

Starker Tobak. Mächtiger emotionaler Abgang. Aber: was hat das mit seriösem Journalismus zu tun? Wo bleibt die faire Erörterung unterschiedlicher Positionen? Stattdessen werden uns hier so genannte „Experten“ präsentiert, die selber Teil des Problems sind. Die selber mit der Corona-Maschinerie eng verbandelt sind.

Während täglich immer mehr Menschen aus der Schockstarre erwachen und gegen die vollkommen unverhältnismäßige Corona-Prophylaxe protestieren, umso verbissener bunkern sich die Protagonisten der Corona-Maschinerie um den mittlerweile meist gehassten Mann Deutschlands, den regierungsamtlichen Seuchenberater Christian Drosten ein.

Sollte der Corona-Spuk noch einmal ein Ende finden, dann muss in großem Stil auch über die Wiederherstellung der Pluralität der Meinungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gesprochen werden. Doch zunächst gleichen wir von den alternativen Medien dieses Demokratie-Defizit mit bescheidensten Mitteln aus. So lange das noch möglich ist.

Nachbemerkung: der in diesem Artikel erwähnte Arzt Dr. Gérard Krause hat sich inzwischen den Kritikern der regierungsamtlichen Corona-Prophylaxepolitik angeschlossen.


Quellen und Anmerkungen:

(1) Dokumentiert in Markus Fiedlers Dokumentation „Zensur“ auf 1:22.42:
(2) Pia Lamberty/Roland Imhoff: Powerful Pharma and its Marginalized Alternatives? Effects of Individual Differences in Conspiracy Mentality on Attitudes Toward Medical Approaches, Mainz April 2018

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